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DerMichael
Das Problem ist ja nicht die Rechtsform, sondern die Politik dahinter: solange die Bahn dem NKF und dem „sparsamen Umgang mit Steuergeldern“ unterworfen ist, wird sich gar nichts ändern.
Ja, das eigentliche Thema ist, unabhängig von der Organisationsform, wie viel Geld Politik & Gesellschaft bereit sind auszugeben. Ich vergleiche da immer gern neu- und umgebaute Bahnhöfe in Deutschland und Österreich, und man sieht: in Österreich ist einfach mehr Geld im System. Da benutzt man dann etwas höherwertige Materialien, und offensichtlich hat man auch mal ein Architekturbüro damit beauftragt, die Standardkomponenten zu entwerfen. Der ganze Bahnhofsbereich wirkt schlicht gefälliger und hat eine wesentlich höhere Aufenthaltsqualität (bzw. überhaupt eine), und selbst bei Kleinstadtbahnhöfen gibt es einen Warteraum und ein Klo; und das Bahnhofsgebäude ist gepflegt. Auch in den Niederlanden fand ich neu- und umgebaute Stationen sehr ansprechend.
Modernisierung von Kleinstadtbahnhöfen in Deutschland: das Bahnhofsgebäude wird seit 40 Jahren nicht mehr instandgehalten, hat MDF-Platten statt Glasscheiben in den Fenstern und ist durch Bauzäune abgesperrt, weil irgendwelche Bauteile absturzgefährdet sind; davor wird ein 08/15-Bahnsteig mit vorgefertigten Elementen geknallt, dessen Buswartehäuschen nach einem halben Jahr keine Scheiben mehr hat, und viele mögliche kurze Wege werden abgeschnitten, weil die vorgefertigten Bahnsteigelemente von Haus aus Zäune haben und es viel zu aufwändig wäre, einen mal abzuschneiden und dafür zwei Stufen + Zuwegung anzulegen. Und als Klo gibt es doch den bewachsenen früheren Güterbahnhof.
Es ist halt auch eine Aussage, was Bahnnutzende in Deutschland abseits von politischem Wohlfühlblabla und Sonntagsreden Wert sind: exakt nichts. Nicht, dass sich der Pöbel zu wohl fühlt, wenn er schon nicht Auto fährt.
Insgesamt scheint man Bahnfahren für den Spleen ein paar grüner Freaks und nicht für Daseinsvorsorge zu halten: da sind Aufzüge über Monate oder gar Jahre ersatzlos außer Betrieb, selbst Hauptstrecken im Zuge für Bauarbeiten für Tage, Wochen und Monate gesperrt und dadurch ganze Großstädte lange vom Bahnverkehr abgeschnitten, da wird über Jahre nicht genug Kapazität bereitgestellt (siehe u.a. Diskussion zu RB27 und S2 im Nachbarthread), also im Großen und Ganzen:
Toll, dass wir das fürs Politik-Marketing und das Greenwashing der nächsten 500 km Autobahn haben, aber wenn's nicht funktioniert, ist es auch wurscht. Wenn's euch nicht passt, fahrt halt Auto!