Unmittelbar vor dem Tausendfüßler werden die Passanten am Jan-Wellem-Platz von heute an mehr als nur das wohl vertraute Quietschen der minutiös verkehrenden Straßenbahnen oder der über die Hochbrücke rauschenden Autos hören.
Bis zum 8. Juni gesellen sich alpine Vogelstimmen zum übrigen akustischen Treiben rund um das verkehrlich einzigartige Drehkreuz und schlagen die metaphorische Brücke zwischen Integration und gesellschaftlichem Kollektiv.
Mit Unterstützung der Rheinbahn hat der Künstler Jörg Steinmann den Aufsichtspavillon am Straßenbahnknoten entsprechend hergerichtet und einen Geräuschetransponder an der Tür installiert, der die Stimmen nach außen trägt.
Per Zufall kam der 1959 in Oberhausen geborene, von Prof. Rabinowitch zum Meisterschüler ernannte Schöpfergeist zum Ton, der für ihn heute die Musik macht. Während initiierter Videoarbeiten Ende der Neunziger stellte er fest, auch den Soundtrack produzieren zu wollen und besann sich schließlich, dieses Projekt betreffend, eines Urlaubs binnen seiner Jugend in Italien.

Das Phänomen bestehender Enklaven deutschsprachiger Bevölkerung in Südtirol regte ihn des Vergleiches zur Integration unserer gesellschaftlichen Kreise an, und er entdeckte im Rahmen seiner Recherche das unscheinbare Häuschen am Rande der Gleisverschlingungen. „Das Gebäude liegt sonst im Blickschatten und ist dennoch stets präsent. Da kam mir die Idee, es wie eine Vitrine zu gestalten und die Fabel zu erzählen“, sagt Steinmann und zeigt auf die mit großformatigen Vogeldarstellungen beklebten Fenster, welche das visuelle Pendant bilden und die Stimmung letztlich abrunden. Auch der Düsseldorfer Bezug findet hier im wahrsten Sinne des Wortes Anklang, war es nämlich das Zwitschern im Volksgarten, das ihn im Vorwege inspirierte und bei der Rheinbahn, wie der Künstler mehrfach lobt, sofort auf positiven Widerhall stieß.

Bild: Jörg Steinmann lauscht seinen Vögeln. © Christian Linow



Artikel geschrieben von Christian Linow



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.06.2007 03:06 von BahnInfo-Redaktion.