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ÖPNV-Strategie für die Corona-Zeit nach den Ausgangsbeschränkungen
geschrieben von DaniOnline 
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deejay
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def
Ausgangspunkt der Diskussion war ja deejays Befürchtung, Leute würden jetzt massenhaft vom ÖPNV zur mehr oder weniger vollständigen Radnutzung abwandern und demzufolge auch keine Zeitkarten mehr kaufen.

Moment. Von "massenhaft" habe ich, soweit ich mich erinnern kann, nichts geschrieben. Natürlich werden weiterhin Kunden den ÖPNV nutzen und nein, es werden mittel- bis langfristig auch nicht die Hälfte der Fahrgäste wegbleiben. Aber schon 15% machen auf Dauer einen gewaltigen Unterschied. Einen Unterschied, den man spüren wird. Auch in Form von volleren Straßen. 15% weniger Fahrgäste im ÖV (bei stabiler Wegeanzahl - aus Prä-Corona-Zeiten) würde rund 200 bis 250 Mio Fahrten bedeuten, die jedes Jahr mit anderen Verkehrsmitteln absolviert werden könnten - Hoffen wir, dass es dann Rad- und Fußverkehr sind.

Damit machst du aber den beliebten Fehler das Verkehrsaufkommen als Konstante anzusehen. Genau die Wegeanzahl ist eben nicht stabil. Allein der Einbruch beim Tourismus trifft den ÖPNV in deutlich spürbarem Umfang, insbesondere auch beim sogenannten Bartarif, also Einzel-, Tages- und Mehrtageskarten. Verlagerungen, die jetzt vom ÖPNV zum MIV stattgefunden haben, werden sich bei wieder zunehmendem MIV auch wieder zurückverlagern. Vermutlich mit einem höherem Widerstandsfaktor, also zunächst in geringerem Umfang, aber der Zeitnachteil durch Stau und das notwendige höhere Aufmerksamkeits-/Konzentrationslevel für die Verkehrsteilnahme werden dafür sorgen, dass Überlegungen zum Umstieg stattfinden. Gesicherte Prognosen zum Umfang von Verlagerungseffekten halte ich im Augenblick für reine Glaskugelbefragung. Insbesondere eine zweite Infektionswelle könnte noch mal alles über den Haufen werfen und einen "totalen Lockdown" erzeugen.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
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Studie: The Subways Seeded the Massive Coronavirus Epidemic in New York City; Harris, Jeffrey E.

Abstract: New York City’s multitentacled subway system was a major disseminator – if not the principal
transmission vehicle – of coronavirus infection during the initial takeoff of the massive epidemic
that became evident throughout the city during March 2020. The near shutoff of subway ridership
in Manhattan – down by over 90 percent at the end of March – correlates strongly with the
substantial increase in the doubling time of new cases in this borough. Maps of subway station
turnstile entries, superimposed upon zip code-level maps of reported coronavirus incidence, are
strongly consistent with subway-facilitated disease propagation. Local train lines appear to have a
higher propensity to transmit infection than express lines. Reciprocal seeding of infection appears
to be the best explanation for the emergence of a single hotspot in Midtown West in Manhattan.
Bus hubs may have served as secondary transmission routes out to the periphery of the city.

Ganze Studie: [www.nber.org]

Übersetzung durch DeepL.com :
Die U-Bahnen säen die massive Coronavirus-Epidemie in New York City; Harris, Jeffrey E.

