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Neun Euro Ticket
geschrieben von Heidekraut 
Wen es interessiert, hier mal meine Erfahrungen zur Halbzeit. Ich bin zwar nicht auf das Neun-Euro-Ticket (und damit auch diesen Zeitraum) angewiesen, fahre aber mit Leuten mit, die dieses Angebot natürlich gern nutzen.

Zunächst ist natürlich völlig klar, dass wir versuchen, Hauptzeiten zu meiden. Klappt nicht ganz, denn für längere Reisen macht sich organisatorisch der Sonntagnachmittag als Startzeit am besten, um dann "frisch" am Montag dort zu landen, wo wir uns ins Getümmel stürzen wollen. Tagesausflüge sollten werktags stattfinden (kann natürlich nicht jeder so machen).

Der RE 1 ist tatsächlich DIE Linie für alle, die aus Berlin raus wollen und gehört damit zu den absoluten Verlierern der Aktion. Je später der Tag, desto unzuverlässiger - und je später das Wochenende, sowieso. Man hat planmäßig um die vierzig Minuten Aufenthalt in Magdeburg, um weiter Richtung Westen zu fahren. Diesen 'Anschluss' habe ich bereits zwei Mal verpasst, weil der RE 1 eben so viel Verspätung aufgebaut hat. Da der Zug nach Braunschweig auf dem selben Gleis fährt, ist da auch kein Abwarten dessenseits möglich. Heißt: Möglichst viel Pufferzeit einplanen.

Wenn man weit weg will, kommt man in das, was ich immer "Nachtpause" nenne - der Ort, an dem man mit dem letzten Regionalzug des Vortags ankommt und auf den ersten Zug am Morgen warten muss. Diese Zeit plane ich stets so, dass sie möglichst kurz ist und an Bahnhöfen mit gewisser Infrastruktur stattfindet. Da das auch andere so handhaben, sind einige strategisch interessante Bahnhöfe in Deutschland derzeit wilde Herbergen. Teils dutzende Leute liegen - oft besser vorbereitet als ich - in und auf Decken und Isomatten. Manchen sieht man an, dass sie genau so unterwegs sind wie ich, bei anderen habe ich den Eindruck, dass sie auch sonst kein Dach über'm Kopf haben. Probleme habe ich übrigens mit diesem Aspekt noch nirgends gesehen, also kein Sicherheitspersonal das Leute aus dem Bahnhof schmeißt oder sonstiges. Generell sehe ich auf den Bahnhöfen nicht allzu viel Sicherheitspersonal (was ich gut finde). Wenn so eine Verbindung platzt, kann es natürlich vorkommen dass man die Nachtpause anderswo als geplant verbringen muss - was dann unter Umständen ungünstig ist. Ein offenes Bahnhofsgebäude und ein WC sollten schon da sein...

Des öfteren zu sehen sind Leute von der DB, die sich an den vollen Bahnsteigkanten um etwas Ordnung bemühen. Einmal kam kurz vor dem Eintreffen des Zuges jemand an die Kante mit 'ner Rolle Absperrband in der Hand. Er hat es nicht genutzt, aber dabei haben scheint sinnvoll zu sein. In eine Räumung bin ich bislang nicht geraten, weder von Zügen noch von Bahnsteigen - von einer kurzzeitigen Sperrung des Bahnhofs Halle (Saale) Hauptbahnhof aufgrund einer unklaren Bedrohungslage abgesehen.

Kontrollen von Fahrscheinen habe ich bislang sehr unterschiedlich wahrgenommen. In vielen Zügen wird nicht kontrolliert, auch wenn hin und wieder wer durchgeht. Andernorts wird sehr genau hingesehen und auch ein Lichtbildausweis gefordert.

Richtig schwierig für mich ist die WC-Situation derzeit. Durch die volleren Züge sind natürlich auch die Tanks der Toiletten schneller voll und diese damit unbenutzbar. Ein Metronom-Zug am Sonntagabend - zwar leer an Fahrgästen, aber fünf von sechs WCs nicht mehr geöffnet. Und der Knaller war ein Verband aus zwei Desiro HC auf einer Rhein-Ruhr-Expresslinie - alle sechs WCs zu. Laut Zugbegleiter "wegen Vandalismus", aber das habe ich ihm bei zwei Zugteilen und dem Andrang in den Tagen zuvor nicht so recht abgenommen. Ungünstig: Auch das Toilettenpapier ist schnell alle und dann wird natürlich alles andere genutzt. Aufschrift auf den meisten Toiletten: Nur für WC-Papier, alles andere begünstigt Defekte in der Anlage. Tja...

