Das wird alles nicht passieren, denn das 9 Euro-Ticket wird ein solcher Hit, dass es gleich noch um 6 Monate verlängert wird. ;-) Von wegen Verkehrswende.

Zitat
def

Zitat
Ruhlebener
Auch werden viele Tagesfahrkartekäufer eher eine €9-Karte kaufen.

Das ist m.E. der entscheidende Punkt - vor allem, wenn man bedenkt, dass das Ticket ja deutschlandweit gilt. Jede Münchnerin, jeder Hamburger, jede Leipzigerin, der oder die im Heimatort ab und zu öffentlich fährt, wird dieses Ticket besitzen - und folglich auch bei einem Besuch in Berlin benutzen. Selbst Tourist:innen aus dem Ausland werden zugreifen, wenn sie länger als einen Tag in Berlin sind oder mehrere deutsche Städte besuchen.

Unabhängig eurer Diskussion finde ich an der öffentlichen Debatte interessant, dass das 9-Euro-Ticket so sehr auf die Fernreisen fokussiert wird. Tatsächlich ist der Regionalverkehr nur ein Teil des Fahrkartenangebots. Wer also zum Touristen wird, dem stehen auch alle Busse, Straßenbahnen, O-Busse etc. am jeweiligen Zielort zur Verfügung. Und ich finde, dass DAS das wesentliche Potential dieses Tickets ist. Das sorgenfreie Umweltkarten-Feeling drei Monate lang bundesweit ausleben zu dürfen. Irgendwie wird mir das in der Öffentlichen Debatte zu wenig gewürdigt.

Für die Sylter Angsthasen wird das natürlich der Super-GAU sein wenn der Pöbel auch noch tagelang durch Morsum, Westerland und Keitum gurkt :-D

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.05.2022 19:10 von Florian Schulz.

Zitat
Florian
Und ich finde, dass DAS das wesentliche Potential dieses Tickets ist. Das sorgenfreie Umweltkarten-Feeling drei Monate lang bundesweit ausleben zu dürfen.

Auf jeden Fall. Denn das ist doch das, was vielen Leuten fehlt: Etwas einfaches. Einfache ÖPNV-Tarife sind stets extrem räumlich begrenz und vielerorts gar nicht zu haben. Mit dem Neun-Euro-Ticket wird also etwas angeboten, dass es sonst gar nicht gibt.

