Re: Neun Euro Ticket 28.06.2022 21:54 |
Zitat
Philipp Borchert
Rentnerinnen und Rentner kommen mal wieder etwas weiter als nur ins örtliche Stadtteilzentrum ohne dass sie 'n Kredit aufnehmen müssen.
Zitat
Philipp Borchert
Alle können für drei Monate endlich mal 'n Fick auf diesen ganzen kleinteiligen Tarifkäse geben, der einem das Leben so schwer machen kann wie es kaum eine andere Art von A nach B zu kommen ermöglicht. Vor allem aus letzterem MUSS etwas gelernt werden, und zwar schnell und nachhaltig.
Re: Neun Euro Ticket 28.06.2022 22:18 |
Zitat
Alter Köpenicker
Ich finde nicht, daß die Fahrpreise der Bahn in Deutschland so teuer sind, wie es sich in Deinem Beitrag anhört. Gerade Rentner haben ja die Möglichkeit, auf preiswerte Tage auszuweichen.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 00:04 |
Zitat
Alter Köpenicker
. In Belgien gibt es etwas ähnliches - dort gilt ein und dieselbe Fahrkarte (auch Einzel- und Tageskarte) in Antwerpen, Gent und in sowie zwischen den Orten entlang der Nordseeküste.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 03:00 |
Zitat
werkstattmeister
Zitat
Alter Köpenicker
. In Belgien gibt es etwas ähnliches - dort gilt ein und dieselbe Fahrkarte (auch Einzel- und Tageskarte) in Antwerpen, Gent und in sowie zwischen den Orten entlang der Nordseeküste.
Das liegt aber daran, dass es überall das gleiche Verkehrsunternehmen ist.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 03:02 |
Zitat
Philipp Borchert
Tickets im Regionalverkehr kosten richtig viel Geld (Falkensee - Burg (Spreewald) 15,50€/einfache Strecke) und bieten praktisch keine Flexibilitätsrabatte.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 07:02 |
Zitat
Philipp Borchert
Letztlich hat das Ding trotz aller Widrigkeiten jede Menge Nutznießer. In vielen Bahnhöfen schlafen nachts jetzt viel mehr Leute (ja selbst [offenen] in Schließfächern habe ich schon Menschen schlafen sehen), die mit diesem Ticket womöglich erstmals seit Jahren die Chance haben, mal 'n bisschen was von ihrem Land zu sehen. Weil sie aus welchen Gründen auch immer sonst durchs Raster fallen. Rentnerinnen und Rentner kommen mal wieder etwas weiter als nur ins örtliche Stadtteilzentrum ohne dass sie 'n Kredit aufnehmen müssen. Alle können für drei Monate endlich mal 'n Fick auf diesen ganzen kleinteiligen Tarifkäse geben, der einem das Leben so schwer machen kann wie es kaum eine andere Art von A nach B zu kommen ermöglicht. Vor allem aus letzterem MUSS etwas gelernt werden, und zwar schnell und nachhaltig.
Für ein bundesweit grenzwertig bezahlbares Angebot, über das man nicht aufwendig nachdenken muss, braucht's auch nicht gleich die massiven Mehrverkehre, die zu leisten niemand in der Lage ist.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 07:20 |
Zitat
Philipp Borchert
Zitat
Alter Köpenicker
Ich finde nicht, daß die Fahrpreise der Bahn in Deutschland so teuer sind, wie es sich in Deinem Beitrag anhört. Gerade Rentner haben ja die Möglichkeit, auf preiswerte Tage auszuweichen.
Das gilt für den Fernverkehr, der ja in dieser ganzen Betrachtung erst einmal keine Rolle spielt. Tickets im Regionalverkehr kosten richtig viel Geld (Falkensee - Burg (Spreewald) 15,50€/einfache Strecke) und bieten praktisch keine Flexibilitätsrabatte.
Zitat
Philipp Borchert
Rentnerinnen und Rentner haben vielerorts die Möglichkeit, stark vergünstigte Regionaltickets zu erhalten - wenn sie sich für mindestens ein Jahr festlegen und aufgrund des festgesetzten Umfangs eben doch 'ne ziemliche Stange Geld hinlegen.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 08:21 |
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 09:19 |
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 09:26 |
Zitat
PassusDuriusculus
... weil es natürlich billiger ist Auto zu fahren als 2x 1,80€ für den Anschlussausweis auszugenen?
Das glaubst du hoffentlich nicht wirklich.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 09:38 |
Zitat
PassusDuriusculus
... weil es natürlich billiger ist Auto zu fahren als 2x 1,80€ für den Anschlussausweis auszugenen?
