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Volksentscheid für eine "autofreie" Berliner Innenstadt?
geschrieben von Marienfelde 
... und vor allem die Massen an LKW-Fahrenden, die den ganzen Konsumschrott durch Europa und die Welt fahren...
Zitat
Alter Köpenicker
Zitat
Nemo
Zitat
Henning
Ohne Auto ist es zwar nicht schlimm, aber in manchen Fällen schon unpraktisch. Spät abends oder an Sonn- und Feiertagen sind viele ÖPNV-Verbindungen ziemlich schlecht.

Manchmal. Das ist aber kein Grund für einen massenhaften Autokonsum!

Eben. Und wenn es wirklich mal nicht anders geht, was bei mir nur äußerst selten vorkommt, kann man immer noch auf eine Kraftdroschke zurückgreifen. Mein Herz müßte ja ein Affe sein, wenn ich für diese null bis fünf Fälle pro Jahr ein Auto unterhalten würde.

Für maximal fünf Fälle pro Jahr würde sich ein Auto nicht wirklich lohnen. Ich fahre zwar auch nicht sehr viel Auto, aber immerhin ist es für einige Sachen (einkaufen, schnell zu einem Ort fahren) sehr praktisch.
Zitat
GraphXBerlin
Du kannst den Leuten nicht das Auto verbieten. Man müßte sich aber mal vielleicht mal die Entwicklung der letzten hundert Jahre angucken weshalb es so viele Autos heutzutage gibt.
Ist der Unterhalt (Steuer, Benzin, Versicherung, Reparaturen, Pflege) im Vergleich der letzten Jahrzente günstiger geworden? Eigentlich müßte man ja manchmal wundern weshalb sich so viele Menschen in der Stadt ein Auto leisten könne, trotz evtl. geringen Einkommen oder jetzt aktuell Corona und Einnahmeaudfälle.

Komisch sind die hier zum Ausdruck kommenden Wertigkeiten in unserer Gesellschaft natürlich schon: Wegen der Mittagsruhe gibt es Spielplätze, die von 13 bis 15 Uhr nicht "bespielt" werden dürfen, wenn an einem falschen Ort ein Hahn kräht, findet sich womöglich ein Kläger oder eine Klägerin gegen die unzumutbare Lärmbelästigung, die von diesem Tier ausgeht, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Das Verbot "für" Kinder, auf der Straße zu spielen ("Die Straße gehört dem Verkehr", war ja schließlich auch die Überzeugung des Berliner Polizeipräsidenten von 1909 bis 1916, Traugott von Jagow), ist noch mehr oder weniger Konsens in unserem Land.

Man stelle sich vor: Wegen der Mittagsruhe darf die Karl-Marx-Allee zwischen 13 und 15 Uhr nicht befahren werden - das gäbe wohl einen kleinen Volksaufstand,

Marienfelde.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.10.2020 05:53 von Marienfelde.
Am 25. April 2021 hat die Initiative "Volksentscheid Berlin autofrei" mit der Unterschriftensammlung begonnen.

Kurzes Statement eines Aktivisten: „Es läuft gut“, sagt Manuel Wiemann. „Die Leute machen mit.“

Hier noch ein Link zur Online-Fassung eines Artikels von Peter Neumann in der Berliner Zeitung: [www.berliner-zeitung.de]

Ich denke, Leute wie ich sollten auch mitmachen,
Marienfelde.
Sorry, aber das ist Schwachsinn in Tüten! Habt ihr alle keine Familien? Mein Sohn wohnt innerhalb des S-Bahnrings. Sein Auto steht in der Tiefgarage, nimmt also keinen öffentlichen Parkraum in Anspruch. Die meisten Besorgungen werden zu Fuss oder mit dem Elektroroller erledigt. Einmal in der Woche werden Lebensmittel per Auto eingekauft (Habt ihr euch schon mal Fleisch/Gemüse/Obst liefern lassen?). Ein- bis zweimal pro Woche geht es in den Garten in Brandenburg. Dabei ist das Auto in beiden Richtungen ratzevoll.
Ich selbst nutze seit meiner Rückkehr aus den USA seit über einem halben Jahr öffentliche Verkehrsmittel. Meine Begeisterung darüber lässt mit jedem Tag nach. Unzuverlässige Bedienung, falsche oder fehlende Informationen, defekte Einrichtungen (Die Rolltreppe Sonntagstrasse/Ostkreuz ist seit über einem halben Jahr ausser Betrieb), Busfahrer die trotz rechtzeitigem Haltewunsch durchfahren, bestaerken mich in meinem Entschluss, wieder ein Auto anzuschaffen. Ich wohne knapp ausserhalb des S-Bahnrings und habe ebenfalls einen Tiefgaragenplatz. Übrigens nutze ich inzwischen für wichtige Termine Uber oder ein Taxi, da selbst ein 45min Puffer oft nicht ausreicht. Die vorletzte tolle Erfahrung in dieser Richtung war der Ersatzverkehr U1/3, der wegen einer Umleitung ca. 40min unterwegs war. Dem Busfahrer wäre kein Zacken aus der Krone gefallen, wenn er auf Alternativen aufmerksam gemacht hätte (Die Information über die Umleitung kam wenige Sekunden nach Abfahrt). Das letzte Ärgernis war eine Verzögerung der Busse am Ostkreuz. Das beknackte Display zählte fröhlich die Minuten, aber kein Bus erschien. Ca. 50 Passagiere (bzw. Zahlvieh) warteten vergeblich. Ich bin dann zu Fuss los und an der grünen Fussgänger-Ampel fast von einem Kampfradler umgefahren worden.
Henner
Zitat
Marienfelde
Am 25. April 2021 hat die Initiative "Volksentscheid Berlin autofrei" mit der Unterschriftensammlung begonnen.

