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Hochhaus-Projekte am Alexanderplatz: Auswirkungen auf den ÖPNV
geschrieben von Mont Klamott 
Das Bild ist aus dem Dezember 2021. Zu sehen ist dass an einer tieferen Stelle des ehemaligen Abwasserkanals Wasser Richtung U2 Tunnel abläuft und auch abgepumpt wird (weil weiter Wasser nachfließt).
Etwa zeitgleich wurden meiner Erinnerung nach die Schlitzwände für die Baugrube gesetzt. Man sollte zumindest prüfen ob es hier einen Zusammenhang geben könnte.
Denn die Setzung des U-Bahnhofes ist eigentlich nur mit Bewegung des Untergrundes zu erklären und der kann eigentlich nur durch das Auspumpen der mit Bentonit gefüllten Schlitzwände und dem Nachfließen von verflüssigtem Boden zu erklären sein. Ist dann ein Hohlraum entstanden gibt der Tunnel durch die Erschütterungen nach und somit kommt es auch zu so einer fast plötzlichen und krassen Setzung von fast 4cm.

Mit Bekanntwerden des eindringenden Wassers hätte es nach meiner Auffassung sofort einen Baustopp an der Baugrube auf der anderen Seite des U2 Tunnels geben müssen.

Beim Ausheben der Baugrube war ja zu sehen dass sie immer sehr trocken war, was bedeutet dass die Schlitzwand offenbar keinerlei Undichtigkeiten aufgewiesen hat.

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Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.01.2023 11:55 von Stefan Metze.


Und by the way, da das ja in Berlin schon wieder in eine Anti-Hochhausdebatte entgleitet. Der Tunnel wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit auch abgesackt wenn man das Grundstück mit einem normalen Geschäftshaus auf Traufhöhe bebaut hätte.

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Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog
Zitat
Stefan Metze
Und by the way, da das ja in Berlin schon wieder in eine Anti-Hochhausdebatte entgleitet. Der Tunnel wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit auch abgesackt wenn man das Grundstück mit einem normalen Geschäftshaus auf Traufhöhe bebaut hätte.

+1

Ich finde deine Ausführungen und Gedanken echt spannend. Es wirkt ja fast so, als sollte die Sanierung der städtischen Infrastruktur nach unterlassener ausreichender Instandhaltung (oder wurde der betreffende Abschnitt seit Bau schon einmal saniert?) und selbstverursachter weiterer Schäden auf einen Privatinvestor abgewälzt werden. In diesem Fall wäre ich an Stelle von Covivio aber sehr zahlungsunwillig.
Zitat
samm
Es wirkt ja fast so, als sollte die Sanierung der städtischen Infrastruktur nach unterlassener ausreichender Instandhaltung (oder wurde der betreffende Abschnitt seit Bau schon einmal saniert?) und selbstverursachter weiterer Schäden auf einen Privatinvestor abgewälzt werden.

Das würde ich nun nicht gerade unterstellen. Es wurden wahrscheinlich zahlreiche Fehler auf beiden Seiten gemacht.
So besteht der U2 Tunnel/Bahnhof an dieser Stelle so weit ich mit bekommen habe aus Beton der nicht Stahlbewehrt ist. Also einfach nur Beton auf Sand gelegt.
Und dann hat man beim EDGE Tower am Bahnhof Warschauer Straße fast ein Jahr lang im Vorfeld die Warschauer Brücke wegen der zu erwartenden Setzungen durch Injektion angehoben. Kurz erklärt in diesem Video ab ca. Sekunde 55. Die Bauprojekte sind in etwa vergleichbar.
Warum wurde das hier mit dem U2 U-Bahnhof Alexanderplatz nicht im Vorfeld auch so gemacht und vom Investor verlangt und zur Bedingung einer Baugenehmigung gemacht wenn es sich um ein so brüchiges Bauwerk handelt?

Edit: falls ihr das Video beim Vimeo nur sehen könnt wenn ihr euch anmeldet, dann könnt ihr es auch hier im Blogpost eingebettet sehen.