Zusammenfassung: Das mehrgleisige U-Bahnsystem von New York City war ein wichtiger Verbreiter - wenn nicht sogar der Hauptverursacher der Epidemie.
Übertragungsfahrzeug - der Coronavirusinfektion während des ersten Starts der massiven Epidemie
die im März 2020 in der ganzen Stadt deutlich wurde. Die Beinahe-Sperrung der U-Bahn-Fahrgäste
in Manhattan - Ende März um über 90 Prozent gesunken - korreliert stark mit der
erhebliche Erhöhung der Verdoppelungszeit der neuen Fälle in diesem Bezirk. Karten der U-Bahn-Station
Drehkreuzeintritte, die auf Karten auf Postleitzahl-Ebene überlagert werden, auf denen das gemeldete Coronavirus-Vorkommen dargestellt ist, sind
stark konsistent mit der Ausbreitung von Krankheiten, die durch U-Bahnen begünstigt werden. Lokale Zuglinien scheinen eine
höhere Neigung zur Übertragung von Infektionen als Expresslinien. Reziproke Aussaat der Infektion erscheint
die beste Erklärung für das Entstehen eines einzigen Hotspots in Midtown West in Manhattan zu sein.
Busknotenpunkte könnten als sekundäre Übertragungswege an die Peripherie der Stadt gedient haben.

Autor der Studie ist ein Wissenschaftler des renommierten amerikanischen MIT. [web.mit.edu]

Hier der Welt-Artikel darüber: [www.welt.de]



5 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.04.2020 10:24 von peterl.
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deejay
Moment. Von "massenhaft" habe ich, soweit ich mich erinnern kann, nichts geschrieben. Natürlich werden weiterhin Kunden den ÖPNV nutzen und nein, es werden mittel- bis langfristig auch nicht die Hälfte der Fahrgäste wegbleiben. Aber schon 15% machen auf Dauer einen gewaltigen Unterschied.

Das ist dann eher Definitionssache. Ich würde auch 15 % schon als "massenhaft" empfinden, halte es aber für unwahrscheinlich. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Corona nun wahrlich nicht das erste Ereignis ist, dass dem ÖPNV schadet. Ich denke z.B. an den BVG-Streik 2008. Wie viele sind deshalb seinerzeit auf Dauer zu anderen Verkehrsträgern gewechselt? Man sollte sich dabei auch vor Augen halten, dass der auch als unbefristet angekündigt war, also anfangs nicht absehbar war, wie lange er dauert.

Zitat
Jay
Allein der Einbruch beim Tourismus trifft den ÖPNV in deutlich spürbarem Umfang, insbesondere auch beim sogenannten Bartarif, also Einzel-, Tages- und Mehrtageskarten.

Ja, und dann werden auch diese Einnahmen wieder sprudeln. Dabei kommt dem ÖPNV zugute, dass Berlin einfach zu groß ist, um auch nur die typischen Sehenswürdigkeiten zu Fuß abzuklappern, und das Rad ist auch nicht für alle Touristen eine Alternative (nicht jeder Tourist kommt aus Kopenhagen oder den Niederlanden).

Zitat
Jay
Verlagerungen, die jetzt vom ÖPNV zum MIV stattgefunden haben, werden sich bei wieder zunehmendem MIV auch wieder zurückverlagern.

Davon gehe ich auch aus. Man sollte auch nicht das Platzproblem vernachlässigen, und da auch einen weiteren Aspekt: es werden m.E. Fuß- und Radverkehr einen größeren Anteil an der Verkehrsfläche beanspruchen. Die Politik macht sich ja auch irgendwie lächerlich, wenn sie Abstand halten fordert, auf den meisten Bürgersteigen das aber nicht möglich ist, weil kostenlos oder zu einem Spottpreis Abstellfläche für Privateigentum zur Verfügung gestellt wird. Auch der Radverkehr wird ja, zumindest jetzt im Sommerhalbjahr, erstmal wachsen. Das wird übrigens durchaus auch international diskutiert: Der Guardian berichtet z.B. über entsprechende Diskussionen in Mailand und erwähnt auch ein paar britische und irische Beispiele. Und auch Wien hat - vorerst temporär und provisorisch - weitere Begegnungszonen eingerichtet, um Zu-Fuß-Gehenden überhaupt die Einhaltung der Abstandsregeln zu ermöglichen. Es würde mich nicht wundern, wenn die eine oder andere sich verstetigte.
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Railroader
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def

E) Und letztlich - das Wetter. Überzeugte ganzjährige Radfahrende sind eh schon lange als solche unterwegs. Bei denen, die bisher den ÖPNV benutzt haben, bin ich mir nicht sicher, ob sie im Novembersturm im Gegenwind auch noch mit dem Rad fahren. Und die, die sich dafür entscheiden, werden auch einige hundert Euro in witterungsgerechter Kleidung lassen.

