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Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von krickstadt 
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Bovist66
ebenso sehr die Vernachlässigung des ÖPNV besonders in der Zeit, als Frau Günther Vekehrssenatorin war.

Ich wäre mir da gar nicht so sicher. Mit dem Fahrplanwechsel gab es ja deutliche Verbesserungen im Regionalverkehr, es kommen neue Straßenbahnen (& -strecken), neue U-Bahnen, die neuen S-Bahnen und es gab die Initiative bezügl. der Busspuren und das 29€-Ticket. Auf der anderen Seite natürlich das Desaster mit der U2.

Ich bezweifle aber, dass sich der Großteil der Wähler*innen mit den Details des ÖPNV über die hier gefachsimpelt werden, auseinandersetzt.
Zitat
Nemo
Zitat
T6Jagdpilot
Da ist mir das Elend mit der Laderei und den Reichweiten Reichsparteitag genug.

Nunja, im Osten hat sich das auf die SED-Parteitage bezogen und war eher spöttisch besetzt. Ekelhaft ist diese Redewendung eigentlich eher im Westen, als Fortsetzung des von den @#$%& geprägten Ausspruchs und war eher eine Art und Weise seine Begeisterung auszudrücken - oder sich über die Begeisterung seines Gegners lustig zu machen sofern man eher links war.

Es gibt heute kaum noch native speakers mehr, die das in der Nazizeit erlebt hatten, aber nachdem, was mir vorher Ältere sagten, war die Phrase mit dem "inneren Reichsparteitag" auch damals schon ironisch gemeint. Das erscheint mir plausibel. Für Propagandasprache ist das zu schräg; Reichsparteitage wurden nicht ins Innere einer Person verlegt. Ich hörte auch explizit die Assoziation mit kräftigem Stuhlgang (wenn die braunen Massen vorbeiziehen); ob das so belegbar ist, weiß ich nicht, aber die Grundtendenz mit der ursprünglich ironischen Bedeutung scheint mir glaubhaft.

In der DDR wurde ganz gewiss nicht öffentlich "Reichsparteitag" gesagt. Das hätte Ärger gegeben.
Lopi und Def es könnte sein, dass das die Leute nicht so wirklich umtreibt.
Moin moin,

Zitat
Global Fisch

In der DDR wurde ganz gewiss nicht öffentlich "Reichsparteitag" gesagt. Das hätte Ärger gegeben.

Öffentlich nicht...aber im Diskurs über Geschichte schon
Für den "Parteitag" der SED gab es meiner Erinnerung nach keinen plebejeschen Ausdruck

Gruß
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Bovist66
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Heidekraut
Ich glaube Du überschätzt das Potential der Grünen in diesen Zeiten, wo ihre Maximen überall an die Grenzen stoßen. Man braucht nur das Stirnrunzeln von Robert Habeck zu beobachten, um zu erkennen, dass sie massive Probleme damit derzeit haben. Und das nimmt der Wähler seismographisch wahr.

Auf Bundesebene mag das Potential geringer sein. In Berlin hätten die Grünen meines Erachtens mit einer geschickteren Herangehensweise an einige politische Themen wesentlich mehr Stimmen gewinnen können.

Das denke ich auch. Bei der Abgeordnetenhauswahl 2021 hatten die Grünen weniger als in Berlin bei der Bundestagswahl (und kaum mehr als bei der Bundestagswahl im Bundesschnitt samt etlicher Quasi-Diaspora-Gebiete).

Zitat

Das Hin und Her mit der Friedrichstraße dürfte viele Wählerinnen und Wähler abgeschreckt haben, ebenso sehr die Vernachlässigung des ÖPNV besonders in der Zeit, als Frau Günther Vekehrssenatorin war.

