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Vergleichskriterien von ÖPNV in verschiedenen Städten [Fachthread]
geschrieben von Rycon 
Zitat
Mike
Zitat
Rycon
Es geht doch nicht darum, wer den längeren hat. Ich fühle mich weder auf der Seite eines Gewinners noch Verlierers. Ich habe mich ehrlich bemüht, eine einigermaßen-objektive Vergleichsbasis zu finden (und das nur national!) und bin kläglich gescheitert. Ich kenne auch keine einzige Fachpublikation, die dies jemals _versucht_ hat. Nahverkerhr ist kein Sportplatz, Stadium und Ähnliches.

Aber vielleicht bringst Du mich weiter. Definiere doch bitte, nach welchen Kriterien ein Nahverkehrsnetz „gut“ ist, und wann nicht.

Ein Vergleich ist ja erstmal nur ein Vergleich von reinen Fakten, ganz ohne Wertung. Sagen wir mal, wenn ein Nahverkehrsnetz in mehreren Kriterien bei Vergleichen weit oben abschneidet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch von vielen Menschen (nicht nur den Einwohnern) subjektiv als "gut" empfunden wird.

Zitat
BussHamburg001
Wie gesagt: Die Diskussion ist spannend, aber Off Topic. Dann macht doch am besten einen Thread auf "Vergleichskriterien von ÖPNV in verschiedenen Städten". Ich bin zwar eher skeptisch, ob wir solche Kriterien finden werden, aber Versuch macht kluch.

finde ich auch. also starte ich mal frecherweise einen solchen thread; es ist ja doch sehr interessant und ich persönlich finde es spannend und bringt mich auch weiter. nüchterne argumente wären wirklich toll, und warum sollte man in diesen heiligen hallen nicht einmal etwas wirklich konstruktives zustandebringen? ich bin da ganz aufgeschlossen.

vorgeschichte (ich fass das jetzt mal ganz persönlich zusammen): boulevardmedien schwafeln darüber, hamburg wäre das tollste, das beste und überhaupt. mike findet das doof. und ich als hamburger finde so eine selbstüberhöhung geradezu widerwärtig! den relativ kleinen stadtstaat hamburg mit berlin, paris, london, new york, tokio oder peking zu vergleichen - geht nicht. ich bin ferner der meinung, das man als gestandener hamburger sowieso dergleichen nicht behauptet. es lässt sich ganz gut leben in dieser stadt... nicht mehr, aber auch nicht weniger.

die frage ist nun, wie stellen wir eine gemeinsame grundlage zusammen? geht es nach anzahl der linien, der fahrzeuge, der personenkilometer? respektive der einwohner, der einwohnerdichte, der struktur?

und erst die finanzierung, ein leidiges thema, aber von grundsätzlicher bedeutung: wer zahlt, die bundesländer, der bund, die fahrgäste, wie berechnet man dies? unterteilt in a) investitionen (z.b. in neue stecken/neue linien) _UND_ b) den (ggf. anschließenden) betriebskosten?

anschließend, wichtig, wieviel knöpft man dem kunden ab? über steigende preise ärgern wir uns alle, ich bin ja auch vollzahler, also, wo und wie definiert man die angebote, wie verhalten sie sich zu der finanzierung (siehe vorangegangene frage?).

nicht zu vergessen: die qualität. von den haltestellen bis zu den fahrzeugen, wie fasst man die information und bequemlichkeit zusammen?

mindestens (mir fallen noch mehr parameter ein): wie fasst man dies zusammen und gewichtet es? in welchem verhältnis?

selbstredend muss man dies für alle untersuchten öffentlichen verkehre machen.

wie gesagt, das ist nur ein teil der parameter, man müsste noch mehr ins detail gehen. ich würde mich freuen wenn dazu idden gäbe - denn ich kann da keinen gemeinsamen nenner herausbilden. oder er möge für immer schweigen, was das thema angeht.

gruss :-)


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
Eine sehr schöne Arbeit über die Kriterien der ÖPNV-Wahl von Nutzerinnen ist hier aufgeführt:
[d-nb.info]

Sie enthält aber Qualitätskriterien um des Vergleiches Willen aber nur am Rande.