Das sehe ich, neben längeren Wegen zur Arbeit oder der Angst vor Diebstahl auch als primäres Argument. Für die anderen Bedenken gibt es bereits Lösungen, die einen für 20 EUR im Monat ein Rad zur Verfügung stellen und von jeglichen Arbeiten im Schadensfall an diesem entbinden, auch wenn man dann ggf. doch wieder tageweise den ÖPNV nutzen muss.

Echt? Man kann ein Fahrrad für 20 Euro im Monat mieten? Das kenne ich noch gar nicht. Allerdings: wenn ich als jemand, der sich stärker als der Bevölkerungsschnitt für Verkehrspolitik und Radfahren interessiert, das nicht mitbekommen habe - wie vielen ist das überhaupt bekannt?

Oder meintest Du diese Anbieter, bei denen man per App schauen kann, wo das nächste Fahrrad steht, es nutzen und dann am Ziel wieder abstellen? Die halte ich ehrlich gesagt nicht für eine geeignete Lösung als ÖPNV-Ersatz. Das Angebot ist zum einen nicht flächendeckend, und zum anderen ist nicht gesagt, dass immer ein Fahrrad in der Nähe ist, wenn man gerade eins braucht.
Zitat
def

Echt? Man kann ein Fahrrad für 20 Euro im Monat mieten? Das kenne ich noch gar nicht. Allerdings: wenn ich als jemand, der sich stärker als der Bevölkerungsschnitt für Verkehrspolitik und Radfahren interessiert, das nicht mitbekommen habe - wie vielen ist das überhaupt bekannt?

Oder meintest Du diese Anbieter, bei denen man per App schauen kann, wo das nächste Fahrrad steht, es nutzen und dann am Ziel wieder abstellen? Die halte ich ehrlich gesagt nicht für eine geeignete Lösung als ÖPNV-Ersatz. Das Angebot ist zum einen nicht flächendeckend, und zum anderen ist nicht gesagt, dass immer ein Fahrrad in der Nähe ist, wenn man gerade eins braucht.

[swapfiets.de]

Habe selbst eins. Sieht man zumindest in Hamburg sehr oft, gut erkennbar am blauen Vorderreifen. Wenn das Fahrrad defekt ist kommt der Reparaturdienst sogar zum Abstellort des Fahrrads und repariert dieses vor Ort - oder tauscht es direkt aus.
Zitat
peterl
Hier der Welt-Artikel darüber: [www.welt.de]

Danke für die Links. Interessant hierbei:

Zitat
Welt
Diese sei noch dadurch verstärkt worden, dass die Verkehrsbehörde nach den Ausgangsbeschränkungen die Zahl der Züge drastisch reduzierte. Das habe zwar die Kosten gesenkt, aber gleichzeitig wohl auch die Ausbreitung weiter beschleunigt, da nun weiterhin viele Menschen in den Zügen zusammengepfercht saßen.

Na, kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Auch Frau Nelken verkündete, als im Nachbarland Österreich Universitäten, Läden und Schulen schon seit ein bis zwei Wochen wegen einer durch Tröpfcheninfektion übertragbaren Pandemie geschlossen waren, dass die größte Sorge ihres Arbeitgebers der Herumfahren warmer Luft ist. Auch die BVG kürzte erstmal pauschal im ganzen U-Bahn-Netz die Taktzeiten und verdichtete nach einer Woche die Takte. Auch die BVG kürzte den Busverkehr, und zwar so spontan, dass sie es organisatorisch nicht auf die Reihe bekam und ausgerechnet auf Linien zu Krankenhäusern überfüllte Busse verursachte.

