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Region Hannover sortiert Busnetz neu
geschrieben von Jules 
"Die für den Nahverkehr zuständige Region will in Zusammenarbeit mit der Stadt und weiteren Beteiligten bis Ende 2024 das Busnetz in der Landeshauptstadt grundlegend überarbeiten.", so verkündet es die HAZ vom 14.3.2022.
In dem Artikel wird Bezug genommen zur letzten größeren Umstrukturierung im Jahr 1996, also vor mehr als 25 Jahren.
Anders als damals soll diesmal jedoch nicht im Vordergrund stehen, Omnibuslinien "einzustampfen" und das Angebot soll nicht reduziert, sondern ausgebaut werden.
„Mit dem neuen Buskonzept wollen wir keine Lücken reißen. Es ist ein Beitrag zur Verkehrswende“, wird Torsten Albert vom Team Nahverkehr der Region in dem Artikel zitiert. Das Busangebot solle attraktiver werden und mehr Nutzer anlocken, schreibt die HAZ.
Und die neue Buskonzeption bricht mit einem jahrzehntealten Mantra der Nahverkehrsplanung in Hannover, demzufolge der Linienbusverkehr im Vergleich zur Stadtbahn äußerst stiefmütterlich behandelt wurde und ein Schattendasein führte. Beim Stadtbahnausbau mit Tunnelstrecken ging es darum, den ÖPNV möglichst ganz von den oberirdischen Verkehrsflächen der Innenstadt zu verbannen. Einerseits, um Platz für eine große Fußgängerzone zu schaffen. Vor allem aber, um die Straßenbahn und den gesamten oberirdischen ÖPNV aus der City zu verbannen, um mehr Platz für den Autoverkehr zur Verfügung stellen zu können.
Den ÖPNV-Fahrgästen sollte nur noch unterirdisch der Ein- und Ausstieg ermöglicht werden. Mit Aufzügen und Fahrtreppen wurden jedoch manche U-Bahn-Haltestellen erst vor wenigen Jahren ausgestattet, nachdem die Fahrgäste jahrzehntelang Treppen steigen mussten. Die Fahrzeuge des ÖPNV waren in der City an der Oberfläche unerwünscht. Nicht zuletzt die aktuelle Ölkrise aufgrund des Ukraine-Kriegs zeigt einmal mehr, dass damit ein gewaltiger Irrweg eingeschlagen wurde, den es dringend zu korrigieren gilt!

Daran sollen auch die Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV beteiligt werden: "Beim neuen Buskonzept sollen nicht nur Politiker mitreden dürfen, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit. „Wir wollen bis zum Sommer erste Ergebnisse vorlegen und planen dann eine Bürgerbeteiligung als digitales Format. Damit hat die Stadt Hannover in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht“, kündigt Albert an. Herzstück soll eine sogenannte Ideenkarte mit Kommentierungs- und Zustimmungsfunktion sein."
HAZ vom 14.1.2022: Region sortiert Hannovers Busnetz neu

Bild: Der neue Mercedes-Benz Citaro G Hybrid am Lindener Marktplatz eingesetzt auf der Linie 120, die in den letzten Jahren im Takt verdichtet wurde.


Interessant. Gibt es dazu irgendwo mehr, ich kann weder bei hannover.de noch uestra.de was finden?

PS Also ich fand die grünen Fahrzeuge in Hannover ja sehr schön. Die silbernen dann schon weniger. Aber dieser Bus zeigt dass Kompromisse manchmal am aller schlechtesten sind...
Wie gefällt dir der Mercedes-Benz Citaro G Hybrid im SprintH-Design?
Hier im Einsatz auf der Linie 120 am Aegi, im Hintergrund links das denkmalgeschützte Bürogebäude der Sparkasse aus den 50er-Jahren.
Über den vorderen Teil des Busses ragt die ebenfalls denkmalgeschützte Falke-Uhr am Aegi aus den 20er-Jahren heraus.


Auch wenns schick ausschaut, hat die Abbildung des Busses ja nicht wirklich was mit dem Thema zu tun?
Auch nicht so viel besser.

Erstmal ist da viel zu viel schwarz. Ich finde ja große Fenster im allgemeinen sehr gut, damit es im Bus licht und hell ist. Aber warum dann schwarzglas???

Am allerschlimmsten ist dass von vorne - wenn die auf dem vorgehenden Foto die Anzeige so hinter glas liegt dass sie kaum noch lesbar ist.

Die weißen Flächen sind auch überflüssig. SprintH, naja wenn man unbedingt noch eine Marke erfinden muss... (Aber gibt in H nicht schon Rufbusse die auch sprint sind?)
Zitat
christian schmidt
SprintH, naja wenn man unbedingt noch eine Marke erfinden muss... (Aber gibt in H nicht schon Rufbusse die auch sprint sind?)

Ich denke nicht, dass es egal ist, unterwelchen Namen der ÖPNV als Angebot auf den Markt geht.

