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[MoPo] U-Bahnhof Mohrenstr. soll umbenannt werden...
geschrieben von micha774 
Zitat
eiterfugel
Wer kennt May Ayim? Wer hier hat schon Olga Grjasnowa, Sasha Marianna Salzmann oder Saša Stanišic gelesen? (Spoiler: Die sind übrigens nicht Schwarz, aber werden sie - gerade wenn man sie nicht kennt - als deutschsprachige Autor*innen erkannt?)

Ich kenne sie alle nicht. Es könnten sportelnde, wissenschaffende, lokal politisierendende, künstelnde oder vielleicht auch einfach in der weiteren Nachbarschaft wohnende Personen sein. Das lässt sich ja am Namen in den seltensten Fällen ablesen.

Bin ich jetzt ein Rassist, weil ich mich weder für Sport, noch für Wissenschaft, Lokalpolitik (außerhalb meiner Stadt, meines Landkreises und Bundeslandes) oder Kunst interessiere und auch kaum jemanden aus der Nachbarschaft kenne?
Und selbst bei der hiesigen Lokalpolitik kenne ich nicht die Namen aller Abgeordneten, Dezernenten, Staatssekretäre jeglichen Geschlechts, Abstammung, Herkunft, Hautfarbe, Etnie, Haarfarbe, Größe, Behintertenstatus' und nach welchen Kriterien man sonst noch diskriminieren (=unterscheiden) könnte – ja auf Anhieb nicht mal alle Minister jeglicher Größe, Geschlechts, Behintertenstatus', Abstammung, Herkunft, Hautfarbe, Haarfarbe, Etnie und nach welchen Kriterien man sonst noch diskriminieren (=unterscheiden) könnte. Das liegt einfach daran, dass ich die Funktion, die diese Personen inne haben, für wichtiger halte als die Namen. Falls ich mal ein Anliegen vorzubringen habe, kann ich immer noch den Namen (oder vor der nächsten Wahl wichtig: die Parteizugehörigkeit) rausfinden.
Zitat
eiterfugel
Weil wir auch sonst niemanden aus der Zeit kennen und ihnen auch nie in der Schule begegnet sind?

Wie sieht es mit zeitgenössischen Schriftsteller*innen aus? Wer kennt May Ayim? Wer hier hat schon Olga Grjasnowa, Sasha Marianna Salzmann oder Saša Stanišic gelesen? (Spoiler: Die sind übrigens nicht Schwarz, aber werden sie - gerade wenn man sie nicht kennt - als deutschsprachige Autor*innen erkannt?)

Wenn ich Dir jetzt die Namen von Spielerinnen der Juniorinnen Nationalmannschaft in einer beliebten Ballsportart mitteile, die alle wunderbar Deutsch sprechen, das deutsche Abitur haben, aber alle einen sehr unterschiedlichen Migrationshintergrund haben, und Du kennst sie nicht, weil das schlicht nicht Dein Hobby oder Fachgebiet ist - bist Du dann ein Rassist?

Nein, natürlich nicht. Genauso wie ich wirst Du hoffentlich die Leistung des Menschen (ganz egal ob auf dem Spielfeld, bei der Arbeit oder bei der ehrenamtlichen Arbeit) würdigen und nicht danach unterscheiden, woher die Vorfahren kamen.

Ich denke das Problem liegt eher darin, dass Dein von Dir verwendeter Begriff des Rassismus sich wesentlich unterscheidet, von dem, was andere Menschen darunter verstehen.

Mit besten Grüßen

phönix



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.07.2020 11:01 von phönix.
>Du lebst ja in einer merkwürdigen Gesellschaft.

Ich schätze in der selben wie Du. Nur hast Du das wohl noch nicht bemerkt.
Zitat
phönix
Ich denke das Problem liegt eher darin, dass Dein von Dir verwendeter Begriff des Rassismus sich wesentlich unterscheidet, von dem, was andere Menschen darunter verstehen.

