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Bau des Hines Turmes am Alexanderplatz
geschrieben von Mont Klamott 
Das Problem auf dem Wohnungsmarkt ist, dass die städtischen Gesellschaften in der Regel nur noch Wohnungen mit WBS vergeben. Wenn man „normal“ arbeiten geht, bekommt man den nicht. Die Berliner Landesregierung kümmert sich hauptsächlich um besagte WBS-pflichtige Sozialwohnungen.
Dem gegenüber stehen Wohnungen von privaten Kapitalanlegern/Fonds etc., deren Preise nur für wenige Personengruppen bezahlbar sind.

Bei den immer gelobten Genossenschaften werden keine Neumitglieder mehr aufgenommen und bei den städtischen Gesellschaften gibt es intern keine Möglichkeit zu wechseln, ist jedenfalls bei „meiner“ WBM so.

Zum Thema zurück: die Hochhäuser am Alex werden nur Kapitalanlegern nützen, normale Mietwohnungen entstehen dadurch nicht.
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821

Zitat
PassusDuriusculus
Solange es also noch Obdachlose gibt, [...]
Die wird es immer geben. Genauso wie es auch Arbeitslose in einer Wirtschaft mit Vollbeschäftigung gibt.

Zitat
PassusDuriusculus
Deshalb komme ich zu dem Schluss: Wohnungen müssten in staatliche Hand. Leute die mit Bau, Renovierung, Verwaltung etc. beschäftigt sind leisten ja etwas und dürfen dafür auch Geld erhalten, was dann aus der danach angepassten Miete kommt.
Natürlich müssen dann auch Wohnungen für alle Klassen gebaut werden und nicht nur eine Luxus-Wohnung nach der anderen, und manchmal eine Sozialwohnung, sondern entsprechend der Gesellschaft für alle Schichten, Unten, Mitte, Oben.
Und dann braucht man nachher für die guten Wohnungen das richtige Parteibuch? 10 Jahre und länger auf einen Umzug von einer Single- in eine Familienwohnung warten? Nein, danke!
Man muss sich nur mal die katastrophalen Zustände auf dem Stockholmer Mietmarkt ansehen.

Der Staat kann sich gerne im Markt beteiligen und sozialen Wohnraum schaffen, um auf den Mietmarkt regulierend einzuwirken. Das ist absolut sinnvoll und begrüßenswert. Und in der Praxis gibt es einige gute Beispiele dafür, dass es funktioniert. Aber staatliches Wohnen für Alle kann nicht die Lösung sein.

Also wer sich heute eine Single-Wohnung leisten kann, hat riesiges Glück. Viele meiner Kollegen wohnen mit 40 noch in WGs und wenn sie Familie und mehrere Kinder haben in einer Zwei-Zimmer-Wohnung.

Und ist es besser 10 Jahre auf eine Wohnung zu warten, bis man eine Wohnung zugeteilt bekommt, oder 10 Jahre von Wohnungsbesichtigung zu Wohnungsbesichtigung zu rennen und für den Vermieter zu unangepasst wirkt?


Arbeitslose ist etwas anderes. Erstens Wenn man den Job wechselt, kann es ja durchaus problemlos mal ein paar Monate Leerlauf zwischendrin kommen, in denen man von Gesparten leben könnte oder auch Hartz4 erhalten kann.

Wer obdachlos ist, erhält keinen staatlichen Wohnheimplatz und Möbellager, bis man wieder eine Wohnung hat



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.12.2019 08:25 von PassusDuriusculus.
Zitat
Mont Klamott
Zum Thema zurück: die Hochhäuser am Alex werden nur Kapitalanlegern nützen, normale Mietwohnungen entstehen dadurch nicht.

Diese Aussage ist nur in sofern richtig, wenn die "Kapitalanleger" diese Wohnung kaufen würden, sie leer stehen ließen und dann auf einen höheren Wiederverkaufswert spekulieren.
Dagegen gibt es bereits jetzt schon Gesetze. Deshalb haben wir in Berlin ja auch einen Leerstand von unter 1%.

Die Wohntürme am Alex nützen insofern auch dem normalen Mieter, weil die die es sich leisten können in den neuen Türmen am Alex und anderen hochpreisigen Wohnungen zu wohnen, als Konkurrenten auf dem gemäßigten Wohnungsmarkt wegfallen.