Ebenfalls auf machen Bahnsteigen wie ausgeräubert: Die ganzen Snackautomaten. Zusatzfrage: Warum gibt es eigentlich kaum noch Heißgetränkeautomaten? Vor zehn Jahren stand auf jedem mittelgroßen Bahnhof in Sachsen-Anhalt ein solcher, mittlerweile ersetzt durch einfach einen zweiten Snackautomat. Schade, die Dinger würden gerade sicherlich ebenso reißenden Absatz erfahren. Ebenfalls gern leer: Die Kühlschränke bei kleineren Bahnhofs-Versorgern (z.B. Rossmann Express). An warmen Tagen kommen die kaum hinterher. Kann natürlich sein, dass das auch sonst so ist. Die sonntags geöffneten Lidl-Märkte in einigen großen Städten sehen natürlich auch entsprechend aus, gerade sonntagabends.

Richtig Stress unter Fahrgästen habe ich bislang kaum wahrnehmen können - zum Glück. Warum auch - die allermeisten sind Gelegenheitsfahrgäste. Die wissen, worauf sie sich einlassen und sind nicht zwingend von einer perfekten Reisekette abhängig. Andere, die notwendigerweise Anschlüsse zu bekommen und Termine wahrzunehmen haben - auch außerhalb des Aktionszeitraums - sparen vielleicht Fahrtkosten, müssen die dann aber anderweitig ausgeben weil sie sich Weiterfahrten neu organisieren müssen. Oder was auch immer...

Es scheint aber nach wie vor Züge zu geben, die kaum genutzt werden. Gestern habe ich mich mit dem Rad zum Senftenberger See begeben - dank dreigeteilter RB 24 auf einem absurden Umweg. RE 3 nach Falkenberg in der 5-Uhr-Stunde? Fast leer. S-Bahn ab Falkenberg in der 7-Uhr-Stunde: Müde besetzt. Rückweg mit RB 49 in der 19-Uhr-Stunde: noch leerer. RE 3 ab Falkenberg zurück: gähnende Leere. Ein bisschen ahnte ich es so, deshalb habe ich mir auch die Radmitnahme zugetraut. Aber so krass...trotz brandenburgischer Ferien und fast idealem Radfahrwetter. Und unterbrochener Spreewaldschiene.

Einiges steht noch auf der Agenda. Wenn es so weiter geht wie bisher, bin ich entspannt. Wird's schlimmer - mal sehen. Noch hat ja nicht ganz Deutschland frei. Zu echten Tourismus-Destinationen war ich bislang noch nicht unterwegs, das kommt noch. Aber auch entsprechend geplant und auch mit dem passenden Mindset dafür. Es gibt doch tatsächlich Leute, die bei der DB anstehen und erwarten, dass sie auf DB-Kosten im Hotel nächtigen können - weil eben so eine Neun-Euro-Reisekette geplatzt ist.

Die kritischen Stimmen zur ganzen Aktion - von der gedanklichen Entwertung der schienengebundenen Mobilität über die tatsächliche und die Steuerverschwendung bis hin zur nachhaltigen Imageschädigung des ÖPNV - habe ich alles schon gelesen.

Ach, und noch ein Wort zum übrigen ÖPNV: Ich merke NICHTS. Die S-Bahnen in Berlin sehe ich nicht deutlich voller also sonst, ebenso wenig 'meine' Busse hier in Buch. Die üblichen Staus gibt es weiterhin (z.B. samstags auf der B2 vor Malchow). Über andere Ecken in Berlin sollen andere urteilen, derzeit komme ich hier nicht so richtig rum (allein schon weil ich lieber in der 11-Uhr-Stunde bei Bahninfo was schreibe).

:)

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2 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.07.2022 11:43 von Philipp Borchert.
Der VDV schlägt die Fortsetzung als 69-Euro-Ticket vor. Vielleicht ist der Verband mit seinem Vorpreschen ja wieder so erfolgreich wie vor der derzeit laufenden Aktion.

[www.tagesschau.de]

Fände ich schon sehr attraktiv für ein dauerhaftes Angebot. Es wäre immer noch günstiger als die Monatskarten vieler Großstädte und ließe die teils vollkommen willkürlich wirkenden Verbundgrenzen hinter sich.