Die Frage ist nur, wie wir mit dem, was andere Menschen darunter verstehen, dem Problem begegnen wollen.
So zu tun, als sei Rassismus ein Problem von einzelnen (die dann „böse“ oder „schlecht“ sind) und keine Gesellschaft-strukturiende Denkweise, führt in eine Sackgasse. Und diese Denke ist eben ziemlich deutsch...

PS: Du magst die Schriftsteller*innen mit einigem Recht als Hobby kategorisieren, spätestens bei den NSU-Opfern wird das aber absurd.
Anonymer Benutzer
Re: [MoPo] U-Bahnhof Mohrenstr.soll umbenannt werden...
06.07.2020 22:40
Zitat
Heidekraut
Wir leben noch immer in einer patriachalischen Gesellschaft, also darf man die Frauen schon ehren.

Nur, wenn man niemanden wegen Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung etc. benachteiligen darf, warum soll man sie/ihn dann dafür ehren? Eigentlich sollte es doch so unbdeutend sein, dass es keine Rolle spielt, egal in welcher Richtung.

Zitat
Heidekraut
Rassismus ist kein Problem der Rechtsextremen, sondern ein gesamtgesellschaftliches Alltagsproblem.

Zitat
Heidekraut
Jeder von uns sollte in sich hineinhören, wo er unbeabsichtigt und unbemerkt rassistische Klischees bedient.

Das auf jeden Fall, die Frage ist nur, wo Rassismus anfägt bzw. wo er gesehen wird.


Zitat
Heidekraut
Also warum nicht durch Umbenennung auf Rassismus aufmerksam machen, im Sinne von wachrütteln.

Ich denke, dass diejenigen, die darüber nachdenken, aufgrund aktueller richtiger Debatten längst wachgerüttelt sind und diejenigen, die sich davor verschließen, es auch weiterhin sein werden. Von daher sehe ich persönlich keinen großen Nutzen der Umbenennung in dem Diskurs. Die Rassismusdebatte ist mittlerweile alltägliches Thema. Wer es bis jetzt nicht mitbekommen hat, wird es auch nicht mitbekommen, wenn ein Bahnhof umbenannt wird.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.07.2020 22:41 von Railroader.
Richtig, Railroader!

______________________

Nicht-dynamische Signatur
Laut der BZ war Glinka ein Antisemit, es wird ja immer verrückter.

[www.bz-berlin.de]

Macht doch einfach Wilhelmstr., aber das passt wahrscheinlich rot-rot-grün nicht.
Die Frankfurter Allee ist auch sehr lang und der Bahnhof heißt seit Jahrzehnten so.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.2020 08:21 von Mont Klamott.
Er hat Anfang des 19. Jahrhundert gelebt und hat einmal "ungeduldiger Jude" gesagt haben sollen. Irgendwo ist mir das Problem der BZ nicht ganz nachvollziehbar.
Zitat
Bumsi
Er hat Anfang des 19. Jahrhundert gelebt und hat einmal "ungeduldiger Jude" gesagt haben sollen. Irgendwo ist mir das Problem der BZ nicht ganz nachvollziehbar.

Dass die Boulevard-Zeitungen meist sehr verkürzt berichten, sollte eigentlich zur Allgemeinbildung gehören. Die Berliner Zeitung ist da schon etwas ausführlicher: Link

Edit: Sehr intensiv setzt sich die Jüdische Allgemeine aus nachvollziehbaren Gründen mit den Thema auseinander. Das ist dann doch deutlich mehr als einmal etwas Böses gesagt zu haben.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.2020 09:15 von Jay.
Zitat
Mont Klamott
Laut der BZ war Glinka ein Antisemit, es wird ja immer verrückte

[www.bz-berlin.de]

Macht doch einfach Wilhelmstr., aber das passt wahrscheinlich rot-rot-grün nicht.
Die Frankfurter Allee ist auch sehr lang und der Bahnhof heißt seit Jahrzehnten so.