"SprintH" beispielsweise ist ein attraktiv klingender Titel im Vergleich etwa zu dem recht technisch und altbacken klingenden Namen "Überlandbus".

Die kleinen Rufbusse (Rufbus klingt auch irgendwie fad) werden "On-Demand-Service sprinti" genannt. Zum Beispiel in dieser Pressemeldung von regiobus.
[www.regiobus.de]
Das Design und der Name ähneln sich, aber "sprinti" kann man schon deutlich unterscheiden von "sprintH". Und in der Praxis sind die beiden Angebote als ein zusammenhängendes Angebot geplant, da ist es gut, wenn Design und Name aufeinander abgestimmt sind:
Mit dem kleinen Sprinti aus dem kleinen Ort zu einer Haltestelle wo der große "sprintH" nach Hannover fährt.

Mir gefallen diese Anglizismen wie "on demand service" in der Regel eher nicht so gut. Und zum Beispiel bei den "Tickets" als Bezeichnung für Fahrkarten, hat der GVH ja auch nach mehreren Jahren zurückgerudert.
Andererseits wurde und wird vom Fahrdienstanbieter Moia geradezu exzessiv der Begriff "on demand service" benutzt. Warum nicht daran anknüpfen? Ist ja schließlich kein Patent drauf.
Sprinti, Sprinth, was kommt als nächstes? SprintS für eine Stadt- oder S-Bahn?

Sorry, Produktnamen sind ja schön und gut, aber man sollte schon darauf achten, dass es nicht einfach nur blöd klingt.

Den "altbackenen" Überlandbus könnte man auch einfach Regio- oder Regionalbus nennen, wenn man unbedingt einen Unterschied zum Ortsbus deutlich machen will.

Und der Begriff "Wunschbus" würde besser deutlich machen, dass er nur nach Anmeldung fährt, wenn Begriffe wie Ruf- oder Anrufbus unerwünscht sind



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.03.2022 23:28 von Wolf Tiefenseegang.
Zitat
Wolf Tiefenseegang
Sprinti, Sprinth, was kommt als nächstes? SprintS für eine Stadt- oder S-Bahn?

Sorry, Produktnamen sind ja schön und gut, aber man sollte schon darauf achten, dass es nicht einfach nur blöd klingt.

Den "altbackenen" Überlandbus könnte man auch einfach Regio- oder Regionalbus nennen, wenn man unbedingt einen Unterschied zum Ortsbus deutlich machen will.

Und der Begriff "Wunschbus" würde besser deutlich machen, dass er nur nach Anmeldung fährt, wenn Begriffe wie Ruf- oder Anrufbus unerwünscht sind

Das eigentliche Problem besteht vermutlich darin, dass der ÖPNV als solcher politisch mehr oder weniger unerwünscht ist und allenfalls als kleines Korrektiv geduldet wird, weil der von allen Seiten hochgradig gepamperte MIV (Motorisierte Individualverkehr) eben wenig dazu geeignet ist, Mobilitätsprobleme zu lösen, aber in hohem Maße dazu beiträgt Verkehrsprobleme zu schaffen.

Wären die Begriffe Linienbus, Überlandbus oder Anrufbus von vornherein klar positiv besetzt, dann bräuchten sich die Verkehrsunternehmen nicht den Kopf darüber zerbrechen, welch fantasievollen Namen sie ihren Produkten verleihen wollen, um am Markt besser bestehen zu können.

Leider verknüpfen viele Menschen sehr einseitig negative Erlebnisse mit dem ÖPNV. Und leider sind diese negativen Erlebnisse in vielen Fällen strukturell bestimmt. Und es fehlt vielfach die Bereitschaft von Politik und Verwaltung, Verbesserungen für den ÖPNV durchzusetzen. Einer Namensänderung zuzustimmen, das fällt vielen Politiker*innen leichter als einem Haltestellenumbau zuzustimmen, der bewirkt, dass der Autoverkehr hinter dem an einer Haltestelle haltenden Omnibus warten muss, so dass der Omnibus bei seiner Weiterfahrt eine freie Strecke vor sich hat.
Tempo 60 auf Landstraßen anzuordnen, damit tun sich Politiker*innen schwer. Dabei ist das die Höchstgeschwindigkeit für einen Linienbus oder Überlandbus, in dem nicht nur die Sitzplätze ausgelastet sind, sondern auch noch Passagiere stehend mitfahren. So wie es sein sollte in den Verkehrsspitzen.
Der ÖPNV muss das Tempo vorgeben und dafür müssen endlich bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Tempo 60 auf Landstraßen anzuordnen,

Dein Ernst? Dreimal am Tag fährt dort ein Bus - oder es fährt gar keiner. Aber Ideologie und Feindbild ist ja etwas Schönes. Mobilitätsprobleme auf dem platten Land sind andere als im Zentrum von Hannover.

