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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21)
geschrieben von B-V 3313 
Ich habe auch keinen Facebook-Account, man müsste eigentlich so hineinkommen. Ansonsten gibt's das Foto auch beim Satire-Twitter-Account "SPD Benzin", über den ich auch drauf aufmerksam wurde. Ich wollte nur die Primärquelle verlinken.

"SPD Benzin" kommentiert dann noch ganz trocken:

Zitat

PS: Die StVO bedarf ausgehend von der bewährten Berliner Praxis ohnehin einer Anpassung an die gelebte Realität. Neben einer Helmpflicht für Fußgänger müssen sämtliche Sperrflächen zu dringend benötigten Parkflächen umgewandelt werden. #renehatverstaendnis



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.08.2021 08:22 von def.
Zitat
Nahverkehrsplan
Ich habe gestern eine Grafik bzw. ein Bild zur Nutzung vom Gelände des ehem. Flughafen Tegels gesehen.
Da war ein Abzweig von der U6 eingezeichnet.
Wie soll das denn betrieblich funktionieren? Grob fällt mir nur in den Sinn, die beiden Äste im 8-Minuten-Takt zu bedienen, die gemeinsame Strecke Kurt-Schum.-Pl. und Alt-Mariendorf alle 4 Min. aber das wäre ja eine ganz schöne Taktreduzierung für die Abschnitt nach Alt-Tegel. Heute soll die u6 ja in der HVZ ja sogar alle 3 3/4 Minuten fahren (oder irgendein Viertel-Takt).

Das ganze wurde inzwischen abgesagt, u.a. wegen der zu befürchtenden Taktreduzierung nach Alt-Tegel. Weitere Gründe waren die erforderliche mehrjährige Sperre der U6, erforderliche Umbauten an der Oberfläche (z.B. müsste das Einkaufszentrum "Der Clou" weitgehend abgerissen werden) und letztlich die niedrigen zu erwartenden Fahrgastzahlen von 15.000-20.000 pro Tag.
Zitat

"def" am 6.8.2021 um 8.17 Uhr:

Ich habe auch keinen Facebook-Account, man müsste eigentlich so hineinkommen.

Einige Monate, nachdem ich Facebook 2016 verlassen hatte, funktionierte das mit einigen Seiten auch bei mir. Mittlerweile werde ich bei einem Zugriff nur noch um die Einrichtung einer Kennung (und um die Genehmigung von ganz vielen Cookies) gebeten. Ich würde deshalb in der Zukunft um die Kennzeichnung von zugangspflichtigen Verlinkungen bitten. Mittlerweile haben Einige keine Lust auf den Mist mehr.

Gruß, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de
Dei Twitter-Kommentare sind goldig, ich wünschte mir mehr davon auch in diesem Forum. ;-)
Zitat
krickstadt
Zitat

"def" am 6.8.2021 um 8.17 Uhr:

Ich habe auch keinen Facebook-Account, man müsste eigentlich so hineinkommen.

Einige Monate, nachdem ich Facebook 2016 verlassen hatte, funktionierte das mit einigen Seiten auch bei mir. Mittlerweile werde ich bei einem Zugriff nur noch um die Einrichtung einer Kennung (und um die Genehmigung von ganz vielen Cookies) gebeten. Ich würde deshalb in der Zukunft um die Kennzeichnung von zugangspflichtigen Verlinkungen bitten. Mittlerweile haben Einige keine Lust auf den Mist mehr.

Gruß, Thomas

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Ich hab nen Bus und meine Busfahrerin heißt Layla, sie fährt schöner, schneller, weiter.
Ich setze die Diskussion aus dem Siemensbahn-Thread mal hier fort:

Zitat
Heidekraut
Das sehe ich ganz anders, Regeln und Normen werden im Allgemeinen von der gesellschaftlichen Realität geprägt.

Ich überlege gerade, wie ich Giffeys Posting in diesen Zusammenhang einordne: gigantischer SUV parkt Fußgängerüberweg zu, Beton-Franzi grinst in die Kamera und bemerkt es nicht mal, welches Bild sie aussendet - SPD-Verkehrspolitik in a nutshell.

Zitat
Heidekraut
Ideologie versucht diese in eine bestimmte einseitige Richtung zu verzerren, meist gepaart mit Aktivismus. Man versucht ein theoretisches Konzept der Realität überzustülpen, um die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Das kann man wollen oder auch kritisieren.