Sollte das ganze jetzt irgendwie erfolgreich sein, MUSS über Konsequenzen nachgedacht werden. Wie wäre es denn, so ein Ticket jedes Jahr anzubieten - und zwar zu einem halbwegs für alle erträglichen Preis? Gilt in der gesamten Sommerferienzeit (also um die zwei Monate) und kostet pro Person vielleicht 50 €. Ich bin mir sicher, das wäre schon bei moderater Freizeitnutzung ein deutlicher Vorteil gegenüber den sonstigen Tarifangeboten und es entfiele komplett der Zwang zum Fahrpreisstudium. Oder ein Wochenend-Deutschlandticket. Was weiß ich. Hat sicherlich alles Vor- und Nachteile, aber so wie normalerweise kann es doch nicht bleiben.

~~~~~~
Sie befinden sich HIER.

Hallo,

dann schauen wir mal, was ab dem 1. Juni in Deutschland so passiert. Übrigens: Ich hätte mir das "9 Euro Ticket" auch dann geholt, wenn es Teurer geworden wäre. Z.b 19.99€ für 1 Monat. Sicherlich immer noch Günstiger als die üblichen Monatskarten etc..

Vielleicht denkt man ja echt mal drüber nach, vorausgesetzt es wird ein Erfolg, dass man jedes Jahr von Juni-August oder sogar bis September ein solches ähnliches Ticket anbietet. Dann aber zum etwas höheren Preis wie mein Vorredner schon schrieb.

Wir dürfen gespannt sein was da noch passiert. Ich kaufe mir morgen mein Ticket. Wie in den Medien schon kommuniziert, ist der andrang ja schon sehr groß (Berlin/Hamburg).

Aus Eberswalde oder Fürstenwalde/Spree kostet die Tageskarte nach Berlin 12,20 €. Damit ist für einen Tagesausflug nach Berlin das 9 € Ticket schon günstiger. Funktioniert natürlich auch in der Gegenrichtung. Und in keinem Fall muss man über Westerland fahren.

Bäderbahn

Ich werde mir die Tickets für alle drei Monate natürlich kaufen. Man wäre ja auch schön blöd, wenn nicht. Der Preis ist unschlagbar!

Aber ich sehe es eher negativ, wie es ab September dann weitergehen wird. Etliche Verbünde werden dann die Preise nicht nur wieder auf altes Niveau zurücksetzen, sondern wahrscheinlich sogar noch anheben, weil sie Mindereinnahmen hatten. Das ist doch alles nicht nachhaltig ausfinanziert!
Die Busse und Bahnen werden auf den Hauptrelationen vor Menschen überquellen und so die Attraktivität des Nahverkehrs schmälern. Und eines der Ziele, Autofahrer in den ÖPNV zu kriegen, wird meines Erachtens nicht erreicht. Eher werden bisherige Fußgänger und Radfahrer nun die Öffis nutzen, wenn mal zwei Regentropfen vom Himmel fallen...

Zitat
Wolke Eins
Etliche Verbünde werden dann die Preise nicht nur wieder auf altes Niveau zurücksetzen, sondern wahrscheinlich sogar noch anheben, weil sie Mindereinnahmen hatten. Das ist doch alles nicht nachhaltig ausfinanziert!

Doch! Die Einnahmeausfälle kompensiert der Bund.

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.

Zitat
Florian Schulz
Doch! Die Einnahmeausfälle kompensiert der Bund.

Das sagt er! Und beschlossen wurden 2,5 Mrd. Euro, wenn ich mich recht erinnere. Wie wurden die ermittelt?

Folgende Milchmädchenrechnung: 2,5 Mrd Euro für 3 Monate (92 Tage) macht rund 27,2 Mio Euro pro Tag.
Im Jahr 2019 nutzten 10,4 Mrd Fahrgäste den ÖPNV in Deutschland. Das sind durchschnittlich 28,5 Mio Fahrgäste pro Tag.
Der Bund ersetzt demnach weniger als 1 Euro pro Fahrgast am Tag - solch billige Tickets gibt es wahrscheinlich nirgendwo in Deutschland! Die Verbünde verdienen demnach eigentlich sehr viel mehr an einem Fahrgast als diesen einen Euro, der ihnen nun ersetzt wird. Das reicht vorn und hinten nicht!

Und bei alldem sollten wir auch nicht aus dem Blick verlieren, wer jetzt im Sommer auch Mindereinnahmen haben wird: all die Verleiher von Fahrrädern oder Mietwagen. Denn warum sollte ich dafür noch Geld ausgeben, wenn ich doch im Urlaubsort sämtliche Busse und Bahnen quasi kostenlos nutzen kann...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.05.2022 21:55 von Wolke Eins.

Zitat
Wolke Eins
Und bei alldem sollten wir auch nicht aus dem Blick verlieren, wer jetzt im Sommer auch Mindereinnahmen haben wird: all die Verleiher von Fahrrädern oder Mietwagen. Denn warum sollte ich dafür noch Geld ausgeben, wenn ich doch im Urlaubsort sämtliche Busse und Bahnen quasi kostenlos nutzen kann...

Das glaube ich nicht. Leihräder und Mietautos haben doch andere Zielgruppen als der ÖPNV, da überschneidet sich m.E. wenig. Eher problematisch wird's für DB Fernverkehr sowie für Flixbus und Konsorten.

Ich nehme an, nur Hardcore-Menschen werden für eine Fahrt nach Karlsruhe die Regionalbahnen anstelle eines ICE nehmen. Aber kürzere Strecken mit guten parallelen SPNV-Angeboten? Berlin - Leipzig oder Halle (Saale) beispielsweise? Na, und die Fernbusse können mit Geschwindigkeit kaum punkten, auf diversen Relationen ist man ähnlich schnell wie mit dem SPNV - nur eben ohne Umsteigen. Und Umsteigen ist ja, ich merkte es schon an, das allerschlimmste was in einer Reisekette überhaupt passieren kann. Allerdings sitzen im Fernbus am ehesten die preissensiblen Leute, die sich jetzt auf das Aktionsticket stürzen werden.

Wie die 2,5 Milliarden Euro zustande kommen weiß ich auch nicht. Logisch wäre, wenn dies die Einnahmen aus Juni/Juli/August 2019 wären, die die Verkehrsunternehmen damals generiert hätten. Dann dürfte es keine Probleme geben. Ärger gab es ja 'nur', weil die Länder über den zugesagten Ausgleich weitere Kosten durch eventuelle Mehrleistungen und für den Vertrieb der Aktionstickets erwarten.

Ich glaube ja nicht, dass da nennenswert was extra fahren wird. In Berlin wurde angekündigt, dass einige wenige sommerferienbedingte Ausdünnungen bei BVG und S-Bahn entfallen sollen und es wurde die oftmals leere Phrase der größtmöglichen Fahrzeuge wiederholt. Gut, den fährt die BVG sowieso, mehr geht gar nicht, und die S-Bahn wird auf einige wochenendbedingte Zugkürzungen verzichten.

Wenn bei irgendwelchen Zuschüssen gern vom "Tropfen auf den heißen Stein" gesprochen werden darf, dann kann der Spruch auch gern für diese zusätzlichen Kosten gelten. Das wird schon funktionieren.

Edit: Immer aus der Berliner Sicht geschrieben, also vor allem die oben erwähnten beispielhaften Fahrten mit ICE oder doch Regionalzug.
Edit II: Das kommt davon, wenn man in verschiedenen Foren mit ähnlichen Themen unterwegs ist, beim Schreiben des gesamten Textes war ich gedanklich im überregionalen DSO...

