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City-S-Bahn
geschrieben von LevHAM 
City-S-Bahn
03.12.2009 20:24
Da ich kein passendes Thema zu meiner Frage finden konnte eröffne ich hiermit einfach mal einen "City-S-Bahn" Thread, wo alle kleineren Informationen, News und Fragen hineingepostet werden können!

Zu meiner Frage: Ich bin heute zweimal mit der S1 von Hbf nach Jungfernstieg gefahren. Da ich dort Vielfahrer bin weiß ich das es in dieser Kurve immer ziemlich laut brummt. Dies hat es heute bei keinem der beiden male getan! Es war so leise wie auf gerader Strecke, dabei ist die Bahn bei normalem Tempo (+/- 50) unterwegs gewesen ...

Wurde vielleicht irgendwas an den Gleisen gemacht?
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 17:55
Ich habe mal eine kleine Frage zum Bau der City-S-Bahn. Zwischen Landungsbrücken und Reeperbahn ist diese ja im Schildvortrieb errichtet worden. Aber: In letzter Zeit bin ich oft Königstraße ausgestiegen. Dort ist mir aufgefallen das der Tunnel sehr wohl unter Häuser hindurch geht, obwohl nicht im Schildvortrieb gebaut wurde. Wie geht das?
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 19:29
Man muss die beiden Strecken unterscheiden:

Die Strecke Landungsbrücken bis Reeperbahn verläuft recht tief. Noch dazu wurde dort sehr dicht bebautes Gebiet unterfahren, so beispielsweise die damals noch exisiterende St.Pauli-Brauerei (Astra). Die Tiefenlage erklärt sich aus einem Zeutralsammler, der unterquert werden musste, weshalb die Strecke auf halben Wege ihre Talsohle erreicht. Das alles wäre in offener Bauweise nicht möglich gewesen, zumal der Bau den Betrieb in der Brauerei lahm gelegt hätte.

Zwischen Künigstraße und Altona hingegen brauchte man nicht so tief gehen und zum Anderen waren es nur wenige Häuser, die unterfahren werden mussten. Es wäre teurer und aufwändiger gewesen, wenn man auch dort im Schildvortrieb gebaut hätte.

Wie man eine Strecke baut, hängt immer von den Örtlichkeiten ab.

Viele Grüße
Marcus
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 20:03
Wie kann man dann eine Tunnelstrecke durch Häuser hindurch in offener Bauweise errichten? Das hatte ich mich gefragt. Danke für die anderen Infos!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.12.2009 20:03 von LevHAM.
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 20:09
Ich gehe davon aus, dass man die Häuser durch umfangreiche Abstützungen abgefangen hat, dann den Tunnel darunter quasi offen gebaut hat. Anschließend kam die Tunneldecke drauf, dazu etwas "Erdreich", und dann hat man die Hilfsstützen wieder entfernt... Korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 20:33
Ja, genau so wird es in etwa gemacht. Bei dieser Art von Unterfahrungen gibt es kein starres Schema, nach dem man vorgehen kann. Sehr viele Faktoren erfordern genaue Vorplanungen. etwa die Konstruktion des Hauses, welches unterfahren werden soll. Hat es ein ein Stahlskelet, macht es eine Unterfahrung recht einfach, da das Haus sehr stabil ist. Ist es aber bloßes Mauerwerk, wird es schon komplizierter. Im Prinzip ist es so, wie Arne geschrieben hat. Erst werden um das Haus Stahlpfeiler in den Boden gerammt, natürlich so, dass die zukünftige Tunneltrasse frei bleibt. An diesen Trägern werden ganz vereinfacht gesagt Querträger montiert, die die Gebäudelast aufnehmen. Diese Träger gehen zumeist quer durch die Keller. Anschließend wird das Gebäudefundamant und das Erdreich darunter abgetragen. Nachdem der Tunnelbau abgschlossen ist, und der Untergrund wieder verfüllt ist, wird der Keller mit dem Fundament wieder aufgebaut und die Träger können demontiert werden. Nun steht das Haus auf einem neuen Fundament über dem Tunnel. Das ist nur eine der möglichen Varianten.