Wie Nemo schon schrieb: dann wäre ja jede Veränderung Ideologie (und negativ, so die Konnotation, wie Slighter richtig anmerkte), und jedes Beharren Pragmatismus. Wenn unsere Altvorderen so gedacht hätten, hätten wir kein Thema zum Diskutieren, weil die Eisenbahn nie erfunden worden wäre. Gut, wir hätten auch keinen Ort dafür, weil es das Internet auch nicht gäbe.

Davon abgesehen: in meinem Umfeld gibt es jede Menge Leute (darunter auch Autobesitzende), die für jeden Weg entscheiden, welchen Verkehrsträger sie nutzen. Und es gibt ein paar, die ausschließlich einen Verkehrsträger setzen, das Auto - und sei der Weg noch so kurz, das Wetter noch so schön, noch so wenig zu transportieren, der ÖPNV noch so viel schneller. Sie setzen sich, wenn sie irgendwo hin müssen, ins Auto.

Auch ich weiß natürlich nicht, wie repräsentativ das ist - aber ich kenne niemanden, der ausschließlich, für alle Wege, den ÖPNV nutzt, Rad fährt oder zu Fuß geht. Dieses Phänomen, unhinterfragt den immer gleichen Verkehrträger zu nutzen, kenne ich nur von Autofahrenden (aber selbst da natürlich, ich betone nochmal, nicht von allen - lustigerweise scheint das ein Generationenthema zu sein: die nicht hinterfragenden Immer-Autofahrenden gehören eher der Boomer-Generation an).

Wer ist hier dann eigentlich pragmatisch und wer ideologisch?

Und was hat es eigentlich mit Pragmatismus zu tun, wenn jedes Auto nochmal breiter, höher und länger ist als das vorangegangene? Als Individuum macht man sich die Parkplatzsuche schwer, gesellschaftlich werden alle Sprit-Einsparungen durch effektivere Motoren aufgefressen und der knappe Straßenraum noch stärker in Anspruch genommen. Eigentlich ist die SUV-Plage in jeglicher Hinsicht dumm.

Außerdem muss man schon auch bei der Frage Pragmatismus vs. Ideologie zwischen dem Individuum und der Gesellschaft unterscheiden. Aus individueller Sicht ist es total pragmatisch, sein Auto kostenlos oder zum Spottpreis im öffentlichen Straßenraum abstellen zu können. Aber ist das aus gesellschaftlicher Sicht auch pragmatisch, teuren öffentlichen Raum zum Abstellen von Privateigentum zu benutzen, mit weiteren daraus resultierenden Folgen (Flächenversiegelung, Überhitzung in engen Stadträumen etc.)? Oder wäre es nicht pragmatischer, stattdessen weniger platzintensive Verkehrsträger zu fördern, z.B. durch breitere Fußwege oder Fahrradständer (1 Pkw-Parkplatz = 5 Fahrradbügel = 10 Fahrrad-Stellplätze) und vor allem - den Stadtraum nicht nur als Verkehrsfläche zu sehen, sondern auch als öffentlicher Raum?

Das Lustige ist ja: selbst viele Autofahrende scheinen die Meinung zu teilen, dass Parkplätze verschwendeter und nicht nutzbarer Raum und Autos hässlich sind - sonst wären nicht selbst in Einfamilienhausgebieten, in denen auf jedem Grundstück genug Platz für mindestens ein Auto wäre, abertausende Autos auf der Straße abgestellt. Denn den eigenen Garten, den will man dann doch nicht mit einem Auto verschandeln. Beim öffentlichen Raum hat man damit weniger Probleme, auch wenn das dann zulasten derer geht, die keinen Garten haben, um sich von der Autohölle zu erholen. Spätestens da würde ich dann denken, dass Pragmatismus und Ideologie keine Gegensätze mehr sind.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.08.2021 07:23 von def.
Zitat
def
ich kenne niemanden, der ausschließlich, für alle Wege, den ÖPNV nutzt, Rad fährt oder zu Fuß geht. Dieses Phänomen, unhinterfragt den immer gleichen Verkehrträger zu nutzen, kenne ich nur von Autofahrenden.

