Die von mir auf Fahrinfo beobachtete größte Fahrplanlücke auf der U5 war bei 13 Minuten. Offenbar ist an diesem Betriebstag relativ energisch auf der U5 eingegriffen worden, wenn sich längere Lücken abzeichneten. Aufgrund der wesentlich längeren Fahrgastwechselzeiten der überfüllten Züge haben manche Fahrten mehr als doppelt so lange zwischen Samariterstraße und Alexanderplatz gebraucht als fahrplanmäßig vorgesehen. Entweder gab es Reserverzüge oder manche Fahrten sind vorzeitig gewendet worden. Das ist aus den nicht verlässlichen Daten von Fahrinfo nicht zu rekonstruieren. Teilweise haben laut Fahrplanauskunft manche Fahrten andere überholt – was eher unwahrscheinlich ist. Wahrscheinlich sind diese Fahrten ausgefallen. Aber das weiß nur die Betriebsleitstelle.
Das zeigt: Wenn eine entsprechend personell ausgestattete Leitstelle permanent in den Betrieb eingreift ist auch unter den aktuellen Voraussetzungen ein wesentlich stabilerer Betrieb möglich als wir ihn seit Jahren auf der U-Bahn erleben. Das ist ja auch der Grund, warum teilweise stark überlastete/technisch überalterte Systeme wie in London oder Paris nicht permanent kollabieren, wie wir es beinahe täglich bei U1/U12/U3 erlebt haben. Es zeigt also: Hätte man vor Jahren bei der BVG die Learnings aus anderen Städten ernstgenommen, wäre entsprechend massiv der Personalbestand bei Weichenstellern/Leitstelle aufgestockt worden. Mit dem entsprechenden Willen wäre da sicherlich mehr möglich gewesen. Und dann gäbe es trotz des Wagen- und Personalmangels und technischer Unzulänglichkeiten ein deutlich stabilerer Betrieb.
Beim Karneval der Kulturen hat meiner Meinung nach das Wetter dazu beigetragen, dass es auf der U5 relativ gut geklappt hatte. Wäre das Wetter etwas einladender gewesen, hätte die U5 durchaus kollabieren können. 10 oder 20 Prozent mehr Besucher hätten bei dem Angebot gereicht. Hätte es während des Umzugs einen Sturzregen oder ernsthaftes Unwetter gegeben, hätte das auch gedroht.
In meinen Augen war es also eine Mischung aus guter Vorbereitung durch mehr Personal an den entscheidenden Stellen, das mobilisiert worden ist, und Glück. Es hätte aber auch anders ausgehen können. Ein planmäßiger 5-Minuten-Takt ist bei so einer Veranstaltung kein adäquates Angebot. Ich empfehle wirklich jedem, sich anzusehen, was die Wiener Linien beim Donauinselfest auffahren. Sowohl was den Takt auf den betroffenen U-Bahnlinien angeht als auch das Personal und Konzepte bei der Lenkung der Besucherströme auf und vor den Bahnhöfen angeht. Das ist wirklich eine Leistungsschau des ÖPNV.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.06.2025 12:42 von nicolaas.