Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 18.09.2019 10:06 |
Admin |
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 18.09.2019 10:08 |
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 18.09.2019 11:19 |
Zitat
Christian Linow
[...] möchte ich das Ganze auch hier zur Diskussion stellen. [...]
Zitat
Christian Linow
Das ist insofern bemerkenswert, als sich der ÖPNV gegenüber 2013 wider den Bundestrend um 2% verschlechtert hat. Im Gegensatz zu Hamburg, wo der Anteil des ÖPNV von 18% (MiD 2008) auf 22% (MiD 2017) kletterte und der des MIV von 42% auf nunmehr 36% sank, ergibt sich für Berlin ein umgekehrtes Bild. Betrug der Anteil des ÖPNV im Jahre 2013 noch 27% (SrV 2013), liegt er jetzt bei 25%, während der MIV von 30% im Jahre 2013 auf 33% zulegte.
Das als positives Indiz für eine Verkehrswende zu verkaufen, gleicht aus meiner Sicht einer Satire. Es sei denn, man setzt aufs Auto!
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 18.09.2019 13:59 |
Zitat
Global Fisch
Ich frage mich, wie die verschiedenen Zahlen zu erklären sind.Zitat
Christian Linow
Das ist insofern bemerkenswert, als sich der ÖPNV gegenüber 2013 wider den Bundestrend um 2% verschlechtert hat. Im Gegensatz zu Hamburg, wo der Anteil des ÖPNV von 18% (MiD 2008) auf 22% (MiD 2017) kletterte und der des MIV von 42% auf nunmehr 36% sank, ergibt sich für Berlin ein umgekehrtes Bild. Betrug der Anteil des ÖPNV im Jahre 2013 noch 27% (SrV 2013), liegt er jetzt bei 25%, während der MIV von 30% im Jahre 2013 auf 33% zulegte.
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 18.09.2019 21:40 |
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 18.09.2019 21:44 |
Admin |
Zitat
Florian Schulz
Dann müssen wir bei deinem Vergleich anfangen. Die Zahlen aus dem Tweet stammen aus der MiD-Studie. Während bei Hamburg der Vergleich korrekt mit MiD-Zahlen gezogen wird, ziehst du für Berlin die Zahlen aus der methodisch anders aufgebauten SrV-Studie heran. Die 2% Unterschied können nämlich auch aus den unterschiedlichen Erhebungsmethoden herstammen. Während beim MiD der Erhebungszeitraum ein Jahr beträgt, ist er beim SrV ein Wochentag.
Zitat
Florian Schulz
Auch die Schlussfolgerung, wonach der VBB in seinem Tweet von einer Verkehrswende spricht, ist nicht nachvollziehbar, da Vergleiche zu vergangenen Studienergebnissen dort gar nicht gezogen werden. Okay, es gibt einen Hashtag #verkehrswende...
Zitat
Florian Schulz
Bemerkenswert finde ich eher das VBB-Diagramm, weil die Balkenlängen nicht zu den Prozentzahlen passen.
Zitat
Ingolf
Weil hier ein wenig mal wieder die berühmten Äpfel mit den ebenso berühmten Birnen verglichen werden...
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 18.09.2019 22:22 |
Zitat
Logital
Gibt es irgendwo in der Stadt einen Korridor der asphalttechnisch zurückgebaut wurde? Haben wir irgendwo heute weniger MIV Aufkommen als früher? Andersrum fahren wir weiterhin seit Jahren 6 Wagen auf der Ringbahn im 5 Minutentakt. Die Bahnen sind voll und wie eh und je.
Achso, der zweite Grund. Mehr Einwohner im Ballungsraum und mehr Touristen.
Zitat
EBostrab
Genau das meine ich ja! Nicht mal Busspuren kriegt der um Ausreden nie verlegene, aber selbstverliebte Senat hin! Mir fällt auch kein Korridor ein, den man zurückgebaut hat, dafür jedoch die Heerstraße, wo man jahrzehntealte Bäume für einen Radweg gefällt hat, der jetzt doch nicht kommt. [www.youtube.com]
Und ich bin das Gesäusel all der Senatsversteher wirklich satt. Diese Koalition hatte lange genug Zeit, buchstäblich etwas zu bewegen
Zitat
Christian Linow
[
Der von Dir bemühte Vergleich der Unterschiede zwischen beiden Befragungen bezieht sich indes auf den Zeitraum 2003 und davorliegend. Seitdem hat man jedoch versucht, beide Erhebungen gerade im Hinblick auf regionale Bedürfnisse zu harmonisieren. U. a. wurde ab dem SrV 2008 der Erhebungszeitraum deckungsgleich zum MiD auf ein Jahr ausgedehnt. nen verglichen [...]
