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Teurer parken in Berlin
geschrieben von Marienfelde 
In der heutigen Ausgabe der Berliner Zeitung widmet sich Peter Neumann auf Seite 14 ausführlich der Parkraumbewirtschaftung in Berlin.

Der Senat beabsichtigt eine Änderung der Parkgebührenordnung im 2. Quartal 2020. "Wo eine Stunde Parken derzeit ein Euro pro Stunde kostet, werden in naher Zukunft zwei Euro fällig, sagte Verkehrs-Abteilungsleiter Reupke während der Difu-Veranstaltung (Deutsches Institut für Urbanistik, der Setzer). Der Zwei-Euro-Tarif wird auf drei Euro angehoben. Wo wegen großen Andrangs heute drei Euro pro Stunde verlangt werden, verteuert sich das Parken auf vier Euro pro Stunde."

"Momentan werden für rund 35 Prozent der Parkplätze innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings Gebühren fällig. Der Luftreinhalteplan sieht vor, den Anteil bis Ende dieses Jahres auf drei Viertel zu erhöhen. Ende 2023 sollen es hundert Prozent sein – was laut Reupke dazu führen würde, dass der Kraftfahrzeugverkehr um fast zehn Prozent sinkt und die Stickoxidemissionen um 6,5 Prozent abnehmen."

Der angepeilte Zeithorizont erscheint aber nicht sehr realistisch: "Die Berichte aus der Verwaltungspraxis, die Stadträtin Christiane Heiß aus Tempelhof-Schönefeld beisteuerte, ließen ernsthafte Zweifel aufkommen, ob es erreichbar ist. Bis im vergangenen Jahr die Parkzone 55 im Norden des Bezirks in Betrieb gehen konnte, seien rund drei Jahre vergangen, teilte die Grünen-Politikerin mit.

Viel Zeit – weshalb sie und ihr Team den Prozess ein halbes Jahr lang analysierten. Anhand der umfangreichen Excel-Tabelle, die dabei herauskam, wurden Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet. Ergebnis war, dass es durchaus Möglichkeiten gäbe, das Verfahren zügiger über die Bühne zu bringen. „Doch auch im besten Fall werden wir immer noch 24 Monate brauchen“, gab Heiß zu bedenken.

Nötig sei dann zudem ein „Bekenntnis einer Vielzahl von Verwaltungsmitarbeitern“ – in mehreren Bereichen, die bereits heute überlastet seien und für die aufwendige Kooperationen mit anderen Ämtern nicht an erster Stelle stünden. Auch würde die Kosten- und Leistungsrechnung, die Grundlage für Zahlungen des Senats an die Bezirke sei, komplexe Projekte nicht fördern.

„Bei ihr geht es um Standardprodukte in Standardzeiten zu Standardpreisen“, so Heiß. Das beträfe auch andere Themen, über die oft diskutiert werde: „Die komplexe Analyse von Unfallschwerpunkten wird ebenfalls nicht belohnt.“

"Die Stadträtin hat kalkuliert, was es für die Verwaltung bedeuten würde, wenn in ihrem Bezirk innerhalb des S-Bahn-Rings das Parken tatsächlich überall Geld kosten würde. Derzeit seien in diesem (ein "e" ergänzt, Marienfelde) Gebiet, in dem mehr als 120.000 Menschen wohnen, fast 35.000 Kraftfahrzeuge gemeldet, wofür voraussichtlich insgesamt 30.000 Parkvignetten beantragt würden, sagte Heiß. „Das ist schon ein Happen, den die Bürgerämter bewältigen müssten. Dort ist man nicht glücklich über zusätzliche Aufgaben ohne zusätzliches Personal.“

"In ihrem Bezirk stießen die Pläne für weitere Parkzonen jedenfalls auf „breite Zustimmung“, berichtete die Stadträtin. „Selten habe ich so viele lobende Briefe bekommen wie für die Parkzone 55.“

Hier noch ein Link zur Online-Fassung des Artikels: [www.berliner-zeitung.de]



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.01.2020 18:53 von Marienfelde.
Heute wurde z.B. in der Morgenpost berichtet, dass Anwohnerparken bis 240 Euro pro Jahr kosten soll.