Das Problem ist und bleibt das Ausbleiben vom Neubau im sozialen Wohnungsbau durch die öffentliche Hand. Dieser Bereich ist nicht nur zum erliegen gekommen, es werden sogar noch weniger Sozialwohnungen.
Zumindest in Berlin wurde dieser Trend nun in diesem Jahr gestoppt, im Bundesgebiet fallen die Zahlen weiter. Was wiederum zur Folge haben dürfte dass noch mehr Menschen aus anderen Bundesländern nach Berlin strömen.

Berlin steht hier vor mehreren Problemen.
1. Bei den Baukosten lassen sich besonders im Innenstadtbereich keine Sozailwohnungen mehr ohne massive Subventionen bauen und vermieten (es kommen noch Grundstückspreise hinzu)
2. Bestehende "Problemviertel" nachverdichten dürfte zu noch größeren sozialen Problemen in den betroffenen Vierteln führen.
3. Baut man auf der "grünen Wiese" am Stadtrand neu, zieht das ungleich große öffentlich Investitionen in die Infrastruktur die dort praktisch nicht vorhanden ist, nach sich.
4. Bei Eintreten von 3. erhöht sich die Pendlerquote und das Verkehrsaufkommen weiter. Bei schlechter Anbindung bleibt das Auto die erste Wahl.
5. Privaten Wohnungsbau zu verhindern erhöht den Druck für die Mieter in der Mitte und am unteren Ende der Einkommen auf dem Wohnungsmarkt, da der Zustrom nach Berlin weiter anhält.

Es wäre also zu einfach und pauschal gesagt dass der Nichtbau der Wohntürme am Alex die Probleme auf dem Berliner Wohnungsmarkt lösen würden.

--
Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog
Zitat
Stefan Metze
3. Baut man auf der "grünen Wiese" am Stadtrand neu, zieht das ungleich große öffentlich Investitionen in die Infrastruktur die dort praktisch nicht vorhanden ist, nach sich.
4. Bei Eintreten von 3. erhöht sich die Pendlerquote und das Verkehrsaufkommen weiter. Bei schlechter Anbindung bleibt das Auto die erste Wahl.

Das sehe ich so schwarz nicht. Öffentliche Infrastruktur in Form von Schulen etc. ist so oder so nötig, wenn die Zahl der Einwohner steigt. Wo man die Investitionen hat, ist nebensächlich. Auf der grünen Wiese ist es vielleicht sogar einfacher, entsprechende Grundstücke zu erwerben.

Und öffentliche Infrastruktur im Sinne des Forumsthemas, also ÖPNV: ich sehe durchaus auch Flächenpotentiale im Einzugsgebiet vorhandener ÖPNV-Strecken, z.B. in Buchholz-Nord oder entlang der 21. Sicher müssten Investitionen erfolgen, z.B. in zusätzliche Stationen (Schönerlinder Straße? Bucher Straße?) und vor allem zusätzliche Fahrzeuge, aber auch nicht in dem Maße, dass neue Bahnlinien durch die halbe Stadt gezogen werden müssen.

Im Einzelfall (!) würde ich auch Kleingartenanlagen in Frage stellen, nämlich dann, wenn sie unmittelbar neben Schnellbahnstationen liegen. Ich denke da z.B. an den S-Bahnhof Plänterwald.

Zu vermeiden sind solche Fehlplanungen wie der Carlsgarten mit z.T. viel zu langen Wegen zur nächsten Station. Vor allem, wenn sie (wie der Carlsgarten) zugleich zu wenig Potential für eine eigene Buslinie haben.
Zitat
Stefan Metze
die die es sich leisten können in den neuen Türmen am Alex und anderen hochpreisigen Wohnungen zu wohnen,

Ich weiß ja nicht, warum man ausgerechnet dort wohnen will und warum es so viele dort hinzieht. Ich möchte so mitten auf dem Alexanderplatz noch nichtmal tot über'm Zaun hängen wollen.

Zitat
Stefan Metze
Das Problem ist und bleibt das Ausbleiben vom Neubau im sozialen Wohnungsbau durch die öffentliche Hand.

