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[BN] Vor 20 Jahren zogen die Stadtbahnwagen um
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Mancher Bonner Bürger mag sich wohl gewundert haben, als im Tagesverlauf des 7. Juni 1986 menschenleere Stadt- und Straßenbahnwagen durch die City rollten.

Diese vermeintlichen Geisterzüge waren auf dem Weg in ihr neues Zuhause im Stadtteil Dransdorf. Dort war auf einem 65.000 Quadratmeter großen Gelände an der Gerhard-Hauptmann-Straße/Ecke Siemensstraße einer der modernsten Betriebshöfe in Nordrhein-Westfalen errichtet worden. 20 Jahre sind seitdem vergangen, der Standort hat Jubiläum.

Die Vorarbeiten zum Bau des neuen Stadtbahndepots der Stadtwerke Bonn (SWB) begannen bereits im Herbst 1979. Der Startschuss für die Hauptbauarbeiten fiel im September 1980. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Projekt zu Bonns größter Baustelle mit Gesamtkosten von 86 Millionen Mark.

Am 8. Juni 1986 war es dann endlich soweit: Nach fast siebenjähriger Bauzeit konnte der Betrieb im neuen Stadtbahndepot eröffnet werden. Die grünen Stadtbahnwagen starteten erstmals von ihrem neuen Domizil aus auf die Strecke. Für den ständig anwachsenden Fahrzeugpark der Bonner Nahverkehrsbetriebe war in Dransdorf genügend Platz geschaffen worden. 70 Schienenfahrzeuge konnten in der neuen Betriebsstätte gereinigt, gewartet, repariert und in der "Gleisharfe", wie die Schienenanlage aufgrund ihrer Form genannt wird, abgestellt werden. Zum Zeitpunkt der Eröffnung des Depots bestand der Fuhrpark der Verkehrsbetriebe von SWB und SSB (Elektrische Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises) aus 55 Stadtbahnwagen.

Im Dransdorfer Betriebshof wird der Stadtbahnflotte bis heute ein Rundum-Service geboten. Sowohl die Inspektion als auch alle notwendigen Instandsetzungs- und Reparaturmaßnahmen werden hier von der Stadtwerkestochter SWB Service unter einem Dach und in eigener Regie durchgeführt. Dies war zur damaligen Zeit der wesentliche Vorteil des neuen Depots gegenüber den drei vorhandenen Betriebsstellen. In Grau-Rheindorf, Beuel und Friesdorf war eine Unterhaltung und Pflege der modernen Wagen in dieser Form nicht möglich gewesen.

Das große Werkstattgebäude bildet den Mittelpunkt des Betriebshofs. Hier werden alle Fahrzeuge auf Herz und Nieren geprüft. Das Gebäude ist unterteilt in verschiedene Einzelhallen wie etwa die 140 Meter lange Revisionshalle, die Reparaturhalle und die Spritzlackiererei. Damit die Stadtbahnzüge auch in vollem Glanz erstrahlen, werden sie regelmäßig in einer automatische Waschanlage gereinigt. Arbeits-, Verwaltungs- sowie Sozialtrakte für das Werkstatt- und Fahrpersonal sind der Werkshalle angegliedert. Beheizt werden die Hallen natürlich von Anfang aus dem Fernwärmenetz der Stadtwerke Bonn.

Einen eindrucksvollen Anblick bietet die 7,2 Kilometer lange Schienenanlage. Den Überblick über dieses Labyrinth aus Rangiergleisen behält der Stellwärter. Von einem roten, rund zwölf Meter hohen Stellwerk aus beobachtet der "Herr der Gleise" jede Zugbewegung, schaltet per Computer über das Steuerpult die 55 Weichen und dirigiert die Wagen sicher durch das große Gelände.

Damit die Anwohner der benachbarten Wohngebiete nicht durch das Rangieren der Gleise und andere lautstarke Arbeiten, wie das Überprüfen der Bremsen, um ihren Schlaf gebracht werden, ist das Areal mit hohen, begrünten Lärmschutzwänden umgeben. Zur offiziellen Einweihung des neuen Betriebshofs am 22. Juli 1986 fand sich hoher Besuch in Dransdorf ein. Der damalige Bundesverkehrsminister Dr. Werner Dollinger war angereist, um sich von den technischen Raffinessen vor Ort zu überzeugen. In Anwesenheit von knapp 300 Ehrengästen und einer Vielzahl von SWB-Mitarbeitern übergab Oberbürgermeister Dr. Hans Daniels den Stadtbahnbetriebshof seiner Bestimmung.

Ein besonderes Highlight in seiner 20jährigen Geschichte erlebte der Betriebshof im Mai 1991, als der 100. Geburtstag der Bonner Straßenbahnen mit einem bunten Tag der offenen Tür gefeiert wurde. An einem Tag im November 1997 fanden im Dransdorfer Depot fernab von Wartung und Inspektion hingegen Arbeiten ganz anderer Natur statt. Der Betriebshof war als Drehkulisse einer bekannten vorabendlichen Seifenoper auserkoren worden. Einige Szenen der "Verbotenen Liebe" wurden in der hier beheimateten "Bönnschen Bimmel", einem Straßenbahn-Oldtimer aus dem Jahr 1911, gedreht.

Artikel geschrieben von Clemens Kistinger
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