Dem möchte ich insofern zumindest teilweise widersprechen, als nicht nur beim SrV seit 2008 - wie oben erwähnt - Parameter modifiziert wurden, um eine bessere Vergleichbarkeit mit dem MiD herzustellen, sondern umgekehrt vor allem auch beim MiD Voraussetzungen geschaffen wurden, um die Modelle über die Einbeziehung von anderen Daten aus fremden Stichprobenerhebungen wie beispielsweise dem SrV noch weiter verfeinern zu können. Gerade im Hinblick auf die Small-Area-Schätzmethoden hat es Justierungen gegeben.
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 18.09.2019 22:38 |
Zitat
Global Fisch
Bei aller Kritik am aktuellen Senat, die ich teilweise teile: wir reden von Zahlen von 2017. Und die hat, wie auch immer sie sind, nicht der aktuelle Senat zu verantworten.
Zitat
EBostrab
Zitat
Global Fisch
Bei aller Kritik am aktuellen Senat, die ich teilweise teile: wir reden von Zahlen von 2017. Und die hat, wie auch immer sie sind, nicht der aktuelle Senat zu verantworten.
Keine Frage, natürlich trägt dieser Senat ein schweres Erbe, was er nicht zu verantworten hat. Was sich die Senatorin Günther, ihr Staatssekretär Streese und alle übrigen jetzt Verantwortlichen aber sehr wohl zuschreiben müssen, dass man mittlerweile nicht einmal mehr bereit ist, Aktionismus zu zeigen.
Zitat
EBostrab
Ich finde es einfach nur erbärmlich, was in dieser Stadt verkehrspolitisch abläuft!
Berlin, der Ankündigungsweltmeister
So titelte die Zeit 2015 und sprach der damaligen Großen Koalition ein vernichtendes Urteil aus. Ein Fazit, das so 1:1 auch für den aktuellen Senat gilt. Nichts, aber auch so gar nichts, selbst die einfachsten Dinge nicht, werden in die Tat umgesetzt! Immer höre ich von irgendwelchen umgelegten Hebeln, die aber offenkundig keine Wirkung haben. Lieber zieht man sich ins Amtsstübchen zurück und plant und plant und plant und prüft!
Seit Jahrzehnten verspricht man eine Straßenbahn zum Kulturforum, sagt jetzt aber unverhohlen, dass man vor Ende der 2020er gar nicht an einen Baubeginn denken bräuchte. Selbst bei verhältnismäßig einfach umzusetzenden Strecken wie von Adlershof nach Schöneweide kommt man nicht aus dem Quark! Bei Radschnellverbindungen dasselbe Dilemma. Baubeginn nicht vor 2022, wobei man sich fragt, was überhaupt gebaut wird, wenn wie am Königsweg eine Verbreiterung faunistisch nicht machbar, Beleuchtung wegen der Tiere nicht möglich und eine Entmischung der Verkehrsarten nicht gewollt ist! Mal fehlt es an Planern, mal sind es die Bürgereinwände und in Tempelhof-Schöneberg hat die Verkehrswende „Rücken, Herz, Hörsturz – diese Geschichten“.
Und irgendwie kann ich all das allmählich nicht mehr hören, immer ist irgendwas! Wieso schafft man es denn in Hamburg, binnen einer Legislatur ein Stück Radschnellweg zu beschließen und zu bauen, mit Oldenfelde einen neuen U-Bahnhof aus der Taufe zu heben und eine U-Bahnverlängerung wie die U4 baureif planfestzustellen? Wie hat es Osnabrück hinbekommen, 2014 den Radschnellweg nach Belm zu beschließen und dieses Jahr das erste Teilstück zu eröffnen? Wieso brauchte man in Ulm für die zweite Straßenbahnlinie lediglich vier Jahre vom Beschluss bis zur Eröffnung?
Die Früchte unserer bürokratischen Untätigkeit ernten wir jetzt! Oder wie es Honoré de Balzac sagt: „Es gibt nur eine einzige von Zwergen bediente Riesenmaschinerie, und das ist die Bürokratie.“
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 19.09.2019 07:52 |
Zitat
Christian Linow
Hallo,
an sich sind die Ergebnisse des MiD 2017 (Mobilität in Deutschland) schon seit geraumer Zeit bekannt. Da jedoch ausgerechnet der VBB per Twitter die Zahlen zum Anlass nimmt, von einer gelungenen Verkehrswende zu sprechen, und die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz durch Retweet ebenfalls damit wirbt, möchte ich das Ganze auch hier zur Diskussion stellen.