Also ich kenne solche Leute durchaus, oft haben sie gar keine andere Wahl. Der eine nutzt in Ermangelung eines eigenen Fahrzeuges stets den ÖPNV und der andere fährt aus diversen Gründen stets mit dem Fahrrad.

Interessanter finde ich jedoch die Gruppe, die, unabhängig vom genutzten Transportmittel, grundsätzlich immer die gleichen Wege benutzt. So kenne ich viele ÖPNV-Nutzer, die, ganz egal wo sie hinwollen, erstmal mit dem Bus zum Bf. Köpenick und von dort weiter nach Ostkreuz fahren. Erst dort wird dann die eigentliche Richtung eingeschlagen.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Nemo, du hast eine sehr simple Vorstellung von einer pluralistischen Gesellschaft. Es sind immer viele Ziele, die diverse Gruppen verfolgen. Die Realität, die täglichen Notwendigkeiten regeln das. Und es sind oft sehr kleine Dinge, dafür vielfältig. Einen Plan unter einseitigem Blickwinkel und einem verfestigten Weltbild aufgestellt, geht durch kein Planfeststellungsverfahren ohne Blessuren. Ich kenne jede Menge Autofahrer, die auch ÖPNV nutzen und sogar Fahrrad fahren. Natürlich nur zu ihrem Vergnügen. ;-)
Auch ich kenne viele besonders aus unserer Firma die nur den ÖPNV nutzen.
Selbst ich nutze jeden Tag den ÖPNV trotz meines Arbeitsweges von Ahrensfelde nach Hakenfelde.

Und warum?
Keine Parkplatzsuche.
Stehe nicht im Stau.
Bin dadurch oftmals schneller als meine Vorarbeiter mit dem Auto die sich erstmal durch die Stadt schlängeln dürfen.

Nachteil ist natürlich wenn mal was bei der BVG oder Regio/S-Bahn ausfällt. Da liegt mein Rekord auf dem Heimweg oder zur Arbeit ca. 3 Stunden.
Aber wozu hat man ja seinen Gameboy immer dabei. Oder den Modelleisenbahner. ;)

LG Veit



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.08.2021 13:21 von veit82.
Zitat
Heidekraut
Nemo, du hast eine sehr simple Vorstellung von einer pluralistischen Gesellschaft. Es sind immer viele Ziele, die diverse Gruppen verfolgen. Die Realität, die täglichen Notwendigkeiten regeln das. Und es sind oft sehr kleine Dinge, dafür vielfältig. Einen Plan unter einseitigem Blickwinkel und einem verfestigten Weltbild aufgestellt, geht durch kein Planfeststellungsverfahren ohne Blessuren(...)

Ich nehme an, das ist eine Antwort auf mein Posting im Siemensbahn-Thread. Passt hier natürlich besser hin. Nö, der Plan geht so natürlich nicht durch die Planfeststellung durch. Da gibt es dann natürlich noch dutzende Gutachten, warum dieses Projekt auch als Einzelmaßnahme sinnvoll ist. Ob man aber nun wirklich eine Autobahn an der Storkower Straße, eine U-Bahn oder eine Straßenbahn an der Turmstraße braucht, ist allerdings nicht pragmatisch zu beantworten. Das wird durch politische Entscheidungen gemacht, die als Basis meistens irgendeine Vorstellung von einer besseren Welt haben, also ideologisch sind!

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.08.2021 14:36 von Nemo.
Zitat
veit82
Auch ich kenne viele besonders aus unserer Firma die nur den ÖPNV nutzen.
Selbst ich nutze jeden Tag den ÖPNV trotz meines Arbeitsweges von Ahrensfelde nach Hakenfelde.

Und warum?
Keine Parkplatzsuche.
Stehe nicht im Stau.
Bin dadurch oftmals schneller als meine Vorarbeiter mit dem Auto die sich erstmal durch die Stadt schlängeln dürfen.

Nachteil ist natürlich wenn mal was bei der BVG oder Regio/S-Bahn ausfällt. Da liegt mein Rekord auf dem Heimweg oder zur Arbeit ca. 3 Stunden.
Aber wozu hat man ja seinen Gameboy immer dabei. Oder den Modelleisenbahner. ;)

LG Veit

Bei uns das glatte Gegenteil.
Kein Wunder bei den Dienstzeiten und Wegen.
Eine drei Stundenfahrt vor oder nach dem Dienst-das tut sich hier keiner an.

