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[N] VAG Jahresabschluss 2006
geschrieben von BahnInfo-Redaktion 
Mehr Fahrgäste - Zuschussbedarf stabil - Erträge müssen steigen und Kosten weiter reduziert werden

Die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg konnte sich im Geschäftsjahr 2006 erneut über ein Plus bei den Fahrgastzahlen freuen. Diese stiegen von 139,6 Millionen auf 142,9 Millionen im Stadtgebiet Nürnberg und in den Nachbarorten Stein, Oberasbach und Zirndorf. Das entspricht einer Steigerung um 2,4 Prozent. Nimmt man den Omnibusverkehr in Fürth und Erlangen sowie vertragliche Leistungen der Omnibusverkehr Franken GmbH (OVG) hinzu, so ist der Anstieg noch erfreulicher: von 168 Millionen im Jahr 2005 auf 173 Millionen im vergangenen Jahr.
Die Steigerungsrate im VAG-Bedienungsgebiet entspricht 2006 mit 2,4 Prozent Zuwachs exakt der im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg. Bundesweit stiegen die Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr um 1,9 Prozent. Für die Steigerungen 2006 sind insbesondere Berufspendler verantwortlich. Mögliche Ursachen für den Anstieg: die verbesserte konjunkturelle Entwicklung, das hohe Niveau der Spritpreise und auch die verstärkte Diskussion um Klima und Umwelt.
Die Umsatzerlöse erhöhten sich 2006 um rund fünf Millionen Euro auf 126 Millionen Euro, das sind 3,9 Prozent mehr als 2005. Das Plus ist auf die gestiegenen Fahrgastzahlen, aber auch auf höhere Zuweisungen aus dem VGN sowie die Tariferhöhung zurückzuführen. Dieser positive Effekt auf der Einnahmenseite wurde allerdings überlagert von höheren Aufwendungen für Personal und insbesondere höhere Ausgaben für Treibstoffe und Energie. Allein für Treibstoffe und Energie stiegen die Ausgaben 2006 im Vergleich zu 2005 um 20 Prozent oder eine Million Euro. Die höheren Aufwendungen für Personal sind überwiegend in Verbindung mit personalwirtschaftlichen und versorgungsmathematischen Rückstellungsergebnissen zu sehen. Ingesamt ist die Beschäftigtenzahl der VAG auf durchschnittlich 1.812 (2005: 1.846) gesunken.
Die VAG schloss das Geschäftsjahr 2006 mit einem negativen Saldo von 71,2 Millionen Euro ab. 2005 betrug dieser 70,9 Millionen Euro. Der Vorstandsvorsitzende der VAG, Herbert Dombrowsky, ist dennoch zufrieden mit dem Ergebnis, weil sich die Bedingungen für den öffentlichen Nahver-kehr 2006 insgesamt verschlechtert haben. Neben den bereits genannten höheren Ausgaben für Personal, Treibstoffe und Energie hätten sich auf das Ergebnis niedrigere staatliche Ausgleichszahlungen für den Schülerverkehr sowie für die Beförderung von Schwerbehinderten negativ ausgewirkt.
Trotz des insgesamt zufrieden stellenden Ergebnisses sieht Dombrowsky die Notwendigkeit, die Kosten weiter zu senken und die Erlöse zu steigern, wie dies bereits im Accenture Gutachten von 2003 gefordert worden war. Mit Blick auf die Kosten stellte der Vorstandsvorsitzende anlässlich der Bilanzpressekonferenz am 5. Juli 2007 in Nürnberg fest: "Die Möglichkeiten in diesem Punkt sind allmählich erschöpft. Gleichwohl werden wir auch hier noch einmal ansetzen. Wir werden aber in den nächsten Jahren vor allem das Ziel konsequent verfolgen müssen, unsere Einnahmen zu erhöhen. Dies ist zwingend, wenn wir weiterhin ein attraktives Angebot bieten wollen. Wir gehen mit Augenmaß vor und bieten den Kunden neben einem sehr gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehrssystem im Zuge der Tarifreform 2007/2008 auch neue attraktive Angebote an. Einen bundesweiten Vergleich der Fahrpreise brauchen wir dabei nicht zu scheuen. Über Jahre sind unsere Erhöhungen im bundesweiten Vergleich unter dem Schnitt und seit Jahren befinden wir uns hier auf den hinteren Plätzen der Preisskala."