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Zitat
histor
Tempo 60 auf Landstraßen anzuordnen,

Dein Ernst? Dreimal am Tag fährt dort ein Bus - oder es fährt gar keiner. Aber Ideologie und Feindbild ist ja etwas Schönes. Mobilitätsprobleme auf dem platten Land sind andere als im Zentrum von Hannover.

Mit der Aussage bestätigst du ganz und gar, was ich gesagt habe: Der ÖPNV wird allenfalls geduldet für bestimmte Anwendungsbereiche im innerstädtischen Verkehr, das Auto genießt dagegen unbeschränkt die absolute Vorrangstellung, alle anderen Verkehrsmittel werden konsequent untergeordnet. Und im ländlichen Raum ist diese bornierte Anti-ÖPNV-Haltung so weit gediehen, dass jemandem, der Verbesserungen für den ÖPNV im ländlichen Raum fordert, unterstellt wird, er verfolge dabei ein Feindbild, in dessen Mittelpunkt der Autofahrer steht. Dabei schreit deine Aussage "Dreimal am Tag fährt der Bus" geradezu nach Verbesserungen für den ÖPNV im ländlichen Raum.
Zitat
Jules
Mit der Aussage bestätigst du ganz und gar, was ich gesagt habe

Nö. Du bestätigst meine Ansicht eines, der ein Feindbild kultiviert.

Je dünner die Besiedlung, je weniger ist beim öffentlichen Verkehr ein akzeptables Verhältnis Kosten / Nutzen gegeben. Irgendwann kommt der Punkt, wo es auch ökologisch besser ist, wenn ein PKW mit 2 Leuten durch die Gegend fährt als ein Bus.

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Zitat
histor

Je dünner die Besiedlung, je weniger ist beim öffentlichen Verkehr ein akzeptables Verhältnis Kosten / Nutzen gegeben. Irgendwann kommt der Punkt, wo es auch ökologisch besser ist, wenn ein PKW mit 2 Leuten durch die Gegend fährt als ein Bus.

Volle Zustimmung. Wenn es denn bei dem einen PKW bleibt.
Zitat
histor
Zitat
Jules
Mit der Aussage bestätigst du ganz und gar, was ich gesagt habe

Nö. Du bestätigst meine Ansicht eines, der ein Feindbild kultiviert.

Je dünner die Besiedlung, je weniger ist beim öffentlichen Verkehr ein akzeptables Verhältnis Kosten / Nutzen gegeben. Irgendwann kommt der Punkt, wo es auch ökologisch besser ist, wenn ein PKW mit 2 Leuten durch die Gegend fährt als ein Bus.

Warum erklärst du dich zum Feindbild? Bist du doch gar nicht, und du bist auch nicht mein Feinbild.
Eine Region mit dünner Besiedlung ist tatsächlich schwerer mit dem ÖPNV zu erschließen, als eine Gegend mit dichter Besiedlung. Das will ich gar nicht in Abrede stellen.
Aber es ist möglich, eine Gegend mit dünner Besiedlung mit dem ÖPNV zu erschließen.

Die von mir kritisierten Probleme entstehen unter anderem daraus, dass beim Siedlungsbau häufig eine Erschließung mit dem ÖPNV erst gar nicht angedacht wird. Zugespitzt könnte man sagen: Gäbe es erst gar nicht die Option, einen privaten PKW zu fahren, dann gäbe es eine ganz andere Siedlungsstruktur.
Zitat
Jules
Gäbe es erst gar nicht die Option, einen privaten PKW zu fahren, dann gäbe es eine ganz andere Siedlungsstruktur.

Die Antwort könnte ein abendfüllendes Programm werden. Da hilft kurz ein Blick in die Vergangenheit etwa 120 Jahre zurück. Würde mir das Lastenfahrrad nicht genügen und hätte ich Platz, dann aber doch die Kutsche. Mit Pferden.

Du hast insofern Recht, dass es um diese Jahre üblich war, erst die Straßenbahnschienen zu legen und dann die 4-stöckigen Häuser zu bauen. Was man - z.B. in Hamburg - nach den zweiten Weltkrieg leider nicht getan hat: Großsiedlungen in der Pampa auf der grünen Wiese und die Leute warten Jahrzehnte auf ädequaten Anschluss. Und klar ist auch, dass öffentliche Verkehrsmittel um so besser ausgenutzt werden, je dichter die Besiedlung ist. Logischerweise benötige ich mehr Platz bei 3-stöckiger als 4-stöckiger Bebauung für gleich viel Einwohner. Von Eigenheimen ganz abgesehen. Andererseits hat ein jeder die Freiheit, so zu wohnen wie er sich vorstellt und bezahlen kann.

Sicher stimme ich mit dir überein, dass es nötig ist, dem öffentlichen Verkehr Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Persönlich finde ich Hannover mit seiner Straßenbahn in der City im Tunnel eine gute Lösung. Aber die Verflechtungen sind zu komplex, als dass es einfach nur mit der Abschaffung von Autos getan wäre.

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
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