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VAG Mobilitätskennzahlen 2011
geschrieben von Gugelhupf 
Da es ja für ÖPNV-interessierte durchaus auch interessant, etwas lokales Zahlenmaterial zur Verfügung zu haben, wollte ich hier einmal diesen Thread eröffnen, in dem man das Mobilitätsverhalten diskutieren kann. Grundlage die aktuellen Kennzahlen der VAG:
[www.vag.de]

Im Grunde wenig neues, da sich im Vergleich zu den letzten Jahren kaum etwas geändert hat. Erschreckend immer noch, meiner Meinung nach, dass PKWs im Schnitt mit 1,3 Personen besetzt sind. Außerdem ist es nur teilweise zu begrüßen, dass nur 62% aller PKWs an einem Tag überhaupt in Betrieb genommen werden. Das macht meines Erachtens nach nur umso deutlicher, wieviel (meist) öffentlicher Raum pro Tag dafür verschwendet wird, dass irgendjemand seinen selten genutzten Privatbesitz meint darauf abstellen zu müssen. Umwelttechnisch ist es natürlich besser, wenn ein PKW nicht fährt, aber gerade in verdichteten städtischen Räumen ist es trotzdem erschreckend, wie viel Raum für den euphemistisch "stehenden Verkehr" genannten Privatbesitz draufgeht...
Erfreulich ist immerhin, dass der ÖPNV leichte Zuwächse gemacht hat. Würde man da noch einige der sinnvollen Ausbaumaßnahmen des NVEP mit einberechnen, dann ließe sich da bestimmt noch einiges rausholen!
Hallo,

ich gehöre wohl auch zu denen die ein Auto besitzen und es nur 1 mal pro Woche rausholen... Ich wohne in der Nürnberger Nordstadt und hab fast direkt vorm Haus ne Strabahaltestelle. Ich zahle jeden Monat für einen Tiefgaragenstellplatz und natürlich fleißig meine Versicherung und die Steuer. ABER: Zum Einkauf (Getränkekästen für mich aber auch für meine Mutter, Großeinkauf fürs Wochenende) und z. B. wenn man mal Freitag Abend essen geht ist ein Auto meistens nicht zu ersetzen. (Ich geh ich gern zu nem Griechen in Reichelsdorf da hab ich keine Lust um 20 Uhr oder später noch mit 2x Umsteigen nach dem Essen heim zu fahren und dann nach über 50 Min (fast eine Stunde ohne Wartezeit in Reichelsdorf Süd auf den 61er) endlich zuhause anzukommen.)

Ich benutze bis auf diese kleinen Ausnahmen immer den ÖPNV, aber bei den obigen Beispielen ist einfach eine Grenze erreicht die wohl die wenigsten (außer sie haben nicht die Mittel) überschreiten.

Wenn man in der Stadt lebt, braucht man gewiss keine 2 Autos für die Familie. Da reicht auch eins.

Mit den Erweiterungen des Schienennetzes in Nürnberg und auch die Verbesserungen im Busnetz in Zukunft lassen sich aber sicher noch mehr Leute für den ÖPNV gewinnen. Zumindestens für Fahrten zur Arbeit und zu Abendlichen Veranstalltungen im Opernhaus usw...
Ein weiterer Aspekt dieser Untersuchung wird in der aktuellen VAG-Zeitschrift aufgezeigt um zwar auf Seite 2. Dort wird nämlich gesagt, das junge Leute seltner Führerschein und Auto haben. Von 16% im Jahr 2000 auf 8% 2010. Und das das Auto für nur mehr 17% Statussymbol ist. Das jemals soviel Vernunft einkehren würde, hätte ich nie zu hoffen gewagt.

Gut nimmt man andere Statistiken hinzu wird auch klar warum.

Bevor die ganzen Finanzkrisen waren, im sogenannten "Aufschwung" hatten nur die reichsten 10% der Bevölkerung Gewinne gemacht, die untersten 10% sind schon während des Aufschwung weiter ins Minus gerutscht, und speziell die Mittelschicht ist erstaunlich eingebrochen. (sehr schön wird dieser Aspekt in einem Vortrag von Georg Schramm erläutert). Von den jetzigen Krisen liegen mir zwar die Zahlen nicht vor, man kann aber davon ausgehen, das es wieder Mittelschicht und Unterschicht getroffen hat die weniger in der Tasche haben. Und da bekanntlich nur diese Schichten überhaupt noch Kinder in Deutschland machen (siehe Akademikerinnen-"Wurfprämie" als Versuch das zu ändern), is klar, das Führerschein und Auto für einige (zum Glück) einfach nicht mehr erschwinglich sind. Im Grunde ist es also keine Entscheidung der Vernunft, sondern das Geldes, aber immerhin, der Satz "Das Kapital hat die Schöpferische Kraft der Zerstörung" dreht sich hier ins Positive um, dass das "Nicht-Kapital" die "schöpferische Kraft" des Aufbaus zu haben scheint. ÖPVN Aufbau meine ich damit natürlich.