Was lernen wir daraus? Die größte Gefahr für den ÖPNV (im Sinne des Threads) und dessen Bild in der Öffentlichkeit ist die BVG. Traurig eigentlich. Aber das wirklich wichtige Qualitätsmerkmal für einen ÖPNV-Anbieter ist schließlich, dass die Zeitungen von New York bis Moskau über seine Werbekampagnen berichten.
Da sieht man mal wieder die Profitgier von privaten Unternehmen! Ups, ist ja staatlich... In Österreich hat man übrigens Fernverkehr über eine Notausschreibung bestellt um auf der Hauptachse einen 30-Minuten-Takt zu behalten: [www.wienerzeitung.at]

Etwas off topic: Du, def, hast sicher Recht, dass ein hippes Marketing eigentlich für ein solches Unternehmen egal wäre. Allerdings sehen wir aus ganz vielen anderen Branchen, dass den Kunden das Image eines Produktes wichtig ist. Nehmen wir mal Autos. Es gibt genügend Modelle die einem sicher und komfortabel von A nach B bringen, aber Kunden sind bereit teilweise das doppelte für ein Produkt zu bezahlen, das ein gutes Image hat. In der Mode ist es noch ausgeprägter. Insofern ist wenn wir uns die Zufriedenheit der Fahrgäste ansehen ein "hippes Image" möglicherweise wichtiger als eine etwas bessere Pünktlichkeit.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.04.2020 10:55 von peterl.
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def
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peterl
Hier der Welt-Artikel darüber: [www.welt.de]

Danke für die Links. Interessant hierbei:

Zitat
Welt
Diese sei noch dadurch verstärkt worden, dass die Verkehrsbehörde nach den Ausgangsbeschränkungen die Zahl der Züge drastisch reduzierte. Das habe zwar die Kosten gesenkt, aber gleichzeitig wohl auch die Ausbreitung weiter beschleunigt, da nun weiterhin viele Menschen in den Zügen zusammengepfercht saßen.

Na, kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?

Glücklicherweise kommt uns das nicht bekannt vor. Es gab keinen sichtbaren Peak 14 Tage nach den Kürzungen bei der BVG.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
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peterl
Etwas off topic: Du, def, hast sicher Recht, dass ein hippes Marketing eigentlich für ein solches Unternehmen egal wäre. Allerdings sehen wir aus ganz vielen anderen Branchen, dass den Kunden das Image eines Produktes wichtig ist. Nehmen wir mal Autos. Es gibt genügend Modelle die einem sicher und komfortabel von A nach B bringen, aber Kunden sind bereit teilweise das doppelte für ein Produkt zu bezahlen, das ein gutes Image hat. In der Mode ist es noch ausgeprägter. Insofern ist wenn wir uns die Zufriedenheit der Fahrgäste ansehen ein "hippes Image" möglicherweise wichtiger als eine etwas bessere Pünktlichkeit.

Nicht die Diskussion schon wieder. :) Ich versuche mich diesmal kurzzuhalten.

Da bin ich ja prinzipiell bei Dir. Nur sollte sich das aufgebaute Bild auch irgendwie in der Realität wiederfinden. Und vor allem das Marketing auch breite Bevölkerungsschichten ansprechen. Meines Erachtens wurden vor allem die angesprochen, die eh schon ÖPNV-affin sind. Ob ein Einfamilienhaus-Bewohner aber nun öfter mit der alle 20 min verkehrenden 62 zum S-Bahnhof Mahlsdorf fährt, dort den Wandertag zur S-Bahn einlegt und dann weiter in die Stadt fährt? Aber genau außerhalb des S-Bahn-Rings muss der ÖPNV doch Potentiale abgreifen, um seinen Marktanteil zu verbessern. Das Marketing zielt aber eher auf Friedrichshainer und Kreuzberger.