Fahrgastentwicklung und Tarifeinnahmen
Eine Untersuchung des Münchener Sozialforschungsinstituts Socialdata im Jahr 2006 hat ergeben, dass der Anteil des ÖPNV bei den täglich zurückgelegten Wegen inzwischen wieder auf 21 Prozent (Basis 209 Wege pro Tag) angewach-sen ist. Der ÖPNV erreicht damit wieder einen Wert wie Anfang bis Mitte der 1990er Jahre. Ende der 1990er Jahre und zu Beginn des neuen Jahrhunderts war er auf 19 Prozent gesunken. Insgesamt nutzen täglich im Schnitt 23 Prozent der Nürnberger den ÖPNV.
Sowohl die Anzahl als auch der Eurobetrag der Fahrausweisverkäufe haben sich bei der VAG wie im gesamten Verkehrsverbund positiv entwickelt. Die Fahrgeldeinnahmen einschließlich der Abgeltungszahlungen der VAG verbesser-ten sich um erfreuliche 5,9 Prozent von 90,3 Millionen Euro im Vorjahr auf 95,6 Millionen Euro. Die Steigerung resultiert überwiegend aus einem höheren Anteil an den VGN-Fahrgeldeinnahmen, aber auch aus dem gestiegenen Fahrgastaufkommen sowie der moderaten Fahrpreiserhöhung zum 1. Januar 2006 um durchschnittlich 1,3 Prozent. Die Ausgleichsleistungen für die Schwerbehindertenbeförderung nahmen, in Anlehnung an die gestiegenen VGN-Zuscheidungen, um insgesamt 6,7 Prozent zu, während die Leistungen für den Schülerverkehr gemäß den Gesetzesänderungen einen Rückgang um 4,5 Prozent erfuhren.

Ertragslage
Das Rohergebnis blieb mit rund 84,5 Millionen Euro auf dem Vorjahresniveau. Es hatte sich minimal um 0,1 Prozent oder 57.000 Euro verbessert. Dabei hielten sich die gestiegenen Umsatzerlöse und sonstigen Betriebserträge mit den gestiegenen Materialaufwendungen, den rückläufigen aktivierten Eigenleistungen und Bestandsveränderungen die Waage.
Die Summe der sonstigen betrieblichen Erträge hat sich um 90,8 Prozent auf 46,8 Millionen Euro (Vorjahr 24,5 Millionen Euro) erhöht. Dies ist auf die erstmalig ganzjährige Abrechnung der Leistungen an die Tochtergesellschaften zurückzuführen.
Die Aufwendungen für Treibstoffe erhöhten sich überwiegend aufgrund gestiegener Bezugskosten um 20,1 Prozent oder 1,0 Millionen Euro, während die übrigen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie bezogenen Waren lediglich eine Steigerung um 2,4 Prozent oder 0,4 Millionen Euro erfuhren. Die Aufwendungen für bezogene Leistungen nahmen insgesamt um 53 Prozent oder 23,7 Millionen Euro zu. Neben den erstmalig ganzjährigen Verrechnungen der Verkehrsleistun-gen der Tochterunternehmen erhöhten sich die Aufwendungen für Fremdbuseinsätze um 5,2 Prozent oder 0,8 Millionen Euro.
Der durchschnittliche Personalstand hat sich zum Jahresende um 34 Beschäftigte (1,8 Prozent) reduziert. Die Summe der Löhne und Gehälter verminderte sich um 0,6 Prozent oder 0,4 Millionen Euro. Die Personalaufwendungen insgesamt erhöhten sich um 6,4 Prozent oder 5,8 Millionen Euro. Der Anstieg ist überwiegend in Verbindung mit personalwirtschaftlichen und versorgungsmathematischen Rückstellungsergebnissen zu sehen. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent oder 2,8 Millionen Euro auf 34,0 Millionen Euro.
Der Jahresfehlbetrag und somit der Zuschussbedarf hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Millionen Euro auf 71,2 Millionen Euro erhöht. Er wird auf der Basis des bestehenden Ergebnisabführungsvertrages mit der Städtische Werke Nürnberg GmbH von der Muttergesellschaft ausgeglichen.
Verteilt auf die Geschäftsbereiche sind am Zuschussbedarf beteiligt: der U-Bahn-Betrieb mit -9,3 Millionen Euro (13,0 Prozent), der Straßenbahnbetrieb mit -27,5 Millionen Euro (38,6 Prozent) und der Busbetrieb mit -34,4 Millionen Euro (48,4 Prozent). Der Aufwandsdeckungsgrad liegt 2006 für die U-Bahn bei 87,4 Prozent, die Straßenbahn bei 50,2 Prozent und den Busbereich bei 70,9 Prozent. Insgesamt liegt der Aufwandsdeckungsgrad mit 71,2 Prozent 2006 besser als 2005 (67,9 Prozent).