Ich bin auch für Wilhelmstraße...ist die logischste Wahl! Der M48er und 300er hält dort und ist Umstiegspunkt zwischen U2 und Bus.
Aber was sollte Rot-rot-grün dagegen haben? Der Bahnhof hieß niemals so, erst recht nicht zur NS-Zeit, sondern Kaiserhof.
Und hätte man das Wohngebiet "Ernst-Thälmann-Park" mit dem gleichnahmigen S-Bahnhof damals nicht nach Thälmann benannt, hätte der U-Bahnhof bis zur Wende sicher auch immernoch Thälmannplatz geheißen? Den benannte man nur um, damit evtl. Verwechslungen zw. Thälmannplatz und E.-Thälmann-Park auszuschließen sind. Denn ab dem Zeitpunkt, wo der S-Bahnhof von Greifswalder Str. in Ernst Thälmann Park umbenannt wurde, wurde aus dem U Thälmannplatz der U Otto-Grothewohl-Straße, denn so hieß die Wilhelmstr. zur DDR-Zeiten auf Ost-Berliner Gebiet. Also wäre s auch deshalb logisch, den Bahnhof Wilheilmstr. zu nennen. Zudem ist sie eine geschichtsträchtige Straße, ähnlich wie die Friedrichstraße passierte hier gutes und weniger schönes in der langen (deutsch-)deutschen Geschichte. Ein U-Bahnhof mit nahmen Wilhelmstr. könnte das würdigen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.2020 10:26 von BobV.
Zitat
BobV
Ich bin auch für Wilhelmstraße...ist die logischste Wahl! Der M48er und 300er hält dort und ist Umstiegspunkt zwischen U2 und Bus.
Aber was sollte Rot-rot-grün dagegen haben? Der Bahnhof hieß niemals so, erst recht nicht zur NS-Zeit, sondern Kaiserhof.
Und hätte man das Wohngebiet "Ernst-Thälmann-Park" mit dem gleichnahmigen S-Bahnhof damals nicht nach Thälmann benannt, hätte der U-Bahnhof bis zur Wende sicher auch immernoch Thälmannplatz geheißen? Den benannte man nur um, damit evtl. Verwechslungen zw. Thälmannplatz und E.-Thälmann-Park auszuschließen sind. Denn ab dem Zeitpunkt, wo der S-Bahnhof von Greifswalder Str. in Ernst Thälmann Park umbenannt wurde, wurde aus dem U Thälmannplatz der U Otto-Grothewohl-Straße.

Sicher war die Verwechselung der Anlass, aber nicht der einzige Grund. Hinzu kam, dass der Thälmannplatz in den 1980ern weitgehend überbaut wurde.

Und im übrigen: wenn wir schon nach den Verdiensten der Personen gehen, so halte ich den Soldatenkönig nicht für die erste Wahl.
Zitat
„Wir haben uns nicht für etwas entschieden, sondern ganz bewusst gegen eine Bezeichnung, die von vielen Menschen als eine Kränkung empfunden wird“

Das sollte alles über unser "weltoffenes" Verkehrsunternehmen sagen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.2020 10:54 von Flexist.
Naja, vielleicht ist es doch nicht so dumm, wie in den USA die Straßen alle durchzunummerieren?
Aber dann beschwert sich eine Kirche, dass sie in der 666. Straße liegt ...

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Nemo
Naja, vielleicht ist es doch nicht so dumm, wie in den USA die Straßen alle durchzunummerieren?
Aber dann beschwert sich eine Kirche, dass sie in der 666. Straße liegt ...

Du lachst! Aber egal wie blöd man denkt, es finden sich immer irgendwelche Deppen, die genau sowas fordern...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.2020 11:09 von def.
Zitat
Nemo
Naja, vielleicht ist es doch nicht so dumm, wie in den USA die Straßen alle durchzunummerieren?
Aber dann beschwert sich eine Kirche, dass sie in der 666. Straße liegt ...

Man nimmt aber auch neben Zahlen, Ortsnamen oder Bäume und ähnliches. Also nichts was umstritten sein könnte.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.2020 11:13 von Flexist.
Zitat
Flexist
Zitat
Nemo
Naja, vielleicht ist es doch nicht so dumm, wie in den USA die Straßen alle durchzunummerieren?
Aber dann beschwert sich eine Kirche, dass sie in der 666. Straße liegt ...