Woher kommt denn diese Wahrnehmung? Ich sehe auf all meinen täglichen Wegen überall rege Bautätigkeiten, vor allem von Wohnungen städtischer Wohnungsgesellschaften. Vor kurzem wurde zum Beispiel nach relativ kurzer Bauzeit ein neues, kleines Wohngebiet mit ca. 300 Wohnungen in der Cecilienstraße in Biesdorf seiner Bestimmung übergeben.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Zitat
Mariosch
Google sagt, das durchschnittliche Gehalt in Berlin sind etwa 3100€ brutto. Davon bleiben etwa 1900€ Netto übrig - aber das ist wie gesagt der Durchschnitt, d.h. eine ganze Menge Leute gehen hier im Monat mit weniger netto nach Hause.
Besser nimmt man eigentlich das Mediangehalt, damit Ausreißer nicht so stark ins Gewicht fallen. Praktischerweise liegt das aber auch in Berlin um 3100€ brutto.

3100€ Durchschnitt/Median heißt aber auch, dass eine Menge Leute mit deutlich mehr Gehalt nach Hause gehen. Ich arbeite bspw. in Teilzeit und habe dennoch 4000€ netto (gut, ich bin auch in der Geschäftsführung tätig). Meine Frau arbeitet ebenfalls in Teilzeit und bringt auch 3200€ netto pro Monat mit.
In meinem gesamten Unternehmen geht kein Vollzeitmitarbeiter mit unter 3000€ netto nach Hause (gerade an unseren Standorten in San Francisco und New York verdienen normale Mitarbeiter sogar mehr als ich)

Zitat
Mariosch
Wie gesagt: für eine Wohnung in Top-Lage darf ruhig auch mehr genommen werden, überhaupt kein Ding. Wenn "Top-Lage" allerdings pauschal mit "innerhalb des S-Bahn-Rings" gleichzusetzen ist und sich selbst vielleicht noch in "normale Top-Lage", "gute Top-Lage", "Top-Top-Lage" und "Mega-Top-Lage" unterscheidet mit nochmals höheren Preisen - also dann läuft da irgendwo was falsch, finde ich.
Innerhalb des S-Bahn-Rings entspricht aber durchaus Düsseldorf-Derendorf/Pempelfort oder Hamburg Eppendorf/Rotherbaum/Winderhude. Da dürften Preise von 13-17 Euro pro qm je nach Ausstattung durchaus normal sein.

Ich hätte aber noch konstruktive Vorschläge für das Mietenproblem: Entweder man könnte Mieteinnahmen auf Vermieterseite Einkommensteuerfrei stellen, wenn diese je nach Ausstattung und Lage Mieten von 6 bis 14 Euro pro qm verlangen. Damit hätte der Vermieter unter dem Strich so viel netto wie bislang bei einer Miete von 8 bis 20 Euro brutto). Oder man erlaubt die Abschreibung von bebauten Grundstücken.
Oder man erlaubt den Mietern pauschal 50% der monatlichen Miete von der Steuerlast abzuziehen. Damit hilft man automatisch Geringverdienern und Normalverdienern am meisten.


Zitat
PassusDuriusculus
Also wer sich heute eine Single-Wohnung leisten kann, hat riesiges Glück. Viele meiner Kollegen wohnen mit 40 noch in WGs und wenn sie Familie und mehrere Kinder haben in einer Zwei-Zimmer-Wohnung.
Da praktisch alle Single-Wohnungen vermietet sind, werden sich die Mieten logischerweise genug Menschen leisten können.

Zitat
PassusDuriusculus
Und ist es besser 10 Jahre auf eine Wohnung zu warten, bis man eine Wohnung zugeteilt bekommt, oder 10 Jahre von Wohnungsbesichtigung zu Wohnungsbesichtigung zu rennen und für den Vermieter zu unangepasst wirkt?
Ersteres ist aber eine Dauersitutation. Letzteres sollte nur eine vorübergehende Erscheinung sein.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.12.2019 11:20 von Beförderungsfall Nr. 8821.
Wenn ich lese, was einige unter "normales Gehalt" und vor allem "normale Mieten" verstehen, da wird mir einerseits übel und andererseits fast Angst und Bange, wenn ich an die Zeit nach meinem Studium denke, vor allem als Single...
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Oder man erlaubt den Mietern pauschal 50% der monatlichen Miete von der Steuerlast abzuziehen. Damit hilft man automatisch Geringverdienern und Normalverdienern am meisten.

