Hallo
Ingolf schrieb:
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> > Falls aber mal genug
> > Geld zur Verfügung stehen sollte, könnte eine
> > U-Bahn auch wegen der deutlich höheren
> > Reisegeschwindigkeit einen Vorteil haben,
> > zumindest auf langen Strecken. Einen solchen
> > Komfort muss man sich dann natürlich auch leisten
> > können, was zur Zeit keineswegs der Fall ist.
>
> Die Frage ist, ob es sich hier dann wirklich um
> einen zusätzlichen Komfort handelt - oder nicht
> doch um "mit Kanonen auf Spatzen schießen"
> Zur Erläuterung:
> Erst ab einer bestimmten Reiseentfernung
> entwickelt die U-Bahn gegenüber häufiger haltenden
> Oberflächeneverkehrsmitteln einen
> Gesamtreisezeitvorteil (incl. Fußwege). Als
> Faustregel gilt etwa eine Entferung ab etwa 10
> Kilometern.
Deshalb schrieb ich ja auch "auf langen Strecken". :-)
> Wenn aber in einem Verkehrskorridor der größte
> Teil der Wege nun einmal kürzer ist (ich erinnere
> daran, dass in Berlin ca. 40% der Autofahrten
> nicht länger als 5 km sind), ...
Darauf komme ich nachher nochmal zurück.
> ... dann schafft eine
> U-Bahn eine Reisezeitverbesserung nur für eine
> Minderheit (die eben lange Strecken fahren) - die
> große Mehrheit (eben die Kurz- und
> Mittelstreckenfahrgäste) haben nichts davon. Oft
> haben sie sogar eine Verschlecherung hinzunehmen,
> weil die Obeflächenverkehrsmittel dann reduzert
> werden.
Selbstverständlich müsste die Oberfläche und der lokale Verkehr trotzdem ausreichend bedient werden. Ich schrieb ja schließlich auch "Falls mal genug
Geld zur Verfügung stehen sollte". In einem solch unwahrscheinlichen Fall, wäre das sicher kein Problem.
Ob Du aber wvon der länge der durchschnittlichen Autofahrten auf die übliche Länge von ÖPNV-Fahrten schließen darfst, wage ich zu beweifeln. Ich will das weiter unten begründen.
> Also ist es in solchen Fällen zweifellos
> sinnvoller, eben keine U-Bahn zu bauen, sondern
> das Geld z.B,in eine Straßenbahn reinzustecken.
> Das verbessert dann für viel mehr potentielle
> Fahrgäste die Bedingungen - und das für viel
> weniger Geld als die "Kanone" U-Bahn.
Da gebe ich dir gerne Recht. Ich möchte auch lieber viele neue Straßenbahnstrecken sehen, als eine kurze U-Bahnstrecke für das gleiche Geld. Es widerstrebt mir nur U-Bahnen grundsätzlich abzulehnen. Ich finde in wenigen ganz besonderen Fällen kann sie durchaus sinnvoll sein, sofern man sie sich leisten kann.
> Aber im Gegensatz zum U-Bahn-Bau sehe ich auch in
> Zeiten knapper Kassen die Notwendigkeit zum
> Straßenbahnbau auf einigen sehr strak belasteten
> Hauptkorridoren. Der Grund liegt darin, weil man
> mir ihr viel Busverkehr substituieren kann und die
> Tram auf diesen starken Ästen von den
> Betriebskosten wesentlich günstiger fährt als der
> Bus. Mit Straßenbahnen auf Hauptkorridoren kann
> man damit sogar Geld durch geringere
> Betreibskosten und mher Fahrgäste (da sie nun
> einmal als attraktiver als der Bus empfunden wird)
> sparen.
Das sehe ich auch so.
> Bei U-Bahnen geht das nicht, da man damit nicht so
> viele Busse ersetzen kann (man braucht weiterhin
> an der Oberfläche ein Feinverteilungssngebot) und
> die Investitions- und Betreibskosten so hoch sind,
> dass man mit poitentiellem Fahrgastgewinn dass nie
> wieder erwirtschaften kann.
Sicher können U-Bahnen heutzutage nicht mehr rentabel sein. Im ÖPNV werden ja ohnehin keine Gewinne erzielt. Im Gegensatz zu anderen Verkehrsmitteln sind U-Bahnen sogar besonders kostenintensiv. Das ist klar. Deshalb sehe ich sie ja auch als besonderen Luxus, den man sich erstmal leisten können muss. Als einen Schaden für den Fahrgast sehe ich die U-Bahn aber nicht. Wenn ich mit der U-Bahn zur Arbeit fahre (von Oskar-Helene-Heim nach Eisenacher Str.) brauche ich je nach Umsteigeglück etwa 20 min. Ich glaube nicht, dass Straßenbahnen diese Relation in der gleichen Zeit schaffen könnten, und eine längere Fahrt quer durch die Stadt ist das ja bei weitem nicht.
> > Es ging mir
> > auch nur um deine grundsätzliche Äußerung: "Berlin
> > vefügt heute über eines der dichtesten
> > Schnellbahnnetze der Welt."
