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Hold on tight (Englisch im ÖPNV)
geschrieben von Fahrgast1414 
Zitat
Alter Köpenicker
kürzlich fuhr ich in einem Gelenkbus und eine Mutti erklärte ihrem Nachwuchs, es handelt sich um einen Ziehharmonikabus.

Der Begriff leuchtet ein, wegen der Umwandung des Übergangs zwischen beiden Wagenteilen mit sowas ziehharmonikaartigem.

Mir ist der Begriff "Ziehharmonika" beim Gelenkbus auf jeden Fall nicht im geringsten fremd vorgekommen.

Der eine achtet auf die technische Verbindung, der andere auf die äußere Erscheinung.


Und da ich grad dabei bin, hier ein Schritt zur Erlösung des Users mit dem Berliner Kfz-Kennzeichen:

Stock ist kurz für Stockwerk, und das kommt vom Hausbau, von den "Stöcken", d.h. Trägern her, die eine Zimmerdecke tragen und das darüberliegende Stockwerk oder Etage. Deck kommt aus dem Schiffsbau, ursprünglich von der Abdeckung des Schiffskörpers: "auf Deck sein". Heutzutage haben Schiffe nicht nur ein Unterdeck, sondern viele Decks, man zähle man die Decks eines schwimmenden Hochhauses alias Kreuzfahrtschiff…

Ob man nun die Etagen in einem mehrstöckigen Bus nach Stockwerken oder nach Decks zählt, ist egal. Es sind i.d.R. nur zwei.


immer noch keine richtige sig
Also ich nenne den "Ziehharmonikabus" schon seit meiner Kindheit nur Gelenkbus. Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass Gelenkbusse für mich als ehemaliger Nord-Bremer nichts Besonderes waren, da unsere Hauslinien fast ausschließlich von N4021 und anfangs auch von O305G bedient wurden.
Dementsprechend verwundert war ich nach unserem Umzug ins Havelland, wenn Mitschüler "Oh, ein Schlenki" gerufen haben. Diese waren und sind aber im ländlichen HVL-OPR-Grenzgebiet eben selten.

Um mal auf das Thema "Hold on tight" zurückzukommen: Kann es sein, dass diese Ansage jetzt in kürzeren Abständen abgespielt wird, als das alte "Zu Ihrer eigenen Sicherheit..."? Auf dem 165 letzte Woche kam die Ansage gefühlt jede zweite Haltestelle, was auf Dauer recht nervig wurde.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.07.2019 16:03 von GN4210.
Zitat
Chris97
Also ich kann mich aus meiner kindheit auch noch an den Begriff "Schlenki-Bus" erinnern...

Nach meiner Erinnerung kommt der Begriff "Schlenki" von den Ikarus Bussen, deren Nachläufer nicht angetrieben waren und daher hinter dem vorderen Teil hinterher "schlenkerten".

Nach dem Mauerbau waren m. E. auf dem AS4 (Zoo - Stölpchensee über die AVUS) zeitweilig Reise-Omnibusse im Einsatz, bei denen zwei Teile durch eine Kupplung und einen durch Faltenbälge (also ähnlich einer Zieharmonika) geschützen Übergang verbunden waren und, glaube ich, als Omnibuszüge bezeichnet wurden. Sie waren wohl ein Kompromiss gegenüber dem Einsatz von Anhängern, die damals schon verboten waren.

Beste Grüße
Harald Tschirner



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.07.2019 16:28 von Harald Tschirner.
Zitat
Harald
Nach meiner Erinnerung kommt der Begriff "Schlenki" von den Ikarus Bussen, deren Nachläufer nicht angetrieben waren und daher hinter dem vorderen Teil hinterher "schlenkerten".

Taten sie das? Ich hab's noch nie genau verglichen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass man von außen betrachtet einschätzen kann wo ein Gelenkbus seine angetriebene Achse hat. Oder ist das möglich? Habe ich noch nie drüber nachgedacht. Auch im "Westen" gab es Gelenkbusse mit Motor an der zweiten Achse.

Das Schlenkern kann ich mir schon eher bei dem zweiten beschriebenen Fahrzeug vorstellen...

Zitat
Harald
(...) bei denen zwei Teile durch eine Kupplung und einen durch Faltenbälge (also ähnlich einer Zieharmonika) geschützen Übergang verbunden waren (...)