Über das meiste muss ich nachdenken, aber das ist auf den ersten Blick Quatsch. Auf die ersten 9168 Euro Jahreseinkommen zahlt niemand Steuern. Das bedeutet, dass gerade die Geringverdiener, die schon jetzt wenig oder gar keine Steuern zahlen, wo die Miete aber dementsprechend voll ins Budget reinhaut, gar nichts von diesem Vorschlag hätten.
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
In meinem gesamten Unternehmen geht kein Vollzeitmitarbeiter mit unter 3000€ netto nach Hause (gerade an unseren Standorten in San Francisco und New York verdienen normale Mitarbeiter sogar mehr als ich)

Hierzulande sollte in der Regel nach Tarifverträgen bezahlt werden. Das setzt jedoch eine gewisse Organisiertheit der Arbeitnehmer, aber auch der Arbeitgeberseite voraus.
Wo der Organisationsgrad der abhängig Beschäftigten zu gering ist, um wirksame Verhandlungen zu führen, geht es denen noch zu gut. Immerhin bietet unser Rechtssystem eine gewisse Grundlage für die Verhinderung sozialer Verwerfungen.

Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Wie gesagt: für eine Wohnung in Top-Lage darf ruhig auch mehr genommen werden, überhaupt kein Ding.Ich hätte aber noch konstruktive Vorschläge für das Mietenproblem: Entweder man könnte Mieteinnahmen auf Vermieterseite Einkommensteuerfrei stellen, wenn diese je nach Ausstattung und Lage Mieten von 6 bis 14 Euro pro qm verlangen. Damit hätte der Vermieter unter dem Strich so viel netto wie bislang bei einer Miete von 8 bis 20 Euro brutto). Oder man erlaubt die Abschreibung von bebauten Grundstücken.
Oder man erlaubt den Mietern pauschal 50% der monatlichen Miete von der Steuerlast abzuziehen. Damit hilft man automatisch Geringverdienern und Normalverdienern am meisten.

Durch Steuerverzicht, also geringere Staats- und Landeseinnahmen entsteht kein Wohnraum. Geringverdiener zahlen ohnehin keine Einkommenssteuer, sondern beziehen Wohngeld, sorgen also auf diese Art für die Reduzierung des Landesvermögens.
Im Nachkriegsdeutschland der 1920er Jahre führte die sozialdemokratische Regierung übrigens eine zusätzliche Steuer (Hauszinssteuer) auf die damals aufgrund starker Nachfrage und geringem Wohnungsangebot steigenden Mietpreise für ein staatlich finanziertes Neubauprogramm ein. In dieser Zeit entstanden die heute denkmalgeschützten Genossenschafts-Siedlungen wie Hufeisensiedlung, Wohnstadt Carl Legien und viele andere. Viele Milliarden Reichsmark wurden so noch bis 1943 sozial umverteilt (zum Schluss jedoch für den Krieg eingesetzt).

Zu DDR-Zeiten gab es auch großen Wohnraummangel, und lange Wartelisten bei den Wohnungsämtern, um irgendwann eine kommunale Mietwohnung zu erhalten. Das Problem wurde in den 1980er Jahren durch industriellen Wohnungsbau staatlicher Baubetriebe und Übernahme in den Bestand der kommunalen Wohnungsverwaltung und Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften (mit entsprechender Eigenbeteiligung der potentiellen Mieter) tatsächlich behoben. Die Neubauwohnungen waren wenig luxuriös, aber auch für Geringverdienende bezahlbar und vor jeglicher Mietpreissteigerung sicher.

Viele davon waren in den Nachwendejahren aufgrund sinkender Nachfrage und Leerstand auf Landeskosten abgerissen worden, um für die Vermieterlobby die Mietpreise nicht ins Bodenlose fallen zu lassen. Der Rückbau von Wohnhäusern, Kitas, Schulen, Sporthallen wurde mittels Programm "Stadtumbau Ost" sogar von der EU mitfinanziert!

