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Historisches: Eine Frage zur Harburger Straßenbahn/Klappbrücke Nartenstraße
geschrieben von Arne 
Hallo zusammen,

in mehreren Büchern zum Hamburger ÖPNV gibt es Bilder der Straßenbahnlinie nach Harburg, die zeigen, wie Straßenbahnen die Klappbrücke Nartenstraße im Harburger Hafen überqueren. Bei dieser Klappbrücke handelt es sich um eine für Deutschland recht seltene Konstruktion, die nach folgendem Prinzip funktioniert:

[commons.wikimedia.org]

Das Besondere: Das Gegengewicht senkt sich bei geöffneter Brücke fast bis auf das Niveau des Straßenbelags. Für mich stellt sich nun die Frage, wie man es bewerkstelligt hat, dass dennoch eine Straßenbahn-Oberleitung über diese Brücke geführt wurde. Leider habe ich nur Bilder der geschlossenen Nartenstraßen-Klappbrücke gesehen. Die Oberleitung müsste ja extrem elastisch gestaltet worden sein. Kennt jemand Details?

P.S. Die Brücke steht übrigens auch heute noch. Ich bin heute gerade noch ganz in der Nähe vorbeigefahren, habe es aber leider versäumt, Bilder anzufertigen.
Wenn ich mich richtig entsinne, fuhr die Stromabnehmer-Rolle an der Übergangsstelle zwischen Brücken- und Straßenfahrleitung in einem kleinen Fahrdrahttunnel, der jeweils aus den Endstücken beider Fahrleitungen gebildet wurde.
Gehört zu den "mehreren Büchern" auch Dieter Höltge/Michael Kochems: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland, Band 11 - Hamburg, Freiburg 2008 ?

Das Buch enthält auf Seite 194 ein Foto (Ingo Mecker), das die Brücke im geschlossenen Zustand zeigt. Das Foto hat die Gegengewichtseite der Brücke im Vordergrund und lässt die Trennstellen und den Fahrdrahtverlauf einschließlich der Fahrdrahttunnel erkennen.

Fredrik

[fredriks.de]
"Das Foto hat die Gegengewichtseite der Brücke im Vordergrund und lässt die Trennstellen und den Fahrdrahtverlauf einschließlich der Fahrdrahttunnel erkennen."

Abgesehen davon, dass man auf dem Bild keine Details erkennen kann, habe ich den Mechanismus anders ganz in Erinnerung. Entweder ich erinnere mich falsch oder die Konstruktion wurde geändert. Nach dem Bild würde der Fahrdraht beim Hochklappen der Brücke auf den Boden gezogen. Ich weiß aber ganz genau, dass der in der Brücke unabhängig von dem auf der Straße war. Wieder eines dieser Rätsel, was wir nicht lösen können ...
NVB schrieb:

> Nach dem Bild würde der Fahrdraht beim Hochklappen
> der Brücke auf den Boden gezogen. Ich weiß aber
> ganz genau, dass der in der Brücke unabhängig von
> dem auf der Straße war.

Genau dieses Bild meinte ich. Mein Eindruck ist auch, dass der Fahrdraht durch das Gegengewicht beim Öffnen der Brücke auf den Boden gezogen wird.

Andererseits: Wäre der Fahrdraht auf der Brücke mechanisch unabhängig vom Fahrdraht an beiden Uferseiten, müsste beim Öffnen der Brücke der Fahrdraht auf der Gegengewichts-Seite um einige Meter zurückgezogen werden, damit das Gegengewicht genug Platz hat, um "zu Boden zu rollen". Auch eher unwahrscheinlich...
Der mir bekannte Fahrdrahttunnel ist auf der hinteren Seite der Brücke: Die Rolle läuft in einer umgedrehten U-Schiene entgleisungssicher von der Straßenfahrleitung in die Brückenfahrleitung. Auf der anderen Seite sind wahrscheinlich Federn in der Fahrleitung und diese wird auf den Boden gezogen. Damit keiner einen Stromschlag bekommt wird vorher die Brückenfahrleitung stromlos geschaltet, siehe Mast vorn im Bild.
Also die Vetranen beim VVM haben mir heute etwa folgendes gesagt:
° Der Fahrdraht auf der Brücke war ein eigenes Stück und bewegte sich mit der Brücke
° An Fußende, wo der Brückendraht nach oben gehoben wird, wenn die Brücke sich öffnet, lag das Endstück wie in einer "Schale" und fädelte dort auch beim Absenken der Brücke wieder ein. Die Rolle glitt da smooth rüber.
° Wie genau das am "Kopfende" war, wo das Gegengewicht arbeitet, ist noch unklar. G. Dolezal will sich mal seine alten Filme ansehen. Vielleicht kommen wir der Sache ja noch näher.