Kurzes Statement eines Aktivisten: „Es läuft gut“, sagt Manuel Wiemann. „Die Leute machen mit.“

Hier noch ein Link zur Online-Fassung eines Artikels von Peter Neumann in der Berliner Zeitung: [www.berliner-zeitung.de]

Ich denke, Leute wie ich sollten auch mitmachen,
Marienfelde.

Das ist schon der Versuch den Bürgen eine Ideologie aufzuzwingen.
Wer in der Stadt seine Ruhe haben möchte, kann in Käffer wie Treuenbrietzen oder Genthin ziehen.



Wenn der letzte Besitz enteignet,
das letzte Fahrzeug mit Verbrenner verschrottet,
Ihr euren Urlaub im verregneten Stadtpark verbringt,
weil Flugreisen verboten wurden;
Ihr im Winter im dunkeln und kalten sitzt,
weil eine Kwh so teuer wie eine Kugel Eis ist,
Ihr Weihnachten Müsliriegel kaut,
weil Ihr alle Vegetarier werden musstet,
und Silvester um 20.00 ins Bett geht,
weil Feuerwerk Feinstaub macht und verboten wurde-
dann werdet Ihr merken
wie doof es war, die Grünen zu wählen.....

T6JP
Zitat
md95129
Sorry, aber das ist Schwachsinn in Tüten! Habt ihr alle keine Familien? Mein Sohn wohnt innerhalb des S-Bahnrings. Sein Auto steht in der Tiefgarage, nimmt also keinen öffentlichen Parkraum in Anspruch. Die meisten Besorgungen werden zu Fuss oder mit dem Elektroroller erledigt. Einmal in der Woche werden Lebensmittel per Auto eingekauft (Habt ihr euch schon mal Fleisch/Gemüse/Obst liefern lassen?). Ein- bis zweimal pro Woche geht es in den Garten in Brandenburg. Dabei ist das Auto in beiden Richtungen ratzevoll.
Ich selbst nutze seit meiner Rückkehr aus den USA seit über einem halben Jahr öffentliche Verkehrsmittel. Meine Begeisterung darüber lässt mit jedem Tag nach. Unzuverlässige Bedienung, falsche oder fehlende Informationen, defekte Einrichtungen (Die Rolltreppe Sonntagstrasse/Ostkreuz ist seit über einem halben Jahr ausser Betrieb), Busfahrer die trotz rechtzeitigem Haltewunsch durchfahren, bestaerken mich in meinem Entschluss, wieder ein Auto anzuschaffen. Ich wohne knapp ausserhalb des S-Bahnrings und habe ebenfalls einen Tiefgaragenplatz. Übrigens nutze ich inzwischen für wichtige Termine Uber oder ein Taxi, da selbst ein 45min Puffer oft nicht ausreicht. Die vorletzte tolle Erfahrung in dieser Richtung war der Ersatzverkehr U1/3, der wegen einer Umleitung ca. 40min unterwegs war. Dem Busfahrer wäre kein Zacken aus der Krone gefallen, wenn er auf Alternativen aufmerksam gemacht hätte (Die Information über die Umleitung kam wenige Sekunden nach Abfahrt). Das letzte Ärgernis war eine Verzögerung der Busse am Ostkreuz. Das beknackte Display zählte fröhlich die Minuten, aber kein Bus erschien. Ca. 50 Passagiere (bzw. Zahlvieh) warteten vergeblich. Ich bin dann zu Fuss los und an der grünen Fussgänger-Ampel fast von einem Kampfradler umgefahren worden.
Henner

