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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21)
geschrieben von B-V 3313 
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def
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Nemo
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Slighter

Würde man das mehr herausstellen, dann ließen sich wahrscheinlich deutlich schneller so Mehrheiten gewinnen und Veränderungen umsetzen. Denn die Leute würden dann sehen, dass man ihnen mit der Verkehrswende nicht unbedingt etwas wegnimmt, sondern etwas gibt: Nämlich Platz auf den Straßen.

Das Problem ist hier halt dass der Autofahrer genau das nicht glaubt. Man bräuchte hier halt Resultate als empirischen Beweis. Dafür haben wir aber eine unwillige Verwaltung, zu lange Planungszeiten und auch eine Fehlbesetzung in der Verkehrsverwaltung.

... und außerdem eine fehlende wissenschaftliche Auswertung früherer "entlastender" Straßenausbauten. Mich würde z.B. schon interessieren, welche Auswirkungen die A113 denn nun hatte: wie viele Pkws sind dort pro Tag unterwegs, wie viele auf den angeblich entlasteten Straßen, wie viele insgesamt auf einigen auszuwählenden Relationen? Wie hat sich die Situation ein, zwei, drei, fünf Jahre nach der Eröffnung entwickelt, welche Auswirkungen hatte die Autobahn auf den ÖPNV?

Wahrscheinlich traut man sich einfach nicht, solche Untersuchungen in Auftrag zu geben. Wäre doch doof, wenn das Kartenhaus dann zusammenfällt.

Zumindest für die TVO hatte Christian Linow im letzten Signal zur "Entlastung" der Dörpfeldstraße mal recherchiert. Wenig überraschendes Ergebnis: Es gibt keine Entlastung der Dörpfeldstraße, obwohl das einer der maßgeblichen Rechtfertigungsgründe für den Bau der TVO war. Im Glienicker Weg hat sich das MIV-Aufkommen hingegen deutlich(!) gesteigert. In Adlershof sind jetzt also viel mehr Autos unterwegs, als vor TVO.

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Jay
Zumindest für die TVO hatte Christian Linow im letzten Signal zur "Entlastung" der Dörpfeldstraße mal recherchiert. Wenig überraschendes Ergebnis: Es gibt keine Entlastung der Dörpfeldstraße, obwohl das einer der maßgeblichen Rechtfertigungsgründe für den Bau der TVO war. Im Glienicker Weg hat sich das MIV-Aufkommen hingegen deutlich(!) gesteigert. In Adlershof sind jetzt also viel mehr Autos unterwegs, als vor TVO.

Kannst du mir ggf. diesen Artikel zukommen lassen bzw. mir mitteilen, wo ich ihn online bekomme und/oder in welcher Signal das genau war? War das die April/Mai-Ausgabe?
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Jay
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def
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Nemo
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Slighter

Würde man das mehr herausstellen, dann ließen sich wahrscheinlich deutlich schneller so Mehrheiten gewinnen und Veränderungen umsetzen. Denn die Leute würden dann sehen, dass man ihnen mit der Verkehrswende nicht unbedingt etwas wegnimmt, sondern etwas gibt: Nämlich Platz auf den Straßen.

Das Problem ist hier halt dass der Autofahrer genau das nicht glaubt. Man bräuchte hier halt Resultate als empirischen Beweis. Dafür haben wir aber eine unwillige Verwaltung, zu lange Planungszeiten und auch eine Fehlbesetzung in der Verkehrsverwaltung.

... und außerdem eine fehlende wissenschaftliche Auswertung früherer "entlastender" Straßenausbauten. Mich würde z.B. schon interessieren, welche Auswirkungen die A113 denn nun hatte: wie viele Pkws sind dort pro Tag unterwegs, wie viele auf den angeblich entlasteten Straßen, wie viele insgesamt auf einigen auszuwählenden Relationen? Wie hat sich die Situation ein, zwei, drei, fünf Jahre nach der Eröffnung entwickelt, welche Auswirkungen hatte die Autobahn auf den ÖPNV?

Wahrscheinlich traut man sich einfach nicht, solche Untersuchungen in Auftrag zu geben. Wäre doch doof, wenn das Kartenhaus dann zusammenfällt.

Zumindest für die TVO hatte Christian Linow im letzten Signal zur "Entlastung" der Dörpfeldstraße mal recherchiert. Wenig überraschendes Ergebnis: Es gibt keine Entlastung der Dörpfeldstraße, obwohl das einer der maßgeblichen Rechtfertigungsgründe für den Bau der TVO war. Im Glienicker Weg hat sich das MIV-Aufkommen hingegen deutlich(!) gesteigert. In Adlershof sind jetzt also viel mehr Autos unterwegs, als vor TVO.