Man nimmt aber auch neben Zahlen, Ortsnamen oder Bäume und ähnliches. Also nichts was umstritten sein könnte.

Ich habe eine Birkenallergie.
Zitat
Flexist
Zitat
Nemo
Naja, vielleicht ist es doch nicht so dumm, wie in den USA die Straßen alle durchzunummerieren?
Aber dann beschwert sich eine Kirche, dass sie in der 666. Straße liegt ...

Man nimmt aber auch neben Zahlen, Ortsnamen oder Bäume und ähnliches. Also nichts was umstritten sein könnte.

Orte, also beispielsweise solche Straßennamen wie die Sedanstr.?

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Global Fisch
Zitat
Flexist
Zitat
Nemo
Naja, vielleicht ist es doch nicht so dumm, wie in den USA die Straßen alle durchzunummerieren?
Aber dann beschwert sich eine Kirche, dass sie in der 666. Straße liegt ...

Man nimmt aber auch neben Zahlen, Ortsnamen oder Bäume und ähnliches. Also nichts was umstritten sein könnte.

Ich habe eine Birkenallergie.

Haha, dann bist du wohl auch nie in der Birkenstraße zu finden?
Zitat
Nemo
Zitat
Flexist
Man nimmt aber auch neben Zahlen, Ortsnamen oder Bäume und ähnliches. Also nichts was umstritten sein könnte.

Orte, also beispielsweise solche Straßennamen wie die Sedanstr.?

Eine Straße, die nach dem Ort benannt ist, hieße nicht Sedanstraße, sondern Sedaner Straße.

Anfangs war die Diskussion übrigens im Großen und Ganzen sehr sachlich. Jetzt kippt sie langsam dahin, das Anliegen ins Lächerliche zu ziehen, nämlich eine kritische Diskussion über die deutsche Geschichte zu führen (mit welchen Konsequenzen dann .

Es ist noch keine zehn Jahre her, dass eine rechtsterroristische Vereinigung aufgeflogen ist, die über ein Jahrzehnt Menschen ermordet hat; deren Opfer von der Polizei verdächtigt wurden, in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein. Die "spontane Selbstentzündung" von Oury Jalloh (das muss man mal schaffen: sich gefesselt und ohne Feuerzeug anzuzünden) in "Polizei"-Gewahrsam ist bis heute nicht aufgeklärt, und so ziemlich alle Behörden des Landes Sachsen-Anhalt blockieren eine Aufarbeitung nach Kräften. Der Bundesinnenminister verweigert (aus welchen Gründen wohl?) eine unabhängige Untersuchung zu Racial Profiling. Und einige tun so, als sei das alles eine lächerliche Angelegenheit?

Diejenigen, die ihre (vermeintliche?) Birkenallergie für mindestens ebenso schlimm halten wie über Jahrhunderte gewachsenen Rassismus, sollten einmal in sich gehen und überlegen, ob sie das sagen wollten. Sie können einfach eine Tablette nehmen, und die Birkensaison ist ja auch begrenzt. Das soll auch nur ansatzweise die gleiche Einschränkung des Lebens sein wie ganzjährig sich dumme Aussagen bis hin zu Pöbeleien von Wildfremden anhören zu müssen, z.T. gar körperlichen Angriffen ausgesetzt zu sein, schlechtere Chancen in Bewerbungsprozessen zu haben und dann auch noch öfter "verdachtsunabhängig" von der Polizei angegriffen zu werden?

Wie viele Menschen mit einer Birkenallergie wurden eigentlich wegen ihrer Allergie in den letzten Jahrzehnten so angepöbelt oder angegriffen?



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.2020 12:10 von def.
Zitat
def
Zitat
Nemo
Man nimmt aber auch neben Zahlen, Ortsnamen oder Bäume und ähnliches. Also nichts was umstritten sein könnte.

Orte, also beispielsweise solche Straßennamen wie die Sedanstr.?

Eine Straße, die nach dem Ort benannt ist, hieße nicht Sedanstraße, sondern Sedaner Straße.[/quote]

Abgesehn davon, dass du mich zitierst, spielt das keine Rolle. Wo ist das Problem?
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