Ist halt nur irgendwie komisch. Wenn alles zugestaut ist, dann muss man das Verkehrssystem Straße ausbauen. Wenn der ÖV wegen fehlender Investitionen, Überlastung und der Mithilfe der ehemaligen Verkehrslenkung Berlin in die Knie geht, ist das immer ein Argument diesen nicht zu benutzen und blos nicht auszubauen.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Ich habe mit keinem Wort den Ausbau von Strassen gefordert. Es geht euch offensichtlich darum, wie der Jagdpilot in seiner unverblümten Art ausgedrückt hat, eine Ideologie umzusetzen. Warum sollte mein Sohn gezwungen werden, sein Auto nur noch an bestimmten Tagen/Stunden oder mit einem Kontingent benutzen zu können?
Meine Kritik an den Öffentlichen bezieht sich im Wesentlichen auf Informationsmangel und Gleichgültigkeit gegenüber dem Zahlvieh. Beides kostet kein zusätzliches Geld. Wenn z.B. ein Bus mit 5min Verspätung von einer Endhaltestelle losfährt, war dem Fahrer die Pause wichtiger als die Belange der Fahrgäste (In 80% der Fälle kommt er 2..3min früher an und hat damit eine längere Pause). >6Monate Stillstand für eine Rolltreppe ist Schlamperei, keine Geldknappheit.
Henner
@Henner

Also in meiner Familie hat niemand ein Auto, das ging in den 30 Jahren, die ich nun fast auf der Welt weile problemlos. Einkaufsbeutel kann man in die Hand nehmen und damit in die Öffentlichen einsteigen, oder in Fahrradtaschen packen und mein Vater hat als wir damals 5 Vollesser zu Hause waren bisher nur zum Weihnachtseinkauf den Fahrradanhänger rausholen müssen. Tannebaum (ca. 1,5m) auch die 3km per Fahrrad. Zum Urlaub die Fahrräder in den Interregio, sodass wir billiger/weiter landeinwärts wohnen konnten und dann zum Strand fahren konnten.

Wenn mal was besonderes anstand, dann mal ausnahmsweise ein Taxi.

Wo ein Wille ist...

Und ob nun das Autokontingent so stark verbraucht wird, dass man nicht mehr mit dem Auto mit Kind und Kegel zum Garten fahren kann, muss man erstmal sehen.


@T6Jagdpilot:
Habe kein Besitz, der mir enteignet werden kann
Für Urlaub habe ich bisher immer die Bahn nutzen können. Und nach einer verregneten Fahrradtour die Beine hochzulegen finde ich super erholsam. Es gibt kein schlechtes Wetter nur schlechte Kleidung ;)
Da ich in einem Wärmegedämmten Mehrfamilienhaus wohne, musste ich fast nie heizen. Ich esse meistens vegan/vegetarisch und habe noch nie einen Müsliriegel essen müssen und Silvester muss ich eh meistens arbeiten. ;-)

Also ja ich für mich sehe da für mich keine Probleme und werde deshalb auch den Volksentscheid unterstützen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.2021 10:45 von PassusDuriusculus.
Zitat
Nemo
Zitat
md95129
Sorry, aber das ist Schwachsinn in Tüten! Habt ihr alle keine Familien? Mein Sohn wohnt innerhalb des S-Bahnrings. Sein Auto steht in der Tiefgarage, nimmt also keinen öffentlichen Parkraum in Anspruch. Die meisten Besorgungen werden zu Fuss oder mit dem Elektroroller erledigt. Einmal in der Woche werden Lebensmittel per Auto eingekauft (Habt ihr euch schon mal Fleisch/Gemüse/Obst liefern lassen?). Ein- bis zweimal pro Woche geht es in den Garten in Brandenburg. Dabei ist das Auto in beiden Richtungen ratzevoll.
Ich selbst nutze seit meiner Rückkehr aus den USA seit über einem halben Jahr öffentliche Verkehrsmittel. Meine Begeisterung darüber lässt mit jedem Tag nach. Unzuverlässige Bedienung, falsche oder fehlende Informationen, defekte Einrichtungen (Die Rolltreppe Sonntagstrasse/Ostkreuz ist seit über einem halben Jahr ausser Betrieb), Busfahrer die trotz rechtzeitigem Haltewunsch durchfahren, bestaerken mich in meinem Entschluss, wieder ein Auto anzuschaffen. Ich wohne knapp ausserhalb des S-Bahnrings und habe ebenfalls einen Tiefgaragenplatz. Übrigens nutze ich inzwischen für wichtige Termine Uber oder ein Taxi, da selbst ein 45min Puffer oft nicht ausreicht. Die vorletzte tolle Erfahrung in dieser Richtung war der Ersatzverkehr U1/3, der wegen einer Umleitung ca. 40min unterwegs war. Dem Busfahrer wäre kein Zacken aus der Krone gefallen, wenn er auf Alternativen aufmerksam gemacht hätte (Die Information über die Umleitung kam wenige Sekunden nach Abfahrt). Das letzte Ärgernis war eine Verzögerung der Busse am Ostkreuz. Das beknackte Display zählte fröhlich die Minuten, aber kein Bus erschien. Ca. 50 Passagiere (bzw. Zahlvieh) warteten vergeblich. Ich bin dann zu Fuss los und an der grünen Fussgänger-Ampel fast von einem Kampfradler umgefahren worden.
Henner