Friedrichstraße hat mich auch gestört. Viel Energie wurde in etwas gesteckt, was für die Verkehrswende nur marginal wichtig war.
"Vernachlässigung des ÖPNV" würde ich nicht direkt sagen, es ging nur kaum voran.
Und hinzu kommt, dass der ÖPNV im Straßenraum vor mehr und mehr Problemen steht. Die Stadt wird im Innenbereich mehr und mehr verdichtet, dadurch wächst der Autoverkehr, außerdem wachsen die Autos. So eine Kapitulation wie in der Ehrlichstraße, dass die Straßenbahn über mehrere Wochen "wegen Verkehr" immer wieder eingestellt wurde, hatte es vorher nicht gegeben.
Und auch mit dem Radverkehr ging es, anders als immer wieder behauptet wird, auch nur marginal voran. Positive Gegenbeispiele sind ein paar wenige Bezirke und ein paar dauerhaft gemachte PopUps. Aber in vielen Gegenden ist rein gar nichts passiert.
Zitat
angus_67
Moin moin,

Zitat
Global Fisch

In der DDR wurde ganz gewiss nicht öffentlich "Reichsparteitag" gesagt. Das hätte Ärger gegeben.

Öffentlich nicht...aber im Diskurs über Geschichte schon

Im Bezug auf die Nazizeit natürlich. Sogar im Geschichtsunterricht.

Zitat

Für den "Parteitag" der SED gab es meiner Erinnerung nach keinen plebejeschen Ausdruck

Wüsste ich auch nicht. "Parteitag" eben. Auf plebejischer Ebene waren die auch wenig interessant. Das war nur das Gejubel in Presse, Funk und Fernsehen.
Zitat
Global Fisch
Friedrichstraße hat mich auch gestört. Viel Energie wurde in etwas gesteckt, was für die Verkehrswende nur marginal wichtig war.
"Vernachlässigung des ÖPNV" würde ich nicht direkt sagen, es ging nur kaum voran.

Es wurde doch gar nicht viel Energie rein gesteckt. Medial und politisch wurde es ziemlich hochgekocht, aber letztlich wurde nur eine verkehrlich schon seit Ewigkeiten kaum relavante Straße sinnvollerweise beruhigt. Das kam für den vor sich hin dümpelnden Einzelhandel in der Gegend ohnehin 15 Jahre zu spät, aber früher hätte es etwas bringen können, hier nicht nur neben einem Dauerstau verirrter PKW zu flanieren, die besser andere Routen durch das Zentrum gewählt hätten.
Ich halte es nach wie vor für einen großen Fehler, die Verkehrsberuhigung mittels sogenannter Flaniermeile gerade in einer ohnehin sterbenden Geschäftsstrasse wie der Friedrichstraße umgesetzt zu haben. Es war der falsche Ort.
Da man immer suggeriert hat, dass Fußgängerbereiche gut für Geschäfte sind, haben Medien und Projektgegner die Grünen daran gemessen. Zusammen mit schlechter Gestaltung und rechtlichen Fehlern (die alle unter Frau Günther angelegt worden sind, etwa es viel zu lange als Verkehrsversuch durchzuziehen), müsste es schief gehen.

Ich hätte stattdessen die Friedrichstraße zuerst im Bereich Checkpoint Charlie verkehrsberuhigt. Wegen der Touristenmassen dort üblicherweise auf der Fahrbahn hatte man das auch viel leichter mit Gefahrenlagen begründen können.
Und dann hatte man sich eher die Friedrichstraße zwischen dem gleichnamigen Bahnhof und Unter den Linden vornehmen sollen und umgestalten sollen. Dort schaffen die Bahnhöfe eine viel höhere Fussgänger-Frequenz und dort ist es auf den Gehwegen teilweise eng.
Zitat
M48er
Ich halte es nach wie vor für einen großen Fehler, die Verkehrsberuhigung mittels sogenannter Flaniermeile gerade in einer ohnehin sterbenden Geschäftsstrasse wie der Friedrichstraße umgesetzt zu haben. Es war der falsche Ort.
Da man immer suggeriert hat, dass Fußgängerbereiche gut für Geschäfte sind, haben Medien und Projektgegner die Grünen daran gemessen. Zusammen mit schlechter Gestaltung und rechtlichen Fehlern (die alle unter Frau Günther angelegt worden sind, etwa es viel zu lange als Verkehrsversuch durchzuziehen), müsste es schief gehen.