Auch da sind die Grünen leider ziemlich schlecht, genau solche Beispiele im Wahlkampf zu verwerten. Allgemeine Aussagen ("Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten") sind zwar nicht falsch, lassen sich aber in der öffentlichen Debatte wesentlich leichter wegwischen als konkrete Beispiele; und am besten viele konkrete Beispiele, aus vielen Teilen der Stadt.

Aus dem Nachbarthread:

Zitat
Arnd Hellinger
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def
Im Grunde ist das auch ein Beispiel für die Vergesslichkeit der Wählenden: die sPD hat in den Nullerjahren das Angebot, gerade auch in den Außenbezirken, zurückgefahren und die Bestellung neuer U-Bahnen verschleppt.

Du weißt aber auch, dass das seine Ursachen nicht in irgendeiner Böswilligkeit der SPD hatte, sondern in der - durch CDU-Mauscheleien verursachten - Insolvenz der Bankgesellschaft, rückläufigen Steuereinnahmen sowie ebensolchen Einwohnerzahlen nach 1990? Damals wurde ja nicht nur im ÖPNV "gespart, bis es quietscht", sondern auch bei Schulen, Theatern, Schwimmbädern, Sozialwohnungen etc. pp. und für diese - nach heutigem Konsens - gravierenden Fehlentscheidungen tragen ausnahmslos alle damals in Abgeordnetenhaus und BVven vertreten gewesenen Parteien Mitverantwortung. Allerdings hatten sie wegen bundes- und europarechtlicher Vorgaben zur Haushaltskonsolidierung leider auch keine wirkliche Alternative.

Naja, der Leidensdruck war jedenfalls nicht so groß, dass man eine konsequente ÖPNV-Bevorrechtigung einführte (gut, daran sind die Grünen aktuell auch gescheitert), und man sogar Geld zum Fenster rauswarf, indem man den Bau von Alex II verschob: einerseits, weil man die bereits umgebaute Kreuzung Mollstraße/Prenzlauer Allee wieder in den Ursprungszustand versetzte, andererseits, weil durch die Strecke zu geringerem betrieblichen Aufwand (etwas weniger Fahrzeugeinsatz) bei erhöhter Attraktivität (durch Erreichen des Alex') führte. Ich erinnere mich dunkel an einen Artikel im "Signal", demzufolge sich die Strecke recht schnell amortisierte.

Auch dauerte die Bestellung neuer U-Bahnen dann selbst, als der Haushalt einigermaßen konsolidiert war, nochmal ein halbes Jahrzehnt.

Insgesamt war die Aussage ja auch in dem Kontext zu verstehen, dass sich die sPD unter Beton-Franzi und Saleh zynisch auf Kosten der Grünen als Anwältin des Stadtrandes aufspielen möchte, obwohl doch ausgerechnet unter einer grünen Senatorin das ÖPNV-Angebot auch in den Außenbezirken so stark verbessert wurde wie seit Jahrzehnten nicht. Ach ja, und eine grüne Wirtschaftssenatorin hat immerhin eine der größten privaten Investitionen der Nachwendezeit, den Siemens-Campus, nach Berlin geholt - und zwar in die Siemensstadt, die ich nun auch nicht gerade als innerstädtisch ansehen würde.

Es heißt nicht, dass man die Grünen nicht kritisieren soll, oder dass ich mit der Bilanz von Frau Günther zufrieden wäre; aber die Art und Weise, wie die Grünen von der Titelerschleicherin aus Briesen behandelt werden, ist einfach ziemlich schäbig. Es wirft nebenbei auch ein Bild darauf, wie sich politische Zusammenarbeit unter Beton-Franzi gestaltet - nur auf den eigenen Vorteil bedacht, über Leichen gehend. "Railroader" scheint diese Art des Umgangs miteinander zu gefallen, deshalb wünscht er sich auch eine Betonkoalition.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.2021 07:57 von def.
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VvJ-Ente
Der Railroader kann sich freuen.

Extrem schlechter Journalismus mal wieder, schon im Titel "Das Ende einer rot-rot-grünen Beziehung". Egal wie man zur Koalition steht, ob man sich ihr Fortbestehen oder das Ende wünscht - es weiß doch niemand, ob es das Ende ist oder weitere Jahre mit R2G folgen.
Zitat
def
"Railroader" scheint diese Art des Umgangs miteinander zu gefallen, deshalb wünscht er sich auch eine Betonkoalition.

