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BVG-Papier zur Busbeschleunigung
geschrieben von hvhasel 
Der Tagesspiegel [hinter der Bezahlschranke] berichtet heute von einem Papier der BVG an die Koalitionspartner, welches "mehr Radikalität beim Vorrang des ÖPNV auf der Straße und [...] mehrere, kilometerlange Bus-Trassen" fordert.

Genannt sind:
- die Heerstraße in Spandau [und Charlottenburg-Wilmersdorf, meine Anmerkung wegen des folgenden Textes]
- Lichtenrader Damm in Tempelhof-Schöneberg
- Wilhelmsruher Damm in Reinickendorf
- Busknoten Rathaus Spandau

Außerdem wird der häufigere Bau von Kaphaltestellen und Ampelvorrangschaltungen erwähnt. "„Was jetzt erfolgen muss: eine starke Task Force mit allen Beteiligten unter Leitung des Senats und es braucht ein Commitment, Abstimmungen Taten folgen zu lassen“, heißt es in dem Papier."

Im Gegensatz zu dem vielzitierten U-Bahn-Plan "Expressmetropole Berlin" äußert sich die BVG-Vorstandsebene in Person des Betriebsvorstands, Rolf Erfurt:
"Seit Jahren kämpft die BVG wegen voller Straßen mit mangelnder Geschwindigkeit bei Bussen und Trams. „Die fehlende Geschwindigkeit im Nahverkehr ist ein großes Problem“".

Meinungsteil:
Ich muss sagen, ich bin sehr positiv überrascht, dass die BVG dieses wirklich drängende Thema prominent aufs Tapet bringt. Verkehrswende wird in den nächsten Jahrzehnten in weiten Teilen der Stadt noch von und mit der Attraktivität des Busverkehrs stehen und fallen. Auch der psychologische Faktor ist nicht zu unterschätzen: Die beste Werbung der BVG und nebenbei ein wichtiger Quick-win der Politik ist die jetzige sichtbare Bevorzugung und Beschleunigung. Ganz gleich, welches Verkehrsmittel in zehn bis achtzig Jahren massiv ausgebaut wird, wir brauchen die Verbesserungen eher heute als morgen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.03.2023 09:24 von hvhasel.
Zitat
hvhasel
Der Tagesspiegel [hinter der Bezahlschranke] berichtet heute von einem Papier der BVG an die Koalitionspartner, welches "mehr Radikalität beim Vorrang des ÖPNV auf der Straße und [...] mehrere, kilometerlange Bus-Trassen" fordert.

Genannt sind:
- die Heerstraße in Spandau [und Charlottenburg-Wilmersdorf, meine Anmerkung wegen des folgenden Textes]
- Lichtenrader Damm in Tempelhof-Schöneberg
- Wilhelmsruher Damm in Reinickendorf
- Busknoten Rathaus Spandau

Außerdem wird der häufigere Bau von Kaphaltestellen und Ampelvorrangschaltungen erwähnt. "„Was jetzt erfolgen muss: eine starke Task Force mit allen Beteiligten unter Leitung des Senats und es braucht ein Commitment, Abstimmungen Taten folgen zu lassen“, heißt es in dem Papier."

Im Gegensatz zu dem vielzitierten U-Bahn-Plan "Expressmetropole Berlin" äußert sich die BVG-Vorstandsebene in Person des Betriebsvorstands, Rolf Erfurt:
"Seit Jahren kämpft die BVG wegen voller Straßen mit mangelnder Geschwindigkeit bei Bussen und Trams. „Die fehlende Geschwindigkeit im Nahverkehr ist ein großes Problem“, konstatiert Erfurt."

Ja, ist der denn verrückt? Der sollte doch wissen, dass der ÖV in Berlin durch Vorrangschaltungen langsamer wird. Er sollte die Abschaffung sämtlicher Vorrangschaltungen und die Einführung von Festzeitenprogrammen an den großen Knotenpunkten fordern!

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Nemo
Ja, ist der denn verrückt? Der sollte doch wissen, dass der ÖV in Berlin durch Vorrangschaltungen langsamer wird. Er sollte die Abschaffung sämtlicher Vorrangschaltungen und die Einführung von Festzeitenprogrammen an den großen Knotenpunkten fordern!

