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Die verloren gegangene Haltestelle
geschrieben von ZZA 
Hallo an alle Forumsbesucher und vor allem die U-Bahn-Spezialisten!

In einem Heft der Staatlichen Landesbildstelle von 1963 ("Die Hamburger U-Bahn", Autor: Carl Will), welches als Begleitbuch zu einer Diareihe für Schulen dienen soll, ist unter anderem ein Netzplan der Hamburger U-Bahn abgebildet. Hier wird auch die als im Bau befindliche Strecke Schlump - Gänsemarkt - Berliner Tor (heute U2) dargestellt. Das Seltsame ist: die Strecke hat zwischen Schlump und Jungfernstieg (hier noch mit "Rathaus" bezeichnet) drei weitere Stationen:

(Schlump -) Karolinenstraße - Karl-Muck-Platz - Gänsemarkt (- Rathaus)

Mir ist in der einschlägigen Literatur nie aufgefallen, dass hier einmal drei Stationen geplant gewesen sein sollen und man sich nur für den Bau von zwei Stationen entschied. Habe ich da etwas verschnarcht oder kennt jemand dazu Fakten?

Über eine Antwort freut sich
ZZA
Die Anzahl der Haltestellen einer geplanten Strecke wird meist zuletzt festgelegt, oft auch bis zur Feinplanungsphase erst einmal offen gelassen (Beispiel U1 Wandsbek = geplant Wartenau, Eilbeker Weg - Maxstr - W' Chaussee, aber gebaut Wartenau - Ritterstr - W' Chaussee). Ebenso bei der U2-Strecke Schlump - Jungfernstieg. Da wurden Karolinenstr. und Karl-Muck-Platz zu "Messehallen" zusammengefaßt. Ist insofern plausibel weil am nördlichen Ende der Karolinenstr die Bebauung ja nun so dolle auch nicht ist und von der Rentzelstr. trotzdem ein ordentlicher Fußweg über die S-Bahn-Brücke gewesen wäre. Hab das noch so in Erinnerung, aber Quellen müsste ich suchen. Notfalls findet man etwas im Hamburg-Lesesaal der StUB im Bereich Stadtplanung o.ä.

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Das ist wirklich interssant. Ich habe von diesen Planungen mal gehört, habe aber leider im Moment keine genauen Unterlagen darüber griffbereit. Es wird aber ein Schuh daraus, wenn man sich die U-Bahnplanungen um 1959/60 ansieht, als es noch eine Niendorf-Freihafen-Linie geben sollte. Sie sollte von der Grindelalle kommend durch die Rentzelstraße - Karolinenstraße und weiter durch die Kaiser-Wilhelm-Straße führen. Somit wäre diese Linie parallel zur Schlump-Jungernstieg-Linie gebaut worden, zumindest zwischen Rentzelbrücke und Karl-Muck-Platz. Daher macht ein Bahnhof unter der Karolinenstraße durchaus Sinn, der dann sicher 4-gleisig geworden wäre. Immerhin müssten die beiden Linien anschließend wieder auseinandergefädelt werden, was wohl unter dem Sievekingplatz erfolgen müsste. Bei Anlage in heutiger Form mit der Station Messehallen in Dimensionen vergleichbar mit Hauptbahnhof-Nord wäre der Platz doch recht eng.

Drei Bahnhöfe zwischen Jungfernstieg und Schlump wären aber nur sinnvoll, wenn die Station Gänsemarkt wirklich unter dem Gänsemarkt liegen würde und nicht im Valentinskamp. Das aber hätte bedeutet, dass die Station wie Klosterstern in der Kurve liegt. Solche Stationen sind betrieblich immer problematisch und werden nach Möglichkeit immer vermieden. Da die Strecke aber recht tief liegt und somit lange Rolltreppenbauwerke nötig waren, konnte man die Stationen getrost so legen, dass eine der Stationen nicht erforderlich ist und die bediente Gegend trotzdem ausreichend erschlossen ist.

Es ist durchaus denkbar, dass nach Fortfall der Niendorf-Freihafen-Linie um 1961 die Jungernstieg-Schlump-Strecke nochmal neu durchgeplant wurde. Immerhin wurde in dieser Zeit auch die Strecke über Hauptbahnhof-Nord aktuell. Bis dahin sollte die Linie von Jungfernstieg kommend unter dem G.-Hauptmann-Platz in die Ringlinie einfädeln und bis Berliner Tor mit dem Ring parallel verlaufen und erst dann den weiteren Weg nach Billstedt nehmen.
In Hauptbahnhof-Nord (Arbeitstitel "Kunsthalle") sollte damals nur die Altona-Uhlenhorst-Linie (U4-Alt) halten.

Viele Grüße
Marcus
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