In der gegenwärtigen Situation sollte der Senat, statt mit Landesmilliarden einst für geringen Erlös privatisierte Wohnungen zurückzukaufen oder gar gegen hohe Entschädigungen zu enteignen, das Wohnungsbaukombinat Berlin als Landesbetrieb neu gründen. Dieser müsste sofort anfangen, anstelle der abgerissenen Wohnbauten kostengünstig neue zu errichten. Damit würde man einen steigenden Teil der Nachfrage in öffentliche Hände übernehmen und so den überhitzten Wohnungsmarkt und den Anstieg der Kaltmieten deutlich reduzieren. Durch die Wiederbebauung am selben Ort würden sich Planung und Genehmigungsverfahren erübrigen oder deutlich reduzieren. Verkehrswege und Erschließung sind an diesen Stadtorten bereits vorhanden.

so long

Mario
Ich bin Mitarbeiter einer Bank in einem internen Bereich, der Trend ist eher, dass nicht mehr nach Tarif bezahlt wird, indem GmbHs gegründet werden, für die ein Haustarifvertrag gilt. Daher würde ich gar keine Wohnung für 1000 Euro bekommen, da die städtischen Wohnungsgesellschaften und viele Vermieter verlangen, dass die Miete nur 1/3 des Einkommens betragen darf.

Wohnungen für die „Mittelschicht“ müssen her, nicht immer nur Sozialwohnungen fordern. Ältere Menschen mit geringer Rente bekommen solche SozialWohnungen gar nicht und um Wohngeld zu bekommen müssen sie ihr Erspartes aufbrauchen.
Sozialwohnungen gibt es im Hartz IV Bereich und für Geflüchtete. Sorry, das ist meine Meinung.

Gruß, Thomas



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.12.2019 21:33 von Mont Klamott.
Mario, (und das sage ich als Mitglied), die Gewerkschaften haben dieses Elend von Prekariat und Armut nicht willentlich, aber wissentlich mitverschuldet, indem sie Tarifverträge unterhalb der Lebenshaltungskosten zustimmten. Ich erinnere hier an die Übergangsbestimmungen für bestimmte Branchen bei Einführung des Mindestlohns. Da gab es etliche Ausnahmen nach unten - weil die Jobs ja tarifgebunden waren. Ich kann nur jedem abhängig Beschäftigten raten, sich zu organisieren, das Geld ist wohlinvestiert, der Rückhalt ist viel, und manchmal bares Geld wert, wenn es mal hart auf hart kommt. Aber man muss nicht verschweigen, dass sich Gewerkschaften oft auch oft um ihre eignen Interessen, und nicht primär um die der Mitglieder kümmern.

Was Du bezüglich Wohnungsmarkt vorschlägst, ist mutig und sozialistischer, als die LINKE es sich zu fordern trauen würde. Die Kommune Wien hat das von Dir beschriebene Modell seit den 1920er Jahren bis in die heutige Zeit weitergeführt und hervorragende Ergebnisse erzielt. (Die Stadt hat seit 100 Jahren stabile sozialdemokratische Mehrheiten, ob es da wohl eine Korrelation gibt...?) Aber auch hier gibt es Einschränkungen des Lobes, die Vergabepraxis ist nicht diskriminierungsfrei und gelinde gesagt gruselig.

Auf die Argumentation von #8821 möchte ich nicht eingehen. Da müsste ich Begriffe verwenden, die die Forumssoftware doch wieder verpixelt, da hat niemand was von.
Zitat
VvJ-Ente
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Oder man erlaubt den Mietern pauschal 50% der monatlichen Miete von der Steuerlast abzuziehen. Damit hilft man automatisch Geringverdienern und Normalverdienern am meisten.

Über das meiste muss ich nachdenken, aber das ist auf den ersten Blick Quatsch. Auf die ersten 9168 Euro Jahreseinkommen zahlt niemand Steuern. Das bedeutet, dass gerade die Geringverdiener, die schon jetzt wenig oder gar keine Steuern zahlen, wo die Miete aber dementsprechend voll ins Budget reinhaut, gar nichts von diesem Vorschlag hätten.