[www.morgenpost.de]

Ich habe einen Tiefgaragenplatz etwas weiter entfernt gemietet, eine BVG Jahreskarte AB und besagten Anwohnerparkausweis, den ich selten einsetze, hauptsächlich für größere Einkäufe. Für 240 würde ich keinen mehr beantragen.
Und selbst 240€ finde ich noch nicht viel

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Selbst in den ach so Auto-affinen USA ist es nicht üblich, kostenlose öffentliche Parkplätze bereitzuhalten. Warum muss das ausgerechnet bei uns ein Naturgesetz sein? Ich bin auch dafür, eher private Stellplatzangebote zu fördern anstatt öffentliche Plätze unnötig zweckzuentfremden. Der ÖPNV könnte am meisten davon profitieren. Ebenfalls haben am Ende viel mehr Anwohner in Großstädten einen Vorteil durch Plätze für alle als durch „öffentliche“ Stellplätze für einige wenige.
Von mir aus können sie das Anwohnerparken im gesamten S-Bahn-Ring (Tarif A) einführen. Dann fahren weniger Pendler in die Innenstadt. Um mal wieder die Friedenstr in Friedrichshain zu nennen, auf dem nördlichen Teil (hinter Platz der Vereinten Nationen) zahlen Anwohner, auf dem südlichen Teil ist das Parken kostenlos. Entsprechend groß ist dort der Andrang.
P&R Parkplätze an den Bahnhöfen werden ja so gut wie nicht gefördert. Die meisten Brandenburger fahren in Tarif B zum Parken, wenn sie nicht weit von der Stadtgrenze wohnen.
Über den Preis für Anwohnerparken kann man streiten. Ist es nicht auch gut, wenn die Anwohner ihr Auto stehen lassen und den ÖPNV nutzen ?
Zitat
Mont Klamott
Heute wurde z.B. in der Morgenpost berichtet, dass Anwohnerparken bis 240 Euro pro Jahr kosten soll.

[www.morgenpost.de]

Ich habe einen Tiefgaragenplatz etwas weiter entfernt gemietet, eine BVG Jahreskarte AB und besagten Anwohnerparkausweis, den ich selten einsetze, hauptsächlich für größere Einkäufe. Für 240 würde ich keinen mehr beantragen.

An Deiner Stelle würde ich auch am wettergeschützten Tiefgaragenplatz festhalten. Die Frage, ob eine Verteuerung des Bewohnerparkens auf 240 € im Jahr möglich wird, scheint mir ja noch offen zu sein. Ich staune sowieso über den diesbezüglichen Vorstoß des Landes - bisher liegt man mit 10,20 € im Jahr oder etwa 2,79 Cent pro Tag für die Vignette ja an der absoluten Untergrenze.
Zitat
Mont Klamott
Von mir aus können sie das Anwohnerparken im gesamten S-Bahn-Ring (Tarif A) einführen. Dann fahren weniger Pendler in die Innenstadt. Um mal wieder die Friedenstr in Friedrichshain zu nennen, auf dem nördlichen Teil (hinter Platz der Vereinten Nationen) zahlen Anwohner, auf dem südlichen Teil ist das Parken kostenlos. Entsprechend groß ist dort der Andrang.
P&R Parkplätze an den Bahnhöfen werden ja so gut wie nicht gefördert. Die meisten Brandenburger fahren in Tarif B zum Parken, wenn sie nicht weit von der Stadtgrenze wohnen.
Über den Preis für Anwohnerparken kann man streiten. Ist es nicht auch gut, wenn die Anwohner ihr Auto stehen lassen und den ÖPNV nutzen ?

Die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf das mehr oder weniger komplette Tarifgebiet A führt natürlich zu Rückwirkungen in den Tarifgebieten B und C, weil Pendler/innen von B/C nach A zu einem größeren Teil die "Öffis" nutzen werden. Auch deswegen muß der möglichst zügigen Verbesserung des ÖV auch in diesen Tarifgebieten mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, ohne jetzt in die Details zu gehen.

Bei einer massenhaften Erweiterung von P&R-Parkplätzen wäre ich skeptisch. Folgt man den Angaben des VBB, so kostet die Anlage eines oberirdischen P&R-Parkplatzes 10.000 €. Bei einem relevanten Ausbau des P&R-Angebots um z. B. 100.000 Stellplätze ergäbe sich demnach ein Kostenrahmen von einer Milliarde €.

Dazu würde man immer noch mehr Flächen im brandenburgischen für die Automobilität versiegeln, was auch keine so gute Idee ist.