T6JP
Aus dem Siemensbahnfred umgelagert..
Zitat
def
Zitat
T6Jagdpilot
Zitat
Nemo
Zitat
T6Jagdpilot
Zitat
Nemo
Typisch Berlin halt, erst das Wohngebiet einrichten und dann, wenn alle Anwohner ein Auto haben, wird über den ÖPNV nachgedacht...

Die meisten die irgendwo hinziehen, haben da längst schon eins..oder auch zwei..bzw. bringen den privat genutzen Dienstwagen mit.

T6JP

Das liegt dann wohl daran, dass man ohne Auto nicht umzieht? Oder man nicht überall hinziehen kann?

Die Aussage ist doch folgende, dass man das neue Wohngebiet in keinem Fall nur für Autofahrer anlegen sollte, sondern dass man spätestens mit dem Bezug der ersten Wohnungen ein attraktives ÖPNV-Angebot vorhalten sollte, damit dort eben nicht nur Autofahrer hinziehen. Andernfalls ersticken wir im Autoverkehr. Das scheint aber so gewollt zu sein.

Eher-ich suche eine Wohnung die mir zusagt-stimmen die Rahmenbedingungen ziehe ich hin.
Und selbst Bestands-Wohngebiete mit Top ÖPNV Verbindungen füllen sich trotzdem mit Autos,
sprich die Leute treffen die Wahl ihres Verkehrsmittels nach ihren persönlichen Ansichten,
nicht nach den Wünschen von Planern oder Wünschen nach Verkehrswende etc.

T6JP

Klassischer Fehlschluss, in mehrfacher Hinsicht:

1. Aus einem mit Autos gefüllten Straßenraum kann man nicht schlussfolgern, dass "die Leute" Auto fahren. Vielmehr nimmt das Auto viel Platz im Straßenraum ein, so dass es bedeutender erscheint als es ist. Einfaches Beispiel: vor einem typischen Gründerzeithaus können vielleicht 2-3 Autos parken. Und wie viele Haushalte gibt es im gleichen Haus? Vielleicht (konservativ geschätzt) zehn, ein etwaiger Hinterhof noch gar nicht mitgezählt. Wenn nun die Straße, in der dieses Haus steht, vollständig zugeparkt ist, wirkt es so, aus würden "die Leute" nun mal Auto fahren - dabei haben offensichtlich mindestens zwei Drittel der Haushalte gar kein Auto.

2. Mal wieder: die Problematik des induzierten Verkehrs. Sicher füllen sich Parkplätze, wenn sie da sind. Die Frage ist, wer sie vermissen würde, wenn sie es nicht wären.

Wenn alles das was auf der Straße grad fährt, brauchts dann keine Parkplätze?
Das Problem der sich füllenden Parkplätze im öffentl. Raum eskalierte doch erst,
seit man sie StellplatzPflicht für Bauherren ( komme da grad nicht auf den Fachbegriff) aufgehoben hat.
Immer mehr Lückenbauten ohne TG drunter, bzw. andere Flächen auf dem entspr. Grundstück.
Zu dem von mir schon oft erwähnten Zuwachs von Fahrzeugen im Wohngebiet in den letzten 10 Jahren (trotz top ÖPNV-Anbindung tagsüber)
kommen nun noch die erwähnten Lückenbauten-kein Wunder das jede Ecke inzwischen vollgeparkt ist.
Da vermissen jede Menge Leute brauchbare Abstellflächen. .

T6JP
Zitat
veit82
Auch ich kenne viele besonders aus unserer Firma die nur den ÖPNV nutzen.
Selbst ich nutze jeden Tag den ÖPNV trotz meines Arbeitsweges von Ahrensfelde nach Hakenfelde.

Wobei natürlich Wege zur und von der Arbeit nur einen Teil der Wege ausmachen, die man alltäglich zurücklegt, und an ca. zwei Tagen pro Woche finden die ja gar nicht statt, was nicht bedeutet, dass man zu Hause bleibt.
Zitat
T6Jagdpilot
Wenn alles das was auf der Straße grad fährt, brauchts dann keine Parkplätze?
Das Problem der sich füllenden Parkplätze im öffentl. Raum eskalierte doch erst,
seit man sie StellplatzPflicht für Bauherren ( komme da grad nicht auf den Fachbegriff) aufgehoben hat.
Immer mehr Lückenbauten ohne TG drunter, bzw. andere Flächen auf dem entspr. Grundstück.

