Hallo Alexander,
die von Dir erwähnten Linien wurden in der Tat so geplant und betrieben.
Nach Neuperlach Zentrum fuhr von 1973 - 1980 (also für ganze 7 Jahre!!) die Linie 24, bevor sie durch neue U8 ersetzt wurde. Gleisreste sind z.T. heute noch zu sehen.
Die (Schnell)Strassenbahnlinien 12 und 13 im Münchner Norden fuhren bis 1993 zur Endhaltestelle Hasenbergl und wurden durch die U2-Verlängerung nach Feldmoching ersetzt. Der Strassenbahntunnel unter dem Petuelring wurde vor kurzem beim Bau des Petueltunnels zugeschüttet. Ein noch zu besichtigendes Pendant findet sich noch in der Boschetsrieder Str. in Forstenried (ehemalige Line 16). Eine Nutzung für die U-Bahn-Bau schied wegen der unterschiedlichen Trassierungsanforderungen und Betriebsformen aus. Doch warum kam es soweit, dass man die Tram aufwändig und modern ausbaute und sie anschließend durch die U-Bahn ersetzte?
Ein Blick zurück: In den 60er Jahren war vorgeshen, (zunächst) keine echte U-Bahn zu bauen, sondern die vorhandenen Straßenbahnlinien im Stadtzentrum als "Tiefbahn" zu führen und dort, wo ein eigener Gleiskörper bestand, oberirdisch zu belassen. Das Tunnelnetz war mit einer Länge von 17,2km projektiert. In der Folge wurden als Vorleistung die oben erwähnten Strassenbahntunnels erbracht. Die Strecke nach Freimann war dabei auch eine dieser Schnellstrassenbahnstrecken, die im Jahre 1962 mit der Linie 6 eröffnet wurde. Sie musste jedoch bereits nach drei (!!!) Jahren den U-Bahn-Bauern weichen.
Dass es dazu kam, ist auf eine folgenschwere Entscheidung des Stadtrats Anfang 1964 zurückzuführen: Er beschloss, die Strassenbahn entgegen den bisherigen Planungen nicht nach und nach als Tiefbahn zu erweitern, sondern die Realisierung eines Voll-U-Bahn-Netzes.
Damit waren die meisten der vorbildlich ausgebauten Straßenbahnstrecken nicht mehr für die U-Bahn zu nutzen, die ja bekanntlich eine kompromisslose Krezungsfreiheit erfordert.
Überlebt als hat als einzige die Strecke nach Freimann, die anstatt von der Straßenbahnlinie 6 heute von der U6 genutzt wird.
Von daher kann man auch heute noch in München sehr gut die unterschiedlichen Philosophien zur Gestaltung des Stadtverkehrs nachvollziehen.
Gruß und schöne Ostern,
A.W.