Warum stänkerst du? Ich schrieb schon einmal: mir gefällt nichts von all dem, ich entscheide mich für das geringere Übel. Und lieber der von dir geschilderte Umgang, als solch ein undemokratischer Umgang :

[m.tagesspiegel.de]
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Railroader
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def
"Railroader" scheint diese Art des Umgangs miteinander zu gefallen, deshalb wünscht er sich auch eine Betonkoalition.

Warum stänkerst du? Ich schrieb schon einmal: mir gefällt nichts von all dem, ich entscheide mich für das geringere Übel. Und lieber der von dir geschilderte Umgang, als solch ein undemokratischer Umgang :

[m.tagesspiegel.de]

Ich finde es in der Tat bedenklich, wenn sich eine AT-Führungskraft eines öffentlichen Unternehmens kurz vor der Wahl für ein "Schattenkabinett" zur Verfügung stellt, ohne selbst die nötigen Konsequenzen zu ziehen und die Tätigkeit in der Geschäftsführung ruhen zu lassen. Denn das ist doch ne ganze Nummer größer, als sich politisch zu engagieren. Der Umgang mit dieser Personalie ist allerdings ebenso unprofessionell, da gebe ich dir vollkommen Recht.

Die Hoffnung, dass die Nikutta-Nachfolge die BVG in ruhigere Fahrwasser steuert, scheint allerdings vergebens. Kreinenkamp ist zwar deutlich unaufgeregter/ruhiger unterwegs, hat allerdings auch schon hier und da ins Klo gegriffen.

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@def: Ich kann deinen Frust ja voll und ganz verstehen, aber dein polemischer Diskussionsstil ist einfach unterirdisch. Damit bedienst du die konservativen Klischees von "linksgrün" (versifft) und bist aktiver Teil der Polarisierung der politischen Lager.
Mit Railroader habe ich inhaltlich einige Differenzen, aber ich schätze die Möglichkeit der sachlichen Diskussion mit ihm, auch wenn es teils ermüdend ist, wieder bei Null anzufangen.

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Jay

@def: Ich kann deinen Frust ja voll und ganz verstehen, aber dein polemischer Diskussionsstil ist einfach unterirdisch. Damit bedienst du die konservativen Klischees von "linksgrün" (versifft) und bist aktiver Teil der Polarisierung der politischen Lager.
Mit Railroader habe ich inhaltlich einige Differenzen, aber ich schätze die Möglichkeit der sachlichen Diskussion mit ihm, auch wenn es teils ermüdend ist, wieder bei Null anzufangen.

Das ist eben tatsächlich so. Mein erster Gedanke war, typisch linksgrün (ohne versifft), wollen einem ständig einreden, wie man zu ticken hat, sind intolerant für andere politische Ausrichtungen, greifen einen an, wenn man politisch anders denkt, auch wenn es demokratisch ist, treten mit erhobenem Zeigefinger auf und stellen einen als ein bisschen blöd dar, keine Diskussion auf Augenhöhe. Das Klischee war voll erfüllt, obwohl ich damit sicherlich vielen Linken oder Grünen Unrecht tue. Nur ist das eben auch ein Punkt, weshalb ich diese Partei so ablehne.

Man muss sich auch gar nicht gegenseitig überzeugen. Viele Menschen teilen eben die Vorstellungen von linksgrün nicht und wünschen sich ein anderes Berlin als die Grünen, haben andere Vorstellungen. Und das ist auch völlig legitim, dafür leben wir in einer Demokratie. Dafür muss keiner angegangen werden. Ich muss vor einer Wahl schauen, mit welchen Parteien ich die größten Schnittmengen habe und danach eine Entscheidung treffen. Es sind eben bei mir leider nicht die Grünen. Was ist daran nun schlimm?

Man überzeugt niemanden, wenn man ihn lächerlich oder ihm Vorwürfe macht. Man überzeugt auch keinen, wenn man von oben herab argumentiert. Und mit Panik und Angst schon gar nicht.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.2021 13:00 von Railroader.
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Railroader
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Jay

@def: Ich kann deinen Frust ja voll und ganz verstehen, aber dein polemischer Diskussionsstil ist einfach unterirdisch. Damit bedienst du die konservativen Klischees von "linksgrün" (versifft) und bist aktiver Teil der Polarisierung der politischen Lager.
Mit Railroader habe ich inhaltlich einige Differenzen, aber ich schätze die Möglichkeit der sachlichen Diskussion mit ihm, auch wenn es teils ermüdend ist, wieder bei Null anzufangen.