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Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 08:43
Das würde die ABC-Nerverei deutlich entzerren, bin ich dafür.
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 08:53
Zitat
Nordender
Das würde die ABC-Nerverei deutlich entzerren, bin ich dafür.

Andererseits würde man auf diese Weise die Zahlungsbereitschaft von Pendlern nur unzureichend abgreifen. Für mich wären 69 Euro zu teuer, um es mir einfach so zu kaufen, da ich vielleicht für 10 bis 20 Euro im Monat ÖPNV fahre.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 09:08
Ich beziehe mich hier das Regel-Abo ABC, das ist schon was. Ich fahre Auto nur wenn es meine Schichten erfordern.
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 10:35
Ich würde das 69 €-Ticket auch sofort nehmen, ist kostenmäßig fast gleichzusetzen mit Berlin AB und für ganz Deutschland gültig. Ist nur die Frage, wie man eine laufende Jahreskarte mit Einmalzahlung entsprechend umstellen kann.
Jay
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 10:38
Da ich das RE1-Problem nicht so auf dem Schirm hatte, war mein Ziel gestern Magdeburg.

Hinzu sehr launische Durchsagen des Zugpersonals u.A.: "Dit is 'n Doppelstockzug, sie können auch nach oben gehen. Da steht es sich bequemer.", und eine Verspätung, die sich von 5 auf knapp 20 Minuten wegen der Stadtbahnsperrung hochgeschaukelt hat. Mit der Folge, dass sämtliche Direktanschlüsse 'futsch' waren und der Zug in Magdeburg erst nach seiner Abfahrtzeit an kam. Also mit "Verspätung aus vorheriger Fahrt" wieder ab fuhr.

Rückzu kam der Zug mit 8 Minuten an und fuhr pünktlich ab. So ziemlich alle Sitzplätze waren gefüllt. Im Laufe der Stadtbahn sammelte er dann ebenfalls wieder 8 Minuten ein. Wannsee gab es gerade einen Schadzug bei der S-Bahn, so dass die S7 (und S1) auch gerade außer Takt gerieten und die Echtzeitdaten für die anderen Stadtbahn-Regios zeigten noch teils deutlich höhere Verspätungen an.

Kontrolliert wurde gar nicht, weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt sah ich Personal durchgehen. Die Maskentragequote war deutlich höher als bei BVG und S-Bahn.

--- Signatur ---
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Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 10:40
Und dann noch ein Tagesticket für 9€ für den Nahverkehr in ganz Deutschland. Wer acht und mehr mal binnen eines Monats fahren will, für den lohnt sich die Monatskarte zu 69€.
Damit würden sicher so einige Tagesausflüge mit den Öffentlichen statt mit dem Auto machen - oder wer im Homeoffice ist, tatsächlich auch mehr den Nahverkehr nutzen.
Zitat
Jay
Da ich das RE1-Problem nicht so auf dem Schirm hatte (...)

Wollte eben mal spaßeshalber nachsehen, wie es derzeit aussieht. Im Grunde fährt dieser Zug hier einigermaßen zeittreu. Allerdings findet sich folgender Hinweis in der Auskunft:

Zitat
Fahrinfo
Sehr starkes Fahrgastaufkommen im RE3116 der Linie RE1. Ein Zustieg weiterer Fahrgäste ist nur bedingt möglich. Eine weitere Fahrradmitnahme ist ausgeschlossen.

Wobei ich das zur jetzigen Zeit eher auf der Stadtbahn vermute. Ich hatte allerdings eine Abfrage für Wusterwitz eingegeben. Der Hinweis hilft da nur bedingt.

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Meine Er"Fahrung" mit dem RE1 hatte ich ja schon weiter oben geschildert-nach MD und zurück voller Zug mit Zurückweisung von Reisenden in Pdm,
aber die Verspätung hielt sich an einem Wochentag im üblichen Rahmen der Linie.
Letztens von und nach FFO der übliche Zugfüllungsgrad für einen Samstag, Zug pünktlich,
das gleiche vor vier Wochen im Zug von und nach Müncheberg,allerdings zurück zu im von einem
anderen User zwei Wochen später immer noch als defekt bemerktem Triebwagen (Klimaanl.)
Da bei den Touren nach FFO und Müncheberg eher Durchschnittswetter war, könnte das auf die Belegung gewirkt haben.
Die Touren hab ich aber nur gemacht, weil das 9€ Ticket weitaus billiger war als die sonst zu veranschlagende Fahrkarte,
ansonsten hätte ich die Fahrten gar nicht in Erwägung gezogen-auch nicht mit dem Auto.