> Bezogen auf die Bevölkerung ist diese Ausssage
> nicht falsch ;-)
Bezogen auf die Bevölkerung ist das Netz der Münchner U-Bahn wesentlich dichter, 6,86 km pro 100.000 Einwohner gegenüber Berlin mit 4,16 km pro 100.000 Einwohnern. (Stand: 2004) Aber Du hast recht, das Berliner U-Bahnnetz ist schon ziemlich dicht.
> Für länegre Strecken ist diese Linie (U4) absolut
> uninteressant, da man mit U9 oder S1 viel besser
> und schneller zu seinen Langstreckenzielen kommt.
> Und außerdem verpasst die U4 nun einmal die
> statdräumliche Hauptachse (wo mehr Potential da
> wäre) entlang der Schöneberger Hauptstraße.
> Daher ist verkehrlich gesehen die U4 eigentlich
> von Anfang an eine Fehlplanung.
Aus Sicht der Kaiserzeit war die U4 durchaus sinnvoll. Die Hauptstraße war schließlich bereits durch die Straßenbahn erschlossen, die westlicheren Teile Schönebergs nicht. Man hatte dort natürlich auch Straßenbahnen anlegen können, aber man wollte eben ein Verkehrsmittel, das eine schnelle Verbindung nach Berlin herstellt. Schöneberg war ja damals noch selbstständig. Außerdem sah sich Schöneberg in Konkurrenz zu den Nachbarstädten Wilmersdorf und Charlottenburg, die stets bemüht waren wohlhabende (also reichlich Steuern zahlende) Berliner bei sich anzusiedeln. Diesen zu finanziellem Wohlstand führenden Weg wollte Schöneberg auch gehen und musste dazu ein vorteilhaftes Verkehrssystem schaffen. Aus damaliger Sicht war der Bau der U4 also durchaus richtig, nur das sie leider nie fertig wurde. Der erste Weltkrieg machte einen Strich durch die Rechnung.
> Und inzwischen ist
> das Netz drumherum so gewachsen, dass jegrliche
> Verlängerug dieer Linie eine "Verschlimmbesserung"
> wäre.
Naja, darüber könnten wir wahrscheinlich ewig streiten. Lassen wir das.
> Zu viel Aufwand für einen minimalen Nutzen.
> Den höchsten Nutzen würde man in diesem Bereich
> durch eine Umstellung des 148ers nördlich von
> Rathaus Steglitz auf Straßenbahnbetrieb erreichen.
> Später könnte man das durch eine Tram in der
> Martin-Luther-Straße ergänzen.
Diese Straßenbahnplanungen würde ich auch befürworten. Ich sehe darin auch keine Konkurrenz zu einer möglichen Verlängerung der U4 etwa zum Bf. Friedenau.
> > > Ich erinnere noch einmal
> > > daran: Schnellbahnen sind vor allem für längere
> > > Strecken attraktiv und für Kurz und
> > > Mittelstreckenverkehr nicht die beste Wahl.
> > Umgekehrt wären dann aber Schnellbahnen für
> > längere Strecken vorzuziehen. Da lässt sich dann
> > nämlich deutlich Zeit gegenüber einer Straßenbahn
> > einsparen.
> Aber mehr Potential ist in unserer Stadt nun
> einmal auf kurzen und mittleren Strecken zu holen.
> Die Langstrecken sind in Berlin meist schon
> überdurchschnittlich gut genug bedient - da ist
> auch durch neue Schnellbahnen nicht mehr allzuviel
> Potential zu holen.
> Aber - wie schon gesagt - kurze und mittlere
> Distanzen sind oft beschämend schlecht.
Und hier möchte ich an deine Aussage "dass in Berlin ca. 40% der Autofahrten
nicht länger als 5 km sind" erinnern. Es ist doch logisch, das mancher, der mit den Verbindungen auf kurzen Strecken unzufrieden ist, sein Auto bemüht. Wenn man 10 min auf die S-Bahn warten muss um damit 2 oder 3 Stationen zu fahren, besteht der größte Teil der Reisezwit aus warten. Das ist unattraktiv und führt zur häufigen Benutzung des PKW. Wer aber jeden Tag zur Arbeit quer durch die Stadt fahren muss, wird wesentlich eher den ÖPNV nutzen, weil es weniger stressig und obendrein noch billiger als der Sprit ist. Ich behaupte daher, dass der Anteil der Kurzstreckenfahrten beim Autoverkehr deutlich höher ist, als beim ÖPNV.
> Und eine Verbesserung der Oberflächenverkehre
> nützt auch den Langstreckenfahrgästen, weil sie
> damit eine bessere Feinverteilung erhalten. Neue
> Schnellbahnen nutzen aber Kurz- und
> Mittelstreckenfahrgästen nur sehr wenig. Manchmal
> schaden sie sogar (siehe weiter oben).
Ich fürchte Du unterschätzt die Anzahl der längeren Fahrten, bei denen viele Unterwegshalte einfach zeitraubend sind. Ich gebe allerdings zu, dass ich da keine Zahlen habe. Es würde mich mal interessieren, wie groß die Anteile der Fahrten von bis zu 5 km oder bis zu 10 km oder darüber im ÖPNV sind.
Viele Grüße
Ulrich