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1. Klasse - Warum gerade jetzt aus der Versenkung geholt?
geschrieben von phönix 
"Der Berliner Nahverkehr könnte sich vor allem an den Stadträndern mit der Einführung einer Art Business-Klasse mehr Kunden sichern und mit den neuen Luxuseinnahmen dann Preisvorteile für die Normalklasse ermöglichen."
[www.rbb24.de]

Es ist für mich nicht logisch, aus welchem Grunde die in den letzten Jahrzehnten immer wieder mit guten Gründen verworfene Idee jetzt wieder hochgekocht wird. Wer hat eine Idee?
Vermutlich will man die Kapazitätsreserven wegen Corona, die eigentlich gar nicht mehr existieren, nur zur Generierung von Mehreinnahmen nutzen.

Oder man will zeigen, dass ÖPNV Mist ist, da man den Luxus schon sehr weit nach oben drehen muss, um die Leute hinterm Lenkrad hervor zu holen.

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
phönix
"Der Berliner Nahverkehr könnte sich vor allem an den Stadträndern mit der Einführung einer Art Business-Klasse mehr Kunden sichern und mit den neuen Luxuseinnahmen dann Preisvorteile für die Normalklasse ermöglichen."
[www.rbb24.de]

Es ist für mich nicht logisch, aus welchem Grunde die in den letzten Jahrzehnten immer wieder mit guten Gründen verworfene Idee jetzt wieder hochgekocht wird. Wer hat eine Idee?

Die Studie ist im RBB-Artikel verlinkt: [www3.weforum.org]

Dort wird die 1. Klasse nur als eine Option benannt. Ebenso wird das Thema City-Maut abgehandelt und, rein sachlich korrekt, festgestellt, dass das Angebot in den Außenbezirken deutlich dünner ist. Es wird auch explizit darauf eingegangen, dass Berlin polyzentrisch aufgebaut ist und durch die "Stadt in der Stadt"-Struktur auch außerhalb der Innenstadt oftmals kurze Wege möglich sind. Das birgt sowohl Chancen als auch Risiken für die soziale Durchmischung. Insbesondere in den migrantischen Milieus gibt es viele Bewohner, die ihr Viertel kaum verlassen, was die Studie problematisch sieht.

Ich sehe das Thema "1. Klasse" ebenfalls kritisch. Auf den langlaufenden Regionalexpress-Linien mag es noch Sinn ergeben, aber schon bei der S-Bahn stellt sich die Frage nach der Kapazität. Da brauchen wir (jenseits von Corona) in der HVZ jeden Zentimeter und können keine Sitzplatz-Garantie für Einzelne bieten. Selbst wenn dann mal irgendwann die 7. und 8. Zuggruppe auf der Stadtbahn kommen sollte, wird das vor allem dafür sorgen, dass die Packdichte der Stehplätze etwas sinkt.

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Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Sitzplätze sind ein gutes Stichwort - wäre in der 1.Klasse einer garantiert?
Zitat
VvJ-Ente
Sitzplätze sind ein gutes Stichwort - wäre in der 1.Klasse einer garantiert?

Natürlich nicht, wie sollte das gehen?
Dann viel Spaß dem Personal, wenn Leute, die einen fetten Zuschlag bezahlt haben, von Neuenhagen zum Alexanderplatz oder von Frohnau zum Potsdamer Platz ihre Zeit im Stehen verbringen sollen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.12.2021 18:59 von VvJ-Ente.
Zitat
VvJ-Ente
Dann viel Spaß dem Personal, wenn Leute, die einen fetten Zuschlag bezahlt haben, von Neuenhagen zum Alexanderplatz oder von Frohnau zum Potsdamer Platz ihre Zeit im Stehen verbringen sollen.

Fas ist doch njx neues. Das Problem gibt's auf einigen Fahrten heute auch im Regionalverkehr.

Es gibt auch die Fälle bei denen man eine Fahrradkarte kauft und dann einfach nicht in den Zug kommt, weil er schon voll ist.

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Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
VvJ-Ente
Dann viel Spaß dem Personal, wenn Leute, die einen fetten Zuschlag bezahlt haben, von Neuenhagen zum Alexanderplatz oder von Frohnau zum Potsdamer Platz ihre Zeit im Stehen verbringen sollen.