Auf keinen Fall hätte ich mir eine Fahrt von und nach der Ostsee angetan, oder solche Fahrten mit sehr knappen Umstiegszeiten (wie schon erwähnt)-
geschweige einmal quer durch Deutschland mit zig Umstiegen...
und niemals im Leben das ich auf irgendwelchen Bahnhöfen "planmäßig übernachtet" hätte-so billig kann kein Ticket sein.

Das in den Ring geworfene 69€ Ticket-kann man machen, muss man nicht ( ich hätte keinen Bedarf)
und auf keinen Fall würde ich es als Zwangsabgabe ala GEZ wie schon das heiß diskutierte 365€ Ticket akzeptieren wollen.

T6JP
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 12:34
Zitat
T6Jagdpilot

Das in den Ring geworfene 69€ Ticket-kann man machen, muss man nicht ( ich hätte keinen Bedarf)
und auf keinen Fall würde ich es als Zwangsabgabe ala GEZ wie schon das heiß diskutierte 365€ Ticket akzeptieren wollen.

T6JP

Das 69€ Ticket würde aber viele Pendler aus dem Auto ziehen wenn es dauerhaft Deutschlandweit gelten würde.
Also ohne Tarifgrenzen, wo sich viele Pendler mit dem Auto über diese Grenze bewegen und in den angrenzenden Wohngebieten auch am Tage für verstopfte Straßen sorgen.
Die Pendler aus dem Tarifgebiet C würden ihr Gefährt dann schon vor der Stadtgrenze an dem für sie am besten erreichbarem Bahnhof abstellen und gemütlicher, ohne Parkplatzsuche am Stadtrand, ihre Fahrt in die Innenstadt aufnehmen. Auch der eine oder andere Umstieg könnte entfallen, wenn sich die Verkehrswege nicht mehr so umständlich gestallten würden.
Einmal in einen RE oder RB einsteigen und kurz vor dem Ziel in die S-,U-, Straßenbahn oder Bus umsteigen bringt bestimmt auch für viele Pendler eine Zeitersparnis die sich sehen lassen kann.

mfg alf1136.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.07.2022 12:40 von alf1136.
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 12:36
Ich habe letztens eine Tagestour nach Heringsdorf gemacht und die Hinfahrt war okay (UBB hatte aber ca. 95% Besetzungsgrad), dafür war die Rückfahrt leidlich. Der RE3 war überfüllt und man mußte im Oberdeck sitzen wo gnadenlos die Sonne raufknallte. Stundentakt wäre da angebracht, dann verteilen sich die Fahrgäste (auch von der Ostsee) besser.

Kontrolliert wurden wir auf der Hinfahrt nur im RE3,
auf der Rückfahrt nur in der UBB.
Jay
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 12:53
Zitat
alf1136
Zitat
T6Jagdpilot

Das in den Ring geworfene 69€ Ticket-kann man machen, muss man nicht ( ich hätte keinen Bedarf)
und auf keinen Fall würde ich es als Zwangsabgabe ala GEZ wie schon das heiß diskutierte 365€ Ticket akzeptieren wollen.

T6JP

Das 69€ Ticket würde aber viele Pendler aus dem Auto ziehen wenn es dauerhaft Deutschlandweit gelten würde.
Also ohne Tarifgrenzen, wo sich viele Pendler mit dem Auto über diese Grenze bewegen und in den angrenzenden Wohngebieten auch am Tage für verstopfte Straßen sorgen.
Die Pendler aus dem Tarifgebiet C würden ihr Gefährt dann schon vor der Stadtgrenze an dem für sie am besten erreichbarem Bahnhof abstellen und gemütlicher, ohne Parkplatzsuche am Stadtrand, ihre Fahrt in die Innenstadt aufnehmen. Auch der eine oder andere Umstieg könnte entfallen, wenn sich die Verkehrswege nicht mehr so umständlich gestallten würden.
Einmal in einen RE oder RB einsteigen und kurz vor dem Ziel in die S-,U-, Straßenbahn oder Bus umsteigen bringt bestimmt auch für viele Pendler eine Zeitersparnis die sich sehen lassen kann.

mfg alf1136.