Ist halt nur irgendwie komisch. Wenn alles zugestaut ist, dann muss man das Verkehrssystem Straße ausbauen. Wenn der ÖV wegen fehlender Investitionen, Überlastung und der Mithilfe der ehemaligen Verkehrslenkung Berlin in die Knie geht, ist das immer ein Argument diesen nicht zu benutzen und blos nicht auszubauen.

Hehe, ja, das stimmt wirklich.

Dabei ist das Problem hausgemacht: Die gesellschaftliche Wertschätzung, die dem Nahverkehr in Deutschland zuteilwird, ist m.E. - größtenteils unberechtigt - unter aller Kanone. Mag sein, dass das in den letzten Jahren etwas besser geworden ist. Aber jahrzehntelanges negatives Framing bekommt man halt nicht so leicht weg. Bei den realen Nutzungsquoten ist der ÖPNV in Berlin ein Hauptlastträger, mehr als der MIV. Es müssten sich also viel mehr Menschen einbringen, wenn etwas schiefläuft. Auf jedes noch so unsinnige Parkplatzgejammer folgt politische Aufgeregtheit, meist sogar im Abgeordnetenhaus. Aber bei einem schlecht umgesetzten SEV gibt es nur die typisch Berliner Gleichgültigkeit? Warum muss das so bleiben?

Ich finde das Ziel der Initiative in der Konsequenz falsch aber in der Sache gut. Denn endlich wird damit die Perspektive verschoben. Weg von einer Minderheit (das sind die täglichen, nicht gewerblichen Autofahrer nämlich), die damit Sonderrechte genießen, gerade durch die (fast) kostenlose Nutzung öffentlichen Raums. Das trifft nicht auf alle gleich zu, Henner, das ist klar. Ich zahle auch für meinen TG-Stellplatz, obwohl ich draußen kostenlos stehen könnte.

In der Konsequenz finde ich das Vorhaben falsch, weil es total willkürlich ist. Warum sollen Anwohner an Bundesstraßen und Außenbezirken anders behandelt werden als die anderen in der Innenstadt? Warum eine bestimmte Zahl von Fahrten, die „von oben“ bestimmt und überprüft werden. Das finde ich grundfalsch. Deshalb bleibe ich auch Anhänger einer Citymaut. Klar, Gutverdiener mögen sich das eher leisten können. Aber wie viele weniger verdienende Menschen, profitieren wiederum von einem attraktiveren ÖPNV nicht nur in der Innenstadt, der damit außerdem in seiner Relevanz noch weiter gesteigert werden würde!

Zudem laufen die ganzen Sonderbeispiele ins Leere bei einer Citymaut, die weder nachts, noch für körperlich Eingeschränkte gelten muss und auch für Fahrten von Spandau nach Köpenick keine Rolle spielt. Je nach Entwicklung lässt sich das Preisgefüge anpassen. Aber das wichtigste wäre, dass das tägliche Pendeln endlich überhaupt ein reales Preisschild bekommt, nicht nur beim ÖPNV. Vielleicht würden sich durch diese neuen Verhältnisse auch Premiumangebote realisieren lassen, wie es sie in Großbritannien gibt? Expressbuslinien mit Reisebus-ähnlichem Komfort in den Speckgürtel beispielsweise.

