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Die Zweierlinie liegt halt für eine innerstädtische U-Bahn-Linie doch etwas abseits - für die ursprünglichen Durchmesserlinien der Straßenbahn war sie ideal, bei der jetzigen U2 sorgt sie doch für eine recht seltsame Streckenführung.
In der Tat. Und vielleicht ist das auch der Grund für die Komplettumbauten im 20-Jahres-Rhythmus...
Und ich vermute auch, dass die mit dem Linienkreuz geplante Westverschiebung der U2 in die dichtbebauten Quartiere mitsamt Bahnhof an der Mariahilfer Straße auch mit der ungünstigen Lage der Strecke unter der Zweierlinie zu tun hat. Mal sehen, ob ihr mit der U5 mehr Glück in Form hoher Nachfrage beschieden sein wird - ich bin mir dessen nicht sicher (im Gegensatz zur westverschobenen U2).
Ärgerlich in diesem Zusammenhang ist jedoch, dass einige aus Richtung Westen am Ring endende Linien (z.B. die Straßenbahn 46 und der Bus 48A) ihren Übergang an die U2 endgültig verlieren, die dafür eintretende U5 wird für Umsteigerelationen von diesem Linien kaum von Interesse sein.
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Und auch wenn die Linien 1 und 2 inzwischen wieder zu Durchmesserlinien geworden sind, merkt man die Folgen dieser Politik bis heute. Vom östlichen 2. in den 1. Bezirk muss man teilweise, wenn Start und Ziel nicht zufällig auf der gleichen Linie liegen, für 2-3 km Luftlinie zweimal umsteigen oder längere Fußwege einplanen. Die Linie 31 endet trotz vorhandener Infrastruktur nur zwei Haltestellen vor dem Schwedenplatz, der eines DER wichtigsten innerstädtischen Ziele überhaupt ist, und Umsteigepunkt zur U1.
Da ist zweifellos noch weiter Luft nach oben. Ungewöhnlich - aber auch typisch wienerisch - waren die Proteste gegen die Bildung der Durchmesserlinien. Ein Hauptargument war: "wie verlieren unsere traditionelle Liniennummer". Wo die hingefahren ist, war dann egal.
Die Liniennetzumstellung ergab bei den betreffenden Linien auf Anhieb einen Fahrgastzuwachs von 25% - der Erfolg ließ die Protestler verstummen.
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Das hätte den Umsteigeweg zwischen U2 und U3 doch ziemlich verlängert. :) Aufgegeben wurde die Station "Lerchenfelder Straße".
Stimmt, da lag ich daneben - bin letztes Jahr da auch noch desöfteren umgestiegen. Habe ich korrigiert, danke.
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Unumstritten ist sie trotzdem nicht. Dazu muss man etwas rauszoomen: die neue U2 soll u.a. die stark überlastete U6 entlasten. Und hier wäre die Frage, ob es nicht auch andere Wege gäbe:
Ich kenne die Diskussion - und sie ist auch grundsätzlich nicht ganz unberechtigt. Ich denke auch auch, dass die jetzt neu entstehenden Strecken prinzipiell die letzten relevanten Korridore in Wien sind, wo eine U-Bahn bezüglich Nachfrage durchaus gerechtfertigt ist. Viel mehr weitere Relationen gibt es dann in Wien auch nicht mehr - das Netz deckt dann die Hauptrelationen gut ab. Mehr Potentiale im Schnellbahnbereich - vor allem Richtung Umland - bietet dann ein Ausbau der S-Bahn.
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- Bis in die 80er Jahre fuhr parallel zur heutigen U6 noch eine Straßenbahnlinie, die die Feinerschließung übernahm (Linie 8). Deren Aufgaben wurden bei der Umstellung der Gürtellinie auf den U-Bahn-Betrieb auf die U6 übertragen.
In der Tat, ein absoluter Fehler. Hat insgesamt kräftig Nachfrage gekostet im Kurzstreckenbereich - und die weiter beim ÖPNV verbleibenden Fahrgäste haben dazu geführt, dass die U6 in ihrem Kernabschnitt überlastet ist. Besonders pikant: Die U6 war ja nicht einmal eine neue Strecke, die zusätzliche Relationen angeboten hat, sondern im parallelen Bereich zur Straßenbahn 8 seit Jahrzehnten als Gürtellinie der Stadtbahn im Betrieb war. Die Stilllegung der 8 war prinzipieller Straßenbahnhass par excellence - ohne Rücksicht auf die Fahrgäste.
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- Noch etwas weiter draußen verkehrt die S45 als weitere Tangentiallinie, auch sie auf einer früheren Trasse der Wiener Stadtbahn (aber nach dem 1. Weltkrieg bei den ÖBB verblieben, während die heutige U4 und der Kern der heutigen U6 fortan von der Stadt Wien betrieben wurden, und bis in die 80er Jahre ohne Personenverkehr).
Ja, die S45 auf der jahrzehntelang brachliegenden Vorortelinie ist ein absolutes Erfolgsmodell. Inzwischen mit ganztägigem 10-Minuten-Takt versehen eine sehr interessante Tangentialverbindung im Nordwesten der Stadt.
Die Diskussion um ihre Verlängerungen - an beiden Enden - ist ja nicht ganz neu und hat auch Eingang in den aktuellen Wiener Koalitionsvertrag gefunden - als Forderung nach der Untersuchung der Ring-S-Bahn und des viergleisigen Ausbaus Mödling-Meidling. Mal sehen, was davon irgendwann Früchte tragen wird:
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www.wien.gv.at]
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Die neue U2 wird ohne Frage stark nachgefragt sein, die neue Umsteigestation Neubaugasse soll dann sogar der am zweitstärksten nachgefragte Bahnhof im Netz sein. Die Frage ist, ob man die gleichen Ziele nicht anderweitig (sprich: günstiger) hätte erreichen können.
Die aktuelle Kostenschätzung geht von 2,1 Mrd. EUR aus
Ja, wir sind inzwischen bei innerstädtischen U-Bahn-Strecken bei einer Größe von etwa 200 Millionen Euro / Kilometer angelangt. Die Berliner U5-Verlängerung liegt ja in ihrer Gesamtheit auch in diesem Größenbereich. Ein Grund mehr, sich immer ganz genau zu überlegen, wo wir neue U-Bahn-Strecken benötigen und ob wir die damit verbundenen Ziele nicht effizienter auch anderweitig erreichen können - gerade auch in Berlin mit seinem schon sehr ausgebautem S-/U-Bahn-Netz.
Ingolf