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Vielleicht hilft uns ein Blick auf die Huntebrücke in Oldenburg/Oldbg. weiter.

Bild der Huntebrücke

Hierbei handelt es sich - ebenso wie bei der Harburger Brücke an der Nartenstraße - um eine Rollklappbrücke, über die elektrifizierte Gleise geführt werden. In Oldenburg hat die Brücke sogar zwei Flügel. Leider geht auch aus dem hier gezeigten Bild nicht hervor, was bei geöffneter Brücke mit der Oberleitung unter dem Gegengewicht geschieht.
Arne schrieb:
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> Vielleicht hilft uns ein Blick auf die Huntebrücke
> in Oldenburg/Oldbg. weiter.
>
> Bild der Huntebrücke
>
> Hierbei handelt es sich - ebenso wie bei der
> Harburger Brücke an der Nartenstraße - um eine
> Rollklappbrücke, über die elektrifizierte Gleise
> geführt werden. In Oldenburg hat die Brücke sogar
> zwei Flügel. Leider geht auch aus dem hier
> gezeigten Bild nicht hervor, was bei geöffneter
> Brücke mit der Oberleitung unter dem Gegengewicht
> geschieht.

Nur mal ein Einwurf zum Thema: Man sieht bei der Huntebrücke links vom Gegengewicht eine ähnliche Konstruktion wie in der Brückenmitte. Dort scheint kein Fahrdraht in Drahtbauart zu hängen, sondern eine Art Stromschiene, wie man die von der Metro de Palma oder dem Berliner Fernbahntunnel kennt.

Auf dem Bild sieht es so aus, alswenn die Fahrleitung auf der Festlandseite so weit in den Brückenbereich hineinragt, daß das Gegengewicht gerade daran vorbeikommt. Der Fahrdraht auf der Brücke dürfte wegen Erdungs- und Isolierungsproblemen sowieso ständig stromlos geschaltet sein, er dürfte lediglich zur Führung der Stromabnehmer vorhanden sein -- und eben halt durch die Verbindungsführungen im geschlossenen Zustand unter Strom stehen.

Gruß Ingo
INW schrieb:

>
> Auf dem Bild sieht es so aus, alswenn die
> Fahrleitung auf der Festlandseite so weit in den
> Brückenbereich hineinragt, daß das Gegengewicht
> gerade daran vorbeikommt.

Beim Öffnen der Brücke "rollt" aber das Gewicht nach hinten. Der Fahrdraht auf der Festlandseite dürfte damit im Weg sein, wenn er nicht durch das Gegengewicht zu Boden gedrückt wird.

Der Fahrdraht auf der
> Brücke dürfte wegen Erdungs- und
> Isolierungsproblemen sowieso ständig stromlos
> geschaltet sein, er dürfte lediglich zur Führung
> der Stromabnehmer vorhanden sein -- und eben halt
> durch die Verbindungsführungen im geschlossenen
> Zustand unter Strom stehen.

Nebenbei bemerkt: Auch im Miniaturwunderland gibt es auf dem Skandinavien-Abschnitt eine solche Rollklapp-Brücke, über die eine Oberleitung führt. Nun wird man im Modell das Original vermutlich nicht exakt umgesetzt haben. Insbesondere ist die Oberleitung im MiWuLa reine Deko. Aber vielleicht hat man den Öffnungsmechanismus doch nachgebildet. Wer weiß mehr...
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