Immerhin eines ist sicher: So wie jetzt geht es nicht weiter! Nicht aus Klimaschutzgründen und im Sinne einer lebenswerten Stadt auch nicht. Sollte sich das erhöhte MIV-Nutzungsverhalten in die Post-Corona-Zeit übertragen, tun mir sehr viele Berliner, nicht nur in der Innenstadt, jetzt schon leid.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.2021 10:59 von hvhasel.
Zitat
md95129
Ich habe mit keinem Wort den Ausbau von Strassen gefordert. Es geht euch offensichtlich darum, wie der Jagdpilot in seiner unverblümten Art ausgedrückt hat, eine Ideologie umzusetzen. Warum sollte mein Sohn gezwungen werden, sein Auto nur noch an bestimmten Tagen/Stunden oder mit einem Kontingent benutzen zu können?
Meine Kritik an den Öffentlichen bezieht sich im Wesentlichen auf Informationsmangel und Gleichgültigkeit gegenüber dem Zahlvieh. Beides kostet kein zusätzliches Geld. Wenn z.B. ein Bus mit 5min Verspätung von einer Endhaltestelle losfährt, war dem Fahrer die Pause wichtiger als die Belange der Fahrgäste (In 80% der Fälle kommt er 2..3min früher an und hat damit eine längere Pause). >6Monate Stillstand für eine Rolltreppe ist Schlamperei, keine Geldknappheit.
Henner

Werter Mitforist,
Ideologie wird gerne als Schimpfwort genutzt. Man kann man auch mit dem schönen deutschen Wort "Weltanschauung" übersetzen, dann hört es sich sehr viel freundlicher an. Es gibt Leute, für die ist ihr getuntes Motorrad mit dem fetten Auspuffsound ihr ein und alles. Für andere Leute ist es einfach nur Krach.

Wenn es also ein Verbot für laute Motorräder gibt, werden erstere dagegen Sturm laufen, denn das ist ja "Ideologie" . Genau so kann man zurückschimpfen, denn die lauten Motorräder hören ja nicht nur die Nutzer selbst, sondern im Extremfall werden viele tausend andere dadurch belästigt. Und ein lautes Motorrad bietet (entschuldige meine ideologische Sicht) keinerlei Vorteil gegenüber einem leisen Motorrad, vielleicht einmal abgesehen vom dadurch erhöhten Selbstwertgefühl des Fahrers.

Auch ein Auto ist eine tolle Sache. Man kann Personen und schwere Lasten schnell und günstig von A nach B transportieren. Aber warum muss wirklich jede Straße in Berlin mit Autos vollgeparkt sein? Warum gibt es Schneisen wie den Kaiserdamm, wo man sein eigenes Wort nicht mehr versteht? Warum werden Tausende von Personen jedes Jahr getötet und noch viel mehr verletzt?

"Aber XY ist ja auf das Auto angewiesen" kommt jetzt sicherlich. Das ist das perfide am Auto: es gestaltet sich seinen Raum selbst. Sobald ein Auto zur Verfügung steht, ändert sich der Raum. Man kann mal eben im 10 km entfernten Supermarkt einkaufen, wo es das tolle Gemüse gibt. Man kann aufs Dorf ziehen und in der Stadt arbeiten. Man kann den Ausflug ins Grüne machen, wo man mit den Öffis nicht hinkommt. Und irgendwann ist die Weltanschauung so, dass man ohne Auto nicht mehr auskommt. Oder sogar objektiv nicht mehr auskommen kann - weil es im 5 km Umkreis gar keinen Supermarkt mehr gibt.

Zu den Öffis gebe ich Dir recht, dass wir uns an ein relativ niedriges Qualitätsniveau gewöhnt haben, wobei es in Berlin (allem Schimpfen zum Trotz) noch relativ gut ist. Vielfach ist es halt so, dass mit den Öffis nur diejenigen fahren, die es müssen und sind froh, wenn es überhaupt etwas gibt.
Zitat
hvhasel
Auf jedes noch so unsinnige Parkplatzgejammer folgt politische Aufgeregtheit, meist sogar im Abgeordnetenhaus. Aber bei einem schlecht umgesetzten SEV gibt es nur die typisch Berliner Gleichgültigkeit?

Nicht nur das: Kritik an schlecht umgesetztem SEV wird im Zweifelsfall von der BVG ins Lächerliche gezogen und die Missstände sogar ironisch gefeiert, statt sie anzugehen.
Zitat
hvhasel
Zitat
md95129
Sorry, aber das ist Schwachsinn in Tüten! Habt ihr alle keine Familien? Mein Sohn wohnt innerhalb des S-Bahnrings. Sein Auto steht in der Tiefgarage, nimmt also keinen öffentlichen Parkraum in Anspruch. Die meisten Besorgungen werden zu Fuss oder mit dem Elektroroller erledigt. Einmal in der Woche werden Lebensmittel per Auto eingekauft (Habt ihr euch schon mal Fleisch/Gemüse/Obst liefern lassen?).