Ich hätte stattdessen die Friedrichstraße zuerst im Bereich Checkpoint Charlie verkehrsberuhigt. Wegen der Touristenmassen dort üblicherweise auf der Fahrbahn hatte man das auch viel leichter mit Gefahrenlagen begründen können.
Und dann hatte man sich eher die Friedrichstraße zwischen dem gleichnamigen Bahnhof und Unter den Linden vornehmen sollen und umgestalten sollen. Dort schaffen die Bahnhöfe eine viel höhere Fussgänger-Frequenz und dort ist es auf den Gehwegen teilweise eng.

Die Begegnungszonen an den von Dir vorgeschlagenen Stellen wären zwar auch sinnvoll, aber ich verstehe nicht, wieso sie gegen die Umgestaltung des nun diskutierten Abschnitts sprechen. Ja, dieser Abschnitt siecht dahin, aber wird von der Politik nicht erwartet, dass sie Probleme löst? Aber gerade das würde doch dafür sprechen, sich mit dem dahinsiechenden Abschnitt zu beschäftigen.

Das bisherige Konzept, d.h. die Friedrichstraße v.a. als Spielraum für Auto-Egomanen, ist ja offensichtlich gescheitert, also probiert man halt was anderes aus; und nachdem sich das Siechtum seit 15, 20 Jahren hinzieht, wird erwartet, dass es innerhalb von 2, 3 Jahren eine komplette Kehrtwendung gibt, und das noch während mehrerer Lockdowns und am Boden liegenden Tourismus? (Die naturgemäß nicht geplante Wiederholungswahl war da sicher auch nicht hilfreich. Gut, ob das Ergebnis bis 2026 vorzeigbarer gewesen wäre, weiß man nicht, ich bin mir da auch nicht sicher.)

Tut mir Leid, dann müssen wir uns nicht wundern, wenn Politiker:innen noch stärker nur von Wahl zu Wahl denken. Wieso überhaupt Schienenverkehrsprojekte anstoßen, die nicht innerhalb einer Legislaturperiode zu schaffen sind? Am Ende ärgern sich die Leute im Umfeld der nächsten Wahl über gesperrte Straßen. Wieso überhaupt irgendwelche Probleme angehen, die sich nicht von heute auf morgen lösen lassen? Am Ende heimsen dann die eigenen Nachfolger:innen die Lorbeeren ein.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.03.2023 07:09 von def.
Fr. Jarasch hätte sich auch das Thema Vorrangschaltungen vorknöpfen können, sollte innerhalb einer Wahlperiode umsetzbar sein weil nichts neugebaut wird.
Das stimmt, wobei sie wahrscheinlich in ihrem guten Jahr Amtszeit da auch nicht allzu viel erreicht hätte. Ich sehe aber auch keinen Widerspruch zur Friedrichstraße, beides für sich füllt ja nicht die Arbeitszeit einer Senatorin aus.
Zitat
Nordender
Fr. Jarasch hätte sich auch das Thema Vorrangschaltungen vorknöpfen können, sollte innerhalb einer Wahlperiode umsetzbar sein weil nichts neugebaut wird.

Die setzt doch erstmal woanders Prioritäten wie man hört und liest…
Zitat
Nordender
Fr. Jarasch hätte sich auch das Thema Vorrangschaltungen vorknöpfen können, sollte innerhalb einer Wahlperiode umsetzbar sein weil nichts neugebaut wird.