Nein, keine Festzeitenprogramme, die ÖV-Phase alle 5 min muss doch zugunsten des richtigen Verkehrs wegfallen, wenn sich gerade kein Pöbelexpress nähert.
Beschleunigung des ÖPNV steht doch seit Jahren im Mobilitätsgesetz. Ich denke aber nicht, dass nun ausgerechnet dieser Aufruf dazu führen wird, dass es plötzlich wirklich gemacht wird;-)
Zitat
TomB
Beschleunigung des ÖPNV steht doch seit Jahren im Mobilitätsgesetz. Ich denke aber nicht, dass nun ausgerechnet dieser Aufruf dazu führen wird, dass es plötzlich wirklich gemacht wird;-)

Nunja, es ist aber schon was anderes wenn die BVG sich beschwert als wenn es nur so ein paar Aktivisten machen, das kann man dann nicht ganz so einfach wegdrücken. Hier hat dann Frau Giffey als AutoVerkehrssenatorin die Gelegenheit uns positiv zu überraschen und ein Gute-Ampelschaltungen-Gesetz auf den Weg zu bringen.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.03.2023 13:55 von Nemo.
Zitat
Nemo
Zitat
TomB
Beschleunigung des ÖPNV steht doch seit Jahren im Mobilitätsgesetz. Ich denke aber nicht, dass nun ausgerechnet dieser Aufruf dazu führen wird, dass es plötzlich wirklich gemacht wird;-)

Nunja, es ist aber schon was anderes wenn die BVG sich beschwert als wenn es nur so ein paar Aktivisten machen, das kann man dann nicht ganz so einfach wegdrücken. Hier hat dann Frau Giffey als AutoVerkehrssenatorin die Gelegenheit uns positiv zu überraschen und ein Gute-Ampelschaltungen-Gesetz auf den Weg zu bringen.

Plus - je nachdem - was mit "Bus-Trassen" gemeint ist. Dazu müsste man das Papier mal sehen. Wären es wirklich baulich getrennte Sonderfahrstreifen, wäre das schon ein Novum in Berlin.
Zitat
TomB
Beschleunigung des ÖPNV steht doch seit Jahren im Mobilitätsgesetz. Ich denke aber nicht, dass nun ausgerechnet dieser Aufruf dazu führen wird, dass es plötzlich wirklich gemacht wird;-)

Es hilft dann aber auch nichts, einfach nichts mehr zu sagen und zu hoffen, dass die Politik allein drauf kommt.
Zitat
hvhasel
Zitat
Nemo
Zitat
TomB
Beschleunigung des ÖPNV steht doch seit Jahren im Mobilitätsgesetz. Ich denke aber nicht, dass nun ausgerechnet dieser Aufruf dazu führen wird, dass es plötzlich wirklich gemacht wird;-)

Nunja, es ist aber schon was anderes wenn die BVG sich beschwert als wenn es nur so ein paar Aktivisten machen, das kann man dann nicht ganz so einfach wegdrücken. Hier hat dann Frau Giffey als AutoVerkehrssenatorin die Gelegenheit uns positiv zu überraschen und ein Gute-Ampelschaltungen-Gesetz auf den Weg zu bringen.

Plus - je nachdem - was mit "Bus-Trassen" gemeint ist. Dazu müsste man das Papier mal sehen. Wären es wirklich baulich getrennte Sonderfahrstreifen, wäre das schon ein Novum in Berlin.

Aber: geht das überhaupt? Gerade werden schon Busspuren weggeklagt. Also nach den aktuellen Gesetzen wohl nur ein frommer Wunsch.
Zitat
TomB
Aber: geht das überhaupt? Gerade werden schon Busspuren weggeklagt. Also nach den aktuellen Gesetzen wohl nur ein frommer Wunsch.

Ob du es glaubst oder nicht, aber am Rathaus Spandau z.B. verkehren mehr als 20 Busse in der Stunde der höchsten Belastung.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.03.2023 15:13 von B-V 3313.
Zitat
TomB

Aber: geht das überhaupt? Gerade werden schon Busspuren weggeklagt. Also nach den aktuellen Gesetzen wohl nur ein frommer Wunsch.

Hintertürchen:

1. Radverkehrsanlagen bedürfen keines Mindestverkehrs, können aber durchaus von anderen Verkehrsteilnehmern mitbenutzt werden

2. Die Teileinziehung der Friedrichstraße bedurfte auch keiner Mindestnutzer, Busverkehr hätte man aber sicher auch erlauben können.