Das ist in der Tat auch mein schwachster Vorschlag. Aber dennoch: Geringverdiener bekommen doch schnon Leistungen wie Wohngeld. Der Mietendeckel soll doch allen Mietern helfen. Bei einem Normalverdiener ohne Kinder mit 3000€ Brutto würde der Abzug bis zu einer Monatskaltmiete von 950 Euro voll greifen können. Das wären dann bei 45qm Quadratmeterpreise von 21€/qm oder bei 50qm Quadratmeterpreise von 19€/qm. Für den Preis bekommt man schon Luxuswohnungen in Mitte. Ein Pärchen mit 3000+1500€ Brutto und 2 Kindern, dass eine Familienwohnung mit 80-100qm bewohnt, würde ebenfalls bis zu einer Monatsmiete von 950 Euro voll profitieren. Das wären bei 80-100qm Wohnungen Quadratmeterpreise von 9,50€ bis 12€.

Natürlich profitieren hier Menschen mit hohem einkommen und noch teureren Wohnungen umso mehr. Das ist aber beim geplanten Mietendeckel noch krasser, wenn plötzlich die Luxuswohnung in Mitte statt 20€/qm nur noch 8€/qm kostet. Das wären bei einer 100qm-Wohnung dann glatte 1200€ monatliche Ersparnis, während Normalverdiener in jetzt schon günstigen Lagen nur Kleckerbeträge sparen.
Ich würde übrigens 580€ monatlich sparen, wenn der Mietendeckel kommen sollte.


Zitat
der weiße bim
Hierzulande sollte in der Regel nach Tarifverträgen bezahlt werden. Das setzt jedoch eine gewisse Organisiertheit der Arbeitnehmer, aber auch der Arbeitgeberseite voraus.
Das kommt doch immer auf die Unternehmen und Arbeitnehmer an. Ich bin beispielsweise froh, dass ich nicht nach Tarif bezahlt werde. Und auch die Mitarbeiter meines Bereiches haben eine gute Verhandlungsposition auch ohne Gewerkschaft, weil sie recht schwer ersetzbar sind. Daher kann ich auch für die Mitarbeiter proaktiv gute Konditionen anbieten (heißt: Mindestens 5% Gehaltserhöhung pro Jahr plus Beteiligung an Gewinnsteigerungen).
Reinigungskräfte, obwohl sie wichtig und fleissig sind, haben es ohne Arbeitnehmervertretung schwerer.

Zitat
der weiße bim
Durch Steuerverzicht, also geringere Staats- und Landeseinnahmen entsteht kein Wohnraum.
Richtig. Ich habe auch nur im Vergleich zum Mietendeckel Alternativvorschläge aufgeführt, die nicht ganz so idiotisch wie der Mietendeckel sind. Das Grundproblem löst sich dadurch natürlich nicht.

Zitat
der weiße bim
Die Neubauwohnungen waren wenig luxuriös, aber auch für Geringverdienende bezahlbar und vor jeglicher Mietpreissteigerung sicher.
Mit Verlaub, aber diese DDR-Neubauten sind Betonsärge und

Zitat
der weiße bim
Viele davon waren in den Nachwendejahren aufgrund sinkender Nachfrage und Leerstand auf Landeskosten abgerissen worden, um für die Vermieterlobby die Mietpreise nicht ins Bodenlose fallen zu lassen. Der Rückbau von Wohnhäusern, Kitas, Schulen, Sporthallen wurde mittels Programm "Stadtumbau Ost" sogar von der EU mitfinanziert!
Damals war die Nachfrage ja auch nicht groß. Mir wurden Wohnungen förmlich hinterhergeschmissen als ich nach Berlin gezogen bin. In so einer Situation lohnt sich dann der Rückbau auch, besonders wenn das Staatssäckel leer ist.

Zitat
der weiße bim
In der gegenwärtigen Situation sollte der Senat, statt mit Landesmilliarden einst für geringen Erlös privatisierte Wohnungen zurückzukaufen oder gar gegen hohe Entschädigungen zu enteignen, das Wohnungsbaukombinat Berlin als Landesbetrieb neu gründen.
Das kann ich voll und ganz unterschreiben und das wäre auch Teil meiner präferierten Lösung, dass der Staat günstigen Wohnraum schafft und gleichzeitig private Investoren bei Bauprojekten einen Anteil an Sozial- und "Normal"-Wohnungen mitbauen müssen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.12.2019 14:56 von Beförderungsfall Nr. 8821.
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Natürlich profitieren hier Menschen mit hohem Einkommen und noch teureren Wohnungen umso mehr. Das ist aber beim geplanten Mietendeckel noch krasser, wenn plötzlich die Luxuswohnung in Mitte statt 20€/qm nur noch 8€/qm kostet. Das wären bei einer 100qm-Wohnung dann glatte 1200€ monatliche Ersparnis, während Normalverdiener in jetzt schon günstigen Lagen nur Kleckerbeträge sparen.
Ich würde übrigens 580€ monatlich sparen, wenn der Mietendeckel kommen sollte.