Ich finde das Ziel der Initiative in der Konsequenz falsch aber in der Sache gut. Denn endlich wird damit die Perspektive verschoben. Weg von einer Minderheit (das sind die täglichen, nicht gewerblichen Autofahrer nämlich), die damit Sonderrechte genießen, gerade durch die (fast) kostenlose Nutzung öffentlichen Raums. Das trifft nicht auf alle gleich zu, Henner, das ist klar. Ich zahle auch für meinen TG-Stellplatz, obwohl ich draußen kostenlos stehen könnte.

In der Konsequenz finde ich das Vorhaben falsch, weil es total willkürlich ist. Warum sollen Anwohner an Bundesstraßen und Außenbezirken anders behandelt werden als die anderen in der Innenstadt? Warum eine bestimmte Zahl von Fahrten, die „von oben“ bestimmt und überprüft werden. Das finde ich grundfalsch. Deshalb bleibe ich auch Anhänger einer Citymaut

Danke. Ich sehe das im Kern ähnlich. Auch wenn ich die Konsequenz der Initiative ebenfalls nicht teile, halte ich den Perspektivwechsel für ganz dringend nötig. Und @Henner, gerade Dein oben zitiertes Beispiel macht deutlich, wie sehr der Perspektivwechsel nötig ist. Nein, kein gesunder Mensch ist in der Stadt für seine üblichen Lebensmitteleinkäufe "auf sein Auto angewiesen". Niemand.

Millionen von Menschen in Berlin, auch mit Familie machen das ganz normal ohne Auto. Woche für Woche. Sei es, weil sie (wie viele Haushalte in Berlin) ganz problemlos kein Auto haben, sei es, weil sie überhaupt keinen Bock haben, mit einem Auto voller Einkäufe erst einmal zu Hause einen Parkplatz suchen zu müssen.
Zitat
Latschenkiefer
Wenn es also ein Verbot für laute Motorräder gibt, werden erstere dagegen Sturm laufen, denn das ist ja "Ideologie" . Genau so kann man zurückschimpfen, denn die lauten Motorräder hören ja nicht nur die Nutzer selbst, sondern im Extremfall werden viele tausend andere dadurch belästigt. Und ein lautes Motorrad bietet (entschuldige meine ideologische Sicht) keinerlei Vorteil gegenüber einem leisen Motorrad, vielleicht einmal abgesehen vom dadurch erhöhten Selbstwertgefühl des Fahrers.

Ähnliches ist übrigens sogar beim Auto zu beobachten, denn die werden ja seit ein paar Jahren zunehmend größer, und zwar in Breite, Höhe und Länge, der SUV-Anteil steigt seit Jahren. Um in den meisten Fällen eine Person und ggf. ein paar Einkäufe zu transportieren, wird immer häufiger ein immer größeres Auto bewegt und die restlichen 23 Stunden pro Tag abgestellt (These: in den letzten Jahren gingen mindestens so viele Stellplätze durch längere Autos verloren wie durch die pösen Radwege).

Es ist doch völlig krank, dass selbst ich als relativ groß gewachsener Erwachsener (ca. 1,85 m) über viele Pkws (!) nicht mehr hinwegschauen kann.

Die Entwicklung hin zu SUV zeigt aber auch die Erwartungshaltung in vielen Autofahrendenhirnen: es ist so selbstverständlich, dass sie den Straßenraum für sich in Anspruch nehmen, dass sie überhaupt noch nicht mal nachdenken, dass immer breitere Autos natürlich auch mehr Straßenraum beanspruchen. Ein SUV ist gern mal 1,90 m breit, ein Golf III in den 90er Jahren hatte noch 1,70 m (und der SUV fährt in der Regel auch weder mehr Menschen noch mehr Gepäck durch die Gegend). Bei zwei Fahrspuren sind das mal eben 40 cm, bei zwei weiteren Parkspuren insgesamt 80 cm, die sich der Autoverkehr im Vergleich zu den 90ern zusätzlich an Straßenbreite erwartet und sich im Zweifelsfall nimmt.

Aber klar, "Radfahrer und Straßenbahn nehmen uns den Platz weg!!!1!".
@Latschenkiefer,
Dein Beispiel mit den Motorrädern ist klassischer Whataboutism. Ohne jetzt die Überhandnahme von Autos glorifizieren zu wollen, hat die Autoindustrie in den letzten Jahrzehnten Anstrengungen unternommen, um das Fahrzeug etwas weniger umweltschädlich zu machen. Das E-Auto, obwohl keine Lösung für die Innenstadt, wird da auch nochmal einen Quantensprung bringen (Jetzt kommt wieder die Litanei mit dem Lithium etc., aber das ist durch die Wirklichkeit längst widerlegt).
@PassusDuriusculus:
Ohne Familie geht so ein frugales Leben, habe ich selbst mehrere Jahre gemacht. Mit Deiner Einsparung der Heizung lebst Du auf Kosten der Nachbarn...
@def:
Auch in der Tiefgarage?

