an StribelB
> Weitere Gegenfrage: Wie stehst Du zu "Stuttgart '21"?
Oh, ein interessanter Fall. Ich gebe zu, ich war zunächst dagegen, weil ich es generell nicht leiden kann, wenn Bahnflächen wegkommen. Zwei Dinge haben mich aber zum Umdenken gebracht: 1. Als man die Bürger befragte und das Votum positiv war, und sich folglich der Eindruck "alle sind dagegen" auf einmal sehr relativierte, und 2. als mir bewusst wurde, das die Gegner eigentlich die Spielregeln nicht eingehalten haben: Der Protest fing m. W. an, als man die Bäume zu fällen begann, also längst Baurecht herrschte. Einsprüche hätten viel früher erfolgen müssen, selbst der Volksentscheid war sogesehen nur ne Gnadengeste und vom Gesetzgeber nicht zwingend erforderlich. Den Prozess, dass es ein vorbestimmtes Zeitfenster für eine Einflussnahme der Bürger gibt, halte ich nämlich nicht gänzlich für verkehrt, nur wenn der dann vorbei ist, und berechtigte Änderungen durchgeführt wurden, dann muss eben auch Schluss sein mit dem Quertreiben.
Anders sehe ich da z.B den Fürther Bogen, hier haben Stadt und Bürger die ihnen gegeben Demokratischen Einflussmöglichkeiten ab Zeitpunkt des Planfeststellungsverfahrens genutzt, aber die berechtigten Ändersanträge wurden immer noch nicht berücksichtigt, hier bin ich (natürlich auch vor dem Hintergrund das ich die Bahninfrastruktur incl. der Bahnsteige in Vach erhalten und in Nutzung sehen will) gegen den Verschwenk.
Ich ziehe bei meiner Meinungsbildung auch immer etwas die Motive der Einsprucherhebenen in Frage, ob es aus meiner Sicht edle, dem Allgemeinwohl dienende, oder egoistische sind. Ein Beispiel: Das es bei der Wegfeldtram wohl Einsprüche gab, keinen der heutigen Bushalte wegfallen zu lasen, und nun alle Bus-Hsts. Tram-Halte werden, halte ich für ein edles Motiv. Dafür den Bau zu verzögern, war berechtigt. Das nun aber einzelne, nur um die Verkaufspreise für ihre Grundstücke hochzutreiben, sich weigern zu verkaufen, nicht.
Ansonsten nimmt auf meine Meinungsbildung noch folgendes Einfluss: Ein Mehr an Nahverkehr, Gleiskilometern, Linien etc. findet generell meist meine Zustimmung (Kategorie A), ein weniger fast nie (Kategorie B), und der Prozess eines durch das andere zu ersetzen eher selten, und nur wenn der Ersatz sehr unmittelbar ist (Kategorie C).
Kategorie A wäre z.B: Die U3 Süd stellt ein mehr dar, ohne andere Schienenstrecken zu schädigen (die Bibertbahn ist leider schon gestorben, kann also nimmer geschädigt werden)
Kategorie B: Aufgabe des Teilstücks Tristanstraße - Bayernstraße unter Behauptung eines zeitnahen Ersatzes durch eine Oberflächenstrecke, die vielleicht nie kommt
Kategorie C: Der Fürther Bogen. Er fände z.B meine Zustimmung, wenn in Vach dafür die RE's halten, dann darf die S-Bahn gerne außen rum fahren, mit der Jetztplanung aber nicht. Stuttgart 21 ist zwar auch C aber Stuttgart (oben) durch Stugart (unten) ist ein relativ unmittelbarer Ersatz, deswegen inzwischen für mich OK.
Also ganz so undifferenziert, wie es oben vielleicht rüber kam, sehe ich die Dinge nicht, wenngleich ich hier schamvoll auch eingestehen muss, das ich da früher auch noch gegen Projekte gewettert habe, als die schon im Testbetrieb waren, also jegliche legale Einspruchsfristen längst verstrichen waren. (damit habe ich mir ja auch selbst hier im Forum, etliche Feinde gemacht, von denen bestimmt etliche immer noch sauer auf mich sind, aber dass will ich gar nicht veriffizeren, es wäre bestimmt frustrierend.)
> Abgesehen davon, daß aufgrund der Tatsache, daß man - analog zu Deiner Argumentation - frühere Beschlüsse
> angeblich nicht mehr infragestellen darf, mit formaljuristischen Begründungen untermauert, anstatt die sogenannten
> "Vertragspartner", an deren Ansprüche man sich halten müsse, schlichtweg "politisch zu liquidieren", dieser -
> womöglich - Unfug auch durchgeführt werden wird - irgendwann und zu irgendwelchen Kosten!)
Ich liebe auch Schachtelsätze, aber irgendwie schaffe ich es hier selbst nach fünfmaligen lesen nicht so ganz, die Hauptaussage zusammen zu bauen. Sollte der Satz aufgedröselt so lauten, oder meistest du was anderes:
"Abgesehen davon, daß aufgrund der Tatsache, daß man [...] frühere Beschlüsse angeblich nicht mehr infragestellen darf, [...] dieser [...] Unfug auch durchgeführt werden [würde] [...]", 'anstatt die, die das verzapft haben (= Vertragspartner) abzuwählen (politisch zu liquidieren)'?
War es das, was du meintest?
Gruß D. Vielberth
[
www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
2 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.04.2013 23:31 von Daniel Vielberth.