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[MK]: Denkmalschutz für Fischbauchbrücke bei Scherl
geschrieben von knallinger 
Die Bahnbrücke bei Scherl auf der Verbindung Meinerzhagen - Krummenerl soll unter Denkmalschutz gestellt werden.

Die Westfälische Rundschau meldet heute:
Die eingleisige Massivbogenbrücke wurde zwischen 1914 und 1916 gebaut. Sie besteht aus zwei Brückenbögen mit Betonankern und Bruchsteinverkleidung von je 15 Metern. Das Stahlfachwerk besteht aus zwei gradlinigen Überbauten von je 40 Metern und dem mittig liegenden Fischbauchträger von 80 Metern. Pfeiler und das Widerlager haben einen Betonkern.

Alle Betonkerne waren früher mit Bruchsteinen verkleidet. Heute sind die durch Risse und herausfallendes Steinmaterial gefährdeten Pfeiler zwischen dem östlichen Steinbogen und dem angrenzenden Stahlträger sowie die beiden Pfeiler Richtung Westen durch Betonummantelungen mit eingegossenem Stahlkorsett gesichert worden.

Die Bahnbrücke wurde bereits 1979 vom Landeskonservator in die Liste des zu schützenden Kulturgutes aufgenommen.

Sie ist eine der wenigen Bogenbrücken, deren Bogen nicht nach oben sondern nach unten gebaut wurde.




1 mal bearbeitet. Zuletzt am 10.02.2005 23:51 von knallinger.
Ergänzung:
Die Meinerzhagener Zeitung schreibt heute dazu:


Fischbauchbrücke bei Scherl hat hohen Denkmalwert

Westfälisches Amt für Denkmalpflege befürwortet Unterschutzstellung. Aufwändiges Bauwerk zum Schutz der damaligen Meinerzhagener Wassergewinnungsanlage errichtet

MEINERZHAGEN · Die Bahnbrücke Meinerzhagen-Scherl gilt unter Eisenbahnfreunden als technische Besonderheit. Der Modelleisenbahnbauer Märklin hatte die Brücke lange Zeit sogar im Miniaturmaßstab in seinem Angebot. Jetzt soll die erst vor wenigen Jahren gründlich renovierte so genannte "Fischbauch-Brücke" ein technisches Denkmal werden. [...]

Das Westfälische Landesamt für Denkmalpflege befürwortet die Unterschutzstellung ausdrücklich. In einer ausführlichen Expertise werden die Besonderheiten des Bauwerks u.a. wie folgt beschrieben:

"Das Brückenbauwerk wurde 1914 bis 1916 erbaut. Es ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse der Gemeinde Meinerzhagen und der Region des südlichen Märkischen Kreises, weil es ein wichtiges, aufwändiges und zudem ein deutliche in Erscheinung tretendes Bauwerk darstellt, welches als bauliches Zeugnis die Infrastruktureinrichtung Eisenbahn dokumentiert, die für die wirtschaftliche Entwicklung der Region im Industriezeitalter von entscheidender Bedeutung war.

Die normalspurige Nebenbahnstrecke Meinerzhagen - Krummenerl wurde am 21. Juni 1927 eröffnet und ist 12,08 Kilometer lang. Der im Jahre 1912 begonnene Bau stockte 1916 wegen des Krieges. Erst 1921 wurden die Arbeiten weitergeführt. Nach schleppendem Fortgang wurde der Bau der Strecke bei den Steinbrüchen von Krummenerl beendet. Die nur zögerlich betriebene Planung für den weiteren Ausbau nach Olpe kam durch den Zweiten Weltkrieg in der Nachkriegszeit zum Erliegen.

Dem Fortbestehen der Steinbruchindustrie ist zu verdanken, dass der Betrieb der Strecke bis heute nicht eingestellt wurde.

Die Existenz der Brücke und die außergewöhnlich große, kostspielige Stützweite der Mittelöffnung von 80 Metern führt auf die Lage der Meinerzhagener Wassergewinnungsanlage im Bereich der Trasse zurück. Der ursprünglich für diese Stelle vorgesehene Damm hätte die Grundwassererfassung unterhalb der Volmequellmulde zerstört. Die Höhe der Trasse über dem Talgrund erlaubt eine Anordnung der Überbauten unterhalb der Brückenbahn. Die damalige Ortspolitik führte einen zähen Kampf für das kostspielige Bückenprojekt, damit die Wassergewinnung nahe der Volmequelle erhalten bleiben konnte. Diese Quellen versiegten auch 1911 während der großen Dürre nicht. Sie verhinderten zudem 1913 bei einem Ortsbrand das vollständige Niederbrennen des Ortes.

Für die Erhaltung und Nutzung der Brücke sprechen zudem wissenschaftliche, hier insbesondere technik- und wirtschaftsgeschichtliche Gründe. Die Fischbauchträgerkonstruktion in Meinerzhagen dokumentiert eine spezielle Form der eisernen/stählernen Brückenkonstruktionen, nämlich den Halbparabelträger mit gekrümmten Unter- und geraden Obergurt, in einer späten, ausgereiften Stufe seiner Entwicklung... Die insgesamt geringe Zahl von Brücken mit solchen Tragwerken lässt sich auf ein häufigere Änderung der Baugewohnheiten und auf die Geländeverhältnisse zurückführen, die einen solchen Brückentyp nur in bestimmten, selten auftretenden topografischen Situationen sinnvoll erscheinen ließen. Der Fischbauchträger stellt in diesen Gebieten die typische Bauweise für die Überbrückung größerer Hindernisse bei relativ niedriger Höhe der Brückenbahn dar. Größere Flusstäler und ein Quellgebiet werden in den drei im südlichen Westfalen bekannten Bespielen - der Brücke in Meinerzhagen sowie den Brücken in Eslohe-Wenholthausen und Plettenberg-Ohle - überbrückt.

Die geringe Anzahl der in Westfalen vorhandenen Beispiele und die vergleichsweise geringe Anzahl in der Bundesrepublik Deutschland tragen zum Denkmalwert bei."
Es gibt Fotos der Fischbauchbrücke und des Bahnhof Scherl:

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