Ich fürchte, da machst du es dir etwas zu einfach. Die "Tarifflucht" ist nur einer der Gründe, warum Brandenburger Pendler mit Vorliebe zum ersten Bahnhof hinter der Stadtgrenze fahren. Ein anderer gewichtiger Grund ist aber das Angebot. Die dichteren Takte und die Art und Weise, wie die S-Bahn Betriebsstörungen handhabt, haben da auch eine recht starke Sogwirkung.

Um mal auf die S5 zu blicken: Bis Mahlsdorf kommt man eigentlich immer. Der nächste Zug schafft es mit etwas Glück bis Hoppegarten, dahinter fährt auch gerne Mal ne Stunde nichts. Hab da schon so einige Storys von Leuten gehört, die in Neuenhagen oder Fredersdorf wohnen. In Mahlsdorf wurde irgendwann entsprechend mit einer Begrenzung der Parkzeit bis weit in die Ridbacher Straße hinein, reagiert, weil da alles von Pendlern zugeparkt wurde.

Gäbe es dieses 69€-Ticket im Abo für 690€, dann würde ich umsteigen. Ansonsten kommen ich mit meiner 728€ für die Jahreskarte AB günstiger.

--- Signatur ---
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Zitat
Jay
Gäbe es dieses 69€-Ticket im Abo für 690€, dann würde ich umsteigen. Ansonsten kommen ich mit meiner 728€ für die Jahreskarte AB günstiger.

Wenn man sein Mobilitätsverhalten wie bisher beibehält, mag die Herangehensweise so sinnvoll sein. Allerdings hat das 9-Euro-Ticket vielen Menschen aufgezeigt, welche neuen zusätzlichen Möglichkeiten ein All-for-everywhere-Ticket eröffnet. Daher vermute ich stark, dass viele Menschen darüber nachdenken werden, ihr Mobilitätsverhalten über die Pendlerfahrten hinaus zu denken und sind dementsprechend bereit dazu in der Zukunft einen höheren Ticketpreis zu bezahlen als ihr Abo-Ticket bisher gekostet hat. Sicher nicht jeder, das ist klar.

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.07.2022 13:09 von Florian Schulz.
Zitat
alf1136
Das 69€ Ticket würde aber viele Pendler aus dem Auto ziehen wenn es dauerhaft Deutschlandweit gelten würde.
Also ohne Tarifgrenzen, wo sich viele Pendler mit dem Auto über diese Grenze bewegen und in den angrenzenden Wohngebieten auch am Tage für verstopfte Straßen sorgen.
Die Pendler aus dem Tarifgebiet C würden ihr Gefährt dann schon vor der Stadtgrenze an dem für sie am besten erreichbarem Bahnhof abstellen und gemütlicher, ohne Parkplatzsuche am Stadtrand, ihre Fahrt in die Innenstadt aufnehmen.

Das liegt nicht hauptsächlich am Preis, sondern in der Verfügbarkeit der länderfinanzierten Nahverkehrsangebote.

Hier muss das Angebot vor allem zu den Hauptverkehrszeiten, wenn die Straßen zugestaut sind, stark ausgebaut werden. Alle Pendlerpauschalen, die den Autoverkehr fördern, müssten parallel dazu allmählich (sozialverträglich) abgebaut werden und diese Mittel für zusätzliche ÖPNV-Infrastruktur (Bau, Betrieb und Instandhaltung) zweckgebunden eingesetzt werden. Gegen allmächtige Lobbyverbände der Automobilindustrie und beeinflusster/gekaufter öffentlicher Meinung ist das jedoch politisch kaum durchsetzbar, da kein Politiker und kein Unternehmer gern verliert.

so long

Mario
Jay
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 14:09
Zitat
Florian Schulz
Zitat
Jay
Gäbe es dieses 69€-Ticket im Abo für 690€, dann würde ich umsteigen. Ansonsten kommen ich mit meiner 728€ für die Jahreskarte AB günstiger.

Wenn man sein Mobilitätsverhalten wie bisher beibehält, mag die Herangehensweise so sinnvoll sein. Allerdings hat das 9-Euro-Ticket vielen Menschen aufgezeigt, welche neuen zusätzlichen Möglichkeiten ein All-for-everywhere-Ticket eröffnet. Daher vermute ich stark, dass viele Menschen darüber nachdenken werden, ihr Mobilitätsverhalten über die Pendlerfahrten hinaus zu denken und sind dementsprechend bereit dazu in der Zukunft einen höheren Ticketpreis zu bezahlen als ihr Abo-Ticket bisher gekostet hat. Sicher nicht jeder, das ist klar.