Das ist eben tatsächlich so. Mein erster Gedanke war, typisch linksgrün (ohne versifft), wollen einem ständig einreden, wie man zu ticken hat, sind intolerant für andere politische Ausrichtungen, greifen einen an, wenn man politisch anders denkt, auch wenn es demokratisch ist, treten mit erhobenen Zeigefinger auf und stellen einen als ein bisschen blöd da, keine Diskussion auf Augenhöhe. Das Klischee war voll erfüllt, obwohl ich damit sicherlich vielen Linken oder Grünen Unrecht tue. Nur ist das eben auch ein Punkt, weshalb ich diese Partei so ablehne.

Man muss sich auch gar nicht gegenseitig überzeugen. Viele Menschen teilen eben die Vorstellung von linksgrün nicht und wünschen sich ein anderes Berlin als die Grünen, haben andere Vorstellungen. Und das ist auch völlig legitim, dafür leben wir in einer Demokratie. Dafür muss keiner angegangen werden.

Dein Beitrag zeigt eigentlich ziemlich gut das Dilemma. "Linksgrün" war ein rechter Kampfbegriff, um pauschal das linke und grüne Lager abzuwerten. Dementsprechend freut sich rechtsaußen auch diebisch damit in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein, also Dominanz in der Sprachentwicklung auszuüben. Das passiert auch an vielen anderen Stelle, worauf def schon vor einiger Zeit durchaus zu Recht aufmerksam gemacht hat.

Viele der "bekannten" Aussagen über die Grünen wurden von ganz bestimmten Kreisen gestreut und haben sich erfolgreich festgesetzt, auch wenn der Wahrheitsgehalt bei genauer Betrachtung gegen Null tendiert. Nur: Die Grünen versuchen es gar nicht erst diese ganzen Klischees zu entkräften und damit breitere Wählerschichten von sich zu überzeugen. Im Gegenteil konzentrieren sich die Berliner Grünen auf ihre Blase und verschrecken Außenstehende mit Arroganz statt Erklärungen. Ich hätte mir durchaus vorstellen können, in diesem Jahr grün zu wählen. Ich werde es aber nicht tun und insbesondere die undemokratische Kampagne der letzten Wochen gegen die Kleinparteien im selben Lager sind, neben der verkorksten Verkehrspolitik, ein Grund dies nicht zu tun, obwohl mir Jarasch als RegBM lieber wäre, als Frau "Gift-Ei", die ich aus verschiedensten Gründen ablehne.

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Jay
Im Gegenteil konzentrieren sich die Berliner Grünen auf ihre Blase und verschrecken Außenstehende mit Arroganz statt Erklärungen.

Sehr gut auf den Punkt gebracht!
Die Grünen sorgen selber für ihre Klischees, man muss ihnen nur zuhören. Sie wissen oft nicht was sie eigentlich wollen. Was sie vorne aufbauen, reißen sie hinten wieder ein. Prioritäten setzen und Dinge ins Verhältnis, ist nicht. Einig sind sie sich nur darin, möglichst viel über Umwelt zu reden und die Kosten zu treiben.
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Stichbahn

Extrem schlechter Journalismus mal wieder, schon im Titel "Das Ende einer rot-rot-grünen Beziehung". Egal wie man zur Koalition steht, ob man sich ihr Fortbestehen oder das Ende wünscht - es weiß doch niemand, ob es das Ende ist oder weitere Jahre mit R2G folgen.

Gut beschrieben - und man merkt deutlich, wie dem rbb-Schreiberling der Geifer aus dem Gesicht spritzt! Doch ich will mich dessen tendenziöser Berichterstattung nicht weiter widmen - zumal sie ein Ende vorwegnimmt, das so - außer ihm;-) - noch keine/r weiß!

OT: Vielmehr ärgert seit langer Zeit, wie der rbb vor allem bei seinem Filetstück, der ABENDSCHAU, in geschickter Form, manchmal auch recht unverblümt in wahrstem Sinn des Wortes Partei ergreift. Wie seinerzeit die "Springerpresse". Bloß rbb heutzutage in GRÜN. Geschickt, weil einerseits durchaus Vertreter/innen aller im Parlament vorhandenen Parteien zu Worte kommen. Subtil, weil einfach bei Lieblingsthemen und vermeintlichen Stärken der Grünen andere Interessenverbände und -vertreter/innen zusätzliche Sendezeit geschenkt bekommen. Dass die Moderator/inn/en - in alle Richtungen wohlgemerkt! - kritisch nachfragen, schafft journalistisch seriös nur einer: Sascha Hingst. Wenn er nicht gerade EISERN ist... :-) Na ja: Der Name der GRÜNEN-Kandidatin ist im rbb gut vernetzt... OT Ende
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Jay

Dein Beitrag zeigt eigentlich ziemlich gut das Dilemma. "Linksgrün" war ein rechter Kampfbegriff, um pauschal das linke und grüne Lager abzuwerten. Dementsprechend freut sich rechtsaußen auch diebisch damit in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein, also Dominanz in der Sprachentwicklung auszuüben. Das passiert auch an vielen anderen Stelle, worauf def schon vor einiger Zeit durchaus zu Recht aufmerksam gemacht hat.