Nö, das war absolut vernünftig so, denn Tiefgaragen fördern Autofahren (das Auto steht im Haus, zur Haltestelle muss man raus). Das Problem ist, dass man den zweiten Schritt nicht gegangen ist: wer ein Auto anmelden möchte, muss einen privaten Stellplatz nachweisen. Oder wenigstens den anderthalbten Schritt: Reduktion der Stellplatzzahl bei konsequenter Durchsetzung der StVO bei Parkvergehen.

Zitat
T6Jagdpilot
Zu dem von mir schon oft erwähnten Zuwachs von Fahrzeugen im Wohngebiet in den letzten 10 Jahren (trotz top ÖPNV-Anbindung tagsüber)

Nun mal Butter bei die Fische:

- In jenem ominösen Wohngebiet: wie stark ist die Zahl der gemeldeten Fahrzeuge gestiegen und wie haben sich die Zahl der Einwohner/innen bzw. Haushalte, das ÖPNV-Angebot und Fuß- und Radinfrastruktur sowie die Fahrgastzahlen im ÖPNV entwickelt? Ohne diese Einordnung ist die Aussage "Es gibt mehr Autos" eine ziemliche Nullaussage (es könnte ja z.B. die Zahl der Autos um 10 und die Zahl der ÖPNV-Fahrgäste um 15 % gestiegen sein) und die Schlussfolgerung "Die (= Alle) Leute wollen Auto fahren" bestenfalls naiv.

- Wie viel Prozent der Haushalte in der Gegend haben nun ein Auto? (Auch hier: Messlatte ist die Aussage, dass "die Leute", mit bestimmtem Artikel, lieber Auto fahren. 100 % sollten es also schon sein, oder sagen mir mindestens 90 %, ein paar naive GutmenschenTM lassen sich ja nie vermeiden.)

Als Realist wird es Dir doch sicher keine Probleme bereiten, Zahlen zu finden, die mich naiven weltfremden Gutmenschen widerlegen.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.08.2021 07:53 von def.
Zitat
Alter Köpenicker
Zitat
def
ich kenne niemanden, der ausschließlich, für alle Wege, den ÖPNV nutzt, Rad fährt oder zu Fuß geht. Dieses Phänomen, unhinterfragt den immer gleichen Verkehrträger zu nutzen, kenne ich nur von Autofahrenden.

Also ich kenne solche Leute durchaus, oft haben sie gar keine andere Wahl. Der eine nutzt in Ermangelung eines eigenen Fahrzeuges stets den ÖPNV und der andere fährt aus diversen Gründen stets mit dem Fahrrad.

Ich hatte natürlich eher Menschen mit Wahlfreiheit im Kopf.
Zitat
T6Jagdpilot
(...)

Das Problem der sich füllenden Parkplätze im öffentl. Raum eskalierte doch erst,
seit man sie StellplatzPflicht für Bauherren ( komme da grad nicht auf den Fachbegriff) aufgehoben hat.
Immer mehr Lückenbauten ohne TG drunter, bzw. andere Flächen auf dem entspr. Grundstück.

Zu dem von mir schon oft erwähnten Zuwachs von Fahrzeugen im Wohngebiet in den letzten 10 Jahren (trotz top ÖPNV-Anbindung tagsüber)
kommen nun noch die erwähnten Lückenbauten-kein Wunder das jede Ecke inzwischen vollgeparkt ist.
Da vermissen jede Menge Leute brauchbare Abstellflächen. .

T6JP

Auf die Gefahr hin, unbeabsichtigt belehrend rüberzukommen: Nein, das Problem der sich füllenden Parkplätze im öffentlichen Raum eskalierte mit der massenhaften Ausbreitung des Autos, in den USA also etwa ab den 1930er Jahren, in Deutschland ab den 1950er Jahren. In der Ostberliner Choriner Straße des Jahres 1965 waren die sich füllenden Parkplätze im öffentlichen Raum wegen der noch relativ niedrigen PKW-Besitzquoten in der DDR ein vergleichsweise geringeres Problem als heute.