Ansätze zu einem Gegenvorschlag: Mehr Fahrradstellplätze/Fahrradparkhäuser, Aufbau eines Landesbusnetzes in Brandenburg mit einer Mindestbedienung im Stundentakt (der in der HVZ auf einen Halbstundentakt zu verdichten ist) sowie evtl. ergänzende Tarifmaßnahmen im VBB: Statt dem jetzigen "Autopendler" im Tarifgebiet C einen 10.000 € teuren Stellplatz zu schenken, schenkt man ihm als Gegenleistung für die Bedingung, in mindestens 90% aller Fahrten nach Berlin den ÖV zu nutzen, den "C-Tarif".

Natürlich: Mit dem "geschenkten C-Tarif" wäre es nicht getan. Man müßte im Land Brandenburg für akzeptable Bedienungshäufigkeiten im ÖV sorgen - auch abseits der verbliebenen Bahnstrecken.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.01.2020 06:49 von Marienfelde.
Ich würde gerne das Beispiel Stockholm in die Diskussion einwerfen. Aus zwei Gründen: Ich finde die Lebensverhältnisse mit Deutschland durchaus vergleichbar, wenn auch (noch) nicht ganz mit Berlin. Außerdem wurde bei den Abgaben bewusst auf eine Lenkungswirkung und Umverteilung gesetzt, die Gebühren für die Nutzung des Automobils kommen also direkt dem Ausbau des ÖPNV zu Gute.

In Stockholm gibt es neben den Parkgebühren bekanntermaßen noch eine Citymaut. Diese gilt zwischen 6 Uhr und 18:30 Uhr und ist jeweils bei Ein- und Ausfahrt in die Innenstadt zu begleichen. Die Sätze differieren je nach Stunde und Saison zwischen 1,40 Euro und 4,30 Euro. Der Tageshöchstsatz liegt bei maximal 12,80 Euro. Nur an Feiertagen und einigen wenigen anderen Tagen entfällt die Maut komplett. Auf der Stadtautobahn ist sie ebenfalls zu leisten. Die letzte Anpassung (Erhöhung) fand zum 1. Januar 2020 statt.

Dazu kommt das Anwohnerparken, welches zwischen ca. 340 Euro im Jahr in den äußeren Stadtteilen (vergleichbar Spandau, Reinickendorf, Köpenick) und in der Innenstadt von ca. 1250 Euro im Jahr ausmacht. Die normalen Parkgebühren liegen bei ca. 5 Euro/Stunde in der Innenstadt und 50 Cent/Stunde in den Außenbereichen tagsüber.

Die P+R Parkplätze an den U-Bahnstationen (vergleichbar mit unserem B-Bereich) kosten in etwa 1,90 Euro am Tag, wenn man vor 9 Uhr kommt. Ansonsten meist denselben Betrag je Stunde. Ein Jahresticket für den ÖPNV im gesamten Stadtgebiet Stockholms kostet zum Vergleich 927 Euro für Erwachsene.

Selbst wenn wir jetzt die Sätze den Einkommensunterschieden zwischen den beiden Städten anpassen würden und davon ausgingen, dass derartige Preissysteme immer etwas niederschwelliger anfangen müssen, hielte ich Preise für das Anwohnerparken, die vergleichbar sind mit der Umweltkarte, durchaus für gerechtfertigt. In der Innenstadt (nicht der gesamte A-Bereich) und mit fallenden Gebühren Richtung S-Bahnring natürlich. Das schließt aber auch nicht aus, dass Monats- und Jahreskarten gleichzeitig günstiger sein könnten.

Ebenfalls sinnvoll fände ich eine Gebühr für P+R-Parkplätze in Berlin, die die Differenz zum Ticket C-Bereich mindestens aufwiegt. Schließlich stellt die Stadt eine ausgebaute Infrastruktur zur Verfügung, die auch unterhalten werden muss und für andere Zwecke ausfällt. Da die Beschwerden der Bewohner der Randbezirke über das Pendleraufkommen immer mehr zunehmen werden, wäre der Neubau von P+R-Anlagen in Absprache mit Brandenburg schon denkbar.