Also, überhaupt nichts gegen Marketing als Teil einer Strategie. Bei der BVG konnte ich mich in den letzten Jahres des Eindrucks nicht erwehren, Marketing sei die Strategie der BVG.

Eine gute Öffentlichkeitsarbeit ist doch auch am Puls der Zeit. Und da ist es während einer weltweiten Pandemie nicht nur doof, sich um die Auslastung zu sorgen - auch Tweets wie dieser sind nur im ersten Moment witzig:

Zitat

Dieses Jahr keine vollen Bänke, keine Bierlachen und keine halsbrecherischen Fahrgeschäfte.

Aber dass die U1 nicht fährt, wusstet ihr ja schon.

(Jaja, ich weiß, dass sie aufs Oktoberfest anspielen.)

In Zeiten einer Pandemie teilt die BVG auf ironische Art und Weise mit, dass ihr die Sauberkeit in ihren Verkehrsmitteln relativ wurscht ist. Dass sie es auf Grund der lange Zeit verschleppten Fahrzeugbeschaffung nicht möglich ist, eine angemessene Zuglänge im Zentrum einer Millionenstadt einzusetzen. Ja, so gewinnt man Vertrauen.
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B-V 3313
Glücklicherweise kommt uns das nicht bekannt vor. Es gab keinen sichtbaren Peak 14 Tage nach den Kürzungen bei der BVG.

Wenn Du Dich beim Picknick auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke in letzter Sekunde vor einem ICE retten kannst, ist die Schlussfolgerung nicht, dass es eine gute Idee war, auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zu picknicken. Die Schlussfolgerung ist auch nicht, dass Du verantwortungsvoll handelst, indem Du auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke picknickst.

Die Schlussfolgerung ist, dass Du mehr Glück als Verstand hattest. Und im konkreten Fall hatte nicht nur die BVG mehr Glück als Verstand, sondern mit ihr die ganze Stadt.
Zitat
def
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B-V 3313
Glücklicherweise kommt uns das nicht bekannt vor. Es gab keinen sichtbaren Peak 14 Tage nach den Kürzungen bei der BVG.

Wenn Du Dich beim Picknick auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke in letzter Sekunde vor einem ICE retten kannst, ist die Schlussfolgerung nicht, dass es eine gute Idee war, auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zu picknicken. Die Schlussfolgerung ist auch nicht, dass Du verantwortungsvoll handelst, indem Du auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke picknickst.

Die Schlussfolgerung ist, dass Du mehr Glück als Verstand hattest. Und im konkreten Fall hatte nicht nur die BVG mehr Glück als Verstand, sondern mit ihr die ganze Stadt.

Erstens das. Zweitens, was soll es für einen sichtbaren Peak gegeben haben? Es war doch kein singuläres Ereignis.

Wenn die BVG-Kürzungen mehr Ansteckungen zur Folge hatten, bedeutet dies einfach: einen schwächeren Rückgang der Neuinfektionen als ohne die BVG-Kürzungen. Darüber kann man nur spekulieren.
Zitat
Global Fisch
Zitat
def
Zitat
B-V 3313
Glücklicherweise kommt uns das nicht bekannt vor. Es gab keinen sichtbaren Peak 14 Tage nach den Kürzungen bei der BVG.

Wenn Du Dich beim Picknick auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke in letzter Sekunde vor einem ICE retten kannst, ist die Schlussfolgerung nicht, dass es eine gute Idee war, auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zu picknicken. Die Schlussfolgerung ist auch nicht, dass Du verantwortungsvoll handelst, indem Du auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke picknickst.

Die Schlussfolgerung ist, dass Du mehr Glück als Verstand hattest. Und im konkreten Fall hatte nicht nur die BVG mehr Glück als Verstand, sondern mit ihr die ganze Stadt.