Die Reichsgaragenordnung des Jahres 1939 lag zeitlich (auch kriegsbedingt) vor der Massenmotorisierung in unserem Land. In der heutigen Zeit, in der die mit dem massenhaften PKW-Besitz verbundenen Probleme kaum zu übersehen sind (auch nicht von Autofahrer/innen), gibt es in sehr großen Teilen der Bevölkerung den Wunsch, diese Probleme durch eine Verkehrspolitik zu begrenzen, die ein weiteres Wachstum der PKW-Zahlen begrenzt oder sogar zu Reduzierungen führt.

Dies schlägt sich u.a. in den geänderten Stellplatzverordnungen der Länder und Gemeinden nieder. Andere Ausdrucksformen dieser veränderten Sicht auf das Auto sind Fußgängerzonen, Tempo-30-Zonen, Zebrastreifen, Gehwegnasen, Mittelinseln für Fußgänger, Radwege usw. usf.

Wie die jahrzehntelange (durchaus wechselhaft verlaufende) Entwicklung z.B. in der Stadt Bern zeigt, ist es durch eine entsprechende Politik möglich, zumindest in hochverdichteten Stadträumen zu einer relativen und sogar absoluten Reduzierung der PKW-Bestandszahlen zu gelangen. Auf Berlin bezogen, sind die Voraussetzungen für so eine Zielsetzung in Stadtteilen wie Rahnsdorf oder Frohnau objektiv natürlich viel schlechter als im Gebiet innerhalb der Ringbahn - in Rahnsdorf ist schon der Weg zum nächsten Supermarkt oft recht weit.

Ich selbst habe bis heute schlapp sechs Wochen den guten Ersatzverkehr für meine geliebte S-Bahnlinie 2 genießen dürfen. Enes ist mir gegenüber früheren SEV-Zeiten positiv aufgefallen: Durch die auch pandemiebedingten Umorientierungen und damit verbundenen absoluten Rückgänge auch bei den PKW-Fahrten hat sich das Staugeschehen teilweise (leider nicht überall) deutlich entspannt, was allen Verkehrsteilnehmern zugutekommt - auch denen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind.

Hier scheint mir die einzuschlagende Richtung erkennbar: Wenn es gelänge, den absoluten Umfang des Autoverkehrs um 10 bis 20 % zu vermindern, können alle etwas besser leben, auch Autofahrer/innen,

Marienfelde.
Zitat
Marienfelde
Wie die jahrzehntelange (durchaus wechselhaft verlaufende) Entwicklung z.B. in der Stadt Bern zeigt, ist es durch eine entsprechende Politik möglich, zumindest in hochverdichteten Stadträumen zu einer relativen und sogar absoluten Reduzierung der PKW-Bestandszahlen zu gelangen. Auf Berlin bezogen, sind die Voraussetzungen für so eine Zielsetzung in Stadtteilen wie Rahnsdorf oder Frohnau objektiv natürlich viel schlechter als im Gebiet innerhalb der Ringbahn - in Rahnsdorf ist schon der Weg zum nächsten Supermarkt oft recht weit.

Ich selbst habe bis heute schlapp sechs Wochen den guten Ersatzverkehr für meine geliebte S-Bahnlinie 2 genießen dürfen. Enes ist mir gegenüber früheren SEV-Zeiten positiv aufgefallen: Durch die auch pandemiebedingten Umorientierungen und damit verbundenen absoluten Rückgänge auch bei den PKW-Fahrten hat sich das Staugeschehen teilweise (leider nicht überall) deutlich entspannt, was allen Verkehrsteilnehmern zugutekommt - auch denen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind.

Hier scheint mir die einzuschlagende Richtung erkennbar: Wenn es gelänge, den absoluten Umfang des Autoverkehrs um 10 bis 20 % zu vermindern, können alle etwas besser leben, auch Autofahrer/innen ...

Du willst doch jetzt nicht wirklich eine Schweizer Provinzstadt mit der Deutschen Bundeshauptstadt vergleichen. Berlin hat nicht nicht nur ein "l" und ein "i" mehr im Namen, sondern beherbergt auch 3,5 Millionen Menschen mehr auf über der 17fachen Fläche.

Der Ersatzverkehr zur Schulferienzeit läuft in der Regel stets entspannt, sofern nicht mehrere Hauptstraßen gleichzeitig durch Straßen- und Straßenbahnbaustellen blockiert sind. Letzteres ist seit längerer Zeit im Süden Berlins Geschichte.

