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Tram Kulturforum - Vorplanung und Bürger*innenbeteiligung
geschrieben von Arnd Hellinger 
Kann ja wohl nicht wahr sein. Hmpf.



Habe mich bei der Bürgerini vorgestellt und probiert für die Kehranlage zu argumentieren, stieß aber auf taube Ohren.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.03.2022 23:33 von PassusDuriusculus.
Eine Kapitulation vor den Saboteuren und Berufsverhinderern, zu Lasten der Verkehrswende man muss die Sache mal beim Namen nennen.
Zitat
J. aus Hakenfelde
Eine Kapitulation vor den Saboteuren und Berufsverhinderern, zu Lasten der Verkehrswende man muss die Sache mal beim Namen nennen.

Die Verkehrswende wird sicherlich nicht an einem Wendegleis scheitern! Du übertreibst da völlig (um die Sache mal beim Namen zu nennen...).

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Nein, aber sie scheitert an vielen kleinen Nadelstichen, die das Verkehrssystem im Ganzen immer ein kleines bisschen weniger leistungsfähig, attraktiv und störanfälliger machen, als es sein müsste. Alles Punktsiege für die, die den Status quo der Platzverteilung und der Kräfteverhältnisse auf deutschen Straßen beibehalten wollen. Dass du hier als sonstiger Hardliner, der normaler Weise kein Problem damit hat, Leute dumm von der Seite anzufahren, als zahmer Bettvorleger endest, ist schon interessant.
Zitat
PassusDuriusculus
Habe mich bei der Bürgerini vorgestellt und probiert für die Kehranlage zu argumentieren, stieß aber auf taube Ohren.

Für Fakten sind diese Leute nicht empfangsbereit. Die argumentieren sich einen Quatsch zurecht nur um was dagegen sagen zu können .... :-(
Zitat
hansaplatz
Nein, aber sie scheitert an vielen kleinen Nadelstichen, die das Verkehrssystem im Ganzen immer ein kleines bisschen weniger leistungsfähig, attraktiv und störanfälliger machen, als es sein müsste.

Ich würde das nicht überbewerten. Wichtig ist, dass die Strecke irgendwann kommt (bzw. so schnell wie möglich), Erfolg oder Misserfolg würde ich jetzt nicht an einer Kehranlage festmachen. Für kurzfristige Verkürzungen reicht ein Gleiswechsel, und wenn man Verstärker zum Spittelmarkt fahren möchte, könnte man auch überlegen, die Strecke zum Halleschen Tor auf den ersten Metern schon umzusetzen - wenn die Strecke zum Halleschen Tor umgesetzt wird, wird es ja die Verstärker nicht mehr brauchen.

Zitat
hansaplatz
Alles Punktsiege für die, die den Status quo der Platzverteilung und der Kräfteverhältnisse auf deutschen Straßen beibehalten wollen.

Natürlich müssen wir endlich davon wegkommen, dass bei der Straßenraumgestaltung zuerst geschaut wird, was der Autoverkehr und seine Lagerflächen (vermeintlich) brauchen und alle anderen Nutzungen (nicht nur verkehrliche!) sich zu fügen haben. Die Alternative kann aber auch nicht sein, dass der Straßenraum für andere Verkehrsträger ähnlich kompromisslos gestaltet wird wie in den letzten 70 Jahren fürs Auto.

Bitte nicht missverstehen: natürlich wäre ein Kehrgleis an dieser Stelle sinnvoll gewesen. Aber besser so, als dass das ganze Projekt daran scheitert oder sich noch weiter verzögert. So bietet man Projektgegner/innen schon mal einen Angriffspunkt weniger, sie werden eh genug andere finden. :(
Zitat
def
Zitat
hansaplatz
Nein, aber sie scheitert an vielen kleinen Nadelstichen, die das Verkehrssystem im Ganzen immer ein kleines bisschen weniger leistungsfähig, attraktiv und störanfälliger machen, als es sein müsste.