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Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.01.2023 12:50 von Stefan Metze.
@Stefan Metze: Sehr interessant. Vielen Dank für die Hintergrundinfos!
@Stefan: Dankeschön!
Zitat
samm
Es wirkt ja fast so, als sollte die Sanierung der städtischen Infrastruktur nach unterlassener ausreichender Instandhaltung (oder wurde der betreffende Abschnitt seit Bau schon einmal saniert?) und selbstverursachter weiterer Schäden auf einen Privatinvestor abgewälzt werden. In diesem Fall wäre ich an Stelle von Covivio aber sehr zahlungsunwillig.

Ja klar wurde vor der Neugestaltung der Alexanderplatz-Oberfläche mit diesen beigen Sandsteinplatten (einschließlich der Kritik, dass tausende breitgetretene Kaugummis darauf extrem unschön anzusehen und schwer entfernbar sind) der unmittelbar darunterliegende U2-Tunnel freigelegt, neu eingedichtet und auf der Seite des Hotels durch eine Beton-Auflast gegen Auftrieb gesichert. Irgendwo hab ich davon Bilder. Nur den Bereich unter der Straßenbahnstecke sparte man aus, da der angeblich bereits beim Bau der Alex-I-Strecke durch die Senatsverwaltung für Bauen und Wohnungswesen neu gedichtet und enttrümmert wurde.
Der Abwassertunnel (Notauslass) stammt aus Vor-U-Bahnzeiten, angelegt beim Bau der Hobrechtschen Radialsysteme und beim Bau der Linien D und E Ende der 1920er Jahre im fraglichen Bereich erneuert. Mit dem Neubau des sozialistischen Stadtzentrums mit Autotunnel in den 1960ern wurde er funktionslos und wie üblich zu dieser und früherer Zeiten im Boden belassen. Diese Relikte unter öffentlichen Straßen und Plätzen gehören nun m.W. dem Land Berlin, nicht mehr den BWB.

so long

Mario
Ich versuche mir die ganze Zeit vorzustellen, was los wäre, wenn das im Bereich Kurfürstendamm/Zoo passiert wäre.

Mir ist auch nicht so ganz klar, warum man im Vorfeld der Hochhausbauarbeiten nicht besser vorgesorgt hat. Es ist doch lange bekannt, dass es sich um ein fragiles Bauwerk handelt beim U2 Tunnel. Baugenehmigung nur unter Auflagen. Absicherung durch Verstärkungen des Tunnels.

Und noch eine Frage, wie sind denn eigentlich U-Bahnbauten versichert?



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.01.2023 05:28 von Heidekraut.
Man wird vermutlich einen Rechtsstreit vermeiden wollen. Aber wieso ist so klar, dass Covivio der Verursacher ist? Die haben doch eine Baugenehmigung. Sie haben doch sicher auch nicht auf dem Grundstück der U-Bahn in irgendeiner Weise operiert. Sie haben eine Stützwand aufgestellt, für die sie vorher Unterlagen eingereicht hatten und die genehmigt worden ist. Also liegt doch die Verantwortung auch in der Genehmigungsbehörde. Kopf kratz.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.01.2023 05:37 von Heidekraut.
Zitat
Heidekraut
Man wird vermutlich einen Rechtsstreit vermeiden wollen. Aber wieso ist so klar, dass Covivio der Verursacher ist? Die haben doch eine Baugenehmigung. Sie haben doch sicher auch nicht auf dem Grundstück der U-Bahn in irgendeiner Weise operiert. Sie haben eine Stützwand aufgestellt, für die sie vorher Unterlagen eingereicht hatten und die genehmigt worden ist. Also liegt doch die Verantwortung auch in der Genehmigungsbehörde. Kopf kratz.

Das ist seit langer Zeit der erste ernstzunehmende und diskussionswürdige Beitrag hier Deinerseits. In der Tat muss es in der Planungsphase und im Genehmigungsverfahren für das Hochhaus doch irgendeinen Austausch zwischen Covivio und BVG über den Zustand sowie die - etwas merkwürdige - Bauweise des U2-Tunnels gegeben haben und auch darüber, wie dieser vor etwaigen Einwirkungen des Fundamentbaus zu schützen wäre. Das Ergebnis dieses Austausches müsste doch Niederschlag in den (Neben-)Bestimmungen bzw. Auflagen der Baugenehmigung gefunden haben.