Als bisheriger Abo-Kunde, der seine Wege überwiegend mit dem ÖPNV/SPNV oder zu Fuß zurücklegt, sehe ich keinen Grund, mein Mobilitätsverhalten "schädlich" im Sinne von induziertem Verkehr anzupassen. Genau das habe ich jetzt als Mitnahmeeffekt des 9€-Tickets natürlich getan und Wege angetreten, die ich ohne diese Aktion nicht durchgeführt hätte. Stattdessen hätte ich meine Freizeit dann Zielen im AB-Bereich gewidmet oder hätte am Zielort eines Ausflugs eben keinen ÖPNV genutzt.

Sollte dieses Ticket kommen, werde ich die Konditionen natürlich sehr genau prüfen und gucken, ob die "Mitnahmeeffekte" geplanter Reisen den finanziellen Mehraufwand ausreizen. Und ist dem so, dann - siehe oben - werde ich natürlich den Mitnahmeeffekt nutzen und zusätzlich induzierte Freizeitreisen unternehmen, die ich ohne ein solches Angebot nicht getätigt hätte.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Mal so ein paar Grundgedanken, die sich mit dem Beobachtungen von Philipp decken.

Wenn man sieht, dass das 9€ Ticket vor allem auf den Regio Strecken zu extrem hohen Auslastungen führt, bei der BVG und S-Bahn aber nicht zu Überlastungen kommt, dann sollte man vielleicht mal die Frage stellen, ob man nicht vielleicht eine massive Lücke im Tarif-Angebot genau dort hat... Die man übrigens durch Einstellung von Sonder-Tarifen erst selbst geschaffen hat ...

Ich profitiere als Abo-Nutzer von den 3 Monaten Discount. Nett, wirklich nötig hab ich es nicht, aber danke. Das, was für mich wirklich angenehm ist, ist der Fakt, dass ich mir keine Gedanken machen muss, ob ich im C-Bereich bin oder wie die Tarif-Struktur in München oder Stuttgart ist, wenn ich auf Dienstreise bin. Einfach ein Ticket, gilt, fertig. Nice! Das möchte ich persönlich gern auch im SEP und danach weiter haben, der Preis für das Ticket sollte aber realistisch und nicht ein rein politischer Preis sein.

Attraktivität des ÖPNV ist aber nicht nur allein Taktung und Verfügbarkeit. Das sind Grundvoraussetzungen. Dazu kommt Sauberkeit und nicht zuletzt auch das Publikum, was mit einem reist. Es macht eben einen Unterschied, ob man in einer halb-leeren S46 unterwegs ist, Platz hat oder eine knüppelvolle S** mit Mitreisenden, für die Dusche und das Deo noch erfunden werden muss. Oder ob man in der Ringbahn 3x angebettelt wird.
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 15:33
Ich bin jetzt von der Saarschleife zurück und kann die eine oder andere Frage beantworten und Unklarheiten klarstellen.

Zitat
Wutzkman
Zitat
L.Willms
Zitat
Jay
Nicht übertragbare Zeitkarten werden im VBB-Bereich bei der Fahrcard mit Foto herausgegeben. Das betrifft z.B. auch das Abo 65+.
Meine nicht übertragbare Zeitkarte von den zweieinhalb Verkehrsverbünden im Bundesland Hessen ist ohne Foto.

Niemanden interessiert deine Zeitkarte aus Hessen, weil es keinerlei Relevanz für die Region Berlin-Brandenburg hat.
Niemand geht mehr in die Innenstadt, es sind einfach viel zu viele Leute dort (frei nach Yogi Berra).

Es ist nun aber mal eine typische Realisierung des "(((eTicket Deutschland", deren Standard vom VDV und anderen festgelegt wird, konkret siehe [www.eticket-deutschland.de]

Zitat
VDV eTicket Service: Wer wir sind und was wir tun
Wir machen (((eTicket Deutschland. Das bedeutet, dass wir den Standard für das elektronische Fahrgeldmanagement (EFM) im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) herausgeben: die VDV Kernapplikation (VDV KA) und (((etiCORE.