Ich würde das nicht überbewerten. Wichtig ist, dass die Strecke irgendwann kommt (bzw. so schnell wie möglich), Erfolg oder Misserfolg würde ich jetzt nicht an einer Kehranlage festmachen. Für kurzfristige Verkürzungen reicht ein Gleiswechsel, und wenn man Verstärker zum Spittelmarkt fahren möchte, könnte man auch überlegen, die Strecke zum Halleschen Tor auf den ersten Metern schon umzusetzen - wenn die Strecke zum Halleschen Tor umgesetzt wird, wird es ja die Verstärker nicht mehr brauchen.

Zitat
hansaplatz
Alles Punktsiege für die, die den Status quo der Platzverteilung und der Kräfteverhältnisse auf deutschen Straßen beibehalten wollen.

Natürlich müssen wir endlich davon wegkommen, dass bei der Straßenraumgestaltung zuerst geschaut wird, was der Autoverkehr und seine Lagerflächen (vermeintlich) brauchen und alle anderen Nutzungen (nicht nur verkehrliche!) sich zu fügen haben. Die Alternative kann aber auch nicht sein, dass der Straßenraum für andere Verkehrsträger ähnlich kompromisslos gestaltet wird wie in den letzten 70 Jahren fürs Auto.

Bitte nicht missverstehen: natürlich wäre ein Kehrgleis an dieser Stelle sinnvoll gewesen. Aber besser so, als dass das ganze Projekt daran scheitert oder sich noch weiter verzögert. So bietet man Projektgegner/innen schon mal einen Angriffspunkt weniger, sie werden eh genug andere finden. :(

Würde ich alles so unterschreiben. Wir wissen jetzt, dass ein Kehrgleis an der Stelle wohl nicht durchgesetzt werden kann. Gut - also sollte man nun zügig schauen, ob man noch eine Alternative finden kann. Der Abzweig zum Halleschem wurde ja schon genannt (sehr gute Idee), alternativ könnte man doch schauen, ob man in einer Querstraße Platz für ein Aufstellgleis findet.

Noch ist das Projekt nicht planfestgestellt, und da die Brückenbauten ja auch noch einiges an Zeit brauchen werden, kann man sicherlich jetzt noch anfangen, die Pläne entsprechend zu ergänzen. Insofern sollte man da nun zügig reagieren und die Alternativen ausloten.
Zitat
ECG7C
Für Fakten sind diese Leute nicht empfangsbereit. Die argumentieren sich einen Quatsch zurecht nur um was dagegen sagen zu können .... :-(

Das müssen sie auch nicht sein. Wichtig ist, dass die Planungs- und Planfeststellungsinstitutionen diese Fakten und die Gegenmeinungen korrekt einordnen können und nicht vor unsachlichen Argumenten kneifen.
Jetzt das Streckengleis Richtung Hallesches Tor oder ein Aufstellgleis in einer Seitenstraße zu planen würde das ganze Projekt um weitere Monate verzögern. Allein schon weil dafür Lärmgutachten etc erstellt werden müssten.
Dann eben ohne die Kehranlage, was aber auch bedeutet, dass bis Spittelmarkt kein 3 Minutentakt kommen wird, denn jegliche Gutachten über Lärm und Durchlassfähigkeit dahinter sind auf einen 5 Minutentakt ausgelegt. Der Dank geht dann ebenfalls an die verschrobene Anwohnerinitiative.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.03.2022 13:02 von tramfahrer.
Es geht weiter in der Debatte um die Mühlendamm-/Gertraudenbrücke(n). Es geht u.a. um eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), die ggf. mit einer Klage durchgesetzt werden soll. Unter anderem Peter Neumann hat dazu einen Artikel verfasst:
[www.berliner-zeitung.de]

Auch wenn das im Artikel nicht thematisiert wurde: Sollte es zu einer Klage kommen, dürfen wir mit weiteren Verzögerungen der Straßenbahn zum Kulturforum rechnen? Bin hin- und hergerissen.
Zitat
Stichbahn
Sollte es zu einer Klage kommen, dürfen wir mit weiteren Verzögerungen der Straßenbahn zum Kulturforum rechnen?.

