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Mittelbahnsteige kontra Seitenbahnsteige bei der Stadtbahn
geschrieben von Winfried Kölsch 
Der Entwurf sieht in der Planfeststellung z.Z. ca 50% Seitenbahnsteige vor (2X6 Stück). Diese werden jeweils 2.90/3.00m breit sein, während die Mittelbahnsteige (7Stück) 4.00m breit sein werden.

Nach Studium der Pläne erscheinen mir an 5 Stationen diese Seitenbahnsteige als nicht optimal und sollten als Mittelbahnsteige gebaut werden. Grund ist die schlechte Aufenthaltqualität auf nur 3m breiten Flächen, während neben einem der mehrspurige Autoverkehr tobt. Ein Mittelbahnsteig gibt hier mehr Abstand und somit Sicherheit zum Autoverkehr. Vom Platzbedarf scheint es mir möglich.

Nach meiner Erinnerung gibt es in Kassel und Bremen auf Grund starker Kritik von den Fahrgästen sogar die Vorgaben, wenn möglich keinen Seitenbahnmteige zwischen Bahn und Auto mehr zu bauen bzw, diese, wenn möglich umzubauen.

Deshalb hoffe ich, das hier die Planung noch etwas verbessert wird, bzw frage ich mich, warum Hamburg meines Erachtens unnötigerweise solche schmalen Bahnsteige bauen will?
Setzte dich mit der Hochbahn in Kontakt, hat sie doch gesagt, bis zum 14. Dezember kann man mit denen in Kontakt treten.

DT4-Fan
Hast Du nicht schon gestern auf der Veranstaltung den Hinweis gegeben? Ich weiß nicht, ob es jetzt nur Höflichkeit war, derentwegen Herr Heidrich sich deswegen Notizen gemacht hat, aber prinzipiell ist die Info schon an der richtigen Stelle angekommen.
Ein zusätzlicher Einwand im Planfeststellungsverfahren ist da natürlich nicht hinderlich, immerhin muß jeder Einwand bewertet und beantwortet werden.
Könnte es nicht damit zu tun haben, dass an Seitenbahnsteigen auch ggf. die Busse halten können ?

Gruß
Die "Hummel"
Winfried Kölsch schrieb:
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> Nach meiner Erinnerung gibt es in Kassel und
> Bremen auf Grund starker Kritik von den Fahrgästen
> sogar die Vorgaben, wenn möglich keinen
> Seitenbahnmteige zwischen Bahn und Auto mehr zu
> bauen bzw, diese, wenn möglich umzubauen.

Für Bremen kann das nicht sein, da die Bremer Strassenbahn AG lediglich Einrichtungsfahrzeuge mit Türen auf der rechten Seite besitzt.
Seitenbahnsteige sind somit unumgänglich.

In der Tat wird jedoch - sofern es keine eigenen Bahnsteige zwischen Gleis und Strassen geben kann - der Bürgersteig bis an das Gleis herangezogen.
AUsnahmen gibt es kein halbes Dutzend mehr.
"Könnte es nicht damit zu tun haben, dass an Seitenbahnsteigen auch ggf. die Busse halten können?"

Exakt, das ist der Grund für die Seitenbahnsteige, die werden auch nicht ohne Grund 54 Meter lang. Sie reichen dann nämlich für eine 36 Meter Bahn plus einen 18 Meter Gelenkbus oder für eine 54 Meter Bahn ...
Stimmt, was MaxM schrieb. In Bremen u. Kassel gibt es ja nur Türen an einer Seite. Da gibt´s keine Mittelbahnsteige und meine Erinnerung ist falsch.

Aber bei der jetzigen Hamburger Planung soll nur an einer Station, nämlich in Steilshopp Mitte der Bus auch an derselben Stelle wie die Stadtbahn halten. Dort ist natürlich ein Mittelbahnsteig unmöglich. Bei den anderen fünf Stationen jedoch sollen die Busse links und rechts im Straßenraum halten.
Du vergisst bei deiner Betrachtung aber den Punkt, dass ein Seitenbahnsteig für eine Richtung, ein Mittelbahnsteig aber für beide Richtungen genutzt wird. Dadurch muss ein Mittelbahnsteig natürlich mit einem deutlich höheren Verkehrsaufkommen klarkommen, als ein Seitenbahnsteig. Nachteil ist außerdem, dass man zum Erreichen eines Mittelbahnsteigs immer Gleis und Straße queren muss, was (insbesondere bei Bevorrechtigung) Probleme mit der Ampelschaltung für die querenden Fußgänger bringt. Stichworte sind hier Mindestgrünzeit und Räumzeit. Bei heute modernen Ampelsteuerungen gehts eben wirklich um jede Sekunde.

Einen 2,90 bzw. 3 Meter breiten Seitenbahnsteig finde ich geradezu luxuriös. Hier in Berlin haben wir oftmals nur 2 Meter, oder weniger. Dafür hast du aber als Abgrenzung zum Autoverkehr ein Geländer, das als "sichere Barriere" wirkt. Die Abgrenzung fehlt hingegen bei einem Mittelbahnsteig, da sich ja an beiden Seiten Bahnen halten. Da wirken 4 Meter auf einmal ziemlich schmal, zumal du ja noch den Sicherheitsabstand abziehen musst, der je nach gemüt etwa zwischen 30 und 50 cm bei einer einfahrenden Bahn liegen dürfte. Insofern wird ein Mittelbahnsteig eben doch recht schnell zur schlechteren Lösung.