Bei der Anreizseite wäre ich dann ganz bei Marienfelde. Leider würden die Landesgrenzen eine sinnvolle Umverteilung aus den Einnahmen Citymaut/Parkgebühren in den ÖPNV außerhalb der Stadtgrenzen behindern.
Jay
Re: Teurer parken in Berlin
25.01.2020 12:05
Zitat
Marienfelde
[...]
Ansätze zu einem Gegenvorschlag: Mehr Fahrradstellplätze/Fahrradparkhäuser, Aufbau eines Landesbusnetzes in Brandenburg mit einer Mindestbedienung im Stundentakt (der in der HVZ auf einen Halbstundentakt zu verdichten ist) sowie evtl. ergänzende Tarifmaßnahmen im VBB: Statt dem jetzigen "Autopendler" im Tarifgebiet C einen 10.000 € teuren Stellplatz zu schenken, schenkt man ihm als Gegenleistung für die Bedingung, in mindestens 90% aller Fahrten nach Berlin den ÖV zu nutzen, den "C-Tarif".
[...]

Ganz klares NEIN zu einer Attraktivierung des MIV-(Teil-)Pendelns durch C-Schenkung. Das benachteiligt diejenigen, die jetzt bereits (u.a. aufgrund der überfüllten P+R-Anlagen) auf das ÖPNV-Angebot setzen, um den SPNV erreichen. Es darf nicht sein, dass ausgerechnet jene teurer kommen, die bereits heute komplett den ÖPNV oder die Kombi Rad+ÖPNV nutzen, als diejenigen, die eine Teilstrecke mit dem Auto zurücklegen. So ein MIV-Bonus hätte völlig falsche Effekte.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
In jedem Fall sollte man die Strafe für Falschparken und Schwarzfahrer aneinander angleichen.

______________________

Nicht-dynamische Signatur
Zitat
Jay
Zitat
Marienfelde
[...]
Ansätze zu einem Gegenvorschlag: Mehr Fahrradstellplätze/Fahrradparkhäuser, Aufbau eines Landesbusnetzes in Brandenburg mit einer Mindestbedienung im Stundentakt (der in der HVZ auf einen Halbstundentakt zu verdichten ist) sowie evtl. ergänzende Tarifmaßnahmen im VBB: Statt dem jetzigen "Autopendler" im Tarifgebiet C einen 10.000 € teuren Stellplatz zu schenken, schenkt man ihm als Gegenleistung für die Bedingung, in mindestens 90% aller Fahrten nach Berlin den ÖV zu nutzen, den "C-Tarif".
[...]

Ganz klares NEIN zu einer Attraktivierung des MIV-(Teil-)Pendelns durch C-Schenkung. Das benachteiligt diejenigen, die jetzt bereits (u.a. aufgrund der überfüllten P+R-Anlagen) auf das ÖPNV-Angebot setzen, um den SPNV erreichen. Es darf nicht sein, dass ausgerechnet jene teurer kommen, die bereits heute komplett den ÖPNV oder die Kombi Rad+ÖPNV nutzen, als diejenigen, die eine Teilstrecke mit dem Auto zurücklegen. So ein MIV-Bonus hätte völlig falsche Effekte.

Ich vermute, dass eine Subventionierung/Ungleichbehandlung dieser Art vor den Verfassungsgerichten
der Länder bzw. des Bundes keinen Bestand haben dürfte.
Erstmal bleibt es ohnehin dabei, dass man sich mit sämtlichen hübschen Konzepten gepflegt den Hintern wischen kann, solange man weder willens noch fähig ist, die geltenden Regeln durchzusetzen. Stichwort "Wo soll der arme arme Lieferverkehr denn hin, wenn er nicht mehr Busse und Fahrräder zum Spurwechsel in den Stau zwingen darf?"
Zitat
Marienfelde
Aufbau eines Landesbusnetzes in Brandenburg mit einer Mindestbedienung im Stundentakt (der in der HVZ auf einen Halbstundentakt zu verdichten ist)

Die Flächenerschließung sollte aber nicht Aufgabe des Landes sein, sondern nur als Standard vom Land an die Kreis und Gemeinden weitergegeben werden. Sonst müssten die Menschen im eher strukturschwachen peripheren Brandenburg den Ausbau mit bezahlen, während die Gemeinden im Speckgürtel von den Zuzügen auch durch Steuereinnahmen profitieren.

Zitat
hvhasel
Ich würde gerne das Beispiel Stockholm in die Diskussion einwerfen.

Ich habe auch noch einige vorbildhafte Beispiele, die die Parkraumbewirtschaftung so gestalten, dass das dauerhafte Abstellen und kaum Nutzen von privaten PKW eindämmen kann und somit die Steuerungsfunktion besser zu gunsten derjenigen gestaltet, "die auf das Auto angewiesen sind."