An dieser Stelle auch von mir eine Frage: Ich habe bisher die Planung des Brückenersatzes in den Dimensionen der alten Brücke als Hilfskrücke verstanden, um zusätzliche zeitlich aufwändige Planungsaufwendungen von Umweltverträglichkeitsprüfung bis Planfeststellungsverfahren für eine neue Brücke in anderen Dimensionen zu vermeiden. Kann diese Logik einer bestätigen oder bin ich da einer falschen Wahrnehmung aufgesessen?
Zitat
phönix
Zitat
Stichbahn
Sollte es zu einer Klage kommen, dürfen wir mit weiteren Verzögerungen der Straßenbahn zum Kulturforum rechnen?.

An dieser Stelle auch von mir eine Frage: Ich habe bisher die Planung des Brückenersatzes in den Dimensionen der alten Brücke als Hilfskrücke verstanden, um zusätzliche zeitlich aufwändige Planungsaufwendungen von Umweltverträglichkeitsprüfung bis Planfeststellungsverfahren für eine neue Brücke in anderen Dimensionen zu vermeiden. Kann diese Logik einer bestätigen oder bin ich da einer falschen Wahrnehmung aufgesessen?

Genau so ist es und diese Logik kommt/kam ja auch z. B. bei Allende-, Elsen- oder Marggraff-Brücke zum Tragen.

Ich verstehe diese Klagedrohungen auch nicht ganz. Damit schneidet man sich als Freund der ökologischen Verkehrswende wirklich ins eigene Fleisch. Zudem ist m. E. kritikwürdig, dass die im Artikel genannten Vereine/Aktivisten mit ihren Vorstellungen bzw. Forderungen erst jetzt um die Ecke kommen - über die Umgestaltung dieses Straßenzuges einschließlich der beiden Brücken wird nämlich nicht erst seit letzten Montag in dieser Stadt diskutiert, sondern schon seit mindestens 3 Jahren... :-(

Viele Grüße
Arnd



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.2022 17:02 von Arnd Hellinger.
Zitat
Arnd Hellinger
Ich verstehe diese Klagedrohungen auch nicht ganz. Damit schneidet man sich als Freund der ökologischen Verkehrswende wirklich ins eigene Fleisch... :-(

Mit dem Beibehalten der autobahnähnlichen Trasse schneidet man sich langfristig viel mehr ins eigene Fleisch als zu Beginn der Planungen auf Änderungen hinzuwirken. Auch wenn es nicht zu einer Klage kommt, so entsteht durch solche Aufrufe Aufmerksamkeit und politischer Druck.

Man kann natürlich aus kurzfristiger Erwägung heraus die Sache kritisieren. Dann wird die Wunde, die sich die Stadt vor 50 Jahren selbst zufügte halt für kommende Generationen wieder zementiert. Ist auch einen Form von Nachhaltigkeit...

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Ehrlich, ich hätte mir an dieser Stelle eine schöne Brücke gewünscht. Die Breite stört mich da weniger, denn Platz kann man immer auch anders nutzen.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Florian Schulz
Zitat
Arnd Hellinger
Ich verstehe diese Klagedrohungen auch nicht ganz. Damit schneidet man sich als Freund der ökologischen Verkehrswende wirklich ins eigene Fleisch... :-(

Mit dem Beibehalten der autobahnähnlichen Trasse schneidet man sich langfristig viel mehr ins eigene Fleisch als zu Beginn der Planungen auf Änderungen hinzuwirken. Auch wenn es nicht zu einer Klage kommt, so entsteht durch solche Aufrufe Aufmerksamkeit und politischer Druck.

Man kann natürlich aus kurzfristiger Erwägung heraus die Sache kritisieren. Dann wird die Wunde, die sich die Stadt vor 50 Jahren selbst zufügte halt für kommende Generationen wieder zementiert. Ist auch einen Form von Nachhaltigkeit...

Ebendrum. Das ist immer ein sehr zweischneidiges Schwert. Aber wenn ich sehe, was 'wir' als Kompromiss so alles zugelassen haben, um wenigstens eine kleine Verbesserung zu erreichen. Leider ist das Planungsrecht nur "alles oder nichts". Das Negativbeispiel Invalidenstraße sollte da mahnend in Erinnerung bleiben. Die Klage vom BUND(?) war absolut berechtigt, führte aber fast ausschließlich zur Verzögerung der Straßenbahn. Der eigentlich beklagte Straßenausbau, der im Straßenbahnverfahren versteckt war, kam trotzdem mit dem dann formal korrekt durchgeführten Verfahren.