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 09:46 |
Zitat
Nordender
Ich sehe den teuren C-Bereich als Problembär,
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 09:48 |
Zitat
PassusDuriusculus
... weil es natürlich billiger ist Auto zu fahren als 2x 1,80€ für den Anschlussausweis auszugenen?
Das glaubst du hoffentlich nicht wirklich.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 10:27 |
Zitat
def
Zitat
Philipp Borchert
Für ein bundesweit grenzwertig bezahlbares Angebot, über das man nicht aufwendig nachdenken muss, braucht's auch nicht gleich die massiven Mehrverkehre, die zu leisten niemand in der Lage ist.
Es ist eben ein klassischer Zielkonflikt zwischen Sozialem und Ökologie, und das muss man entsprechen deutlich benennen: aus ökologischer Sicht muss Mobilität möglichst teuer sein - je ressourcenintensiver, desto teurer (heißt: in dieser Hinsicht sollte sich ÖPNV preislich zwischen dem Fahrrad und dem Auto bewegen, was aber eher heißt, dass das Auto zu billig, nicht der ÖV zu teuer ist).
Zitat
Deshalb sind Mehrverkehre eben letztlich doch sinnvoller als bloße Preissenkung.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 10:35 |
Zitat
def
Zitat
Philipp Borchert
Zitat
Alter Köpenicker
Ich finde nicht, daß die Fahrpreise der Bahn in Deutschland so teuer sind, wie es sich in Deinem Beitrag anhört. Gerade Rentner haben ja die Möglichkeit, auf preiswerte Tage auszuweichen.
Das gilt für den Fernverkehr, der ja in dieser ganzen Betrachtung erst einmal keine Rolle spielt. Tickets im Regionalverkehr kosten richtig viel Geld (Falkensee - Burg (Spreewald) 15,50€/einfache Strecke) und bieten praktisch keine Flexibilitätsrabatte.
Ich finde das ehrlich gesagt gar nicht so teuer, pro Kilometer Luftlinie sind das 14 Cent. Eine U-Bahnfahrt von Hönow zum Alex kostet pro Kilometer Luftlinie 20 Cent, von einer U-Bahnfahrt von Pankow zum Alex sprechen wir lieber gar nicht erst....
Zitat
Das Problem ist doch eher, dass Fernstrecken in den letzten ca. 20 Jahren so absurd günstig geworden sind, allen voran im Flug- und Fernbusverkehr, infolgedessen auch zu vielen Zeiten bei der DB.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 10:46 |
Zitat
Global Fisch
Was ich an den Sparpreisen übrigens übel findet, ist dass sie das Gefühl für die Kosten/Preise bestimmen und damit Normalpreise nicht mehr akzeptabel erscheinen lassen.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 11:29 |
Zitat
def
Das Problem ist doch eher, dass Fernstrecken in den letzten ca. 20 Jahren so absurd günstig geworden sind, allen voran im Flug- und Fernbusverkehr, infolgedessen auch zu vielen Zeiten bei der DB. Dadurch sind irgendwie völlig die Verhältnisse verrutscht, was Mobilität eigentlich kostet
Zitat
def
Zitat
Philipp Borchert
Rentnerinnen und Rentner haben vielerorts die Möglichkeit, stark vergünstigte Regionaltickets zu erhalten - wenn sie sich für mindestens ein Jahr festlegen und aufgrund des festgesetzten Umfangs eben doch 'ne ziemliche Stange Geld hinlegen.
Apropos "ärmere Menschen": ich sehe solche pauschalen Ermäßigungen für Rentner:innen aus ähnlichen Gründen sehr skeptisch. Am Ende bekommt dann die (etwas stereotype) Wilmersdorfer Witwe in der abbezahlten Eigentumswohnung eine Ermäßigung, der alleinerziehende Vater, der gerade mit einer Mieterhöhung, höheren Energiepreisen und vielleicht einer kaputten Waschmaschine zu kämpfen hat, aber nicht. Das kann's doch nun auch nicht sein. Ermäßigungen sollten nach Bedürftigkeit und nicht nach Erwerbsstatus gewährt werden.