...obwohl mir Jarasch als RegBM lieber wäre, als Frau "Gift-Ei", die ich aus verschiedensten Gründen ablehne.

Weitestgehend stimme ich den Beiträgen Railroaders und von dir zwischen 11.35h und 13h zu, auch was den vor allem formal zumeist unerträglichen Umgangsstil defs betrifft. Schaffen andere User auch, aber nur gelegentlich...

"Linksgrün" ist in erster Linie eine Kurzform der Namen beider Parteien, die sich ja die längsten Parteinamen gewählt haben: Können sie ja machen, muss aber die Kurzbezeichnung von außen auch legitim sein! Die Abwertung haben ja beide Lager mit der Zeit ganz von selbst geschafft... Und: Obwohl ich mich zur - eher linken - Mitte der Gesellschaft zähle, sind AfD & Co bei mir nicht angekommen, das wird auch nie der Fall sein!

Ach ja: Dominanz in der Sprachentwicklung - alle Versuche, die Bevölkerung von der gendergerechten Sprache in allen öffentlichen Bereichen zu überzeugen, sind garantiert nicht von AfD&Co ausgegangen.

Apropos polemisch: Deine Wahl ist deine Sache - völlig klar! - , die Verballhornung von Namen entspricht doch wohl nicht deinem Niveau, oder? Ich würde ja auch nicht von Frau "Neinarsch" sprechen, darum lasse ich es lieber...

Gruß
Bw Steg
Da habe ich ja was ausgelöst mit meinem launisch dahingeschriebenen Satz. @Railroader: Tut mir Leid, wenn Du den Frust z.T. ungerechtfertigt abbekommen hast.

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Railroader
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Jay

@def: Ich kann deinen Frust ja voll und ganz verstehen, aber dein polemischer Diskussionsstil ist einfach unterirdisch. Damit bedienst du die konservativen Klischees von "linksgrün" (versifft) und bist aktiver Teil der Polarisierung der politischen Lager.
Mit Railroader habe ich inhaltlich einige Differenzen, aber ich schätze die Möglichkeit der sachlichen Diskussion mit ihm, auch wenn es teils ermüdend ist, wieder bei Null anzufangen.

Das ist eben tatsächlich so. Mein erster Gedanke war, typisch linksgrün (ohne versifft), wollen einem ständig einreden, wie man zu ticken hat, sind intolerant für andere politische Ausrichtungen, greifen einen an, wenn man politisch anders denkt, auch wenn es demokratisch ist, treten mit erhobenem Zeigefinger auf und stellen einen als ein bisschen blöd dar, keine Diskussion auf Augenhöhe.

Naja, das Ding ist, dass sachliche Diskussion ja auch zu nichts führt. Ein typischer Dialog aus der Verkehrspolitik:

Aussage: "Straßenraum ist begrenzt. Wenn wir umweltfreundlichere Verkehrsträger fördern, andere Nutzungen (Restauranttische, Bänke etc.) oder die Stadt klimagerechter gestalten möchte, muss man dem Auto Platz wegnehmen."

Reaktion: "DIE WOLLEN UNS DAS AUTOFAHREN VERBIETEN!!1!"


Ein weiterer:

Aussage: Es gibt so etwas wie induzierten Verkehr - der Ausbau der Kapazitäten im Verkehrssystem führt dazu, dass insgesamt mehr gefahren wird.

Reaktion: Unsinn!!!1! Ich fahr doch nicht mehr, nur weil es eine Straße gibt!!1! Außerdem WOLLEN DIE UNS DAS AUTOFAHREN VERBIETEN!!!1!