~~~~~~
Sie befinden sich HIER.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2022 18:41 von Philipp Borchert.

Zitat
Wolke Eins
Das reicht vorn und hinten nicht!

Das haben Milchmädchenrechnungen so ansich, oder? :-) Ich mag sie nicht einzeln aufbröseln und gehe davon aus, dass die Berechnungsgrundlage etwas komplexer ist als einfache Dreisatzrechnung. Korrigiert mich, aber in der öffentlichen Debatte habe ich von den Verkehrsverbünden wenig Kritik an der Geldsumme gehört sondern immer nur ungeklärte Fragen zu Vertrieb, Umsetzbarkeit und Berücksichtigung der Abo-Kunden. Die Forderungen nach mehr Geld betrafen meiner Wahrnehmung nach eher die vom 9-Euro-Ticket losgelöste grundsätzliche ÖPNV-Finanzierung.

Zitat
Wolke Eins
Und bei alldem sollten wir auch nicht aus dem Blick verlieren, wer jetzt im Sommer auch Mindereinnahmen haben wird: all die Verleiher von Fahrrädern oder Mietwagen. Denn warum sollte ich dafür noch Geld ausgeben, wenn ich doch im Urlaubsort sämtliche Busse und Bahnen quasi kostenlos nutzen kann...

Das wird man sehen. Die Wahl auf Sharing-Dienste hat auch viel mit der Verfügbarkeit der Angebote zu tun. Einfach ausgedrückt: Wer in einem Kiez mit schlechter Busanbindung zum Bahnhof will und ein Teil seiner Wege mit dem Leihfahrrad/ Carsharing zurücklegt, wird das vermutlich auch mit dem 9-Euro-Ticket tun. In solch einem Fall könnten Sharingdienste sogar profitieren, wenn derjenige um öfters Bahn zu fahren, das Leihfahrrad nun öfters zum Bahnhof nimmt. Genauso dürfte es Leute, die mehr mit dem Leihwagen als mit der Bahn fuhren, im Idealfall in den drei Monaten ihr Verhältnis umdrehen. Wenn wir ehrlich sind, ist der Umstieg von Auto auf ÖPNV genau das Ziel des Tickets. Ich sehe das relativ entspannt. Da wir in Deutschland so ein Projekt noch nie hatten (erst recht nicht in einer Zeit wo die Verkehrsmittelauswahl noch nie so groß war wie heute), kann man da kaum vailde Abschätzungen machen.

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.

Zitat
Florian Schulz
Die Forderungen nach mehr Geld betrafen meiner Wahrnehmung nach eher die vom 9-Euro-Ticket losgelöste grundsätzliche ÖPNV-Finanzierung.

Es ging auch bspw. um die Finanzierung zusätzlicher (Entlastungs-)Fahrten, in Anbetracht der prognostizierten/erhofften Fahrgastzuwächse.