Ansonsten frage ich mich wieder mal, wo Arnd seine belehrende Weisheit her nimmt. Die genannten "Vereine/Aktivisten" sind auf den Barrikaden, seit die Planung des erste Mal vorgestellt wurde. Hat Regine I. schlicht nicht interessiert.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Florian Schulz
Zitat
Arnd Hellinger
Ich verstehe diese Klagedrohungen auch nicht ganz. Damit schneidet man sich als Freund der ökologischen Verkehrswende wirklich ins eigene Fleisch... :-(

Mit dem Beibehalten der autobahnähnlichen Trasse schneidet man sich langfristig viel mehr ins eigene Fleisch als zu Beginn der Planungen auf Änderungen hinzuwirken. Auch wenn es nicht zu einer Klage kommt, so entsteht durch solche Aufrufe Aufmerksamkeit und politischer Druck.

"Zu Beginn der Planungen" ist allerdings auch schon ein paar Tage vorbei. Die Einwende hätte man bei der Vorbereitung des Wettbewerbs für den Mühlendammbrücken-Ersatzneubau bzw. der Straßenbahnplanung einbringen müssen. Beide Projekte wurden schon vor mehreren Jahren gestartet und sind/waren seitdem keine geheimen Verschlusssachen. Irgendwann sollte man fachplanerische und/oder politische Festlegungen schon akzeptieren oder wenigstens respektieren, weil man sich ansonsten nicht wundern muss, warum Projekte in dieser Stadt ewig dauern...

Zitat
Florian Schulz
Man kann natürlich aus kurzfristiger Erwägung heraus die Sache kritisieren. Dann wird die Wunde, die sich die Stadt vor 50 Jahren selbst zufügte halt für kommende Generationen wieder zementiert. Ist auch einen Form von Nachhaltigkeit...

Die jetzige Planung ist aber doch genau darauf ausgelegt, den Bereich stufenweise zugunsten des Umweltverbundes umzugestalten, indem eben nach und nach bisher dem MIV zugeordnete Flächen wieder anderen Nutzungen geöffnet werden können und auch sollen. Das Ganze ist bereits jetzt Ergebnis einer alles andere als trivialen Güter- sowie Interessenabwägung.

Wollte man die "Wunde" dort insgesamt schließen, müsste man z. B. auch die Wohnhochhäuser abreißen und die vor 196x bestehende Bebauungsstruktur wiederherstellen. Ich kenne keine Ansätze, die derlei ernsthaft verfolgen...

Viele Grüße
Arnd



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.2022 17:48 von Arnd Hellinger.
Zitat
Arnd Hellinger
"Zu Beginn der Planungen" ist allerdings auch schon ein paar Tage vorbei. Die Einwende hätte man bei der Vorbereitung des Wettbewerbs für den Mühlendammbrücken-Ersatzneubau bzw. der Straßenbahnplanung einbringen müssen. Beide Projekte wurden schon vor mehreren Jahren gestartet und sind/waren seitdem keine geheimen Verschlusssachen. Irgendwann sollte man fachplanerische und/oder politische Festlegungen schon akzeptieren oder wenigstens respektieren, weil man sich ansonsten nicht wundern muss, warum Projekte in dieser Stadt ewig dauern...

Ähh, die Einwände wurden doch schon damals vorgebracht. Sie wurden von der Verwaltung schlichtweg ignoriert. Beteiligt waren (und sind vermutlich noch immer) etwa 14 agierende Berliner Verbände, Vereine und Initiativen die sich in einem großen Bündnis zusammenschlossen. Hinzu kommen u.a. vom Architekten- und Ingenieursverein mitgetragene starke städtebauliche Interessen, die dieser Quasi-Autobahn entgegenstehen.

Schon die Zeitungsartikel mit den Randbebauungsvisualisierungen vergessen? Dass jetzt mit Klage gedroht wird, ist bereits die nächste Eskalationsstufe.