(Nun könnte man entgegnen, dass es eher um die Wege geht, die länger werden, weil die Konstante in der Verkehrsplanung nicht die Wegelänge pro Tag, sondern die zurückgelegte Zeit ist - stellt man v=s/t nach s um, also s = vt, erhöht die Geschwindigkeit v und geht davon aus, dass t = konstant ist, was heißt das für den Weg? Könnte man, aber das Gegenüber ist in diesem Zeitpunkt schon so im DIEWOLLENUNSDASAUTOFAHRENVERBIETEN-Modus, dass es eh keinen Sinn mehr hat. Folglich ist das Problem auf "nichtlinksgrüner Seite" mindestens genauso groß, weil Autos nicht pragmatisch, sondern hochemotional gesehen werden.)

Und wenn man dann angesichts der immer gleichen Nicht-Diskussionen irgendwann zynisch und sarkastisch wird, heißt es, Linksgrüne...

Zitat
Railroader
treten mit erhobenem Zeigefinger auf und stellen einen als ein bisschen blöd dar, keine Diskussion auf Augenhöhe.

Wie würdest Du eigentlich den traditionellen Umgang von Wirtschaftspolitiker/innen und -vertreter/innen mit Umwelt- und Klimaschützer/innen beschreiben, und neuerdings auch mit Fridays for Future? Ist das für Dich eine Diskussion auf Augenhöhe? Warum wird eigentlich diskutiert, was Klimaschutz kostet, und nicht was der Klimawandel kostet?

Und das, was Beton-Franzi und Saleh in Bezug auf die Grünen betreiben, im Koalitionsvertrag festgeschriebene Vorhaben torpedieren und (mutmaßlich) wider besseren Wissens Lügen* über die bisherigen Partner verbreiten? Ist das für Dich Augenhöhe?

Zitat
Railroader
Das Klischee war voll erfüllt, obwohl ich damit sicherlich vielen Linken oder Grünen Unrecht tue.

Danke, dass Du ausschließt, dass ich in anderen Situationen oder weniger übermüdet vielleicht anders reagiere.

Zitat
Railroader
Nur ist das eben auch ein Punkt, weshalb ich diese Partei so ablehne.

Wer ist denn "diese Partei"? Ich meine, es kandidieren mindestens vier oder fünf linke und grüne Parteien und Listen.

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Heidekraut
Die Grünen sorgen selber für ihre Klischees, man muss ihnen nur zuhören. Sie wissen oft nicht was sie eigentlich wollen. Was sie vorne aufbauen, reißen sie hinten wieder ein. Prioritäten setzen und Dinge ins Verhältnis, ist nicht.

Das ist halt die Kehrseite der basisdemokratischen Tradition der Grünen. Vorteile hat sie aber in demokratiepolitischer Hinsicht auch - die Grünen laufen weniger als andere Parteien Gefahr, einem Führerkult zu verfallen (und auch keinem Führerinnenkult). Wenn ich mir z.B. einige (ehemals) christdemokratische Parteien im europäischen Ausland anschaue, z.B. Fidesz oder die ÖVP, finde ich nicht, dass das ein erstrebenswerter Zustand ist.

Zitat
Bw Steg
OT: Vielmehr ärgert seit langer Zeit, wie der rbb vor allem bei seinem Filetstück, der ABENDSCHAU, in geschickter Form, manchmal auch recht unverblümt in wahrstem Sinn des Wortes Partei ergreift. Wie seinerzeit die "Springerpresse". Bloß rbb heutzutage in GRÜN. Geschickt, weil einerseits durchaus Vertreter/innen aller im Parlament vorhandenen Parteien zu Worte kommen. Subtil, weil einfach bei Lieblingsthemen und vermeintlichen Stärken der Grünen andere Interessenverbände und -vertreter/innen zusätzliche Sendezeit geschenkt bekommen.

Umwelt- und Klimaschutz sind nunmal gerade zwei gesellschaftlich heiß diskutierte Themen, natürlich kommen sie dann auch häufiger in Nachrichten vor. Nach dieser Logik hätte der RBB Mitte des letzten Jahrzehnts Partei für die "AfD" ergriffen, weil viel über Flüchtlinge und Islamismus berichtet wurde.
______
*Nebenbei: Es ist halt wirklich falsch, dass die Grünen nur Politik für die Innenstadt gemacht haben (wie bereits dargelegt). Ich würde in Bezug auf den ÖPNV fast die These aufstellen, dass - bei aller Kritik an nicht umgesetzten Vorhaben - unter Günther mehr für den ÖPNV in den Außenbezirken getan wurde als in den 15 Jahren unter SPD-Ressortleitung davor.
Zitat
Bw Steg


Ach ja: Dominanz in der Sprachentwicklung - alle Versuche, die Bevölkerung von der gendergerechten Sprache in allen öffentlichen Bereichen zu überzeugen, sind garantiert nicht von AfD&Co ausgegangen.