Das ist aber am schwierigsten, da man hier eine autoverliebte Verwaltung auf Kurs bringen muss.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Und genau das wäre doch ihr Ding gewesen, sollte man meinen.
Zitat
def

Das bisherige Konzept, d.h. die Friedrichstraße v.a. als Spielraum für Auto-Egomanen, ist ja offensichtlich gescheitert, also probiert man halt was anderes aus; und nachdem sich das Siechtum seit 15, 20 Jahren hinzieht, wird erwartet, dass es innerhalb von 2, 3 Jahren eine komplette Kehrtwendung gibt, und das noch während mehrerer Lockdowns und am Boden liegenden Tourismus? (Die naturgemäß nicht geplante Wiederholungswahl war da sicher auch nicht hilfreich. Gut, ob das Ergebnis bis 2026 vorzeigbarer gewesen wäre, weiß man nicht, ich bin mir da auch nicht sicher.)

Ich will mal daran erinnern dass die Friedrichstraße ihren "Schwung" aus den 90ern und Anfang der 2000er bereits beim Bau der U5/U6 Unter den Linden Ecke Friedrichstraße erheblich eingebüßt hat.
Wegen der zahlreichen Baustellen wurde der Bereich stark sowohl von Fußgängern als auch vom einkaufenden Autoverkehr gemieden.
Etwas wovor die Anrainer zuvor immer gewarnt hatten.

Nun hat man den schicken U-Bahnhof Unter den Linden direkt vor der Tür, mit Verbindungen in alle 4 Himmelsrichtungen und zum Berliner Hauptbahnhof und die Laufkundschaft ist trotzdem ausgeblieben.
Ich kann entlang der U5 und U6 aber auch keinerlei Werbung für die Einkaufsmeile Friedrichstraße entdecken.

Erschwerend kommt hinzu dass auf den neuen U-Bahnhöfen der U5 keine Werbung mehr erlaubt/gewünscht ist (wie auch auf dem Bahnhof des BER). Das finde ich sehr schade, denn durch die heutigen Technologien wäre eine Mischung aus kommerzieller Werbung (die auch für Einnahmen sorgt) und kultureller Werbung zeit- und eventgesteuert problemlos möglich.

Ich denke dass das Problem Friedrichstraße wesentlich komplexer ist und die Lösung/Erholung über die bloße Entfernung des Autoverkehrs aus der Friedrichstraße weit hinaus geht.

--
Neues vom Ostkreuz im Ostkreuzblog
Zitat
Nordender
Und genau das wäre doch ihr Ding gewesen, sollte man meinen.

Ja, man hätte jemand auf den Posten setzen müssen, der dazu fähig gewesen wäre.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Nordender
Und genau das wäre doch ihr Ding gewesen, sollte man meinen.

Nur ist das halt selbst in einer ganzen Legislaturperiode schwierig umzusetzen. Dazu kommt noch, dass die gesamte Verkehrsplanerzunft von der Systematik her sehr konservativ ist: Geplant und gebaut wird nach 20 Jahre alten Richtlinien, die auf den Erkenntnissen der 20 Jahre davor basieren, was einerseits auch eine Stärke ist, andererseits aber innovative und pragmatische Ansätze nahezu unmöglich macht.
Zitat
Stefan Metze
Ich denke dass das Problem Friedrichstraße wesentlich komplexer ist und die Lösung/Erholung über die bloße Entfernung des Autoverkehrs aus der Friedrichstraße weit hinaus geht.

Stimmt, es hat aber auch niemand behauptet, dass man nun die Hände in den Schoß legen und der Entwicklung der Friedrichstraße zu einer prosperierenden Geschäftsstraße zusehen kann.
Wie lange braucht man eingentlich, um eine entwidmete Straße wieder zu widmen? Planfeststellungsverfahren? Also 2 Jahre?

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Ärgerlich an der ganzen, nicht enden wollenden Sache, ist doch die grundsätzliche Bedeutungslosigkeit der Friedrichstraße. War sie denn als das, was sie werden sollte (Ku'damm 2.0), jemals ein Erfolgsmodell oder war das vielleicht eher übertrieben positiven Annahmen nach der Wiedervereinigung geschuldet? Kurzum, warum sollte man dahin zum Einkaufen fahren? Vergleichbare Geschäfte sind entweder am Kurfürstendamm stilvoller oder am Hackeschen Markt hipper.
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