Es gibt eine europäische DIN-Norm zur Qualität von ÖPNV, leider konnte ich sie so nicht im Netz finden:
[www.forschungsinformationssystem.de]

Grundsätzlich schlägt die DIN EN 13816 aber folgende Vergleichskriterien vor (vgl. [www.forschungsinformationssystem.de] ) :

Erschließungsqualität
Bedienungsqualität
Verbindungsqualität
Ausrüstungsqualität
Servicequalität
Umweltqualität

Das ist natürlich sehr nutzerorientiert. Hier fehlt mir eine Angabe zur Finanzierung aus öffentlicher Hand sowie das Pro-Kopf-Einkommen und der Preis allgemein.
Man müsste sich jetzt daran machen, diese zu erklären und ins Verhältnis der Finanzierung zu setzen.

Fakt ist auch:
Alle Publikationen erwägen eine Ausgewogenheit zwischen (immer unzureichender) Finanzierung und Daseinsvorsorge, da ÖPNV sich in aller Regel nie komplett selbst finanziert.
hallo,

Zitat
BussHamburg001
Eine sehr schöne Arbeit über die Kriterien der ÖPNV-Wahl von Nutzerinnen ist hier aufgeführt:
[d-nb.info]

die arbeit kannte ich noch nicht - muss mich erst reinlesen. danke schön für den hinweis, wunderbar :-)

Zitat
BussHamburg001
Es gibt eine europäische DIN-Norm zur Qualität von ÖPNV, leider konnte ich sie so nicht im Netz finden:
[www.forschungsinformationssystem.de]

Grundsätzlich schlägt die DIN EN 13816 aber folgende Vergleichskriterien vor (vgl. [www.forschungsinformationssystem.de] ) :

Erschließungsqualität
Bedienungsqualität
Verbindungsqualität
Ausrüstungsqualität
Servicequalität
Umweltqualität

Das ist natürlich sehr nutzerorientiert.

okay, das ist doch schonmal ein ganz toller ansatz - und wir sind ja alle nutzer. wenn wir jetzt diese parameter nehmen stellt sich die frage, wie wir die einzelnen dinge gewichten und in zahlen gießen. ad hoc bin ich da nämlich überfragt. so aus dem bauch heraus würde ich sagen, das wir in hamburg in allen punkten gewiss nicht super-toll, aber auch nicht schlecht sind.

Zitat
BussHamburg001
Hier fehlt mir eine Angabe zur Finanzierung aus öffentlicher Hand sowie das Pro-Kopf-Einkommen und der Preis allgemein.
Man müsste sich jetzt daran machen, diese zu erklären und ins Verhältnis der Finanzierung zu setzen.

hmmm, meinst du, ein pro-kopf-einkommen bringt uns weiter?
ich mein, wir haben es im HVV mit drei bundesländern zutun, deren bevölkerungsstruktur finanziell und räumlich doch sehr stark variieren. ich _schätze_, das wir da keine reelle basis finden. eventuell könnte man doch erstmal die sache mit der finanzierung aus so einen vergleich nehmen,

Zitat
BussHamburg001
Fakt ist auch:
Alle Publikationen erwägen eine Ausgewogenheit zwischen (immer unzureichender) Finanzierung und Daseinsvorsorge, da ÖPNV sich in aller Regel nie komplett selbst finanziert.

das mit der daseinsvorsorge muss man nicht wirklich ernst nehmen, - ich glaub das war das regionalisierungsgesetz-, das ist derart schwammig...

(und ein kleiner, persönlicher hinweis - deine formulierung "da ÖPNV sich in aller Regel nie komplett selbst finanziert" sollte man einigen leuten ins gebetbuch schreiben. danke!)

lieben gruss, marc


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
Hallo,

Zitat
Rycon
hmmm, meinst du, ein pro-kopf-einkommen bringt uns weiter?
ich mein, wir haben es im HVV mit drei bundesländern zutun, deren bevölkerungsstruktur finanziell und räumlich doch sehr stark variieren. ich _schätze_, das wir da keine reelle basis finden. eventuell könnte man doch erstmal die sache mit der finanzierung aus so einen vergleich nehmen,

Vielleicht ginge da etwas, wenn man sich eine der Untersuchungen/Studien zur "Metropolregion" vornimmt. Allerdings ließe sich da vieles weiterdenken.

Um genauer zu werden, müsste man den HVV womöglich nach Bundesland auseinander nehmen und und und ... ach, lieber nicht, da dann noch passendes Vergleichsmaterial finden wird schwer. ;-)


Grüße
Boris
Gute Idee, diesen Thread zu eröffnen und das Thema hier mal abstrakt zu diskutieren. Streng genommen gehört ein Thread mit diesem allgemeinen Thema natürlich nicht ins Hamburg-Forum, sondern in ein übergeifendes (es gibt bei Bahninfo allerdings nur "Deutschland" und "Ausland").