Zitat
Arnd Hellinger
Die jetzige Planung ist aber doch genau darauf ausgelegt, den Bereich stufenweise zugunsten des Umweltverbundes umzugestalten, indem eben nach und nach bisher dem MIV zugeordnete Flächen wieder anderen Nutzungen geöffnet werden können und auch sollen. Das Ganze ist bereits jetzt Ergebnis einer alles andere als trivialen Güter- sowie Interessenabwägung.

Das ist richtig. Die Kritik richtet sich auch vordergründig gegen die städtebaulichen Dimensionen dieser Schneise. Die Senatsverwaltung lobte zwar im Zusammenhang mit dem Neubau einen Realisierungs- und Gestaltungswettbewerb aus, aber durch die Deklaration als Ersatzneubau entzieht sich die Verwaltung geschickt dem aufwändigen Planfeststellungsverfahren mit der besagten UVP. Und damit der grundsätzlichen Frage wie die Stadt mit dieser breiten Schneise in ferner Zukunft neu umgehen will. Am Molkenmarkt hat man ja schon den Fehler gemacht und wieder sechs Fahrspuren als Rahmen gesetzt, gleichwohl man auch hier das Ziel ha,t die alte typische Kleinteiligkiet des alten Berlins baulich wieder aufleben zu lassen.


Zitat
Arnd Hellinger
Wollte man die "Wunde" dort insgesamt schließen, müsste man z. B. auch die Wohnhochhäuser abreißen und die vor 195x bestehende Bebauungsstruktur wiederherstellen. Ich kenne keine Ansätze, die derlei ernsthaft verfolgen...

Solche Ansätze werden auch nicht verfolgt, weil sie sinnlos wären. Geschichte lässt sich nicht wieder zurückdrehen. Allerdings lässt sich diese als Vorbild heranziehen für die Rekonstruktion dieses Teils der historischen Mitte. Das erreicht man über die Parzellenstruktur, Bauhöhen, und Stadträume. Wie im Endeffekt die einzelnen Gebäude architektonsich aussehen werden, ist fast nebensächlich. Allerdings spielt das verlorene Ensemble Mühlendammbrücke in seiner Einzigartigkeit wieder eine besondere Rolle in der Stadtgeschichte.

Jetzt ist die einmalige Chance, mehrere Aspekte neu zu bewerten:
Wie will die Stadt mit überdimensionierten Verkehrsräumen umgehen?
Wie steht die Stadt zu ihrer eigenen historischen Identität?
Wie soll die Stadt das historische Erbe weitertragen?
Wie soll sich das Mobilitätsverhalten kommender Generationen im Stadtraum widerspiegeln, wenn der Anlass dieser Wunde, nämlich die Leichtigkeit des Automobils als oberste Prämisse zu setzen, so in seiner Ausprägung überholt sein wird?

Die Debatte um den Mühlendammstraßenzug wirft ganz viele grundsätzliche Fragen zum Verständnis von Stadt auf. Diese lassen sich in der Form eines Ersatzneubaus nicht lösen, sondern da braucht es umfassendere Instrumente. Und hier setzt die Klage gegen das Nichtvorhandensein der UVP an, da sie der Hebel ist, der über technische Fragestellungen hinaus auch das Umfeld stärker ins Visier nehmen würde. Inwiefern einen Klage von Erfolg gekrönt sein wird, vermag ich nicht zu urteilen. Ich finde es allerdings bemerkenswert, dass der führende Anwalt mein alter Baurechts-Professor aus der Unizeit ist. Wenn einer weiß, welche Schraubenschlüssel man wo ins Verwaltungsgetriebe werfen muss, dann er.

Meiner Beobachtung nach ist die ganze Dynamik um Hausnummern anders gelagert als die sonst üblichen Protestbewegungen wenn es um den Ausbau von Verkehrsprojekten geht.

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.2022 18:31 von Florian Schulz.
Zitat
Jay
Ebendrum. Das ist immer ein sehr zweischneidiges Schwert. Aber wenn ich sehe, was 'wir' als Kompromiss so alles zugelassen haben, um wenigstens eine kleine Verbesserung zu erreichen. Leider ist das Planungsrecht nur "alles oder nichts". Das Negativbeispiel Invalidenstraße sollte da mahnend in Erinnerung bleiben. Die Klage vom BUND(?) war absolut berechtigt, führte aber fast ausschließlich zur Verzögerung der Straßenbahn. Der eigentlich beklagte Straßenausbau, der im Straßenbahnverfahren versteckt war, kam trotzdem mit dem dann formal korrekt durchgeführten Verfahren.