Dieses Problem gibt es doch auch im Fernverkehr. Die reine Fahrkarte beinhaltet eben nur den Transport und keinen Sitzplatz. So darf man mit einer Fahrkarte der zweiten Wagenklasse auch nicht in der ersten Klasse stehen. Zwar enthalten Fahrkarten des Fernverkehrs für die erste Klasse seit einiger Zeit Sitzplatzreservierungen, die aber bei Unregelmäßigkeiten schnell nutzlos werden können und so findet sich der geneigte, erstklassig Reisende zwangsläufig durchaus auch stehenderweise in anderen Zügen wieder.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Platzkarten für die S-Bahn, das wär doch mal was. ;-)
Das war mir nicht bewusst, dass das schon ein Problem ist. Ich fahre ja normalerweise die 2. Klasse, aber ich wäre wohl mega angep.isst, wenn ich das anderthalbfache(?) an Fahrgeld bezahlt hätte um dann stehen zu müssen.
Ich finde es erstmal ganz interessant, dass sich eine Organisation wie das World Economic Forum zum einen überhaupt mit dem ÖPNV auseinandersetzt und zum anderen, dass gerade Berlin eine der Vergleichsregionen ist. Immerhin wird hier nach wirtschaftlicher Bedeutung die Nr. 85 mit den Nr. 9 und 11 der Welt in einer Studie betrachtet: [de.wikipedia.org]

Was die Inhalte angeht: mit dem "business class transit" wird nochmal etwas deutlich anderes vorgeschlagen, als die gescheiterten Experimente mit den kleinen 1.-Klasse-Bereichen in der S-Bahn. Damit konnte man natürlich keine höhere Zahlungsbereitschaft erwarten. Der Vorschlag hier sieht 10-15 % der Plätze mit mehr deutlich Komfort und Preise, die um das 3,5-fache über den heutigen Preisen liegen, vor. Damit könnte man lt. des Papiers die Fahrpreise für alle anderen um 20 % senken.
Wird in der Studie vorgeschlagen welche Komfortmerkmale denn angeboten werden könnten?

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Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
phönix
"Der Berliner Nahverkehr könnte sich vor allem an den Stadträndern mit der Einführung einer Art Business-Klasse mehr Kunden sichern und mit den neuen Luxuseinnahmen dann Preisvorteile für die Normalklasse ermöglichen."
[www.rbb24.de]

Es ist für mich nicht logisch, aus welchem Grunde die in den letzten Jahrzehnten immer wieder mit guten Gründen verworfene Idee jetzt wieder hochgekocht wird. Wer hat eine Idee?

Peter Neumann fragt sich das auch:

Berliner Zeitung
Dieser Zeitungsartikel [www.berliner-zeitung.de] sagt, dass die erste Klasse für die Berliner S-Bahn überhaupt nicht passt.
Zitat
Logital
Wird in der Studie vorgeschlagen welche Komfortmerkmale denn angeboten werden könnten?

So ein bisschen: "To justify the higher price, the premium class would need to address the needs of the potential users, e.g. by providing more space and privacy with higher comfort seating, WiFi, digital pre-booking functionality and similar amenities."

Leider muss man auch sagen, dass wenige Diskussionsbeiträge zu dieser Studie hier wie anderswo sich die Mühe gemacht haben, über die Schlagzeile, dass jemand eine erste Klasse in der Berliner S-Bahn vorschlägt, hinaus zu lesen.

Zum einen soll es keine ausführliche Studie sein, die alle Fragen klärt, sondern eher ein längerer Diskussionsbeitrag für den u.a. ein paar Modellrechnungen mit einem die Welt vereinfachenden Rechenmodell durchgeführt wurden.

Zum anderen geht es in der Studie geht es nicht wirklich um Berlin und die Berliner Seele, die angeblich so etwas nicht zu schätzen wüsste, sondern um "Berlin als Archetyp" für eine bestimmte Art von Städten, womit im Grundsatz wohl die meisten europäischen Großstädte gemeint sein dürften, evtl. auch z.B. New York. Die beiden anderen Extremfälle sind zum einen Chicago mit einem MIV/ÖV-Verhätnis von 5:1 und zum anderen Peking mit einem starken, aber überlasteten ÖV und einem Straßennetz, das weniger wächst als der Verkehr auf ihm.