Noch bevor es lohnt, ins Detail zu gehen, fällt mir eine Sache besonders auf:

Zitat
BussHamburg001
... schlägt die DIN EN 13816 folgende Vergleichskriterien vor ... Das ist natürlich sehr nutzerorientiert. ...

- Was auch sonst? Ich würde sämtliche Vergleiche nur aus Nutzersicht führen. ÖPNV-Betriebe sind als kundenorientierte Serviceunternehmen zu sehen.

Wer als durchschnittlicher Fahrgast in unterschiedlichen Städten unterwegs ist, egal ob aus beruflichen oder touristischen Gründen, den interessiert einzig und allein, wie problemlos und schnell man von A nach B kommt. Sämtliche Hintergründe des Systems sind für den Benutzer völlig irrelevant. Finanzierungsdetails der Stadt, die Geschichte des ÖPNV-Systems, politisch-geografische Verwirrungen -- der durchschnittlichen ÖPNV-Nutzer hat völlig andere Dinge im Kopf, z.B. die seines eigenen Berufes oder Urlaubs.

Wenn ich einen Fernseher anschaffe, interessiert mich, ob er ein gutes Bild hat und ob die sonstigen Eigenschaften und das Preis-Leistungsverhältnis stimmen. Ob LG, Samsung, Panasonic oder sonst ein Hersteller gerade unter irgendeinem Finanzierungsproblem leidet, wird mich nicht dazu verleiten, dessen Fernseher besser zu finden. Und nur wenige Leute werden aus Mitleid ein Auto eines Herstellers kaufen, der kurz vor der Pleite steht. (Eher im Gegenteil.)

In den vorangegangenen Diskussionen kam es mir immer so vor, als ob gerade das erwartet werden würde. Man müsste angeblich bedenken, dass Hamburg keine Hauptstadt ist, dass Hamburg ein Stadtstaat ist, dass Hamburg knapp bei Kasse ist, dass Hamburg dann und dann die und die Regierung hatte und und und.

Aber tut mir leid, ich habe bei Stiftung Warentest noch keinen Waschmitteltest gesehen, bei dem das Testergebnis eine Note besser gesetzt wurde, nur weil der Hersteller insolvent war -- oder aus einem Stadtstaat stammte.

Langer Rede kurzer Sinn: Vergleiche nur aus Nutzersicht!

______

metrobits.org
Zitat
Mike
Langer Rede kurzer Sinn: Vergleiche nur aus Nutzersicht!

So dogmatisch würde ich es nicht sehen, schließlich sind es auch nicht nur die Nutzer, die über den ÖPNV entscheiden. Für die Unternehmen ist der betriebswirtschaftliche Vergleich wichtiger, für die Politik der volkswirtschaftliche. Aus jeder Betrachtungsweise ergibt sich ein anderes Optimum, insofern ist es schon berechtigt, sich eine Facette herauszugreifen und die Betrachtung nur aus dieser Perspektive durchzuführen. Aber man sollte sich auch bewusst sein, dass es dann eben auch nur für diese eine Perspektive gilt.

Ein Optimum aus Fahrgastsicht wäre sicher ein kostenloser ÖPNV mit höchstem Komfort wie klimatisierten Fahrzeugen mit Ledersitzen und Kapazitäten, die auch im Berufsverkehr jedem Fahrgast einen Sitzplatz bieten und das Ganze ergänzt um werbefreies Fahrgastfernsehen und kostenfreies Internet und natürlich mit staufreien Expresslinien im Minutentakt. Nur wären dann halt die finanziellen Mittel für das Jahrzehnt im ersten Betriebsmonat verbraucht.
Auch ich meine, bei einem Vergleich von ÖPNV in Metropolen (um das ging es mir hier, nicht etwa um den irrationalen Vergleich Buxtehude mit Hamburg, das geht nicht) muss man auch finanzielle Kriterien, welche nicht nur beim Einzelnutzer liegen, zu Rate ziehen:
Wie hoch ist der Durchschnittslohn eines Angestellten in den Verkehrsunternehmen?
Wieviel verdient die Bevölkerung im Schnitt gemessen an den Fahrpreisen.