In vielen europäischen Städten gibt es für Anwohner lediglich einen Rabatt auf den normalen Parktarif, teils auch nur, wenn man einen Anwohnerparkausweis hat, der nicht so billig ist wie der Berliner zur Zeit. Vorteil ist, dass man diejenigen Autos, die nur an wenigen Tagen im Monat überhaupt genutzt werden, von den Straßen bekommt, weil jede Nutzung mit einem neuen Bezahlvorgang verbunden ist. Der rabattierte Anwohnertarif beträgt z.B. in Riga 80 % des regulären Tarifs von 1-2 Euro pro Stunde in Wohngebieten.

Weitere Details aus einigen Städten:
- den Anwohnerrabatt bekommt nur, wer im vergangenen Jahr keine Tickets fürs Falschparken bekommen hat,
- progressive Tarife, d.h. die erste Stunde ist billiger und dann steigt der Tarif,
- Staffelungen nach Schadstoffklassen und Fahrzeuggröße,
- Monatskarten zum Preis von durchschnittlich 8 Stunden pro Tag (z.B. 2 Euro / Stunde -> 500 Euro / Monat).

Es wäre schön, wenn die Bundesratsinitiative nochmals ausgeweitet würde und für deutsche Städte neben dem vorgeschriebenen (viel zu niedrigen) Preis auch mehr Flexibilität in der Tarifgestaltung herauskäme, die lokale passgenaue Möglichkeiten öffnet.
Zitat
Lopi2000
Zitat
Marienfelde
Aufbau eines Landesbusnetzes in Brandenburg mit einer Mindestbedienung im Stundentakt (der in der HVZ auf einen Halbstundentakt zu verdichten ist)

Die Flächenerschließung sollte aber nicht Aufgabe des Landes sein, sondern nur als Standard vom Land an die Kreis und Gemeinden weitergegeben werden. Sonst müssten die Menschen im eher strukturschwachen peripheren Brandenburg den Ausbau mit bezahlen, während die Gemeinden im Speckgürtel von den Zuzügen auch durch Steuereinnahmen profitieren.

Zitat
hvhasel
Ich würde gerne das Beispiel Stockholm in die Diskussion einwerfen.

Ich habe auch noch einige vorbildhafte Beispiele, die die Parkraumbewirtschaftung so gestalten, dass das dauerhafte Abstellen und kaum Nutzen von privaten PKW eindämmen kann und somit die Steuerungsfunktion besser zu gunsten derjenigen gestaltet, "die auf das Auto angewiesen sind."

In vielen europäischen Städten gibt es für Anwohner lediglich einen Rabatt auf den normalen Parktarif, teils auch nur, wenn man einen Anwohnerparkausweis hat, der nicht so billig ist wie der Berliner zur Zeit. Vorteil ist, dass man diejenigen Autos, die nur an wenigen Tagen im Monat überhaupt genutzt werden, von den Straßen bekommt, weil jede Nutzung mit einem neuen Bezahlvorgang verbunden ist. Der rabattierte Anwohnertarif beträgt z.B. in Riga 80 % des regulären Tarifs von 1-2 Euro pro Stunde in Wohngebieten.

Weitere Details aus einigen Städten:
- den Anwohnerrabatt bekommt nur, wer im vergangenen Jahr keine Tickets fürs Falschparken bekommen hat,
- progressive Tarife, d.h. die erste Stunde ist billiger und dann steigt der Tarif,
- Staffelungen nach Schadstoffklassen und Fahrzeuggröße,
- Monatskarten zum Preis von durchschnittlich 8 Stunden pro Tag (z.B. 2 Euro / Stunde -> 500 Euro / Monat).

Es wäre schön, wenn die Bundesratsinitiative nochmals ausgeweitet würde und für deutsche Städte neben dem vorgeschriebenen (viel zu niedrigen) Preis auch mehr Flexibilität in der Tarifgestaltung herauskäme, die lokale passgenaue Möglichkeiten öffnet.

Es gibt so viele gute Möglichkeiten... Ein Wunder, dass es nicht mal ein rot-rot-grüner Senat schafft, etwas zu bewegen.