Evtl. wäre dann eine separierte ÖPNV-Anlage sogar leichter umzusetzen.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Nemo
2. Die Teileinziehung der Friedrichstraße bedurfte auch keiner Mindestnutzer, Busverkehr hätte man aber sicher auch erlauben können.

Evtl. wäre dann eine separierte ÖPNV-Anlage sogar leichter umzusetzen.

Das wäre es doch, wenn einfach die Straßen, in denen die Neuanlage eine Busspur rechtlich nicht zulässig ist, für den Autoverkehr entwidmen würden. Zwei, drei solcher Aktionen, und selbst die fdP hätte plötzlich Interesse an der leichteren Anlage von Busspuren. :D
Sicherlich ist auch dieses Papier wohl gegen den Willen der BVG öffentlich geworden…

Also Vertrauenswürdig ist das seitens der Koalitionspartner eher nicht.
Was will man mit der CDU erwarten? War doch bei den Koalitionsverhandlungen zur Ampel im Bund die große Überraschung, dass nicht jede*r zweite Politker*in einen "Livestream" aus den Verhandlungen angeboten hat und die Presse nicht im Vorhinein unausgegaren Ideen verwenden konnte, wie bei den CDU-Koalitionsverhandlungen der vorigen Jahrzehnte
Ich schrieb Koalitionspartner, was sagt dir das es die CDU war? Reine Spekulation das ganze.
Zitat
TomB
Aber: geht das überhaupt? Gerade werden schon Busspuren weggeklagt. Also nach den aktuellen Gesetzen wohl nur ein frommer Wunsch.

Gerade in diesem Forum sollten wir das nicht überbewerten!

1. Ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen, das Gericht hat sich wohl auch bei der tatsächlichen Bus-Frequenz vertan, wenn ich es richtig mitbekommen habe.
2. Ist der vom Verwaltungsgericht herangezogene Absatz der StVO-VwV eine nachrangige Soll-Vorschrift (Ziffer II, 12.): "Die Anordnung von Sonderfahrstreifen soll in der Regel nur dann erfolgen, wenn mindestens 20 Omnibusse des Linienverkehrs pro Stunde der stärksten Verkehrsbelastung verkehren." Das ist keine generelle Bedingung oder gar Verpflichtung, sondern sollte in der Erwägung eine Rolle spielen. Die Verwaltung muss also einfach anders begründen, wenn es sich um eine geringere Frequenz handelt.
3. Dagegen lautet der übergeordnete Passus zu Bussonderfahrstreifen (BSF) (Ziffer I): "Der Sonderfahrstreifen soll im Interesse der Sicherheit oder Ordnung des Verkehrs Störungen des Linienverkehrs vermeiden und einen geordneten und zügigen Betriebsablauf ermöglichen. Er ist damit geeignet, den öffentlichen Personenverkehr gegenüber dem Individualverkehr zu fördern".
4. Die Novellierung des Straßenverkehrsrechts in dieser Frage ist auf Bundesebene eigentlich Konsens. Klar, bei der Führung des Verkehrsministeriums kann man nie wissen, aber noch ist nichts dergleichen zu hören gewesen.

Ansonsten würde ich auch die Position von Nemo und def vertreten, dass eine gesondert gewidmete "Bus-Straße" kein BSF ist. Hier bietet sich die Heerstraße eigentlich wirklich prototypisch an.
Vielen Dank für die Details
In dem Artikel stehen zwei interessante Zahlen. Sinngemäß: Weil die Bus- und Straßenbahnlinien noch langsamer sind als in der Planung zugrundegelegt, musste die BVG 70 Busfahrer und 30 Straßenbahnfahrer - also in Summe 100 Fahrer - mehr einstellen.
(darf man eigentlich Stellen zitieren aus einem Artikel mit Bezahlschranke?)


Das möchte ich gern kurz monetär überschlagen (bitte korrigiert mich, wenn die Zahlen zu niedrig/hoch sind):

Ein Fahrer verdient in Berlin ca. 35.000 € brutto (inkl. aller Zuschläge, Weihnachtsgeld, etc).
Den Lohn erhöhe ich um 30% für die Sozialabgaben, die der Arbeitgeber noch zu leisten hat, sowie für Overhead für die Fahrpersonale (Dienstplanung, Personalbetreuung, Lohnabrechnung, etc.) und Ausstattung für die Fahrer (Dienstkleidung, Diensthandy, etc).