Außerdem betreibt und koordiniert unser Team die technischen Systeme für das EFM im ÖPNV und entwickelt neue technische Lösungen für die Verkehrsunternehmen und -verbünde. Dazu gehört, dass wir die teilnehmenden Unternehmen und Lieferanten begleiten und organisatorische Regeln aufstellen und überwachen. Wir bieten Beratungsworkshops für Verkehrsunternehmen und Systemkomponentenhersteller an. Unser Bildungsangebot umfasst Grundlagen- und Fachseminare sowie Anwenderschulungen.

Und sowohl die eTickets von RMV und vom VBB sind nur 2 Ausprägungen dieses Standards.

Wobei ich stark vermute, daß der VBB eine einsame Ausnahme bildet, indem der auf nicht übertragbare Tickets ein Foto des Inhabers abdruckt. Auf meinem Hessenticket ist als identifizierung nur die Ticketnr aufgedruckt, alles andere ist auf dem Chip gespeichert. Sichtbar ist sonst nur noch meine Händienummer, die ich selbst händisch draufgeschrieben habe, damit ein Finder -- sollte ich die Karte mal verlieren -- mich direkt anrufen kann.

De Kontrolletti sieht nur Alter (in Jahren) und Geschlecht des Inhabers sowie den Geltungsbereich des Tickets, geografisch, zeitlich und ggf bestimmte Berechtigungen für besondere Strecke oder Fahrzeuge oder Sitzklassen (z.B. Erste Klasse).

Vom eTicket-Service:

Zitat
Welche Daten sind auf dem (((eTicket gespeichert?
Insofern es sich nicht um ein anonymes (((eTicket handelt, werden auf der Chipkarte Name, Geschlecht, Geburtsdatum und das Ticket selbst gespeichert. Sprich: Auf dem Chip ist hinterlegt, ob es sich um eine Monatskarte, ein Azubi- oder Semesterticket handelt, ein Jahresabo ist, innerhalb welcher Region es gültig ist und wem es gehört.

Weitere Daten sind auf dem Chip gespeichert, können aber nur mit besonderen Maßnahmen sichtbar gemacht werden:

Zitat
Wie werden die Fahrgastdaten auf dem (((eTicket geschützt?
Gemäß § 6 Abs. 1 b) DSGVO werden die für die Abrechnung erforderlichen Daten (zurück gelegte Strecke oder gekaufte Tickets), die persönlichen Daten des Fahrgastes (Name, Geburtsdatum, Geschlecht) und die ansonsten über die Fahrt erhobenen Daten getrennt verarbeitet. Die Stammdaten (Adresse, Kontoverbindung) und die Rechnungsdaten werden nur zum Zwecke der Abrechnung oder Reklamationsbearbeitung zusammengebracht.

Persönliche Daten des Fahrgastes
Ein Lesegerät kann bei einer Fahrscheinkontrolle nur nach PIN-Eingabe oder asymmetrischer Authentisierung durch den Fahrgast auf die persönlichen Daten des Fahrgastes (Name, Geschlecht, Geburtstag, Kundentyp,…) zugreifen. Nutzt ein Fahrgast mit seinem (((eTicket Fahrzeuge von zwei unterschiedlichen Verkehrsunternehmen, werden nur sogenannte pseudonyme (auf die Berechtigung bezogene) Daten zu Abrechnungszwecken ausgetauscht. Bei einer Kontrolle wird also nur überprüft, ob das Ticket zum Zeitpunkt und am Ort der Kontrolle gültig ist.

Statistiken
Daten, die Verkehrsunternehmen helfen, das Angebot zu verbessern - zum Beispiel: wann nutzen wie viele Passagiere welche Linien wohin - werden ohne jeden Bezug zur Person gespeichert und weiterverarbeitet.

Löschung von Daten
Soweit nicht gesetzliche Aufbewahrungsfristen für personenbezogene oder pseudonyme Abrechnungsdaten bestehen, werden alle bei einer Fahrt entstandenen personenbezogenen oder pseudonymen Daten durch die EFM-Betreiber bzw. Kundenvertragspartner gelöscht oder vollständig anonymisiert.
Paßfoto kommt nicht vor. Sowieso kann de Kontrolletti verlangen, daß der Perso zur Identfizierung vorgezeigt wird, sollte das eTicket irgendwie suspekt aussehen zu der betreffenden Person.