Auf Twitter ließ der VBB heute Morgen verlauten:
Das ist insofern bemerkenswert, als sich der ÖPNV gegenüber 2013 wider den Bundestrend um 2% verschlechtert hat. Im Gegensatz zu Hamburg, wo der Anteil des ÖPNV von 18% (MiD 2008) auf 22% (MiD 2017) kletterte und der des MIV von 42% auf nunmehr 36% sank, ergibt sich für Berlin ein umgekehrtes Bild. Betrug der Anteil des ÖPNV im Jahre 2013 noch 27% (SrV 2013), liegt er jetzt bei 25%, während der MIV von 30% im Jahre 2013 auf 33% zulegte.
Das als positives Indiz für eine Verkehrswende zu verkaufen, gleicht aus meiner Sicht einer Satire. Es sei denn, man setzt aufs Auto!
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 19.09.2019 07:57 |
Zitat
Marienfelde
Der Bevölkerungszuwachs hat sich dagegen bereits verlangsamt (kein Wunder bei einem ausgereizten Wohnungsmarkt).
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 19.09.2019 08:33 |
Admin |
Zitat
Global Fisch
Mag ja alles sein, aber das hat eben nichts mit diesem Thread hier zu tun. Es geht nicht ums "schwere Erbe", sondern darum, dass der Senat 2017 frisch im Amt war und nicht die fraglichen Zahlen verantworten kann.
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 19.09.2019 08:39 |
Zitat
def
Zitat
Marienfelde
Der Bevölkerungszuwachs hat sich dagegen bereits verlangsamt (kein Wunder bei einem ausgereizten Wohnungsmarkt).
Auf das Land Berlin bezogen. Und wenn man die Umlandgemeinden mit einbezieht? Auch jemand, der nach Bernau oder Teltow zieht, arbeitet ja unter Umständen in Berlin.
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 19.09.2019 09:40 |
Zitat
Wollankstraße
Na nichts tun, sich vollmundig vor Prestigeprojekten, z.B. 500 Meter Radweg an der Karl-Marx-Allee sich medienwirksam ablichten lassen und dann nur daran denken, wo die den nächsten Prosecco und die nächsten Schnittchen herbekommen.
Zitat
Regine Günther im Gespräch mit dem Tagesspiegel vom 15.09.2019
Ich hatte gedacht, dass sich viele Elemente von dort einfach auf Berlin übertragen lassen. Aber in Wahrheit ist Kopenhagen auch eine autogerechte Stadt – in der es allerdings ein gutes Radwegenetz gibt. Der öffentliche Raum ist dennoch auch in Kopenhagen im Wesentlichen auf das Auto zugeschnitten. Probleme wie hoher Flächenverbrauch oder fehlende Versickerungsflächen für Starkregen sind dort bisher genauso ungelöst wie bei uns.
Mit dem Radwegebau wurde dagegen schon vor 40 Jahren begonnen, das sieht man natürlich. Hier hat Kopenhagen einen Vorsprung, wobei auch dort viele Kreuzungen und Baustellen oft problematisch sind. Die ideale, für schwächere Verkehrsteilnehmende hundertprozentig sichere Kreuzung gibt es dort auch nicht.
Re: Verkehrswende andersrum: Mehr Wege mit dem Auto in Berlin 22.09.2019 11:36 |
Zitat
EBostrab
(...)
Ach ja, in jenem Step Verkehr aus dem Jahre 2003 gibt es übrigens auch eine Tabelle zum Modal Split von 1998:
Zu Fuß: 25%
Rad: 10%
ÖPNV: 27%
MIV: 38%
Irre, da haben wir ja viel geschafft! Immerhin beim Auto 8% weniger von 1998 bis 2013, wenn man die Zahlen des Senats von 2013 nimmt. Schaue ich mir die oben verlinkte Datei an, fällt mir auf, dass es in Hamburg in ebenso 15 Jahren zwischen 2002 und 2017 sogar 11% weniger Autos sind.
An sich sind mir aber die Zahlen egal. Was ich sehen möchte, sind Tatsachen, die man mir hier seit Jahrzehnten verspricht. Was ich aber höre, ist dann eher so was - auch von Martin Hikel: „Das Mobilitätsgesetz weckt Erwartungen, die von den Verkehrsplanern gar nicht so schnell umgesetzt werden können. Wir können nicht alles gleichzeitig machen.“