Erstens das. Zweitens, was soll es für einen sichtbaren Peak gegeben haben? Es war doch kein singuläres Ereignis.

Wenn die BVG-Kürzungen mehr Ansteckungen zur Folge hatten, bedeutet dies einfach: einen schwächeren Rückgang der Neuinfektionen als ohne die BVG-Kürzungen. Darüber kann man nur spekulieren.

Die Zahlen von Deutschland deuten nicht auf eine sonderlich hohe Relevanz des ÖV für Ansteckungen mit COVID 19 hin - die Ursachen dürfte hier wohl sein dass unsere Regierung zwar nicht sofort aber dennoch schnell genug reagiert hat. Und wir haben ein im Verhältnis zu den USA auch ein besseres Gesundheitssystem mit leistungsfähigeren Gesundheitsämtern, die gerade in der Anfangszeit der Verbreitung in der Lage waren einzelne Äste der Ausbreitung zu stoppen und so die Ausbreitung stark zu verlangsamen. In diesem Stadium der Ausbreitung haben Trump, Johnson u.a. noch die Hände geschüttelt und was von Grippe, Sport und Wodka erzählt.

Mich persönlich wundert ja, dass man offensichtlich in großen Städten weniger zum Skifahren fährt als vom Land - ansonsten wären doch Köln, Düsseldorf und vorallem München die Kandidaten gewesen für die Massenausbreitung des Virus - oder von dort fahren nur Karnevallsmuffel vor der großen Party Ski. Vielleicht mögen die Großstädter auch keinen Eurotrash oder Kirmestechno und auch keine Druckbetankung und sie waren daher wirklich nur Skifahren.

Jedenfalls sind die Gebiete mit der höchsten Infektionsrate eher ländlich.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
peterl


[swapfiets.de]

Habe selbst eins. Sieht man zumindest in Hamburg sehr oft, gut erkennbar am blauen Vorderreifen. Wenn das Fahrrad defekt ist kommt der Reparaturdienst sogar zum Abstellort des Fahrrads und repariert dieses vor Ort - oder tauscht es direkt aus.

Vanmoof bot das bis vor Kurzem auch an ab 25 Euro im Monat.
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def
Die Schlussfolgerung ist, dass Du mehr Glück als Verstand hattest. Und im konkreten Fall hatte nicht nur die BVG mehr Glück als Verstand, sondern mit ihr die ganze Stadt.

Mir geht es nur um den Fakt, dass die Schwarzmaler glücklicherweise nicht recht hatten.
Du weißt, dass ich von dem Chaos nichts gehalten habe und man da in meinen Augen kläglich versagt hat.

Zitat
Global Fisch
Erstens das. Zweitens, was soll es für einen sichtbaren Peak gegeben haben? Es war doch kein singuläres Ereignis.

Wenn die BVG-Kürzungen mehr Ansteckungen zur Folge hatten, bedeutet dies einfach: einen schwächeren Rückgang der Neuinfektionen als ohne die BVG-Kürzungen. Darüber kann man nur spekulieren.

Nein, denn dann wären die Zahlen davor und/oder danach niedriger gewesen.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
Nemo
Mich persönlich wundert ja, dass man offensichtlich in großen Städten weniger zum Skifahren fährt als vom Land - ansonsten wären doch Köln, Düsseldorf und vorallem München die Kandidaten gewesen für die Massenausbreitung des Virus - oder von dort fahren nur Karnevallsmuffel vor der großen Party Ski.

Ich denke, das Thema war eher, dass Karneval schlicht vorher schon war. Rosenmontag war am 24. Februar, da waren die Skipisten in Tirol noch knapp drei Wochen geöffnet.

Zitat
Nemo
Vielleicht mögen die Großstädter auch keinen Eurotrash oder Kirmestechno und auch keine Druckbetankung und sie waren daher wirklich nur Skifahren.