"Gustav Richard" hat auf seinem (sehenswerten!) Youtube-Kanal heute ein Video zum 9-Euro-Ticket veröffentlicht. Es enthält u.a. einige Gedanken, die zumindest ich bislang (so) nicht mitbedacht hatte:
[www.youtube.com]

(Außerdem wird eine weiterhin leere Fahrt von Reitwein nach Seelow in diesem Sommer von ihm prognostiziert. Das macht Lust, dort ein Bahninfo-Forum-Flashmob in den Sommermonaten stattfinden zu lassen ;) )

Zitat
Philipp Borchert
Ich nehme an, nur Hardcore-Menschen werden für eine Fahrt nach Karlsruhe die Regionalbahnen anstelle eines ICE nehmen.

Und selbst hier ließe sich den Synergieeffekt nutzen und Strecken, die auf der Kombi Fernverkehr-Regionverkehr bisher ziemlich teuer waren, nun etwas günstiger bewerkstelligen wenn der Regio-Verkehrsanteil rausfällt. Gut, Berlin-Karlsruhe ist jetzt ein schlechtes Beispiel, da es eine ICE Direktverbindung dorthin gibt. Aber zum Beispiel Berlin Hbf - Wismar mit Umsteigen in Ludwigslust würde ohne Regioticket nur noch die Hälfte kosten.

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.

Eine kleine technische Frage an die iPhone-Nutzer:innen, die schon ein 9 €-Ticket der BVG oder des VBB haben: kann man dieses in die Wallet laden? Angesichts der zahlreichen Apps finde ich es immer ganz praktisch, sich die zahlreichen Klicks bis in den richtigen Ordner zu ersparen und diesen kurzen Weg zu nutzen. Da das Ticket auch in zahlreichen anderen Apps angeboten wird, würde ich es gern bei dem Anbieter kaufen, der mir diesen Komfort bietet, so es denn einen gibt.

Hier gibts das brandneue BVG-Video zum Frühlingserwachen des Berliner ÖPNV bis zum 9-Euro-Sonderpreisticket: KLICK

so long

Mario

Bisschen spät für Frühlingserwachen...aber nett gemacht.

~~~~~~
Sie befinden sich HIER.

Ich sag es mal so, (vom Gebiet her etwas OT) meine Frau wird den spärlichen Nahverkehr (6x am Tag) bei uns auf dem Dorf in Oberfranken dann auch häufiger nutzen, um "in die Stadt" zu fahren, denn normal zahlt man ohne Bahncard hin und zurück 16 Euro für 25km Entfernung und wenn man einen Teil mit der Bahn fährt, darf man zur Strafe auch noch neu lösen und mehr bezahlen, nämlich satte 23,60 Euro für EINE Hin- und Rückfahrt...nix mit Verbundtarif!

Kein Wunder daß da außer Schülern und einigen Pendlern nur heiße Luft befördert wird!! Die Städte sind nicht das Problem...das Land ist abgehängt.

Gruß Tunnelratte



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.05.2022 16:40 von Tunnelratte.

Zitat
Lopi2000
Eine kleine technische Frage an die iPhone-Nutzer:innen, die schon ein 9 €-Ticket der BVG oder des VBB haben: kann man dieses in die Wallet laden?

Ich kann es nur zu 99% sagen, weil ich kein 9€-Ticket über die (Nachtrag: BVG Ticket) App habe, aber da sich bislang alle über die App erwerbbaren Tickets ins Wallet laden lassen, sollte es auch mit dem 9€-Ticket gehen.

Auch der Name des Fahrgasts steht auf dem Wallet-Ticket steht. Damit wären alle notwendigen Anforderungen ans 9€-Ticket abgedeckt.

EDIT: Ich hab glatt vergessen den App-Namen zu nennen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.05.2022 19:03 von Beförderungsfall Nr. 8821.

Zitat
Beförderungsfall Nr. 8821
Ich kann es nur zu 99% sagen, weil ich kein 9€-Ticket über die App habe, aber da sich bislang alle über die App erwerbbaren Tickets ins Wallet laden lassen, sollte es auch mit dem 9€-Ticket gehen.

Im Forum auf [www.iphone-ticker.de] habe ich dazu gelesen, dass es mit der BVG-Tickets-App funktionieren soll, mit der BVG-Fahrinfo-App dagegen nicht. Ich werde es demnächst ausprobieren.

In der Diskussion um die Anerkennung des 9-Euro-Tickets in für Nahverkehrstickets freigegebenen Fernverkehrszügen scheint sich bei der DB ein Undenken abzuzeichnen: [www.berliner-zeitung.de]

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.

Muss man den Namen eigentlich handschriftlich auf die normale Papier-Jahreskarte eintragen?