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Zitat
Philipp Borchert
Taten sie das? Ich hab's noch nie genau verglichen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass man von außen betrachtet einschätzen kann wo ein Gelenkbus seine angetriebene Achse hat. Oder ist das möglich? Habe ich noch nie drüber nachgedacht. Auch im "Westen" gab es Gelenkbusse mit Motor an der zweiten Achse.

Das musste man für die Bezeichnung ja auch nicht einschätzen können. Die Bezeichnung kam möglicherweise zustande, weil die Busse "schlenkerten", die angetriebene Achse war nur Ursache für das "Schlenkern", aber nicht direkt für den Antrieb.

Die ersten Gelenkbusse waren in Ost und West quasi Standardbusse mit angebautem Anhänger. Erst mit der zweiten "Standardbus"-Generation in den frühen 1980er-Jahren gab es dann Schubgelenkbusse, die hinten eben nicht nur mehr oder weniger einen Anhänger hatten, sondern bei denen der hintere Busteil stärker in die Fahrzeugtechnik integriert war (Antrieb, Knickschutz usw.). Der Ikarus 280 wurde mehr oder weniger zeitgleich zur ersten "Standardbus"-Generation entwickelt, war also insofern bei seiner Einführung auf dem internationalen Stand der Technik. Er hat nur eben bis zur Wende keinen Nachfolger mehr bekommen.
Zitat
Philipp Borchert
Auch im "Westen" gab es Gelenkbusse mit Motor an der zweiten Achse.

Das Schlenkern kann ich mir schon eher bei dem zweiten beschriebenen Fahrzeug vorstellen...

Zitat
Harald
(...) bei denen zwei Teile durch eine Kupplung und einen durch Faltenbälge (also ähnlich einer Zieharmonika) geschützen Übergang verbunden waren (...)

Sicher, der nicht angetriebene Nachläufer war ja bis zur Erfindung der Schubgelenkbusse, die ersten waren m. E. die M/B O305G, der Normalfall, in West-Berlin gab es sie nicht. Sicher haben auch diese Nachläufer irgendwie "geschlenkert", aber wohl nur die (Ost-) Berliner Schnauze hat für die Ikarus 180 und 280 den Begriff Schlenki gefunden.

Im Gegenstück dazu wurden, zumindest in Fachkreisen, die zweiachsigen Ikarus 556 und 260 als "Hackis" bezeichnet, wohl, weil man denen, zumindest optisch, den zweiten Teil weg"gehackt" hatte.

Beste Grüße
Harald Tschirner
Zitat
Lopi2000

Die ersten Gelenkbusse waren in Ost und West quasi Standardbusse mit angebautem Anhänger. Erst mit der zweiten "Standardbus"-Generation in den frühen 1980er-Jahren gab es dann Schubgelenkbusse, die hinten eben nicht nur mehr oder weniger einen Anhänger hatten, sondern bei denen der hintere Busteil stärker in die Fahrzeugtechnik integriert war (Antrieb, Knickschutz usw.). Der Ikarus 280 wurde mehr oder weniger zeitgleich zur ersten "Standardbus"-Generation entwickelt, war also insofern bei seiner Einführung auf dem internationalen Stand der Technik. Er hat nur eben bis zur Wende keinen Nachfolger mehr bekommen.

Schubgelenkbusse baute Ikarus ab 1985, da war von einer Wende noch nichts zu sehen. 1992 fuhr sogar mal so ein Bus testweise in Berlin. Große Verbreitung bekam diese Bauweise aber nicht. Außerhalb Ungarn laufen diese Busse nur in der Slowakei.
Zitat
Harald Tschirner
Nach dem Mauerbau waren m. E. auf dem AS4 (Zoo - Stölpchensee über die AVUS) zeitweilig Reise-Omnibusse im Einsatz, bei denen zwei Teile durch eine Kupplung und einen durch Faltenbälge (also ähnlich einer Zieharmonika) geschützen Übergang verbunden waren und, glaube ich, als Omnibuszüge bezeichnet wurden. Sie waren wohl ein Kompromiss gegenüber dem Einsatz von Anhängern, die damals schon verboten waren.

Bist du dir sicher?
Die in Berlin (West) mangels Absatzzahlen dahinsiechende Firma Gaubschat hat so eine Konstruktion 1953 vorgestellt, hier ein Werbebild des Unternehmens:



Zu einer Serienproduktion kam es m.W. nicht, die Firma ging 1975 nach dem Tod des Geschäftsführers (Sohn des Firmengründers) endgültig in Konkurs.