Mit einer Ausnahme: Hamburg. Da waren wohl 80 Fälle auf Ischgl zurückzuführen.
Zitat
B-V 3313
Zitat
Global Fisch
Erstens das. Zweitens, was soll es für einen sichtbaren Peak gegeben haben? Es war doch kein singuläres Ereignis.

Wenn die BVG-Kürzungen mehr Ansteckungen zur Folge hatten, bedeutet dies einfach: einen schwächeren Rückgang der Neuinfektionen als ohne die BVG-Kürzungen. Darüber kann man nur spekulieren.

Nein, denn dann wären die Zahlen davor und/oder danach niedriger gewesen.

Nochmal: doch. Die BVG-Kürzungen waren eben kein singuläres Ereignis, sondern ein (im wesentlichen, bis auf die partielle Rücknahme auf einigen) Linien) bis heute andauerndes. Ein "danach" gibt es nicht. Und was das "davor" angeht: sie korrelierten ja zeitlich mit einer bestimmten Stufe des Lockdowns. Der davor/danach-Effekt ist primär durch den Lockdown begründet.

*Wenn* die Enge in den BVG-Zügen zu zusätzlichen Ansteckungen geführt hätte (ich selbst glaube eher nicht daran, weiß es aber nicht) können diese nicht mehr gemacht haben, als den positiven Effekt des Lockdowns etwas abzuschwächen.
Zitat
Global Fisch
Nochmal: doch. Die BVG-Kürzungen waren eben kein singuläres Ereignis, sondern ein (im wesentlichen, bis auf die partielle Rücknahme auf einigen) Linien) bis heute andauerndes. Ein "danach" gibt es nicht.

Es ging doch um die berühmten Chaostage zum Anfang der Maßnahmen.

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
peterl
Oder meintest Du diese Anbieter, bei denen man per App schauen kann, wo das nächste Fahrrad steht, es nutzen und dann am Ziel wieder abstellen? Die halte ich ehrlich gesagt nicht für eine geeignete Lösung als ÖPNV-Ersatz. Das Angebot ist zum einen nicht flächendeckend, und zum anderen ist nicht gesagt, dass immer ein Fahrrad in der Nähe ist, wenn man gerade eins braucht.

Ich habe die Räder der DB solange ich in Berlin von Prenzlauer Berg nach Moabit gependelt bin, nicht als ÖPNV-Ersatz, aber als gute ÖPNV-Ergänzung empfunden. Man kann sich bei jeder Fahrt spontan aussuchen, ob man ÖPNV oder Fahrrad nutzt und je nach Monat / Jahreszeit den ÖPNV mal mit Monatskarte und mal mit Einzelfahrscheinen nutzen, wobei der Monatskartenbesitz den inneren Schweinehund schon gut füttert und die Verkehrsmittelwahl beeinflusst hat.

Als dann die Umstellung auf ein stationsbasiertes System erfolgte, habe ich mir ein eigenes Rad gekauft, da die Abstände zu den nächsten Stationen zumindest in der Anfangsphase zu groß für den Alltagseinsatz waren. Die Verkehrsmittelwahl fiel dann aber stärker zugunsten des ÖPNV aus, sobald nicht sicher war, dass das Wetter den ganzen Tag gut bleibt oder Abendplanungen oder Termine erforderten wenigstens einige Strecken mit dem ÖPNV zurückzulegen.

Übrigens ist das 3-jährige Sponsoring von Lidl vorbei, so dass die Räder wieder unter dem alten Namen DB Call-a-bike unterwegs sind.
Zitat
B-V 3313
Zitat
def
Die Schlussfolgerung ist, dass Du mehr Glück als Verstand hattest. Und im konkreten Fall hatte nicht nur die BVG mehr Glück als Verstand, sondern mit ihr die ganze Stadt.

Mir geht es nur um den Fakt, dass die Schwarzmaler glücklicherweise nicht recht hatten.
Du weißt, dass ich von dem Chaos nichts gehalten habe und man da in meinen Augen kläglich versagt hat.