Allein die gängige Praxis in Stockholm (und unzähligen anderen Städten), einen Tag in der Woche ein Parkververbot zwecks Straßenreinigung o.ä. auszuschildern und tatsächlich dann abzuschleppen, sorgt dafür, dass sich die Dauerparkerei nicht festsetzen kann. Das sehe ich übrigens auch in meiner Nachbarstraße. Dort ist freitags ein absolutes Haltverbot wegen des Bücherbusses, der dort durch muss. In der Praxis klappt das besser als ich dachte. Obwohl, zumindest bei mir in der Gegend, quasi nicht umgesetzt wird bei absolutem Haltverbot.
Zitat
Mont Klamott
Heute wurde z.B. in der Morgenpost berichtet, dass Anwohnerparken bis 240 Euro pro Jahr kosten soll.

[www.morgenpost.de]

Ich habe einen Tiefgaragenplatz etwas weiter entfernt gemietet, eine BVG Jahreskarte AB und besagten Anwohnerparkausweis, den ich selten einsetze, hauptsächlich für größere Einkäufe. Für 240 würde ich keinen mehr beantragen.


Bester Beitrag, nüchtern, knapp, saubere Synthese. Genau der Beweis, dass die aktuelle Planung richtig ist und genau ins Schwarze trifft: Wird ein knappes Gut verteuert, dann kommt es denen zugute, die es wirklich brauchen. Mitnahmeeffekte aus Bequemlichkeit (sorry, nicht gegen Dich persönlich gerichtet), weil das Gut einfach billig, immer da, oder komplett umsonst ist, unterbleiben.
Zitat
Lehrter Bahnhof
In jedem Fall sollte man die Strafe für Falschparken und Schwarzfahrer aneinander angleichen.

Ich glaube, das ist der erste Beitrag aus Deiner Feder, dem ich vollumfänglich zustimme. Man sollte die Hoffnung eben niemals aufgeben.

:'D
Zitat
VvJ-Ente
Erstmal bleibt es ohnehin dabei, dass man sich mit sämtlichen hübschen Konzepten gepflegt den Hintern wischen kann, solange man weder willens noch fähig ist, die geltenden Regeln durchzusetzen. Stichwort "Wo soll der arme arme Lieferverkehr denn hin, wenn er nicht mehr Busse und Fahrräder zum Spurwechsel in den Stau zwingen darf?"

Ich weiß nicht, wie das random-Argument hier rein passt? Parkvignette beschäftigt ja neue Ordnungskräfte, die zu einem höheren (oder überhaupt erst mal wahrnehmbaren) Kontrolldruck führen.

Dass es faktisch kein Problem ist, beweist doch Alt-Mitte. Seit die FaSta da unterwegs ist, parkt (fast) keiner der gewerblichen Lieferanten mehr auf der Radspur.
Zitat
Lopi2000
Zitat
Marienfelde
Aufbau eines Landesbusnetzes in Brandenburg mit einer Mindestbedienung im Stundentakt (der in der HVZ auf einen Halbstundentakt zu verdichten ist)

Die Flächenerschließung sollte aber nicht Aufgabe des Landes sein, sondern nur als Standard vom Land an die Kreis und Gemeinden weitergegeben werden. Sonst müssten die Menschen im eher strukturschwachen peripheren Brandenburg den Ausbau mit bezahlen, während die Gemeinden im Speckgürtel von den Zuzügen auch durch Steuereinnahmen profitieren.

Zitat
hvhasel
Ich würde gerne das Beispiel Stockholm in die Diskussion einwerfen.

Ich habe auch noch einige vorbildhafte Beispiele, die die Parkraumbewirtschaftung so gestalten, dass das dauerhafte Abstellen und kaum Nutzen von privaten PKW eindämmen kann und somit die Steuerungsfunktion besser zu gunsten derjenigen gestaltet, "die auf das Auto angewiesen sind."

In vielen europäischen Städten gibt es für Anwohner lediglich einen Rabatt auf den normalen Parktarif, teils auch nur, wenn man einen Anwohnerparkausweis hat, der nicht so billig ist wie der Berliner zur Zeit. Vorteil ist, dass man diejenigen Autos, die nur an wenigen Tagen im Monat überhaupt genutzt werden, von den Straßen bekommt, weil jede Nutzung mit einem neuen Bezahlvorgang verbunden ist. Der rabattierte Anwohnertarif beträgt z.B. in Riga 80 % des regulären Tarifs von 1-2 Euro pro Stunde in Wohngebieten.