Sie sind sehr kostenaufwändig und kompliziert, oftmals aber billiger, als das Haus abzureißen und anschließend wieder aufzubauen. Wenn es eine beschränkte Zahl dieser Unterfahrungen ist, ist diese Bauform billiger als der Schildvortrieb. Wenn es aber, wie im Falle von St.Pauli-Süd so ist, dass komplette Stadtvirtel unterfahren werden sollen, noch dazu in großer Tiefe, ist der Schildvortrieb die preiswertere und manchmal technisch auch einzig machbare Variante.

Viele Grüße
Marcus



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.12.2009 20:40 von Netzspinne.
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 20:41
Wow! Hört sich kompliziert an! Kann sicher viel schiefgehen. Kann mein sein Haus gegen offenen Tunnelbau darunter versichern? ;-) ... Ich denke in dem Fall ist die Baufirma gegen sowas Versichert.

Ich war bisher immer der Auffassung das der Bau mit Tunnelbohrmaschine immer teurer ist. Aber so eine offene Bauweise mit vielen zu unterfahrenden Gebäuden ist sicher auch teurer.

Was ist eigentlich mit VERA. Ist diese jetzt Eigentum der Hochbahn? Wo sind die Tunnelbohrmaschinen der Durchmesserlinie und Mümmelmannsberg?
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 21:01
LevHAM fragt diverses:

Selbstverständlich sind derartige Bauunternehmen gegen jede Eventualität abgesichert. Der betroffene Hausbesitzer hat nur ein Interesse: Dass sein Haus heil bleibt. Und wenn es da Probleme gibt, wird er sich sicher an die Baufirma oder den Bauherren wenden und notfalls klagen, das ist sicher. Dazu muss er sein Haus nicht zusätzlich versichern, eine gute und geeignete Rechtsschutz ist da schon besser. Aber ich bin kein Versicherungsjurist.

Es gibt ein schönes Buch, das heißt "Berlin Mitte um die Jahrhundertwende" (Verlag Haude & Spener) Da drin viele Fotographien aus der Zeit um 1905 aus der Gegend der südlichen Berliner Innenstadt. Nicht etwa, dass da ein Fotograf schöne Bilder von Berlin machen wollte, nein die Bilder stammen aus dem Archiv der BVG. Die nämlich bzw. deren Vorgängerunternehmen "Hochbahngesellschaft" hat vor Baubeginn tausende Bilder von Häusern machen lassen, wo demnächst eine U-Bahn gebaut werden sollte. Es sind nichts anderes als Beweisbilder, falls ein Hausbesitzer wärend des Baus die Hochbahngesellschaft auf Schadenswiedergutmachung verklagen sollte, hätte die Hochbahngesellschaft belegen können, dass diese Schäden bereits vor Baubeginn vorhanden waren.

Wo die Tunnelbohrer von vor 40 Jahren abgeblieben sind? Gegenfrage: Wo ist das Auto deiner Urgroßeltern abgeblieben?

Viele Grüße
Marcus



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.12.2009 21:04 von Netzspinne.
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 21:23
Mh ... Ich denke auf dem Schrottplatz ;-). Gut, das Beispiel mit den Tunnelbohrmaschinen vor 40 Jahren war jetzt vielleicht ein bisschen blöd, dann sagen wir mal anders: Was passiert mit VERA wenn die U4 fertig ist? Wird die Maschine verkauft? Verschrottet? Vermietet? Abgestellt und für einen späteren U-Bahn-Ausbau gelagert bis es veraltet ist? Ich meine mal, ist ja nicht billig so ein Gerät.
Re: City-S-Bahn
20.12.2009 21:40
Was mit VERA passiert, ist schwer zu sagen.
Ich meine, so eine Maschine, insbesondere das Schneidrad unterliegt einem enormen Verschleiß. Ob man die weiterverwenden kann, glaube ich ehr nicht. Denn Tunnelbauten sind immer etwas Individuelles. Jeder Bauherr hat da so seine eigenen Vorstellungen der Konstruktion (und Durchmesser!), die auch wesentlich von den zu erwartenden Bodenverhältnissen abhängt. Das Museum für Arbeit hat bereits das Schneidrad der TRUDE. Was soll es dann noch mit VERA anfangen? Ich denke mal, dass man für derartige Dinge keine zweite Verwendung hat.