Die BVG hat offenbar genug Geld, sinnlose da irreführende LCD-Displays an den Haltestellen anzubringen, falls da nicht die Absicht dahinter steckt, langfristig die Papieraushänge abzulösen.
Henner



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.2021 12:54 von md95129.
Zitat
Global Fisch
Millionen von Menschen in Berlin, auch mit Familie machen das ganz normal ohne Auto. Woche für Woche. Sei es, weil sie (wie viele Haushalte in Berlin) ganz problemlos kein Auto haben, sei es, weil sie überhaupt keinen Bock haben, mit einem Auto voller Einkäufe erst einmal zu Hause einen Parkplatz suchen zu müssen.

Wahrscheinlich eher Tag für Tag - und genau das ist der Trick: auf seinen täglichen Wegen mal schnell beim Supermarkt, beim Bäcker oder der Drogerie vorbeigehen. Über die Woche gerechnet braucht man dafür sicher auch nicht mehr Zeit als sich eigens für den Einkauf auf den Weg zu machen, das Auto abzustellen, sich am Freitagnach- oder Sonnabendvormittag mit hunderten anderen in einem Supermarkt bewegen und dann wieder wegzufahren - zumal man das ja auch aufteilen kann, in den meisten Familien gibt es ja mindestens zwei Erwachsene; auch ältere Kinder und Jugendliche kann man einbeziehen, das schult die Selbstständigkeit sicher eher, als wenn man sich bis zum Ende des Studiums am "sich selbst befüllenden" Kühlschrank bedient.

Es ist eine Frage der Gewohnheit - zumal in der Innenstadt, wo ich es für absolut ausgeschlossen halte, dass man auf seinen täglichen Wegen an keinem Supermarkt vorbeikommt.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.2021 13:05 von def.
Zitat
md95129
@PassusDuriusculus:
Ohne Familie geht so ein frugales Leben, habe ich selbst mehrere Jahre gemacht. Mit Deiner Einsparung der Heizung lebst Du auf Kosten der Nachbarn...

Er hat von seiner eigenen Kindheit erzählt, da hatte er offensichtlich eine Familie. (Die hat er hoffentlich immer noch, aber nicht mehr im gleichen Haushalt.)

Zitat
md95129
@def:
Auch in der Tiefgarage?

Wenn Du nur innerhalb Deiner Tiefgarage mit dem Auto unterwegs bist, ziehe ich meine Kritik zu den SUVs natürlich zurück. Ansonsten gilt sie selbstverständlich auch in diesem Fall: die zusätzlichen 40 cm können bei entgegenkommenden Autos genau die entscheidenden Zentimeter sein, wegen denen man den Radfahrer nicht oder nur gefährlich knapp überholen kann (und dann ist natürlich trotzdem der Radfahrer schuld, richtig?). Genauso halte ich es für unwahrscheinlich, dass Du nur Ziele mit Tiefgarage ansteuerst.
Zitat
hvhasel
Aber jahrzehntelanges negatives Framing bekommt man halt nicht so leicht weg. Bei den realen Nutzungsquoten ist der ÖPNV in Berlin ein Hauptlastträger, mehr als der MIV.

Dies fasst das Dilemma für mich vortrefflich zusammen. Am Framing des ÖPNV muss weiter gearbeitet werden - und ja, da würde ich dem aktuellen Senat auch kein zu gutes Zeugnis ausstellen, auch wenn sie da jetzt wohl mit ihrer 'Wir können es doch allen Recht machen'-Kampagne auf den letzten Metern noch einige Pluspunkte sammeln wollen. Denn trotz Taktverdichtungen und Fahrzeugbeschaffungen lag das (kommunizierte) Zentrum ihres Verkehrsinteresses woanders. Und auch die BVG hat mit "Weil wir dich lieben" nicht unbedingt zur Besserung beigetragen.