Macht also etwa 45.000€, die die BVG pro Jahr für einen Fahrer ausgibt. Das ganze mal 100 Fahrer macht also 4,5 Mio. € Personalmehrkosten pro Jahr.

Zusätzlich entstehen Kosten durch den Fahrzeugmehrbedarf. Mit allem was da dran hängt (Abschreibung Fahrzeuge, Wartung & Reinigung, Stellflächen auf dem Betriebshof,...). Das könnte man jetzt auch noch versuchen, auszurechnen. Ich lass das mal, weil das dann vermutlich doch sehr ungenau werden würde.

Aber wir können davon ausgehen, dass die BVG jedes Jahr 10 Mio. € völlig sinnlos ausgibt, weil Bus und Bahn langsamer sind als in der Planung angenommen.

Aber hier ist ja noch nicht Schluss. Neinnein... Die Planer der BVG setzen sicherlich ohnehin schon niedrige Durchschnittsgeschwindigkeiten (im Vergleich zu anderen Städten) für ihre Linien an. Da ist also bei der Geschwindigkeit noch viel Luft nach oben, wenn man in andere Städte schaut.

Mit anderen Worten: Die BVG verbrennt jedes Jahr locker flockig - ich schätze mal - mindestens 20 Mio. €, weil die Stadt Berlin keine anständige ÖPNV-Bevorrechtigung auf die Reihe bekommt.

Und die systematische Ausbremsung von Bussen und Straßenbahnen geht ja schon seit Jahren so.
Seit wann ist ÖV-Bevorrechtigung ein Thema? Seit 20 Jahren etwa? Das wären dann 400 Mio. € seit dem Jahr 2003... Das ist doch ein nettes Sümmchen, vor allem, wenn man bedenkt, dass das alles Steuergelder sind...



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.03.2023 23:41 von Adenosin.
Zitat
Adenosin
Seit wann ist ÖV-Bevorrechtigung ein Thema? Seit 20 Jahren etwa?

Meines Erachtens schon länger - wobei anfangs auch mal Erfolge zu erzielen waren. Es gibt ja auch immer noch einige Stellen, an denen Straßenbahnen gut voran kommen - trotz Querung größerer Straßen. Blumberger Damm - wie oft die Bahnen da teilweise ohne merklich abzubremsen drüber rauschen fasziniert mich immer wieder. Auch im weiteren Verlauf der Strecke nach Hellersdorf funktioniert das relativ ordentlich, ebenso am Knoten S-Bahnhof Marzahn.

Wir reden also von der Märkischen Allee und dem Blumberger Damm, keine Kleinststraßen. An solchen kommt es dann aber im Zentrum durchaus zu in meinen Augen sinnlosen Verzögerungen für die Bahn.

Die BVG dürfte doch kein Problem haben, den zuständigen Stellen die monetären Vorteile dieser Positivbeispiele ausführlich zu erläutern. Wie schon mal geschrieben, ich habe nicht den Eindruck dass sich die BVG adäquat Gehör verschafft.

Beschleunigte Ampelphasen beim Bus kenne ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich kenne nur so Abbiege-Ampeln für die BVG (Heinersdorfer Straße zum Blankenburger Pflasterweg oder Pasewalker Straße zur Blankenburger Straße). Die haben aber eher was von etwas zeitigerer Freigabe wie bei Radfahrampeln, ob dadurch Ampeln im Beschleunigungssinne geschaltet sind - keine Ahnung.

~~~~~~
Sie befinden sich HIER.
@Adenosin: Deine Rechnung ist in Ordnung, aber die Schlussfolgerung nicht ganz richtig. Die entsprechenden Personale und Fahrzeuge werden ja durchaus gebraucht, die Tragik ist vielmehr, dass die BVG dadurch nicht in der Lage ist gewünschte Angebotsverbesserungen umzusetzen. Die Mehrleistungspakete liegen inzwischen deutlich unter dem, was der Aufgabenträger bestellen möchte. Womit wir nebenher noch bei einer Wahlkampflüge sind, denn die bisherigen Mehrleistungspakete wirken auch am Stadtrand.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Da bin ich immer fasziniert von Erfurt, wie wunderbar dort der Vorrang funktioniert, bewusst kennt man dort ein Warten an Ampeln nicht, wenn man mit der Bahm durch dir Stadt fährt.
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