Allerdings wurden in Westdeutschland aktuelle Gelenkbus-Modelle immer mal wieder auch im Westteil der Stadt eingesetzt. Hier ein Foto am Flughafen Tempelhof um 1961, könnte einer der "Solidaritätsbusse" sein, die nach dem Mauerbau von mehreren deutschen Verkehrsbetrieben an die BVG verliehen worden sind (vermutlich ein Henschel HS160USL).

so long

Mario


Zitat
der weiße bim
Zitat
Harald Tschirner
Nach dem Mauerbau waren m. E. auf dem AS4 (Zoo - Stölpchensee über die AVUS) zeitweilig Reise-Omnibusse im Einsatz, bei denen zwei Teile durch eine Kupplung und einen durch Faltenbälge (also ähnlich einer Zieharmonika) geschützen Übergang verbunden waren und, glaube ich, als Omnibuszüge bezeichnet wurden. Sie waren wohl ein Kompromiss gegenüber dem Einsatz von Anhängern, die damals schon verboten waren.

Bist du dir sicher?
Die in Berlin (West) mangels Absatzzahlen dahinsiechende Firma Gaubschat hat so eine Konstruktion 1953 vorgestellt, hier ein Werbebild des Unternehmens:



Zu einer Serienproduktion kam es m.W. nicht, die Firma ging 1975 nach dem Tod des Geschäftsführers (Sohn des Firmengründers) endgültig in Konkurs.

Allerdings wurden in Westdeutschland aktuelle Gelenkbus-Modelle immer mal wieder auch im Westteil der Stadt eingesetzt. Hier ein Foto am Flughafen Tempelhof um 1961, könnte einer der "Solidaritätsbusse" sein, die nach dem Mauerbau von mehreren deutschen Verkehrsbetrieben an die BVG verliehen worden sind (vermutlich ein Henschel HS160USL).

Der HS160USL war ein echter Gelenkbus und wurde damals von der Bremer Straßenbahn als Solidaritätsbus, ich glaube sogar fabrikneu, zur Verfügung gestellt. Dass man damit die Buslinien 76 u77 betreiben würde, die gerade die Straßenbahn linien 98 und 99 ersetzt hatten, war so sicher nicht im Sinne des Erfinders!
Die oben beschriebenen Züge waren m. W. Reisebusse der Fa. Land&See, die für den Stadtverkehr eigentlich nicht geeignet waren und die man daher auf dem AS4 einsetzte, der auf einem großen Teil seiner Fahrstrecke die Autobahn benutzte und wenig Haltestellen aufwies. Ich meine irgendwo eine Postkarte vom Hardenbergplatz zu haben, auf der so ein Fahrzeug zu sehen ist.

Beste Grüße
Harald Tschirner
Zitat
Harald Tschirner
Der HS160USL war ein echter Gelenkbus und wurde damals von der Bremer Straßenbahn als Solidaritätsbus, ich glaube sogar fabrikneu, zur Verfügung gestellt.

HS160USL-G! Die BVG bekam davon drei Stück geschenkt und verkaufte sie 1963 wieder.

Zitat
Harald Tschirner
Dass man damit die Buslinien 76 u77 betreiben würde, die gerade die Straßenbahn linien 98 und 99 ersetzt hatten, war so sicher nicht im Sinne des Erfinders!

Doch, genau dafür waren sie gedacht. Für den Ersatz von Straßenbahnen wurden sie sogar entwickelt.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Kann es sein, dass hier inzwischen weit vom Thema abgewichen wurde?

Mein Kommentar zu vermeintlichen Fehlern in der englischen Kommunikation:
Englische Informationen sind für alle Fahrgäste gedacht, die die deutsche Sprache nicht beherrschen. Man kann von diesen jedoch nicht erwarten, dass diese deshalb automatisch englisch auf sehr gutem Niveau verstehen - daher ist ein möglichst einfaches englisch im Zweifel zu bevorzugen.
Sprich: "Please leave the train" ist daher gegenüber der weniger bekannten Vokabel "disembark" zu bevorzugen.
Zitat
Giovanni
"Please leave the train" ist daher gegenüber der weniger bekannten Vokabel "disembark" zu bevorzugen.

Disembark habe ich ja noch nie gehört. Aus England kenne ich "please alight here".


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Zitat
Alter Köpenicker
Disembark habe ich ja noch nie gehört. Aus England kenne ich "please alight here".
Siehste, und mir sagt Disembark was - bei "please alight here" würde ich mich eher fragen, wen oder was ich jetzt hier anzünden oder beleuchten soll, und warum? :)

Obwohl ich fast tagtäglich mit Englisch zu tun habe, ist mir "alight" im Sinne von "aussteigen" noch nie untergekommen.
Der Hinweis, möglichst simples Englisch zu benutzen, so dass alle es verstehen, ist also vermutlich nicht so falsch.