Leider haben diejenigen, die auf andere Annehmlichkeiten des Lebens verzichtet und sich selbstgenutztes Wohneigentum angeschafft haben, von solchen staatlichen Eingriffen auch nichts, denn von der Wertsteigerung des Eigenheims oder der Eigentumswohnung hätte man nur bei einem Verkauf einen finanziellen Vorteil. Insofern schafft sich die Regierungskoalition immer neue Feinde und sich mittelfristig selbst ab.

so long

Mario
Zitat
der weiße bim
(...) denn von der Wertsteigerung des Eigenheims oder der Eigentumswohnung hätte man nur bei einem Verkauf einen finanziellen Vorteil.

Und selbst genutztes Wohneigentum erwirbt man nur, um es später mit Gewinn zu verkaufen? So Leute sind mir die liebsten, meinetwegen darf die Regierung alles dagegen unternehmen, das Geld'verdienen' auf diese Weise unattraktiv zu machen.

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Also ehrlich, ich warte ja nur auf den Immobiliencrash. Ich werde ihn vielleicht zum Kauf einer dann von mir selbstgenutzten Immobilie nutzen. Wenn dann alle anderen günstig zur Miete wohnen können, ist mir das absolut recht. Im Falle einen Regierungswechsels hätte ich dann aber meine Ruhe vor geldgierigen Vermietern....

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.12.2019 15:37 von Nemo.
Zitat
Philipp Borchert
Zitat
der weiße bim
(...) denn von der Wertsteigerung des Eigenheims oder der Eigentumswohnung hätte man nur bei einem Verkauf einen finanziellen Vorteil.

Und selbst genutztes Wohneigentum erwirbt man nur, um es später mit Gewinn zu verkaufen?

Nein, Selbstnutzer erwerben das Wohneigentum, um darin zu leben ohne Angst vor den bösen Miethaien. Deshalb hat man ja nichts von einer imaginären Wertsteigerung. Davon profitieren nur die Erben nach dem Ableben des Eigentümers.

so long

Mario
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Ich würde übrigens 580€ monatlich sparen, wenn der Mietendeckel kommen sollte.
Irgendwo hast du da in deiner Mathematik einen Fehler, fürchte ich.
Wir wissen ja schon, dass du und deine Frau zusammen 7200€ netto im Monat habt und 12€/qm für die Wohnung bezahlt.
Der Mietendeckel bei laufenden Mietverträgen greift bekanntermaßen nur, wenn die Warmmiete mehr als 30% des monatlichen Nettogehalts beträgt - und gesenkt wird die Miete auch nur für die angemessene Quadratmeterzahl (65qm bei 2 Personen, 80qm bei 3 Personen, 90qm bei 4)
Wenn du bei 65 - 90qm für 12€/qm kalt also mehr als 2100€ warm bezahlst, solltest du vielleicht nochmal die Betriebskostenabrechnung prüfen, die kommt mir arg hoch vor...

Es sei denn natürlich, du planst die Kündigung der Wohnung in der Hoffnung, sie danach direkt erneut zur Mietobergrenze neu mieten zu können (könnte allerdings sein, dass dein Vermieter das nicht so komisch findet und die Wohnung aus Prinzip jemand anderem anbietet)

~ Mariosch
Das hat nichts mit Mathematik zu tun, sondern mit Jura.

Wir wohnen in einem Altbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Folglich sind laut Mietentabelle 6,45€ pro qm erlaubt. Eine Kappung ist möglich, wenn die Miete mehr als 120% der Mietentabelle beträgt. Also 7,74€/qm. Ergo sind das dann 12€-7,74€/qm = 4,26€/qm Ersparnis. Ich hatte allerdings noch ein paar Werte aus irgendeinem älteren Vorschlag im Kopf, daher sind es dann doch nicht ganz 580€ weniger pro Monat. Die Begrenzung auf 30% des Nettogehalts war irgendwann mal Teil eines früheren Vorschlags, aber davon ist in der finalen Version keine Rede mehr.