Niedrigere Investitionen
Das Investitionsvolumen ohne Finanzanlagen und abzüglich der erhaltenen Zuschüsse betrug 2006 13,8 Millionen Euro und lag damit um 14,0 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Ursächlich dafür ist, dass wegen der Verzögerung des Projektes RUBIN Investitionen auf die Folgejahre verschoben wurden.
Die höchste Investitionssumme in 2006 verzeichnet der Geschäftsbereich Fahrweg mit 5,3 Millionen Euro. Es folgt der Geschäftsbereich Bus mit 3,1 Millionen Euro, die U-Bahn mit 2,5 Millionen Euro und schließlich die Straßenbahn mit 1,9 Millionen Euro. Für Sonstiges hat die VAG 1,0 Millionen Euro ausgegeben. Im Wesentlichen sind die Investitionen in neue Fahrzeuge und Anlagen, also in Gleise, Streckenausrüstung und Sicherungsanlagen geflossen.
Zu den Investitionen erhielt die VAG Zuschüsse nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungs-
gesetz Bayern in Höhe von 4,7 Millionen Euro und dem Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr in Bayern von 0,3 Millionen Euro. Die erhaltenen Zuschüsse wurden von den Investitionen des laufenden Geschäftsjahres gekürzt.

Ausblick
Entscheidend für die Entwicklung der VAG wird die Marktöffnungsverordung für den ÖPNV der EU sein. Sie wurde am 10. Mai 2007 vom europäischen Parlament in zweiter Lesung verabschiedet. Die Behandlung im Rat in zweiter Lesung mit qualifizierter Mehrheit steht noch aus. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass dieser der Verordnung zustimmt. Damit wäre es der Stadt Nürnberg weiterhin möglich, die VAG über die Direktvergabe mit der Gewährleistung des öffentlichen Personennahverkehrs in Nürnberg zu betrauen. Somit könnte der Bestand der VAG weitgehend gesichert sein. Klärungsbedarf gäbe es aber insbesondere mit Blick auf die Betriebsführungsverträge Fürth und Erlangen, die zunächst aber auch in ihrem Bestand gesichert wären, da lange Übergangsfristen geplant sind.
2007 plant die VAG Investitionen in Höhe von 74,8 Millionen Euro. Beinahe die Hälfte entfällt auf die U-Bahn und hier insbesondere das Projekt RUBIN. Nennenswert sind noch die Anteile des Fahrwegs mit immerhin einem guten Viertel und der Straßenbahn mit 13,4 Prozent, die insbesondere in die neuen Variobahnen investiert werden.
Die Planung der ÖPNV-Investitionen des Nürnberger Stadtrates für die nächsten vier Jahre beinhalten vor allem neue Streckenabschnitte im Schienenverkehr nach dem Motto "Neuerschließung vor Doppelerschließung". Hier sind die U-Bahn-Linien U3, die im Westen der Stadt bis Gebersdorf gebaut werden soll, sowie die Straßenbahnlinien 9 Richtung Erlangen sowie der Linie 8 im Süden Richtung Kornburg zu nennen.

Quelle: VAG-Presseinformation

Artikel geschrieben von Christian Maußner



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.07.2007 07:48 von BahnInfo-Redaktion.
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