Gestern vor 40 Jahren, am 23.5.1971, fuhren zum letzten Mal Straßenbahnen von und nach Harburg. Der "reguläre" Betrieb der Straßenbahnlinie 12 (Rathausmarkt - Wilhelmsburg - Harburg - Rönneburg) war schon mit Ablauf des Winterfahrplans 1970/71 am Vortag eingestellt worden; am 23.5. gab es - ähnlich wie sieben Jahre später bei der letzten Straßenbahnlinie 2 - einen kostenlosen Sonderbetrieb zum "Abschiednehmen", und das sogar mit Freibier!
Stillgelegt wurde am 23.5.1971 die Straßenbahnstrecke zwischen Wilhelmsburg, Mengestraße und Rönneburg; der Streckenabschnitt zwischen Rathausmarkt und Mengestraße (heute Adolf-Menge-Platz) wurde von der verlängerten Linie 2 übernommen. Als offizieller Grund für die Stillegung wurden Sanierungsmaßnahmen in der Harburger Innenstadt u.a. mit der Einrichtung der Fußgängerzone Lüneburger Straße genannt. Bereits seit vielen Jahren hatten sich die Harburger Geschäftsleute und Lokalpolitiker für die Einstellung des Straßenbahnbetriebes eingesetzt - mit ähnlichen Argumenten, wie man sie heute von den Stadtbahngegnern hört: Die Straßenbahn behindert den Autoverkehr, kostet Parkplätze usw... Trotzdem war noch kurz zuvor in Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke Harburg - Stade eine aufwendige Fahrleitungskreuzung am Bahnübergang Schloßmühlendamm / Harburger Schloßstraße installiert worden, die dann letztlich nur sechs Jahre (von 1965 bis 1971) in Betrieb war - also etwa so lange wie die Straßenbahnstrecke von Jüthorn nach Jenfeld (1954 bis 1960).

Die Linie 12 war ja ohnhin nur ein kurzes Intermezzo in Harburg. Seit Ende der 50er Jahre fuhr stets die Linie 11 nach Rönneburg. Sie war in den letzten Jahren bis nach Lurup verlängert worden und somit extrem lang und verspätungsanfällig. Daher beschloss die Hochbahn zum 31. Mai 1970, die 11 zu teilen: Sie fuhr nun nur noch von Lurup zum Hbf./ZOB. Den Rest übernahm die neu eingerichtete Linie 12, die am Rathausmarkt begann und nach Rönneburg führte. Somit ist die 12 die letzte neue Liniennummer und zugleich mit nicht mal einem Jahr die kurzlebigste Linie im Hamburger Straßenbahnnetz nach 1945 geblieben.



Viele Grüße
Marcus

Darstellungen der alten Liniennetze der Straßenbahn sollten verboten werden ;-).

Es ist immer wieder traurig zu sehen, auf welche Netz- und Verbindungsqualität man heute täglich verzichten muss.

Ja, auf all diesen Strecken darf man sich heute in vollen bzw überfüllten Bussen durch die Gegend schaukeln lassen. Nicht eine einzige Straßenbahnstrecke, von denen die 1970 noch exzistierten, wurde durch eine U-Bahn ersetzt...