Bw Steg

"Alter weißer Mann" auch nicht. Diskriminierend und rassistisch, als würde die Meinung alter weißer Männer nicht mehr zählen. Mit der stets eingeforderten Gleichberechtigung hat das nichts mehr zu tun, es wertet ab und verletzt. Und diese Menschen wollen mir dann was von Gleichberechtigung und respektvollem Umgang erzählen. Ebenso die Gleichstellung der Frau : wäre es mal eine, wäre es ja gut. Allerdings findet hier eine Bevorteilung statt, da die Frau offenbar auch bei schlechterer Eignung bevorzugt wird. Mir soll es recht sein, mit Habeck hätten die Grünen vermutlich richtig gute Chancen gehabt. Und ich finde es auch gut, dass Frau Giffey gute Umfragewerte hat und die SPD die Wahl vielleicht gewinnt. Dann können sich Baerbock oder Jarasch nicht wieder hinstellen und beklagen, dass eine Niederlage nur daran lag, dass sie Frauen sind. Vielleicht trug das auch zum Absturz der Grünen in den Umfragen bei. Viele können dieses Selbstmitleid und den Mangel an Selbstrelexion einfach nicht mehr ertragen.

Für mich klingt das, was die Grünen fordern, oftmals nach einer Art Retourkutsche: das Auto war lange dominant, also verdrängen wir es jetzt, Männer waren in der Politik lange überrepräsentiert, also müssen es jetzt auf Teufel komm raus Frauen sein, alte weiße Männer hatten lange das Sagen, also wertet man sie ab. Alles keine Gleichberechtigung und viel Diskriminierung. Ein weiterer Grund, warum die Grünen für mich eben unwählbar sind.
Zitat
Railroader
"Alter weißer Mann" auch nicht. Diskriminierend und rassistisch, als würde die Meinung alter weißer Männer nicht mehr zählen. Mit der stets eingeforderten Gleichberechtigung hat das nichts mehr zu tun, es wertet ab und verletzt.

Das hat sich in den letzten Jahren ziemlich verselbstständig, in eine sehr unschöne Richtung. Den ursprünglichen Gedanken fand ich ziemlich plausibel (und da war es m.E. auch mal der "weiße heterosexuelle Mann") - es gibt gewisse Maßstäbe, nach denen diskriminiert wird, und ist halt gelinde gesagt seltsam, wenn Leute, die kein einziges dieser Merkmale erfüllen, erklären, es gäbe keine Diskriminierung.

Das "alt" wiederum dürfte als - ja, unhinterfragtes und genauso abzulehnendes - Klischee in die Wendung gekommen sein, demzufolge Alte in gewohnten Bahnen denken und die moderne Welt nicht mehr verstehen.

Zitat
Railroader
Für mich klingt das, was die Grünen fordern, oftmals nach einer Art Retourkutsche: das Auto war lange dominant, also verdrängen wir es jetzt

Das Ding ist etwas anderes: selbst von den hartgesottensten Grünen-Feind/innen und Autobesitzenden würden die wenigsten neben einer Autobahn leben wollen. Und auch die gehen doch lieber in einem Altbauviertel oder einem romantischen Dorf spazieren als neben der Straße mit dem gemütlich klingenden Namen "Alt-Friedrichsfelde". Im eigenen Garten möchten die wenigsten ihr eigenes Auto sehen, weshalb selbst in Einfamilienhausgebieten die Straßen oft als Lagerfläche für dieses private Eigentum genutzt werden - und wenn sie es im Garten abstellen, fällt auf, dass man es aus den Aufenthaltsräumen im Haus und im Garten häufig nicht sieht, es also aus dem Blickfeld verschwindet. Seine Kinder möchte man auch nicht zwischen Autos spielen lassen. Selbst in v.a. an automobile Kundschaft ausgerichtete Factory Outlet Centers wird häufig durch die kitschige Nachbildung von Dörfern versucht, eine Traumwelt zu schaffen - in denen die Autos, mit denen fast alle Kunden kommen, aus dem Blickfeld verschwinden.

Kurz: So toll, wie alle behaupten, scheinen die wenigsten Menschen Autos tatsächlich zu finden.