Dabei wird das ganze Thema nur noch komplizierter: Denn gerade weil die Qualität im Berlin ÖPNV eigentlich sehr hoch ist, verlagert sich die Disskusion inzwischen auf vermeintliche Nebenkriegsplätze wie die Servicequalität im Störungs- und Umleitungsfall - was übrigens frapant an das Integrationsparadox erinnert. In diesem Punkt muss ich Henner leider vollumfänglich zustimmen: Was nützen mir denn tolle neue Monitore in den Haltestellenhäuschen, wenn die im Umleitungsfall nichts anderes anzeigen, als dass der Bus ausfällt? Im Gegensatz zum Daisy könnten dort ja wenigstens Karten eingeblendet werden, die zeigen, wo stattdessen gehalten wird. Oder wenigstens irgendeine weitere Info geben, als dass der nächste(!) Bus halt nicht kommt.
Warum können selbst im Jahr 2021 Fahrplanupdates nur ein oder zweimal die Woche hochgeladen werden und bis dahin werden weiter fröhlich Verbindungen über wegen Brands gesperrte Streckenabschnitte in den Auskunftsmedien ausgegeben?
Was nützt mir ein Umleitungshinweis, nachdem die Tür an der letzten Haltstelle auf dem Regelweg geschlossen wurde? (Und dann wird auch noch ohne jegliche Erklärung an einem U-Bahnhof und einem zentralen Umsteigeknoten durchgefahren.)
Und da sind wir noch nichtmal bei so Schmankerln die mir als ÖPNV-interessierter Person ja noch irgendwie einleuchten, der durchschnittlichen Reisenden aber zurecht schwer vermittelbar sind, z.B. warum Stunden nach einem Störungsbeginn in Lichtenberg immernoch die S7 in Charlottenburg endet, ohne Weiterfahrtmöglichkeit in den nächsten planmäßig 8 min/ realistisch 16 min, obwohl der Störungshinweis auf der Homepage der S-Bahn verkündet, dass alle 10 Minuten auf gesamter Strecke verkehrt würde.
Wahrscheinlich kann jede:r hier im Forum weitere Punkte zu dieser Liste beitragen - solange hier kein rundes Bild präsentiert wird, wird die Wahrnehmung leider auch nicht besser, egal wie viel noch in Taktverdichtungen oder Ausbauten investiert werden wird.

Dem Volksentscheid stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber, allerdings erschließt sich mir nicht ganz, wie die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum nachhaltig verbessert werden soll, wenn die Straßen ja grundsätzlich erhalten bleiben müssen. Ok, im besten Fall Entzerrung, weil Radverkehr nicht mehr auf grünen Hauptwegen erfolgen muss, sondern auf Hauptstraßen und im schlimmsten-besten Fall mehr Café/Restaurant-Konsum auf bisherigen Fahrtspuren mehrspuriger Straßen, aber sonst? Bisherige Umgestaltungen in dieser Stadt haben mich da eher nicht so überzeugt...
@def: Breite Golf: 1799mm
Breite BMW X1: 1821mm
Der BMW X1 ist der am meisten verkaufte SUV in Deutschland. Bei 22mm grösserer Breite kriegst Du als Radler das Muffensausen?
Ich würde mir übrigens keinen SUV anschaffen.
Henner
Zitat
def
Wenn Du nur innerhalb Deiner Tiefgarage mit dem Auto unterwegs bist, ziehe ich meine Kritik zu den SUVs natürlich zurück. Ansonsten gilt sie selbstverständlich auch in diesem Fall: die zusätzlichen 40 cm können bei entgegenkommenden Autos genau die entscheidenden Zentimeter sein, wegen denen man den Radfahrer nicht oder nur gefährlich knapp überholen kann (und dann ist natürlich trotzdem der Radfahrer schuld, richtig?). Genauso halte ich es für unwahrscheinlich, dass Du nur Ziele mit Tiefgarage ansteuerst.

Ich meine, selbt in Tiefgaragen und Parkhäusern sind die immer größer werdenden Autos ein Problem.
So viele Autos auf den Parkplätzen bringen ja ein ganz schönes Gewicht auf die Waage, sodass die Gebäude recht massiv gebaut weden müssen und z.B. die Zwischendecken vielfach abgestützt werden müssen. Nach meiner Beobachtung sind in den meisten Parkhäusern immer 3 Stellplätze zwischen zwei Stützen oder Wänden.
Wenn nun die Stellplätze – sagen wir mal – 2,30m breit sind, dann bleiben bei den von dir angebenen 1,70m Fahrzeugbreite noch 60cm zum Ein- und Aussteigen. Das dürfte für durchschnittliche Leute ausreichend sein. Bei einer Fahrzeugbreite von 1,90m bleiben aber nur noch 40cm. Das ist schon ziemlich eng.
Und wenn die Fahrzeuge noch breiter werden, wird man nicht umhin kommen, zwischen zwei Stützen nur noch 2 Stellplätze auszuweisen – die Stützen zu versetzen ist ja nicht mit vertretbarem Aufwand möglich. Und schon fällt ein Drittel der Stellplätze weg.
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