Das mit dem Foto kommt mir gerade beim Berliner Schülerticket befremdlich vor, wenn ich lese, daß einmal beim Antrag ein Foto eingereicht werden muß, und das Ticket automatisch bis zum 16. Lebensjahr verlängert wird. Da soll ein 16-jähriger anhand eines Fotos von ihr als Erstklässler identifiziert werden können? Hm


[/quote]
Zitat
L.Willms
Entspricht die VBB-Fahrcard dem eTicket Deutschland und trägt das entsprechende Symbol? Ist die nicht älter, ein Vorgänger?

Da du so freundlich gefragt hast ;) habe ich stark recherchiert ;)

Das Symbol dieser merkwürdigen Karte ist auf dem Schülerticket unten rechs drauf. :P[/quote]
Danke für die klärende Auskunft.


immer noch keine richtige sig
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 16:05
Zitat
Global Fisch
Zitat
L.Willms
Meine nicht übertragbare Zeitkarte von den zweieinhalb Verkehrsverbünden im Bundesland Hessen ist ohne Foto.

Besser is das auch, so mit ohne Foto.

"Zeitkarte von zweieinhalb Verkehrsverbünden an Foto"

klänge irgendwie nach Speisekarten von Restaurants, wo schon die Kinderportion deutlich mehr als neun Euro kosten würde.

Sehr schön. Ich formuliere das extra etwas farbenfroh, und das mit der Hälfte ist weit übertrieben.

Das "Hessenticket" gilt, wie der Name vermuten läßt, im ganzen Bundesland Hessen, und dessen Verkehrslandschaft wird von den beiden hessischen Verkehrsverbünden bestimmt, dem NVV ("Nordhessischer VerkehrsVerbund" mit Sitz in Kassel) und dem größeren RMV ("Rhein-Main-Verkehrsverbund"), der Mittelhessen und fast alles südlich davon abdeckt, dazu auch noch die Landeshauptstadt des benachbarten Bundeslandes Rheinland-Pfalz, das mit der auf der anderen Rheinseite liegende Landeshauptstadt Hessens, Wiesbaden, das Tarifgebiet Nr. 65 bildet. "Bergstraße", der südwestlichste Landkreis des Landes Hessen, der mehr auf die Metropolregion Rhein-Neckar mit Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen orientiert ist, gehört zum RNV (Rhein-Neckar-Verkehrsverbund, der sich von der Landesgrenze zum Saarland bis zur Nordostecke von Baden-Württemberg erstreckt; die S-Bahn-Linie 1 des RNV verbindet Homburg (Saar) in dreieinhalb Stunden mit Osterburken, wo die Bahnstrecken Mannheim-Würzburg und Stuttgart-Würzburg zusammenfließen).
Übrigens: RNV nicht verwechseln mi vrn, der Verkehrsgesellschaft Rhein-Neckar, die das meterspurige Schienennetz zwischen Ludwigshafen und Heidelberg mit ihren Bahnen sowie die Stadtverkehre Ludwigshaven, Mannheim und Heidelberg betreibt.

Puh, das ist lang geworden...


immer noch keine richtige sig
Re: Neun Euro Ticket
15.07.2022 18:25
Zitat
Philipp Borchert
Der VDV schlägt die Fortsetzung als 69-Euro-Ticket vor. Vielleicht ist der Verband mit seinem Vorpreschen ja wieder so erfolgreich wie vor der derzeit laufenden Aktion.

[www.tagesschau.de]

Fände ich schon sehr attraktiv für ein dauerhaftes Angebot. Es wäre immer noch günstiger als die Monatskarten vieler Großstädte und ließe die teils vollkommen willkürlich wirkenden Verbundgrenzen hinter sich.

Man kann aber nicht alles über einen Kamm scheren, "one size fits all" paßt hier eben nicht.

Je nach Ort und Gegend sind die 69€ zu viel Geld für das magere Angebot vor Ort, oder unterbieten die vorhandenen Zeitkartenangebote.

Sowas denken sich gerne Leute aus, die selbst nicht mit Öffi fahren.

Ich möchte auch nochmal darauf hinweisen, daß der riesige Ansturm auf das 9-€-Ticket und seine Anwendung, gerade am Pfingswochenende, auch eine Art Torschlußpanik waren, weil das Angebot ja zeitlich begrenzt war, und man nicht zu lange warten sollte. Bei einem zeitlich unbegrenzten Angebot ist der Drang, das Super-huper-duper-Angebot auf keinen Fall vor Ablauf zu verpassen, nicht vorhanden.


immer noch keine richtige sig
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