Wobei man im Falle der Invalidenstraße auch konstatieren muss, dass die Widerstände aus der Zivilgesellschaft zu einer interessanten Experimentierfreudigkeit in der Aufteilung von Straßenräumen geführt hat, die es in Berlin bis dato so nicht gab. Das meine ich erstmal wertfrei. Interessant in der Hinsicht, dass man hier erstmals versucht hat, auf beengtem Raum zwei von ihrer Bedeutung hohen Verkehrsträger gleichermaßen zu berücksichtigen. Ohne diese Klage hätten wir nur die alleinige die Priorisierung des MIV bekommen. Ich bin noch immer erstaunt, dass das Zusammenspiel bis heute halbwegs funktioniert, trotz aller Widrigkeiten.

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Und die Klage des BUND hat gezeigt, dass kein Anrecht auf "gute Planung" besteht. "Schlechte Planung" ist eben nicht gleichzusetzen mit "rechtswidrig". Nur den Fakt, dass die (schlechte) Planung nicht rechtswidrig ist, hat das Gericht festgestellt. Mehr nicht. Das Urteil war keine Wertung.

Das Thema UVP ja oder nein geht so ein bisschen in eine andere Richtung.
Die Frage, ob die Verschmälerung und der Wegfall der Parkplätze eine UVP erfordern oder nicht, scheint nicht so eineindeutig zu sein.

Das mit der UVP kann auch nach hinten losgehen. Könnte ja rauskommen, dass die Rad/Bus-Spur so nicht gerechtfertigt ist. Ich bin aber kein Experte, aber man muss mit dem Schlimmsten rechnen ^^
Zitat
Florian Schulz
(...)
Jetzt ist die einmalige Chance, mehrere Aspekte neu zu bewerten:
Wie will die Stadt mit überdimensionierten Verkehrsräumen umgehen?
Wie steht die Stadt zu ihrer eigenen historischen Identität?
Wie soll die Stadt das historische Erbe weitertragen?
Wie soll sich das Mobilitätsverhalten kommender Generationen im Stadtraum widerspiegeln, wenn der Anlass dieser Wunde, nämlich die Leichtigkeit des Automobils als oberste Prämisse zu setzen, so in seiner Ausprägung überholt sein wird?

Die Debatte um den Mühlendammstraßenzug wirft ganz viele grundsätzliche Fragen zum Verständnis von Stadt auf. Diese lassen sich in der Form eines Ersatzneubaus nicht lösen, sondern da braucht es umfassendere Instrumente. Und hier setzt die Klage gegen das Nichtvorhandensein der UVP an, da sie der Hebel ist, der über technische Fragestellungen hinaus auch das Umfeld stärker ins Visier nehmen würde. Inwiefern einen Klage von Erfolg gekrönt sein wird, vermag ich nicht zu urteilen.

Das riecht dann aber schon sehr nach Rechtsmissbrauch: Man beklagt einen umweltrechtlichen Sachverhalt, weil man in der stadtplanerischen Diskussion mit seiner Sicht der Dinge nicht durchzudringen vermochte - sehr kindergartenmäßig...

Ja, man kann der Meinung sein, für den Straßenzug Mühlendammbrücke - Leipziger Straße sei eine grundlegende stadtplanerische Neuordnung erforderlich, aber dann muss man wegen der berlintypisch langen Dauer der dafür notwendigen Beteiligungs- und Abstimmungsverfahren auch bereit sein, in Kauf zu nehmen, dass sowohl Brücken als auch Straßenbahn frühestens ab 2032 gebaut und nicht vor 2036 oder gar erst 2040 in Betrieb genommen werden können. Möchtest Du das wirklich lieber?

Dann lass' uns doch lieber erst so bauen, wie derzeit von SenUMVK geplant und dann umgehend nach Eröffnung der Tramstrecke die vorgesehenen Optionen für PBL*, Grünflächen, breite Bürgersteige etc. umsetzen...

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Viele Grüße
Arnd
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