~ Mariosch
In England ist alight durchaus üblich. Irgendwo wurde erklärt, der Begriff stamme bereits aus der Postkutschenzeit: beim Aussteigen wird das jeweilige Fahrzeug um das Gewicht des Fahrgastes und ggf. sein Gepäck "erleichtert".

Beste Grüße
Harald Tschirner
Zitat
Mariosch
...Der Hinweis, möglichst simples Englisch zu benutzen, so dass alle es verstehen, ist also vermutlich nicht so falsch.

~ Mariosch
Ganz genau. BART (Bay Area Rapid Transit) sagt an der Endstation "Warm Springs": "This is the last stop on this line. Please leave the train and collect all your belongings". In Amerika wird simples Englisch bevorzugt, da es viele Immigranten - wie mich - gibt (die trotz Aufforderung unseres geliebten Praesidenten nicht in Ihre verkommenen Herkunftslaender zurueckgehen). Im Gegensatz dazu hatte mein Cadillac (wie ich dazu gekommen war, ist eine andere Geschichte) bei nicht ganz geschlossener Tuer im besten Oxford-English (inklusive Aussprache) gewarnt: "Door ajar". So lange man nicht solche Saetze wie: "He made himself me nothing you nothing out of the dust" verwendet, ist Alles im gruenen Bereich.
Henner
Zitat
Giovanni
Sprich: "Please leave the train" ist daher gegenüber der weniger bekannten Vokabel "disembark" zu bevorzugen.

Was einem deutschen Muttersprachler als einfaches Englisch vorkommen mag, muß es nicht für einen englischen Muttersprachler sein, es klingt dann eher wie kitchen english.

"Please leave the Train" = "verlassen Sie den Zug" (an der Endstation, oder wenn der Zug aus anderen Gründen nicht weiterfährt) ist was anderes als "please disembark here for the Museum Island" oder so.


immer noch keine richtige sig
Zitat
md95129
"Door ajar".
Tür nur angelehnt … das mußte ich auch erst nachschlagen.


immer noch keine richtige sig
Zitat
Mariosch
bei "please alight here" würde ich mich eher fragen, wen oder was ich jetzt hier anzünden oder beleuchten soll, und warum? :)

Bitte erleichtern Sie sich hier!
Warum? Das steht ja nun wieder auf einem ganz anderen Blatt.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Hallo zusammen!

Zitat
Alter Köpenicker
Wo wir gerade bei Begrifflichkeiten sind, kürzlich fuhr ich in einem Gelenkbus und eine Mutti erklärte ihrem Nachwuchs, es handelt sich um einen Ziehharmonikabus. Hat das schon mal jemand gehört? Zwar kann man den Begriff einigermaßen nachvollziehen aber mir kam er zuvor nie zu Ohren. Gibt es analog dazu denn auch Ziehharmonikastraßenbahnen und andere Gefährte?

Ich denke, manche Leute erfinden einfach spontan Begriffe für etwas, für das sie den gebräuchlichen Begriff einfach nicht kennen. Wer sich nicht im Detail für Nahverkehr interessiert, kommt mit dem Begriff "Gelenkbus" möglicherweise nie in Berührung.

Und Journalisten springen gerne auf so etwas auf oder benutzen sonst völlig veraltete Begriffe, um Artikel aufzupeppen. Hat jemand von Euch jemals außerhalb eines journalistischen Artikels den Begriff "Pennäler" gehört? In journalistischen Artikeln kommt der immer wieder vor, im allgemeinen Sprachgebrauch scheint der "Pennäler" aber schon mit der Kaiserzeit untergegangen zu sein.

In rund 26 Jahren Berlin habe ich hier auch noch nie jemand von einem "Telespargel" oder einer "Schwangeren Auster" reden gehört. Von angeblichen Spitznamen für das Bundeskanzleramt ebenso wenig.

Viele Grüße
Manuel


p.s.: Schade, das die tollen und interessanten historischen Busfotos nicht in einem geeigneteren Thread gezeigt wurden. Hier hätte ich sie fast verpasst.
Zitat
manuelberlin
Ich denke, manche Leute erfinden einfach spontan Begriffe für etwas, für das sie den gebräuchlichen Begriff einfach nicht kennen.

Ja, die Kundenlatte zum Beispiel.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
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