Für alle drei Archetypen von Städten werden auf diese Weise Empfehlungen erarbeitet. Somit ist ein Vorschlag für den Archetyp Berlin vielleicht für Berlin konkret weniger geeignet, aber für Stockholm, Rom, London oder New York, wo ja einige der Vorschläge bereits umgesetzt sind.
Zitat
Lopi2000
... aber für Stockholm, Rom, London oder New York, wo ja einige der Vorschläge bereits umgesetzt sind.

Mit welchen Ergebnissen wurde das umgesetzt?
Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, dass auch in ausländischen Metropolen komfortable Abteile im Regionalverkehr durchaus ihren Platz haben und genutzt werden. In der Feinverteilung von U-Bahn über Straßenbahn bis Bus werden sie nirgendwo (?) angeboten. Und die Gründe für dieses "Nichtanbieten" sind überall gleich: häufig kurze Strecken, keine Garantie auf Sitzplätze , viel zu hoher Aufwand bei der Nutzungskontrolle, viel zu hoher Aufwand beim Gastro-Service



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.12.2021 15:39 von phönix.
Zitat
phönix
Mit welchen Ergebnissen wurde das umgesetzt?

In London und Stockholm gibt es z.B. jeweils eine Citymaut, wie sie hier vorgeschlagen wird.

Zitat
phönix
In der Feinverteilung von U-Bahn über Straßenbahn bis Bus werden sie nirgendwo (?) angeboten.

In New York gibt es schon lange Expressbusse im Reisebusstandard, die ergänzend zum weiteren ÖPNV und zum knapp 3-fachen Preis, finanzstärkere Vororte mit wichtigen Arbeitsplatzkonzentrationen verbinden.

In Rom wurden im Rahmen der Corona-Pandemie Buslinien eingeführt, die andere Pendlerstrecken entlasten sollen und für die Reisebusse eingesetzt werden, die ansonsten vor allem auf dem Fernbusmarkt aktiv wären, u.a. relativ viele im Flixbus-Design.

Wie unterschiedliche Klassen im städtischen U-Bahn-Netz umgesetzt werden können, kann man sich z.B. in Dubai anschauen, wo sich Silver Class und Gold Class preislich um den Faktor 2 unterscheiden. Kontrolliert wird, wie Fahrkarten halt kontrolliert werden. So wie man mit ausreichend häufigen Stichproben und ausreichenden Straftickets grundsätzlich den Anteil von Personen ganz ohne Tickets gering hält, wird man dies in einem Premiumbereich auch machen müssen, nur werden da eben nicht nur Personen ganz ohne Tickets bestraft, sondern auch Personen mit den falschen Tickets.

Ich denke, der Komfortgewinn müsste aber deutlich größer ausfallen als bei der früheren ersten Klasse in der S-Bahn. Eigene Wagen, in denen sich nur soviele Passagiere aufhalten dürfen, wie Tickets verkauft wurden, sollten es schon sein.

In stark ausgelasteten Nahverkehrssystemen kann man dies - wie auch in der Studie erwähnt wird - auch mit Vorteilen wie prioritären Wegeführungen oder komfortableren Wartezonen kombinieren.

Ziel des Ganzen ist ja eine zahlungskräftigere Kundschaft in den ÖPNV zu locken und so ihre Verkehrsmittelwahl zu verändern und damit gleichzeitig z.B. die Finanzierung von Angebotsausweitungen zu erleichtern. Wenn es z.B. gelänge mit einem solchen Angebot und einem oder zwei Erste-Klasse-Wagen den Takt zu verdoppeln, hätten auch die übrigen Fahrgäste etwas davon. Zwar wäre ein Teil des Zuges für sie Tabu, aber durch die Taktverbesserung stünden mehr Wagen in der gleichen Zeit zur Verfügung.

Auch wenn ich jemand bin, der gern sein Auto stehen lässt, um in der Bahn arbeiten zu können, sehe ich in der Praxis Berlin recht weit davon entfernt, eine solche erste Klasse einzuführen.
@lopi2000 - Danke für die Mitteilung der ersten Erfahrungen.
Zitat
Lopi2000
Eigene Wagen, in denen sich nur soviele Passagiere aufhalten dürfen, wie Tickets verkauft wurden, sollten es schon sein.

Wie will man das steuern?

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Gar nicht. Da bekommt man es ja nicht einmal im Fernverkehr hin, reservierungspflichtige Wagen einzusetzen.
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