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Tauziehen ums neue Stadtzentrum
Kaltenkirchen: Politiker kommen morgen zu einer Sondersitzung zusammen. Sollten die Pläne im Bauausschuss scheitern, droht der Stadt ein Schaden von mehreren Millionen Euro.
Von Wolfgang Klietz

Kaltenkirchen -
Der Abend des 7. September 2006 wird voraussichtlich in die Historie Kaltenkirchens eingehen. Im Ratssaal könnte der Bauausschuss bei seiner außerordentlichen Sitzung den Weg für eine 20 Millionen Euro teure Bebauung des neuen Stadtzentrums am Bahnhof freimachen. Sicher ist das Okay der Kommunalpolitiker allerdings nicht.

Bei der Sitzung vor einer Wochen haben sie den Plänen ihre Zustimmung verweigert. Zu kurzfristig seien die Zeichnungen gekommen. Aussagekräftig seien sie auch nicht gewesen, beklagten die Fraktionen unisono. Und mit einigen Details, die sie erkennen konnten, waren sie auch nicht einverstanden. Auf dem Gelände, das seit Jahren beliebter Treffpunkt Kaltenkirchener Hunde ist, sollen Geschäfte, Wohnungen und Büros sowie zahlreiche Parkplätze entstehen. Geplant ist außerdem eine Seniorenwohnanlage.

Damit trotzdem schnell eine Entscheidung getroffen wird, wurde die außerordentliche Sitzung anberaumt. Aus Sorge darüber, dass das Projekt sogar scheitern könnte, macht Bürgermeister Stefan Sünwoldt Druck. "Wir haben eine ganz enge Zeitschiene, um das Projekt als Ganzes nicht zu gefährden", sagte er. Auch der Ausschussvorsitzende Georg Loger (SPD) stellte eine "besondere Eilbedürftigkeit" fest. Offenbar geht im Rathaus die Angst um, dass das gesamte Projekt im letzten Moment noch platzen könnte.

Möglichst bis Ende des Jahres müsse die Baugenehmigung vorliegen, sagte Sünwoldt. Nur dann kann die Hamburger Firma Tutela, die das Projekt finanziert, wie geplant nach 16 bis 18 Monaten Bauzeit die Geschäfte eröffnen. Spätestens im Oktober 2008 muss der Verkauf beginnen, mahnen die Discounter, die am Bahnhof einziehen wollen.

"Wir wollen, dass gebaut wird", sagt CDU-Bauexperte Karl-Heinz Richter, "aber nicht um jeden Preis." Er und seine Kollegen aus dem Ausschuss haben sich bei der jüngsten Sitzung besonders darüber geärgert, dass sie lediglich einen Plan bekommen haben, der "schlecht kopiert" war. Richter: "Da fehlten Unterlagen."

Außerdem sind die Politiker nicht angetan von dem Vorhaben der Planer, den geplanten, markanten Turm gegenüber der Polizei möglicherweise doch nicht zu bauen. Ebenfalls umstritten ist ein Komplex, auf dem ein offenes Parkdeck mit mehr Plätzen als zunächst angekündigt entstehen soll. Die Tutela-Planer hatten in der Vergangenheit immer wieder ihre Pläne geändert, um den Mietern entgegenzukommen. "Die Feinabstimmungen sind ein Kraftakt", sagt der Bürgermeister.

Tutela hat bereits Verträge mit Penny, Sky und Budnikowsky sowie zahlreichen anderen Geschäften abgeschlossen. Dass Kaltenkirchens Stadtvertreter im äußersten Fall auch bereit sind, eine Millionen-Investition zu stoppen, haben sie schon einmal bewiesen. Der Energiekonzern E.on musste im Sommer 2003 seine Pläne für ein Holzkraftwerk in Kaltenkirchen begraben, weil der Bauausschuss den Bebauungsplan nicht ändern wollte.

Um die Stadtvertreter nicht gänzlich zu verprellen, hatte Tutela nach der missglückten Ausschusssitzung noch am Wochenende aussagekräftige Pläne nachgereicht. Eine Prognose, wie die Sondersitzung am Donnerstag ausgeht, wagt Loger nicht.

Doch alle Kommunalpolitiker wissen, dass das Aus für die Tutela-Pläne die Stadt teuer zu stehen kommen würde. Sünwoldt spricht von Millionen, die die Stadtkasse belasten würden. Diese Summe steht der AKN zu, die ihre Flächen am Bahnhof für das neue Zentrum der Stadt übertragen hat. Die Kalkulation im Rathaus: Die Stadt verkauft das Grundstück an die Tutela weiter und kann mit dem Erlös die Rechnung der AKN bezahlen. Fällig wird der Betrag am 1. Januar 2007. Muss Kaltenkirchen tatsächlich zahlen, könnte auch dieses Datum in die Geschichte eingehen.
Aus: Norderstedter Zeitung

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