Moin zusammen,
der eingangs erwähnte Vergleich zu Ratzeburg hinkt etwas. Der Bahnhof z.B. liegt alles andere als zentral am westlichen Stadtrand und als zentraler Verknüpfungspunkt vieler Buslinien dient die Haltestellung "Demolierung" am Rathaus auf der Insel.
In den letzten Jahren hat die Inselstadt regelmäßig Linienveränderungen hinnehmen müssen. Bis Ende der 1980er war der von Magirus-Deutz dominierte Busverkehr vom Schülerverkehr geprägt und wirkliche Linien gab es nicht. Es gab neben den üblichen Zeitkarten 10er-Karten für Schüler und 6er-Karten für Erwachsene (irgendwann auch 5er-Karten).
In Richtung Mechow/Bäk, Mustin, Seedorf/Sterley und Schmilau/Mölln kam man höchstens dreimal am Tag, darüber hinaus verkehrte die AK von Lübeck über Ratzeburg - Fredeburg - Mölln nach Lauenburg und Bergedorf; Dahmetal fuhr nach Kastorf mit Anschluß nach Bad Oldesloe. In Kooperation mit Dahmetal hatte die damalige RMVG den Städteschnellbus über Mölln nach Hamburg (Wandsbek Markt) eingeführt. Einheitliche Tarife und Taktverkehr waren ein Fremdwort, statt dessen orientierte man sich an der Nachfrage und fuhr morgens und mittags im 50-Minuten-Rhythmus.
Mit Erweiterung des HVV nach Norden wurden umfangreichere Linienänderungen vorgenommen, das Mecklenburger Viertel und Ziethen wurden gemeinsam vom Bahnhof bedient, die andere Linie bediente vom Bahnhof aus das Mecklenburger Viertel und den Bereich Krankenhaus/Seniorenwohnsitz (SWR). Je nach dem, ob die Busse zwischen Bahnhof und Markt den direkten Weg über die Bahnhofsallee oder über die Bergstraße nahmen, konnte die Reisezeit zwischen Bahnhof und SWR 45 Minuten betragen.
Die beiden straßenführenden Zufahrtsdämme zur Insel sind seit 1989 Engpässe, was auch die Ostseeautobahn entlasten konnte; dieses wirkte sich negativ auf die Pünktlichkeit der Busse aus, so daß vorübergehend die Buslinien am Markt gebrochen und für Fahrgäste undurchschaubar durchgebunden wurden. Aber dafür gab es mittlerweile einen halbwegs vernünftigen Taktverkehr und durchgehende Tarife. Der Umbau des Marktplatzes mit Verlagerung des Umsteigeplatzes der Buslinien vom Markt hin zur "Demolierung" (knapp 500 m westlich) schaffte offenbar keine Verbesserung. Die Linientrennung hielt daher nicht lange an und mit Wiederherstellung des Bahnhofs als richtigen Bahnhof durch Wiederherstellung des zweiten Gleises mit regelmäßigen Reisezugkreuzungen fuhren die wieder zwei Linien vom Bahnhof in Richtung Markt - Ziethen / Mecklenburger Viertel / SWR. Den Bahnhof verließen sie nach knapper Umsteigezeit von den Zügen leicht zeitversetzt, um an der "Demolierung" wieder zusammen zu finden und sich dann wieder zu trennen.
Um zuviel Schleifenfahrten im Mecklenburger Viertel zu vermeiden (die Hauptkunden neben Schülern waren wie in anderen Kleinstädten auch ältere oder ärmere Personen), wurde hier wieder ausgedünnt und eine Linie bei Erschließung des Neubaugebiets "Barkenkamp" unter Auslassung des Mecklenburger Viertels ab dem SWR über Schmilau nach Mölln verlängert, während die andere nur über Bahnhofsallee - Markt - Mecklenburger Viertel das früher gut angeschlossene Nachbardorf Ziethen ausläßt. Nur morgendliche Ausrückfahrten vom Betriebshof an der Gemeindegrenze Ratzeburg/Ziethen und Schülerverkehr bedienen noch Ziethen. Im Gegensatz dazu hat sich die Anbindung Schmilaus an Ratzeburg und Mölln erheblich verbessert, zumal in Mölln am ZOB optimale Anbindung von und nach Hamburg (Wandsbek Markt) besteht und am Bahnhof ein guter Umstieg aus/in Richtung Büchen - Lüneburg möglich ist.
Kreisübergreifende Linienverbesserung durch Einführung einer zweistündig ab dem Bahnhof Ratzeburg nach Bad Oldesloe verkehrenden Buslinie und vier Direktbussen zwischen Bahnhof Ratzeburg und Bahnhof Ahrensburg (jeweils a-tags) sind als herausragende Optimierungen im nördlichen Kreis Herzogtum Lauenburg noch anzuführen; über die Buslinien nach Mecklenburg schweigt sich der HVV-Fahrplan offenbar aus.
Meine persönlichen Erfahrungen (meine Eltern wohnen in Ratzeburg) sehen kaum Berufspendler in den Stadtbussen. Wer kann, geht zu Fuß oder nutzt das Fahrrad bzw. Auto. Menschen im Erwerbsalter, die tagsüber im Stadtverkehr mit dem Bus fahren, gelten als minderbemittelte oder idealistische Zeitgenossen (freundlich ausgedrückt).
Gute Fahrt
Holger