Wenn nicht, läge hier tatsächlich eine Amtspflichtverletzung der Genehmigungsbehörde vor. Das wiederum ließe die Verwaltung natürlich aus guten Gründen von Erwägungen wie "kostenpflichtige Ersatzvornahme" etc. Abstand nehmen...

Klarheit könnte hier tatsächlich nur Einsicht in den gegenüber Covivio erlassenen Baubescheid bringen.

Viele Grüße
Arnd
Unabhängig vom konkreten Vorfall:
Wurde in Berlin jemals darüber nachgedacht, im Rahmen städtebaulicher Maßnahmen Modernisierungen / Verbesserungen am U-Bahnnetz vorzunehmen?
Ein Neubau der U2-Station etwas weiter nördlich mit einem Bahnsteig in der Geraden wäre sicher zukunftsorientierter gewesen.
Vor der ganzen Neubebauung zwischen Alexanderstraße und Stadtbahn hätte man z.B. die U8 begradigen können incl. Bau einer neuen Anbindung an den Waisentunnel. Jetzt muss der Spreetunnel aufwändig erneuert werden.
Ebenso wäre eine Begradigung der U2 unter der Mohrenstraße zur Niederwallstraße sinnvoll gewesen.
Das hätte zwar erst einmal Geld gekostet, dauerhaft aber den Betrieb beschleunigt und Betriebskosten gesenkt. Den Bf. Hausvogteiplatz hätte man dann nach Budapester Vorbild als Museum nutzen können.
Der hier diskutierte Abschnitt auf der U2 soll bis zum Ende der Sommerferien/August 2023 gesperrt bleiben, wie gerade gemeldet wird:
[www.rbb24.de]
Zitat
Stichbahn
Der hier diskutierte Abschnitt auf der U2 soll bis zum Ende der Sommerferien/August 2023 gesperrt bleiben, wie gerade gemeldet wird:
[www.rbb24.de]

Von mir aus - wenn denn auch der seit Jahren im Genehmigungsverfahren steckende zusätzliche Aufzug zwischen U2 und Oberfläche mit gebaut oder die Bahnsteigtreppe vor dem Hotel durch eine Rampe ersetzt würde...

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Arnd Hellinger
Wenn nicht, läge hier tatsächlich eine Amtspflichtverletzung der Genehmigungsbehörde vor. Das wiederum ließe die Verwaltung natürlich aus guten Gründen von Erwägungen wie "kostenpflichtige Ersatzvornahme" etc. Abstand nehmen...

Klarheit könnte hier tatsächlich nur Einsicht in den gegenüber Covivio erlassenen Baubescheid bringen.

Zum einen kann eine Genehmigung zwar hinweise auf eine solche Verletzung beinhalten, muss es aber nicht unbedingt. Da dürften auch allgemeiner gehaltene Formulierungen drin zu finden sein, wie mit benachbartem Eigentum umzugehen ist, aufgrund derer der Bauherr seine Haftung nicht einfach auf die Genehmigungsbehörden abwälzen kann. Im Sinne der Entbürokratisierung werden sicherlich nicht alle potentiellen nachbarschaftlichen Probleme in den Genehmigungsunterlagen abschließend behandelt.

Zum anderen muss die Reparatur ja ohnehin angegangen werden, unabhängig davon, ob und was man davon dem Investor in Rechnung stellen kann und die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit müssen sowohl bei einer Ersatzvornahme als auch bei einer Eigenmaßnahme berücksichtigt werden.
N'Abend.

Die heutige rbb24-Abendschau hat im ersten Beitrag die Misere unter dem Alexanderplatz gezeigt und Jens Wieseke gestikulierte, wie sehr er sich darüber aufregt ("bis hierhin" *Hand über den Kopf hebend*). Abendschau-Webseite und Mediathek bis einschließlich 1.2.2023

Viele Grüße, Thomas

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Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de
Zitat
krickstadt
N'Abend.