Den Autoverkehr um 20% zu reduzieren, ist eigentlich nur eine finanzielle Frage. Macht man durch ein Maßnahmenpaket wie Parkraumbewirtschaftung mit realer Kostenrechnung auch für Anwohner, Straßenbenutzungsgebühren für alle Verkehrsteilnehmer in Abhängigkeit von der Flächeninanspruchnahme und Energieverbrauch, Sondernutzungsgebühren für Straßen, Gehwege, Fahrradwege und ungenutztes Straßenland in der vergleichbarer Höhe wie die Parkraumgebühren, knallharte Kontrolldichte mit einer hohen Trefferquote bei Verstößen ... den Preis für Auto-, Bus- und Lastwagenfahrten um 30 - 50 % teurer, sollte die Reduzierung quasi automatisch eintreten.
Ob sich dafür jedoch politische Mehrheiten finden, möchte ich bezweifeln. In einer Demokratie wird es immer Kräfte geben, die das freie Autofahren als politisches Ziel propagieren und jegliche Einschränkungen auch für Geringverdiener ablehnen. Wohlhabende hätten auch sehr gern weniger Autoverkehr und Staus. Hier scheiden sich die Geister.

so long

Mario
Zu den Zeiten, wo angeblich die BVGer mit dem Auto zum Dienst und nach Hause fahren müssen, gäbe es nicht einmal dann Stau, wenn man auf der A100 zwei Fahrstreifen für das pöhse Fahrrad abmarkieren würde.

Und es gibt wohl keinen Bereich, wo Deutschland dermaßen ein failed State ist wie beim Straßenverkehr. Da gelten Leute als Querulanten, die sich über zugeparkte Feuerwehreinfahrten beschweren, obwohl einen Block weiter kostenlose Parkplätze in Massen frei sind. Da wird schwächeren Verkehrsteilnehmern bei Unfällen ungefragt eine Mitschuld unterstellt, beispielsweise wenn bei einem Radfahrer mit zermatschtem Brustkorb der fehlende Helm moniert wird, oder vom leichtsinnigen Radler im toten Winkel gesprochen, obwohl weder geklärt ist, wer zuerst an der Ampel stand und ob der motorisierte Fahrer überhaupt einen Blinker gesetzt hatte. Da wird von Fahrgästen der Straßenbahn geschrieben, die "plötzlich" dem armen Autofahrer vor die Motorhaube sprangen und von Fußgängern, die auf Zebrastreifen "übersehen" wurden. Da sind Polizisten, die die Einhaltung der Geschwindigkeit überwachen, "Wegelagerer" und Streifen vom Ordnungsamt, die Kreuz-und-Quer-Parker vor Grundschulen aufschreiben, "Abzocker". Da werden bei gesperrten Straßen Barrieren einfach abgeräumt und in die Büsche geschmissen. Und so weiter und so fort.
+1
Und eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen ist der Untergang des Abendlandes, "sinnlos", "ideologisch" usw.
you name it
Zitat
der weiße bim
Zitat
Marienfelde
Wie die jahrzehntelange (durchaus wechselhaft verlaufende) Entwicklung z.B. in der Stadt Bern zeigt, ist es durch eine entsprechende Politik möglich, zumindest in hochverdichteten Stadträumen zu einer relativen und sogar absoluten Reduzierung der PKW-Bestandszahlen zu gelangen. Auf Berlin bezogen, sind die Voraussetzungen für so eine Zielsetzung in Stadtteilen wie Rahnsdorf oder Frohnau objektiv natürlich viel schlechter als im Gebiet innerhalb der Ringbahn - in Rahnsdorf ist schon der Weg zum nächsten Supermarkt oft recht weit.

Ich selbst habe bis heute schlapp sechs Wochen den guten Ersatzverkehr für meine geliebte S-Bahnlinie 2 genießen dürfen. Enes ist mir gegenüber früheren SEV-Zeiten positiv aufgefallen: Durch die auch pandemiebedingten Umorientierungen und damit verbundenen absoluten Rückgänge auch bei den PKW-Fahrten hat sich das Staugeschehen teilweise (leider nicht überall) deutlich entspannt, was allen Verkehrsteilnehmern zugutekommt - auch denen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind.