Ich weiß, dass man bei Schüler:innenrabatten prinzipiell das gleiche Thema hat.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 12:17 |
Zitat
def
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Philipp Borchert
Letztlich hat das Ding trotz aller Widrigkeiten jede Menge Nutznießer. In vielen Bahnhöfen schlafen nachts jetzt viel mehr Leute (ja selbst [offenen] in Schließfächern habe ich schon Menschen schlafen sehen), die mit diesem Ticket womöglich erstmals seit Jahren die Chance haben, mal 'n bisschen was von ihrem Land zu sehen. Weil sie aus welchen Gründen auch immer sonst durchs Raster fallen. Rentnerinnen und Rentner kommen mal wieder etwas weiter als nur ins örtliche Stadtteilzentrum ohne dass sie 'n Kredit aufnehmen müssen. Alle können für drei Monate endlich mal 'n Fick auf diesen ganzen kleinteiligen Tarifkäse geben, der einem das Leben so schwer machen kann wie es kaum eine andere Art von A nach B zu kommen ermöglicht. Vor allem aus letzterem MUSS etwas gelernt werden, und zwar schnell und nachhaltig.
Für ein bundesweit grenzwertig bezahlbares Angebot, über das man nicht aufwendig nachdenken muss, braucht's auch nicht gleich die massiven Mehrverkehre, die zu leisten niemand in der Lage ist.
Es ist eben ein klassischer Zielkonflikt zwischen Sozialem und Ökologie, und das muss man entsprechen deutlich benennen: aus ökologischer Sicht muss Mobilität möglichst teuer sein - je ressourcenintensiver, desto teurer (heißt: in dieser Hinsicht sollte sich ÖPNV preislich zwischen dem Fahrrad und dem Auto bewegen, was aber eher heißt, dass das Auto zu billig, nicht der ÖV zu teuer ist). Aus sozialer Sicht sollte sie möglichst nichts kosten. (Und das gleiche gilt für viele andere Bereiche, für Energie ebenso wie Konsumgüter.) Nachdem in meiner Brust beide Herzen schlagen, wäre mein Ansatz eher, das Raster enger zu gestalten, damit weniger Menschen hindurchfallen, oder bestenfalls niemand mehr.
Zitat
def
Beim Angebot gibt es diesen Zielkonflikt hingegen viel weniger: ein besseres ÖV-Angebot ist in sozialer und ökologischer Hinsicht sinnvoll, v.a., wenn parallel ein Teil der riesigen dem MIV gewidmeten Fläche umgenutzt wird (was wiederum auch in ökologischer wie sozialer Hinsicht sinnvoll ist, weil die dadurch begünstigten Hitzeinseln oft eher arme Stadtteile betreffen). Auch hier gibt es natürlich Grenzen: ein mit zwei Menschen besetzter Bus zwischen Kleinkleckersdorf und Hintertupfing ist ökologisch eher eine Katastrophe, aber in sozialer Hinsicht trotzdem sinnvoll, da Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe vieler Menschen.
Zitat
def
Deshalb sind Mehrverkehre eben letztlich doch sinnvoller als bloße Preissenkung. Die kann aktuell niemand leisten? Stimmt, weil es einen Mangel an Personal, Fahrzeugen und vielfach auch der Infrastruktur gibt. Nur könnte man viele dieser Mängel eben mit Geld beheben: bessere Löhne und Arbeitsbedingungen fürs Personal, ggf. Umstellung geschlossener Systeme wie der Berliner U-Bahn auf fahrerlosen Betrieb, Kauf von Fahrzeugen, Ausbau der Infrastruktur (was dann auch wieder Personal braucht, womit wir beim nächsten Thema wären) etc. Da wären die über fünf Milliarden, die nun der Tankrabatt und die 9-Euro-Karte gekostet haben, unterm Strich sicher sinnvoller investiert (bzw. vielleicht auch "nur" vier Milliarden, wenn die übrigen 1,5 Milliarden für die zielgerichtete Entlastung von Menschen benutzt worden wären, die es nötig haben).
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 12:24 |
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Nemo
Zitat
Global Fisch
Was ich an den Sparpreisen übrigens übel findet, ist dass sie das Gefühl für die Kosten/Preise bestimmen und damit Normalpreise nicht mehr akzeptabel erscheinen lassen.
Nun, ich denke, dass man durch Schaffung der Sparpreise die Möglichkeit gehabt hat, die Normalpreise auf ein Niveau zu steigern, das für Normalkunden nicht mehr akzeptabel ist. Man schöpft auf diese Weise die höhere Zahlungsbereitschaft von Geschäftskunden ab ohne den preissensiblen Normalkunden zu vergraulen!.
Zitat
Nemo
So zumindest die Theorie. Einer meiner Profs meinte mal dass der ICE (im Kundenverhalten, nicht in der Art des Angebots) schon längst zur S-Bahn geworden ist und die Bahn das nur noch nicht gemerkt hat. Sie versucht für diese Super-Express-S-Bahn Fahrscheine wie für Flüge zu verkaufen.
Re: Neun Euro Ticket 29.06.2022 12:50 |