Weitere Details aus einigen Städten:
- den Anwohnerrabatt bekommt nur, wer im vergangenen Jahr keine Tickets fürs Falschparken bekommen hat,
- progressive Tarife, d.h. die erste Stunde ist billiger und dann steigt der Tarif,
- Staffelungen nach Schadstoffklassen und Fahrzeuggröße,
- Monatskarten zum Preis von durchschnittlich 8 Stunden pro Tag (z.B. 2 Euro / Stunde -> 500 Euro / Monat).

Es wäre schön, wenn die Bundesratsinitiative nochmals ausgeweitet würde und für deutsche Städte neben dem vorgeschriebenen (viel zu niedrigen) Preis auch mehr Flexibilität in der Tarifgestaltung herauskäme, die lokale passgenaue Möglichkeiten öffnet.

500 Euro/Monat sind schon hart. Privater Tiefgaragenplatz in Mitte-Mitte ist ja billiger!
Nur zum Verständnis - in Riga beträgt der Anwohnerrabatt 80%? Oder Anwohner zahlen immer noch 80% auf den Vollpreis? Das wären ja dann auch immer noch deutlich über 10 Euro/Tag, also richtig schmerzhaft.

Allgemein bin ich vollkommen bei Dir. Ich begrüße die Initiativer Berlins, und hoffe, dass die ohne Abstriche durchgeht. Gleichzeitig seh ich die Obergrenze von 240 Euro - auf jeden Fall mittelfristig - als viel zu eng gesetzt. Außerdem stimme ich dir vollkommen zu, dass es nachteilig und überflüssig ist, so etwas überhaupt auf Bundesebene regeln zu müssen. Freier Gestaltungsspielraum für die Kommunen wäre die beste Lösung, aber da fehlt es mir an Vorstellungskraft, wie das umgesetzt werden sollte.
Zitat
schallundrausch
500 Euro/Monat sind schon hart. Privater Tiefgaragenplatz in Mitte-Mitte ist ja billiger!
Nur zum Verständnis - in Riga beträgt der Anwohnerrabatt 80%? Oder Anwohner zahlen immer noch 80% auf den Vollpreis? Das wären ja dann auch immer noch deutlich über 10 Euro/Tag, also richtig schmerzhaft.

Der Anwohnerrabatt beträgt in Riga beim Stundentarif tatsächlich nur 20%, die Monatskarten sind aber für Anwohner stärker rabattiert. In der Zone B, die größere Teile des Stadtkerns (jedoch nicht die Altstadt und den Haupteinkaufsbereich) umfasst, sieht das z.B. so aus: monatlich 540 Euro (für Anwohner 55 Euro), erste Stunde 2,00 Euro (Anwohner 1,60 Euro), weitere Stunden jeweils 2,50 Euro (Anwohner 2,00 Euro).

Besonders heftig wird es in der (räumlich sehr begrenzten) Altstadt, wo man wohl wirklich nur zur Not parken soll: monatlich 1.693 Euro (für Anwohner 85 Euro), erste Stunde 5,00 Euro (ohne Anwohnerrabatt), weitere Stunden jeweils 8,00 Euro (ohne Anwohnerrabatt).

Das Durchschnittseinkommen liegt in Lettland übrigens bei knapp unter 1.000 Euro, also bei rund einem Drittel des deutschen Werts.
Zitat
hvhasel
Es gibt so viele gute Möglichkeiten... Ein Wunder, dass es nicht mal ein rot-rot-grüner Senat schafft, etwas zu bewegen.

Der RRG-Senat ist hier in der Zwickmühle.
Erhöht der die Kosten für das Autofahren (und schon den Besitz von Kraftfahrzeugen) in Berlin spürbar, können sich das bald nur noch reiche Familien, Doppelverdiener und Menschen mit automobilem Hobby leisten. Für alle anderen kommt der Zwangsumstieg aufs Fahrrad, Moped, oder den ÖPNV, der dazu intensiv auszubauen ist. Dann reichen ein paar neue Straßenbahnlinien nicht mehr, sondern es muss ins landes- und bundeseigene Schnellbahnnetz richtig viel investiert werden. Der Ausbau des Straßenbahn- und Busverkehrs könnte allerdings zahlreiche Arbeitsplätze schaffen, die gleichzeitig in der automobilen Branche wegbrechen würden.
Ob das die Anhänger der gegenwärtigen Koalition mehrheitlich gut finden, oder andere politische Richtungen an die Regierung kommen, ist schwer vorauszusagen.

so long

Mario



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.01.2020 18:42 von der weiße bim.
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