Und was heißt überhaupt, das Auto war dominant? Die meisten Straßenräume sind bis heute vom Auto dominiert. Das Problem ist ein anderes: das Bestehende wird von vielen je nach Sichtweise als gott- oder naturgegeben angesehen, oft als pragmatisch, nicht als Folge politischer Entscheidungen. Vorschläge, das Bestehende zu ändern, sind in dieser Denkweise dann meist einfach "Ideologie". Auch hier sind die Grünen ziemlich schlecht darin, ihre Visionen als Gewinn für alle zu verkaufen - denn wie gesagt, einen großen Parkplatz, auch wenn er als öffentliche Straße getarnt ist, findet doch wirklich niemand attraktiv.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.2021 04:04 von def.
Zitat
def
Selbst in v.a. an automobile Kundschaft ausgerichtete Factory Outlet Centers wird häufig durch die kitschige Nachbildung von Dörfern versucht, eine Traumwelt zu schaffen - in denen die Autos, mit denen fast alle Kunden kommen, aus dem Blickfeld verschwinden.

Aha, also hier haben wir tatsächlich dieses Bullerbü! Erwischt!

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Nemo
Zitat
def
Selbst in v.a. an automobile Kundschaft ausgerichtete Factory Outlet Centers wird häufig durch die kitschige Nachbildung von Dörfern versucht, eine Traumwelt zu schaffen - in denen die Autos, mit denen fast alle Kunden kommen, aus dem Blickfeld verschwinden.

Aha, also hier haben wir tatsächlich dieses Bullerbü! Erwischt!

Aber lustigerweise eher in der Zielgruppe von Beton-Franzi.

Ach ja, eins zu noch Bw Steg:

Zitat
Bw Steg
Ach ja: Dominanz in der Sprachentwicklung - alle Versuche, die Bevölkerung von der gendergerechten Sprache in allen öffentlichen Bereichen zu überzeugen, sind garantiert nicht von AfD&Co ausgegangen.

Nun ist es doch allerdings legitim, dass eine Partei die Bevölkerung von ihren Anliegen überzeugen möchte, oder? Und als jemand, der zumindest im Schriftlichen meist, im Mündlichen seltener gendert (aber nicht immer konsequent und nicht nach dem Neuesten stand), frage ich mich, wer hier eigentlich anderen Vorschriften machen möchte, wenn zuweilen über Gender-Verbote diskutiert wird. (Und ja, ich finde es auch problematisch, wenn Hochschulen Sprachregeln für Hausarbeiten vorgeben.) Jede/r sollte sprechen und schreiben, wie er möchte. Ich möchte mir das Gendern genauso wenig verbieten wie es mir vorschreiben lassen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.2021 16:56 von def.
@ def: danke für deine letzten Beiträge. Ich bin nun auf der Arbeit angekommen und kann nicht viel schreiben. So macht es aber Spaß, deine Beiträge zu lesen und Argumente zu hören.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.2021 16:54 von Railroader.
Zitat
def
Zitat
Nemo
Zitat
def
Selbst in v.a. an automobile Kundschaft ausgerichtete Factory Outlet Centers wird häufig durch die kitschige Nachbildung von Dörfern versucht, eine Traumwelt zu schaffen - in denen die Autos, mit denen fast alle Kunden kommen, aus dem Blickfeld verschwinden.

Aha, also hier haben wir tatsächlich dieses Bullerbü! Erwischt!

Aber lustigerweise eher in der Zielgruppe von Beton-Franzi.
Ich dachte sowieso immer dass das Leben in einem schwedischen Dorf, wo man Platz für Autos hat, wohl eher dem Ideal der Autofahrer entspricht als dass Büllerbü der hochverdichteten Fußwegstadt, die sich die Grünen so vorstellen irgendwie ähneln könnte.

Nebenbei finde ich es wichtig, dass man sich auch mal traut Visionen zu haben! Wir müssen uns doch nur mal angucken, wo hin uns diese ganzen Pragmatiker so gebracht haben!
Ich jedenfalls finde es wichtig, dass man nicht mehr versucht, dem Verkehrswachstum hinterher zu rennen. Diesen Kampf kann man nämlich gar nicht gewinnen. Stattdessen sollte man lieber an der Stadt arbeiten, in der man leben möchte.

Wenn die Leute im Grünen leben möchten, dann können sie es gerne tun, wenn sie in der Stadt arbeiten wollen, auch. Von mir aus auch umgekehrt. Nur muss man halt den Leuten dazwischen irgendetwas bieten. Vielleicht sollte man es so machen wie bei Windrädern vorgeschlagen: Jeder der 2km und dichter an einem Windrad wohnt, wird an dessen Ertrag beteiligt. Vielleicht sollte man die Verkehrswege mit einer Maut beaufschlagen und diese dann an die Anrainer auszahlen.

Ich stell mir dann an Häuschen an die Avus und finanziere so meine Kreuzberger Mietwohnung...

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.2021 17:10 von Nemo.
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