Hier scheint mir die einzuschlagende Richtung erkennbar: Wenn es gelänge, den absoluten Umfang des Autoverkehrs um 10 bis 20 % zu vermindern, können alle etwas besser leben, auch Autofahrer/innen ...

1. Du willst doch jetzt nicht wirklich eine Schweizer Provinzstadt mit der Deutschen Bundeshauptstadt vergleichen. Berlin hat nicht nicht nur ein "l" und ein "i" mehr im Namen, sondern beherbergt auch 3,5 Millionen Menschen mehr auf über der 17fachen Fläche.

2. Der Ersatzverkehr zur Schulferienzeit läuft in der Regel stets entspannt, sofern nicht mehrere Hauptstraßen gleichzeitig durch Straßen- und Straßenbahnbaustellen blockiert sind. Letzteres ist seit längerer Zeit im Süden Berlins Geschichte.

3. Den Autoverkehr um 20% zu reduzieren, ist eigentlich nur eine finanzielle Frage. Macht man durch ein Maßnahmenpaket wie Parkraumbewirtschaftung mit realer Kostenrechnung auch für Anwohner, Straßenbenutzungsgebühren für alle Verkehrsteilnehmer in Abhängigkeit von der Flächeninanspruchnahme und Energieverbrauch, Sondernutzungsgebühren für Straßen, Gehwege, Fahrradwege und ungenutztes Straßenland in der vergleichbarer Höhe wie die Parkraumgebühren, knallharte Kontrolldichte mit einer hohen Trefferquote bei Verstößen ... den Preis für Auto-, Bus- und Lastwagenfahrten um 30 - 50 % teurer, sollte die Reduzierung quasi automatisch eintreten.
Ob sich dafür jedoch politische Mehrheiten finden, möchte ich bezweifeln. In einer Demokratie wird es immer Kräfte geben, die das freie Autofahren als politisches Ziel propagieren und jegliche Einschränkungen auch für Geringverdiener ablehnen. Wohlhabende hätten auch sehr gern weniger Autoverkehr und Staus. Hier scheiden sich die Geister.

Für "Antwortzwecke" habe ich die Zahlen 1., 2. und 3. vorangestellt.

Zu 1: Ich würde das Argument der Nichtvergleichbarkeit des kleinen Bern mit dem großen Berlin fast umkehren: Sogar in einer kleinen Stadt wie Bern (Ausdehnung von Westen nach Osten etwa 15, von Norden nach Süden etwa 4 Kilometer) war es über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren möglich, die PKW-Besitzquote von rund 36 auf etwas mehr als 31 % zu senken, sh. den in diesem Beitrag verborgenen Link zur SP Bern-Nord: [www.drehscheibe-online.de]

Der rückläufige PKW-Besitz der Stadtberner/innen kann nach meiner Überzeugung nicht auf eine Verarmung zurückgeführt werden. Generell würde ich für den deutschen Sprachraum zu der - etwas eingeschränkten - Einschätzung neigen: Je größer die Städte, umso niedriger die PKW-Quoten.

Zu 2.: Ich behaupte, die Personenkilometerleistungen sind auch durch pandemiebedingte Umorientierungsprozesse niedriger als zuvor, auch beim MIV, was sich zu einem erheblichen Teil positiv auf die Verkehrslage auswirkt.

Zu 3.: Die Reduzierung des Autoverkehrs ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine soziale Frage. Wenn dies von "linken / grünen" Parteien für nicht so wichtig gehalten wird, wird sie einer zum Teil durchaus verlogenen politischen Rechten ins offene Messer laufen.

Die jetzige Form der Parkraumbewirtschaftung in Berlin ist - trotz des faktischen Nulltarifs für Anwohner/innen - ein Fortschritt, der den Umweltverbund durchaus weiter stärken wird. Wie in meinem "Bern-Beitrag" dargestellt, würde ich eine zurückhaltende Bepreisung auch des Anwohnerparkens für richtig halten. Das Preisniveau sollte aber auch für weniger reiche Bevölkerungsteile tragbar sein.

Eine Politik, die ärmere Bevölkerungsteile über den Geldhebel zu "ökologischer Vernunft" zwingt, während sich reichere Bevölkerungsteile um ihren "ökologischen Fußabdruck" einen Dreck scheren, wäre mit einigem Recht nicht mehrheitsfähig,

Marienfelde.
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