(siehe [pardok.parlament-berlin.de] )

So oder so gehe ich aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Mietendeckel von den Gerichten kassiert wird.

Zitat
Nemo
Also ehrlich, ich warte ja nur auf den Immobiliencrash. Ich werde ihn vielleicht zum Kauf einer dann von mir selbstgenutzten Immobilie nutzen. Wenn dann alle anderen günstig zur Miete wohnen können, ist mir das absolut recht. Im Falle einen Regierungswechsels hätte ich dann aber meine Ruhe vor geldgierigen Vermietern....
Beim nächsten Immobiliencrash bekommst Du aber höchstens eine günstige Immobilie irgendwo am Rand oder gar außerhalb Berlins.
Alles innerhalb des S-Bahn-Rings ist selbst jetzt noch relativ günstig zu haben und im Falle eines Crashs werden die Preise daher auch nicht sonderlich sinken. Und bis zum nächsten potentiellen Immobiliencrash in Berlin wird es wohl noch einige Zeit dauern, so dass die Preise dann schon wieder ein anderes Niveau erreicht haben und nur mit ganz viel Glück auf die heutigen Preise zurückfallen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.12.2019 16:50 von Beförderungsfall Nr. 8821.
Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Das hat nichts mit Mathematik zu tun, sondern mit Jura.

Wir wohnen in einem Altbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Folglich sind laut Mietentabelle 6,45€ pro qm erlaubt.
Wobei das für durchschnittliche Wohnlagen gilt. Ich kenn da die Wohnlagen-Einteilung nicht, könnte mir aber vorstellen, das Prenzl.Berg als "gute Wohnlage" gilt, dementsprechend wären 0,74€ auf die Obergrenze aufzuschlagen, wären dann 7,19€ / m².
Je nach Auststattung der Wohnung komm evtl nochmal was drauf, wenn du zb Vermieterseitig Einbauküche, hochwertige Sanitärausstattung und hochwertiger Bodenbelag in der überwiegenden Zahl der Wohnräume hast - das wären dann 8,19€ /m².

Dann bist du aber trotzdem weiterhin über der 120% Grenze - wobei ich eigentlich dachte, gerade die wäre in einem der früheren Entwürfe entfallen und durch die 30% Regelung ersetzt worden...

~ Mariosch
Zitat
Mariosch
Wobei das für durchschnittliche Wohnlagen gilt. Ich kenn da die Wohnlagen-Einteilung nicht, könnte mir aber vorstellen, das Prenzl.Berg als "gute Wohnlage" gilt, dementsprechend wären 0,74€ auf die Obergrenze aufzuschlagen, wären dann 7,19€ / m².
Die Wohnlagen werden aber oft durch Würfeln definiert. Schönhauser Allee direkt gegenüber der Kulturbrauerei an der U2-Rampe ist bspw. als gute Wohnlage deklariert. Während die Rheinsberger Straße in Mitte nur Mittlere Wohnlage ist - obwohl dort deutlich mehr Luxuswohnungen stehen und die Umgebung deutlich ruhiger ist.

Zitat
Mariosch
Je nach Auststattung der Wohnung komm evtl nochmal was drauf, wenn du zb Vermieterseitig Einbauküche, hochwertige Sanitärausstattung und hochwertiger Bodenbelag in der überwiegenden Zahl der Wohnräume hast - das wären dann 8,19€ /m².
Uns fehlt da schon die hochwertige Sanitärausstattung.

Aber ja, bei vielen Wohnungen wird da wohl noch der ein oder andere Euro drauf kommen. Aber selbst mit den ganzen Aufschlägen freut sich der Mieter einer Luxuswohnung in der Linienstraße über eine saftige Mietsenkung auf ein Niveau, wofür man andernorts gerade mal eine Bruchbude bekommt.

Zitat
Mariosch
Dann bist du aber trotzdem weiterhin über der 120% Grenze - wobei ich eigentlich dachte, gerade die wäre in einem der früheren Entwürfe entfallen und durch die 30% Regelung ersetzt worden...
Die 30%-Regelung würde den Mietendeckel ja noch angreifbarer machen, als er jetzt schon ist. Damit würde ja eine unzulässig hohe Miete bspw. nicht mehr objektiv anhand der Mietsache definiert.
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