Das gilt umsomehr gerade für internationale Vergleiche:
Es mag ja für Hamburgerinnen billig sein, sich in Barcelona eine Fahrkarte zu kaufen, umgekehrt ist es aber für Spanier in Hamburg entsprechend teuer von A nach B zu kommen.

Also benötigt man einen Vergleichswert. Prokopfeinkommen und Durchschnittsverdienst bieten sich deshalb an, um z.b. Fahrpreise objektiv beurteilen zu können.

Ein reiner Vergleich aus "Nutzersicht" ist immer davon abhängig, wo ich als Nutzer gerade lebe und wie ich meine Brötchen verdiene. Also subjektiv. Es ging bzw. geht aber eher um objektive Kriterien. Und dann wird es schon komplizierter.
Auch die Steuerzahlerperspektive ist nicht unwichtig. Wieviel hat jede Stadt im Laufe der Zeit in den ÖPNV investiert und was ist dabei rausgekommen? Bei Hamburg müsste man die Rothenburgsorter U-Bahn mitzählen und in Berlin und Hamburg und Wuppertal muss man berücksichtigen dass für alte Bahnen schon Ersatzinvestitionen in die Infrastruktur gemacht wurden. Bei den abgebauten Straßenbahnstrecken müsste man errechnen wieviel davon der Steuerzahler bezahlt hat. Aus Staatsgeldern wurden in Hamburg nur wenige Strecken neu gebaut aber viele erneuert und vorzeitig abgeschrieben.

Die Fläche ist auch schwierig zu berechnen. Zu Hamburg gehören große Landwirtschaftliche Flächen. Was ist mit Grünflächen?

Eigentlich müsste man mit einer Verkehrsstromanalyse errechnen wieviel Zeit jeder Bürger braucht um sein Ziel zu erreichen und dann die Durchschnittsgeschwindigkeiten vergleichen.
Zitat
BussHamburg001
Es mag ja für Hamburgerinnen billig sein, sich in Barcelona eine Fahrkarte zu kaufen, umgekehrt ist es aber für Spanier in Hamburg entsprechend teuer von A nach B zu kommen.

Also benötigt man einen Vergleichswert. Prokopfeinkommen und Durchschnittsverdienst bieten sich deshalb an, um z.b. Fahrpreise objektiv beurteilen zu können.

Ein reiner Vergleich aus "Nutzersicht" ist immer davon abhängig, wo ich als Nutzer gerade lebe und wie ich meine Brötchen verdiene. Also subjektiv. Es ging bzw. geht aber eher um objektive Kriterien. Und dann wird es schon komplizierter.

Dieses Problem besteht, aber man kann es sehr einfach umgehen: Ticketpreise aus den Vergleichen heraushalten. Es gibt genügend andere Kriterien, die mehr Aufschluss über die Qualität des ÖPNV geben und deren Abhängigkeit vom Bruttosozialprodukt vernachlässigbar ist.

______

metrobits.org
Zitat
Mike
Was auch sonst? Ich würde sämtliche Vergleiche nur aus Nutzersicht führen. ÖPNV-Betriebe sind als kundenorientierte Serviceunternehmen zu sehen. [...]

Langer Rede kurzer Sinn: Vergleiche nur aus Nutzersicht!

Mhmm... Jein. Rein nach „Nutzersicht“ (Kundensicht gefiele mir besser) wäre unfair und hätte viel zu große Scheuklappen. Es wäre die einfachste Art, weil man nur den Ist-Zustand definiert, bewertet und gewichtet. Daraus kämen gewiss schöne Zahlen, sie wären nur völlig plakativ und für Boulevardmedien interessant.

Entscheidend ist, das ist meine volle Überzeugung, das ein Kontext zwischen den Zahlen und ihrer Entstehung geschaffen wird. Für eine Beurteilung muss man die Ergebnisse ja auch verstehen und einordnen können.

Boris hat es schon so schön gesagt:

Zitat
Boris
Vielleicht ginge da etwas, wenn man sich eine der Untersuchungen/Studien zur "Metropolregion" vornimmt. Allerdings ließe sich da vieles weiterdenken.

Um genauer zu werden, müsste man den HVV womöglich nach Bundesland auseinander nehmen und und und ... ach, lieber nicht, da dann noch passendes Vergleichsmaterial finden wird schwer. ;-)

...und das ja nicht nur für den HVV, sondern für _jedes Gebilde_, das dem gegenübergestellt wird.