Früher wurden U-Bahntunnel von der Baubehörde der Stadt gebaut. Ich bin überfragt, ob die Maschinen dann auch der Stadt gehörten. Ich schließe es aber eigentlich aus, die werden den Bauunternehmen gehört haben, die im Auftrage der Stadt die Baulose ausführten. Das ist heute sicher nicht anders, nur dass der Bauherr erstmalig seit 1958 wieder die Hochbahn ist und nicht die Stadt Hamburg.

Übrigens: Bei den Baukosten für eine U-Bahnstrecke als Ganzes fallen die Kosten zum Bau einer Tunnelbohrmaschine nicht wirklich ins Gewicht.

Viele Grüße
Marcus



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.12.2009 21:42 von Netzspinne.
INW
Re: City-S-Bahn
21.12.2009 02:31
Netzspinne schrieb:
-------------------------------------------------------
> Was mit VERA passiert, ist schwer zu sagen.
> Ich meine, so eine Maschine, insbesondere das
> Schneidrad unterliegt einem enormen Verschleiß. Ob
> man die weiterverwenden kann, glaube ich ehr
> nicht. Denn Tunnelbauten sind immer etwas
> Individuelles. Jeder Bauherr hat da so seine
> eigenen Vorstellungen der Konstruktion (und
> Durchmesser!), die auch wesentlich von den zu
> erwartenden Bodenverhältnissen abhängt. Das Museum
> für Arbeit hat bereits das Schneidrad der TRUDE.

Für diejenigen, die sich nicht mehr daran erinnern: TRUDE heißt "Tief runter unter die Elbe". Die Bohrmaschine hat die 4. Elbtunnelröhre gegraben.

Meines Wissens wurde der Bohrmaschinen-Teil von TRUDE nach Rußland verkauft, weil dort irgendwo im Großraum oder der Stadt Moskau ein Tunnel mit ähnlichem Durchmesser gebaut werden soll.

Wie Marcus oben schon schrieb: Das Schneidrad von Trude befindet sich beim Museum für Arbeit in Barmbek -- dieses muß für weitere Verwendungen der Bohrmaschine so oder so neu gebaut werden.

Zum Verschleiß des Schneidrades: Es macht schon etwas aus, ob der Bohrer durch Geestboden (verschiedene Sande und Tone mit vereinzelten Findlingen, ziemlich weich) oder durch recht harten Lehmboden "geschickt" wird. Die eigentlichen Zähne des Schneidrades müssen während eines Tunnelbaues oft mehrfach nachgeschliffen oder ausgewechselt werden -- wie oft, hängt von der Länge der zu bohrenden Strecke und den geologischen Verhältnissen im Untergrund ab.
Das ist auch einer der Gründe, die zu den Verzögerungen beim Bau der ersten U4-Röhre geführt hat: Man kann halt nicht hundertprozentig in den Untergrund schauen, bei Probebohrungen trifft man vielleicht zufällig den einen oder anderen Findling -- oder auch nicht. Im Nachhinein ist das Geschrei sowieso immer groß: Hätte man die Findlinge nicht vorher feststellen können? Wußte man nicht vorher, daß da soooo viele rumliegen? Und so weiter...

Gruß Ingo
Re: City-S-Bahn
22.12.2009 17:03
LevHAM schrieb:

> Ich habe mal eine kleine Frage zum Bau der
> City-S-Bahn. Zwischen Landungsbrücken und
> Reeperbahn ist diese ja im Schildvortrieb
> errichtet worden. Aber: In letzter Zeit bin ich
> oft Königstraße ausgestiegen. Dort ist mir
> aufgefallen das der Tunnel sehr wohl unter Häuser
> hindurch geht, obwohl nicht im Schildvortrieb
> gebaut wurde. Wie geht das?

Die Unterfahrung des Museums für Kunst und Gewerbe ist ebenfalls in offener Bausweise geschehen. Man fängt das Gebäude ab und schiebt eine Platte unter Gebäude. Stichwort ist auch Vereisung.

Gruß

Jan

--
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