Vielleicht - wenn man zu hoffen wagt - wird sich dann irgendwann das "Luxusproblem", dass das Umweltbewusstsein einiger schlagartig erlischt, wenn es um mehr als einmal Umsteigen geht, und dann doch aufs Auto zurückgegriffen wird, sich dadurch in einigen Jahren selbst lösen.

Gerade die Tatsache, das weniger Leute sich überhaupt die Voraussetzung schaffen, irgendwann den Öffentlichen den Rücken kehren zu können, indem sie den Führerschein machen, schafft Hoffnung auf einem stabilen Neukundenstamm. Und selbst wenn diejenigen einen Führerschein machen: Vielleicht mag es künftig noch mehr Leuten so gehen, das diejenigen die gezwungener Maßen einen Führerschein machen müssen (z. B. während einer Ausbildung), sich aus wirtschaftlichen Gründen von vornherein gegen die Anschaffung und Haltung eines PKWs einscheiden werden, auch hier kann die "schöpferische Kraft" des "nicht-Kapitals" noch einige Neukunden generieren.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.09.2011 16:06 von Daniel Vielberth.
Ich würde sagen, dass es einfach eine Sache der Einstellung ist, ob man nun die Öffentlichen nutz oder nicht.
Mir sind beispielsweise einige Jugendliche bekannt, die trotz eines guten ÖPNV-Anschlusses sich ein Auto antun, auch wenn sie die monatlichen Kosten zum Sparen zwingen.
Ich kenne auch Leute, die seit der Wirtschaftskrise mit ihren Lohn gerade so über die Runden kommen; das Auto wird aber nicht verkauft, obwohl man es einsparen könnte.
Die Gründe fürs Auto sind vielschichtig:
1) Die Fahrzeit mit den Öffentlichen ist oftmals länger
2) Die Verbindungen auf den Land sind schlecht
3) Die Verbindungen morgens sind schlecht (zB Frühschicht mit Dienstantritt 06:00)

Für einen eingefleischten ÖPNV-Fan sind obige Punkte alles keine Argumente nicht die Öffentlichen zu nutzen oder mal mit dem Rad zu fahren, für den bequemen Durchschnittsbürger ist der ÖPNV in diesen Punkten zu unkomfortabel.

Eben alles eine Sache der Einstellung.

Interessant könnte für den ÖPNV ein Ausbau von Car Sharing werden. Das hebelt nämlich obige Punkte 2 und 3 aus.
Der Großteil der Autofahrer nutzt das Auto für Erledigungen, die man alternativ auch zu 75% zu Fuß, per Rad oder den Öffentlichen erledigen könnte.
Da man das Auto schon für die restlichen 25% der Fahrten besitzt, nimmt man dann aus Komfortgründen für knapp 100% der Fahrten das Auto.
Wenn nun Car-Sharing die restlichen 25% der Fahrten kompensiert, dann gibt es eigentlich nur noch wenige Gründe für ein eigenes Auto (zB Außendienst).
Dem Stadtbild würde es auch helfen, wenn die Blechlawinen an stehenden Autos reduziert wird.
Also, ich kann ueber mich sagen: Ich bin 21, Student und habe zwar Fuehrerschein aber kein Auto.

Ich studiere in Wuerzburg. Beim dortigen Ausbau der Oeffentlichen brauche ich in der Stadt sowiso kein Auto (mit Parkplatzsuche braucht man eh laenger als mit den Oeffentlichen).
Der Weg zu meinem Nebenjob ist mit OePV auch gut zuruecklegbar (Siemens-Erlangen). Zwar brauche ich mit insgesamt ca. 2 h/Richtung laenger als ich mit dem Auto braeuchte, da ich aber als Programmierer arbeite, kann ich die Zeit im Zug produktiv nutzen.
Auch in Zukunft werde ich mir meine Arbeitgeber und Wohnorte nach OePV-Erreichbarkeit raussuchen.

Meinen Fuehrerschein habe ich aus zwei Gruenden:
Umziehen mit der Bahn funktioniert eher suboptimal ;-) Fuer solche Sachen macht es Sinn einen Transporter zu mieten.
Ich komme urspruenglich (vor meinem Studium) aus Weiden - dort faehrt der letzte Bus um 20:30. Wenn ich mal wieder dort bin und man Abends doch mal wohin will muss halt jemand fahren (das Auto leihe ich mir dann von meinen Eltern oder meiner Oma).
Bei diesen Gelegenheiten macht der Fuehrerschein Sinn.

Bei dem brauchbaren Oeffentlichen Angebot ueber das ich die meiste Zeit verfuege, ware es allerdings finanziell hirnrissig mir ein Auto zuzulegen.
Fuer mich ist uebrigens das Auto weniger ein Statussymbol als meine graue BahnCard ;-)
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