Ja, es gibt tatsächlich Situationen, in denen ich mich freue, nicht rechtbehalten zu haben. Unverantwortlich was das Verhalten der BVG in der Anfangszeit der Krise trotzdem.

Zitat
B-V 3313
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Global Fisch
Erstens das. Zweitens, was soll es für einen sichtbaren Peak gegeben haben? Es war doch kein singuläres Ereignis.

Wenn die BVG-Kürzungen mehr Ansteckungen zur Folge hatten, bedeutet dies einfach: einen schwächeren Rückgang der Neuinfektionen als ohne die BVG-Kürzungen. Darüber kann man nur spekulieren.

Nein, denn dann wären die Zahlen davor und/oder danach niedriger gewesen.

Da bin ich mir nicht sicher. Die Zunahme der Neuinfektionen wären aus zwei Gründen wahrscheinlich zeitlich gestreckter als ein, zwei Tage:

1. Das Chaos selbst war ja auf eine ganze Woche verteilt: erst der Busverkehr, der unbedingt schneller umgestellt werden musste als es aus organisatorischen Gründen möglich war, eine halbe Woche später der U-Bahn-Verkehr, der dann auch ein paar Tage des Experimentierens brauchte. So sich Leute dabei infiziert haben, ist das also nicht innerhalb eines halben Tages geschehen, sondern über eine Woche verteilt.

2. Die andere Frage ist, wann die Infektion diagnostiziert wird und wann sie dann in die Statistik einfließt. Auch hier gibt es ja durchaus Ungenauigkeiten. Die Symptome treten ja nicht bei jeder und jedem nach genau 11,75 Tagen auf, und der Test dauert dann nochmal.

Dazu kommt, dass wahrscheinlich kaum jemand rückvollziehen kann, wann er vor einer Woche U-Bahn gefahren ist. An einen Ischgl-Besuch erinnert man sich aber wahrscheinlich schon (also zumindest daran, dass man da war).
Zitat
Nemo

Die Zahlen von Deutschland deuten nicht auf eine sonderlich hohe Relevanz des ÖV für Ansteckungen mit COVID 19 hin - die Ursachen dürfte hier wohl sein dass unsere Regierung zwar nicht sofort aber dennoch schnell genug reagiert hat..

Ich *glaube* zwar auch nicht, dass der ÖV sonderlich hohe Relevanz für die Ansteckungsrate hatte; wüsste aber nicht, wie man das aus den Zahlen schließen könnte. Nein, schärfer: ich bin mir sicher, dass man das prinzipiell nicht kann, oder so gut wie nicht. (Der Weg das rauszufinden, wäre der, das Virus besser zu kennen, aus den Daten kann man da kaum etwas folgern).

Zitat

Mich persönlich wundert ja, dass man offensichtlich in großen Städten weniger zum Skifahren fährt als vom Land - ansonsten wären doch Köln, Düsseldorf und vorallem München die Kandidaten gewesen für die Massenausbreitung des Virus - oder von dort fahren nur Karnevallsmuffel vor der großen Party Ski. Vielleicht mögen die Großstädter auch keinen Eurotrash oder Kirmestechno und auch keine Druckbetankung und sie waren daher wirklich nur Skifahren.

Jedenfalls sind die Gebiete mit der höchsten Infektionsrate eher ländlich.

Daran finde ich gar nichts verwunderlich. Das ist einfach Statistik. Wenn sich auf (oder nach) einem Karneval in Heinsberg oder einer Chorprobe bzw einem Starkbierfest in kleinen Orten in Bayern paar Dutzend Leute anstecken, ist das jeweils ein hoher Anteil der Gesamtbevölkerung. Eine Trompete-Party in Berlin fällt dagegen bezogen auf ganz Berlin nur gering ins Gewicht.

Du wirst genauso etliche ländliche Gebiete mit extrem niedriger Infektionsrate finden.
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