Letztlich bin ich genau zu dem Ergebnis von Boris gekommen: Ach, lieber nicht. ;-)

Ich versuche mal zu erläutern, warum ich der Meinung bin, dass es keinen objektiven, fairen Vergleich geben kann (lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen), anhand von drei Beispielen: Hamburg, Berlin, München. Betrachtet sozusagen aus der Startposition.

Hamburg: Ist ein kleiner, relativ eigenständiger Stadtstaat, das seine jetzige Fläche zum größten Teil erst 1937 erreichte. Die U-Bahn ging bereits 1912 in Betrieb und richtete sich nach den damaligen Staatsgrenzen, nicht nach den heutigen; deshalb hat die U3 heute die Form, die sie eben hat.
[Aktuell laut Wiki, Einwohner 1,8 Mio, Ballungsraum 2,6 Mio., Einwohnerdichte Stadt: 2397 je km²]

Berlin: Hauptstadt der Flächennation Preussen, anschließend Hauptstadt der nachfolgenden Reiche und Republiken. Als Hauptstadt hat Berlin ganz andere (bis zum heutigen Tage) Ansprüche, Möglichkeiten und Erfordernisse.
[Aktuell laut Wiki, Einwohner 3,5 Mio, Ballungsraum --., Einwohnerdichte Stadt: 3959]

München: Hauptstadt eines sehr stolzen, Flächenlandes Bayerns, eine rote Insel im Schwarzem Meer. ;-) Die U-Bahn wurde 1971 eröffnet, S-Bahn 1972. Vergleichsweise jungfräulich, man konnte von den jahrzehntelangen Erfahrungen anderer profitieren und musste sich nicht mit historischen Dingen belasten.
[Aktuell laut Wiki, Einwohner 1,4 Mio, Ballungsraum --., Einwohnerdichte Stadt: 4440]

Dies sind nur drei ganz einfache Beispiele, aber schon hier sehe ich großes Problem. Kommen wir dann zu echten Weltmetropolen wie New York, Paris, London (auch historisch belastet) oder Tokio... Da schlackern bei mir jedenfalls die Ohren. Und erst China, wo man eine Linie nach der anderen hochzieht; nach heutigen Erkenntnissen, ordentlicher Finanzkraft und einer politischen Klasse, mit der ich NICHT tauschen würde...

Kann man da überhaupt eine faire Vergleichsbasis finden?


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
Das ist doch dieselbe uralte Diskussion wie um die Abschaffung der Schulnoten. Natürlich sind einzelne Individuen überhaupt nicht vergleichbar, Schüler haben völlig unterschiedliche Voraussetzungen, Charaktere und Elternhäuser. Deshalb wird immer wieder regelmäßig die Abschaffung der Schulnoten gefordert, am vehementesten "zufällig" immer gerade von den Schülern, die die schlechtesten Noten haben, und ihren Eltern.

Jeder weiß, dass es niemals einen wirklich guten gerechten Vergleich geben kann, aber weil die Vorteile überwiegen, verwendet man so ziemlich in der ganzen Welt Schulnoten. Auch Städte sind Individuen, und auch kein Städtevergleich ist perfekt, aber trotzdem geben Städtevergleiche oft gute Ideen, so dass es schade wäre, auf sie zu verzichten. Sent from Samsung Galaxy Note

______

metrobits.org
Hallo Mike,

ich finde deinen Vergleich etwas unglücklich.

Würden wir jetzt einen Vergleich zwischen Hamburg und den (welt)-Hauptstädten wie New York, Moskau, Paris oder Berlin gestalten, dann ist das Ergebnis doch schon ohne große Gedanken sofort zu beantworten: Hamburg landet automatisch auf den letzten Platz. Aber was hat das dann für einen Erkenntnisgewinn?

Mein Bestreben ist ja nicht, einen „wirklich guten gerechten Vergleich“ zu finden, aber doch wenigstens einen fairen. Ansonsten wird’s schlicht zu einem wer-hat-den-längeren, was mich als Fachmensch auch nicht weiter bringt.

Übrigens: Ein Städtevergleich zeigt erst einmal gar keine neuen, guten Ideen. Das geht ja gar nicht, weil man nur die Parameter betrachten kann, die in allen Beispielen gleich sind. Das ist der Ist-Zustand.

Ideen gewinnt man bei den individuellen Lösungen der einzelnen Verkehrsunternehmen/Verbünde. Das ist aber eben sehr... individuell.