Die heutige rbb24-Abendschau hat im ersten Beitrag die Misere unter dem Alexanderplatz gezeigt und Jens Wieseke gestikulierte, wie sehr er sich darüber aufregt ("bis hierhin" *Hand über den Kopf hebend*). Abendschau-Webseite und Mediathek bis einschließlich 1.2.2023

Viele Grüße, Thomas

Herrlicher Beitrag, vielen Dank dafür!
Wobei ich immer noch nicht überzeugt bin, dass die ganze Geschichte in gut funktionierenden Städte wirklich so viel schneller ging. Ermitteln des Problems, der Ursache des Problems und Erstellen eine Lösung 3,5 Monaten erscheint mir noch im Rahmen zu sein. Oder sind meine Maßstäbe da verschoben? Dann müssen sich jetzt alle Beteiligte auch schriftlich auf das Vorgehen einigen, alles muss von diversen Spitzen nochmal geprüft und bewilligt werden, danach müssen Gewerke zur Umsetzung gefunden werden. Die setzen die Maßnahmen um, die dann irgendwann noch abgenommen werden müssen. Danach Wiederinbetriebnahmeprozess. Das Erscheint mir alles zusammen nicht in zwei Monaten machbar.

Man muss dem Wieseke zugute halten, dass ich sich immer für seine Klientel grade macht, auch wenn er mitunter Strittige Thesen vertritt.
Dass Berlin zu freundlich zu Investoren sein soll, ist mir auch neu. Ich kenne kaum eine andere deutsche Stadt, in denen Investoren so viel Misstrauen und Ablehnung entgegen schlägt.

Wo kommt denn das Geld für den ÖPNV her? ... vermutlich nur von Steuern, die nichts mit Investoren zu tun haben. lol

Und ob ähnliches in anderen Städten schneller geregelt wär, werden wir so auch nicht erfahren. Welche andere deutsche Stadt ist denn im Besitz so vieler, so alter und so gebauter Tunnel? Wie macht London das ... da müsste man vielleicht mal nachfragen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.01.2023 22:05 von samm.
Moin.

Der rbb hat in einer Programmvorschau für Dienstag, den 14. Februar 2023 den zweiten Teil einer Dokumentation über die Hochhausbauten am Alexanderplatz angekündigt:

Die rbb-Reporter: Baustelle Alexanderplatz - Die Tücken des Untergrundes

Erstaustrahlung: Dienstag, 14.2.2023, 20.15 Uhr - 21 Uhr
Wiederholung: Mittwoch, 15.2.2023, 1.10 Uhr - 1.55 Uhr

Schon den ersten Teil am 8. Februar 2022 fand ich interessant. Dieser ist auch noch in der Mediathek zu finden.

Viele Grüße, Thomas

--
Thomas Krickstadt, Berlin, Germany, usenet@krickstadt.de
In der Berliner Zeitung heißt es heute hinter der Bezahlschranke:
"Die Schlitzwand neben dem U-Bahnhof hat sich verformt, sie bewegte sich rund einen Meter in Richtung des Tunnels. Außerdem lockerte sich der Boden. So kam es zu den festgestellten Setzungsschäden an der mehr als hundert Jahre alten unterirdischen Anlage aus unbewehrtem Beton minderer Qualität."
Eine technische oders mehr logische Frage: Wie kann sich eine Schlitzwand nach außen, wo sie ja gerade den Druck von außen abfangen soll, verformen? Nach meiner Amateurlogik muss erst der Boden "weggeschwemmt" worden sein, ehe die Stützwand überhaupt die Chance erhielte, sich nach außen zu bewegen?

Mit besten Grüßen

phönix
Zitat
phönix
In der Berliner Zeitung heißt es heute hinter der Bezahlschranke:
"Die Schlitzwand neben dem U-Bahnhof hat sich verformt, sie bewegte sich rund einen Meter in Richtung des Tunnels. Außerdem lockerte sich der Boden. So kam es zu den festgestellten Setzungsschäden an der mehr als hundert Jahre alten unterirdischen Anlage aus unbewehrtem Beton minderer Qualität."

Quelle: [www.berliner-zeitung.de]
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