Hier in Berlin gibts inzwischen 3 Mittelbahnsteige (+ 1x Linkseinstieg) in der Anwendung. Hier beginnt die Problematik schon damit, dass die Fahrzeugtüren nicht symmetrisch angeordnet sind, was häufig (gut beobachtbar) zu Irritation bei den Fahrgästen führt. Während ich die Mittelbahnsteige auf der Warschauer Str. halbwegs gelungen finde (liegen auf einer breiten Mittelpromenade), ist die Haltestelle an der Eberswalder Str. wie die Strecke seit dem Umbau eine absolute Fehlplanung. Hier hat man nämlich die "Freude", dass man nun statt auf dem Bürgersteig an der Seite auf dem ca. 3 Meter breiten Mittelstreifen der Straße warten darf. Wegen der geringen Breite ist der Bahnsteig auch nur in einer Richtung nutzbar, auf der anderen Seite gibts ein Geländer. Die Autos fahren nun aber auf beiden Seiten direkt neben den Fahrgästen, da die Gleise nicht abmarkiert sind.

Fazit: Man muss sich die örtlichen Umstände sehr genau angucken, um eine Entscheidung zwischen Seiten- und Mittelbahnsteig zu treffen. Beide haben ihre Vor- und Nachteile.

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Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Jay, das blöde ist ja, dass in HH diese Seitenbahnsteige im Verkehrsraum, also zwischen Kfz-Fahrbahnen Schienen gebaut werden sollen. Und links und rechts kommen dann noch zusätzlich Bushaltewarteflächen. Also dort dann 4! Wartebereiche an einer Haltestelle. Wenn sie, wie z.Teil in Berlin, nur neben der Fahrbahn kämen, fände ich das auch nicht so schlimm.
@Winfried: Das was du da schilderst, ist hier in Berlin der Normalzustand! Auf der Neubaustrecke! durch die Bernauer Str. gibt es nichtmal Bahnsteige für die Straßenbahn, da fährt sie in der 2. KFZ-Spur und du darfst aufm Gehweg warten und dann erst noch eine Fahrspur überqueren. Direkt daneben ist der ehemalige Mauerstreifen als Brachfläche.

Auf den meisten Strecken hast du 2 Fahrspuren pro Richtung und dazwischen die zwei Gleise mit den Seitenbahnsteigen. Es gibt sogar Spezialfälle, da ist der Haltestellenbereich so schmal, dass sich die Haltestelle "offiziell" auf dem Gehweg befindet.

Mal zur Veranschaulichung:
rss|HggH|ssr

r=Radstreifen, s=Straße, H=Haltestelle, g=Gleis

Du hast aber natürlich Recht, dass die Verlegung der Busse an die Seite keinen Sinn hat. Wenn man schon neu baut, dann könnte man die Busse auch von der Strecke in Form einer Kombitrasse profitieren lassen und gemeinsame Haltestellen nutzen. Im Großen und Ganzen gefällt mir die Planung für Hamburg jedenfalls ganz gut.

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Ich habe das Thema Mittelbahnsteige kontra Seitenbahnsteige im Rahmen der Planfeststellung der BSU gemailt. Hier die Antwort, die ich als gut und hilfreich empfinde.


Sehr geehrter Herr Kölsch,

vielen Dank für Ihre E-Mail und die Anregungen zu dem Projekt Stadtbahn Hamburg.

Die Lage und Gestaltung der Haltestellen sind bei uns im Laufe der Planung ebenfalls intensiv mit ihren Vor- und Nachteilen diskutiert worden. Während Mittelbahnsteige grundsätzlich die von Ihnen genannten Vorteile aufweisen, hat diese Haltestellenform auch Nachteile, die ebenfalls berücksichtigt werden mussten.

So können z.B. die Aufstellflächen für Fußgänger an den Querungsstellen der Straße nur zwischen den Gleisen angeordnet werden, was sowohl aus baulicher als auch aus signaltechnischer Sicht eher nachteilig ist. Außerdem haben die notwendigen Gleisverziehungen zur Aufweitung das Gleisabstandes auf 4 m eine verhältnismäßig große Entwicklungslänge, so dass auch außerhalb der eigentlichen Haltestellenbereiche ein zusätzlicher Flächenbedarf für die Stadtbahnanlagen entsteht. Weiterhin sind diese Gleisverziehungen hinsichtlich des Fahrkomforts, des Lichtraumverhaltens des Fahrzeugs und der späteren Instandhaltung als ungünstiger zu beurteilen.

Somit haben sowohl Seiten- als auch Mittelbahnsteige ihre spezifischen Vor- und Nachteile, die für jede Haltestelle eine sorgfältige Einzelfallabwägung unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Randbedingungen erfordert haben.

Wir möchten uns nochmals für die wertvollen Hinweise bedanken und hoffen, dass Sie sich auch weiterhin für das Projekt begeistern können.
Mit freundlichen Grüßen

Lisa Kramer



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.11.2010 14:49 von Winfried Kölsch.
Vielen Dank für das Posten der Antwort. Die Aufspreizung der Gleise ist natürlich auch nochmal ein ganz eigenständiges Problem. Der Laie glaubt garnicht, wie schwer es ist, für die Eisen- bzw. Straßenbahn eine Kurve zu bauen und was da so alles berücksichtigt werden muss.

Bist du denn mit der Antwort zufrieden?

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Dieses Thema wurde beendet.