Gesendet von meinem Rechner. ;o)


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
Zitat
Rycon
Würden wir jetzt einen Vergleich zwischen Hamburg und den (welt)-Hauptstädten wie New York, Moskau, Paris oder Berlin gestalten, dann ist das Ergebnis doch schon ohne große Gedanken sofort zu beantworten: Hamburg landet automatisch auf den letzten Platz.

Nicht unbedingt. Es kommt dem täglichen Benutzer ja nicht auf die Systemlänge an, sondern darauf, wie schnell und bequem man zwischen relevanten Punkten der Stadt unterwegs ist. Wie ist die Haltestellendichte? Wie ist der Takt? Wie gut sind die Umsteigeverbindungen? Wie gut sind Wegweisungssysteme? Wie bequem und wie stark besetzt sind Fahrzeuge? Wie sauber sind die Haltestellen? Gibt es Rolltreppen und Aufzüge? Etc.

Eine solche Untersuchung wäre nicht so trivial wie man vielleicht glaubt. Die Bewohner nach der Zufriedenheit zu fragen, bringt wenig, da meisten von ihnen andere Systeme nicht beurteilen können. Man könnte stattdessen z.B. eine bestimmte Zahl von wichtigen Punkten und Wohngebieten in jeder Stadt wählen und die Verkehrsverbindungen zwischen ihnen messen.

Wenn Hamburg schlecht abschneidet, dann m.E. nicht wegen der Systemlänge, sondern wegen geringer Haltestellendichte, wegen der Umwegführungen vieler Linien und wegen meist fehlender Aufzüge.

______

metrobits.org
Zitat
Mike
Zitat
Rycon
Würden wir jetzt einen Vergleich zwischen Hamburg und den (welt)-Hauptstädten wie New York, Moskau, Paris oder Berlin gestalten, dann ist das Ergebnis doch schon ohne große Gedanken sofort zu beantworten: Hamburg landet automatisch auf den letzten Platz.

Nicht unbedingt. Es kommt dem täglichen Benutzer ja nicht auf die Systemlänge an, sondern darauf, wie schnell und bequem man zwischen relevanten Punkten der Stadt unterwegs ist. Wie ist die Haltestellendichte? Wie ist der Takt? Wie gut sind die Umsteigeverbindungen?
Das ist aber doch infrastruktur, die die Verkehrsunternehmen nur sehr begrenzt beeinflusse können - sie liegt im feld der politik.

Zitat
Mike
Wie gut sind Wegweisungssysteme? Wie bequem und wie stark besetzt sind Fahrzeuge? Wie sauber sind die Haltestellen? Gibt es Rolltreppen und Aufzüge? Etc.

das sind alles gute kriterien, wo ich mir einen vergleich sehr gut vorstellen kann!

Zitat
Mike
Eine solche Untersuchung wäre nicht so trivial wie man vielleicht glaubt. Die Bewohner nach der Zufriedenheit zu fragen, bringt wenig, da meisten von ihnen andere Systeme nicht beurteilen können.

sehe ich auch so. die befragungen sind zwar immer nett gemeint, aber die allermeisten leute interessieren sich ja nicht für den nahverkehr - schon gar nicht in anderen gegenden. (solche befragungen werden jährlich durch HVV und daneben (also unabhängig vom HVV) von VU durch renomierte meinungsforschungsinstitute erhoben. ihre aussagekraft sehe ich genauso kritisch, wie du.)

Zitat
Mike
Man könnte stattdessen z.B. eine bestimmte Zahl von wichtigen Punkten und Wohngebieten in jeder Stadt wählen und die Verkehrsverbindungen zwischen ihnen messen.
...nur beruhen die wieder auf die infrastruktur.
diese diferenzierung für jede stadt vorzunehmen, halte ich erstmal... für schwierig (aber sehr interessant!).

Zitat
Mike
Wenn Hamburg schlecht abschneidet, dann m.E. nicht wegen der Systemlänge, sondern wegen geringer Haltestellendichte, wegen der Umwegführungen vieler Linien und wegen meist fehlender Aufzüge.
naja, allein unsere u-bahn ist ja schon ziemlich alt. vor 100jahren hat doch kein schwein daran gedacht, jemals aufzüge vorzusehen. und bei den schnellbahnen gibt es systembedingt unterschiede.

wenn wir aber die vergleichskriterien soweit eindampfen, uns auf qualitätdinge zu einigen, könnte so ein vergleich sehr spannend und erkenntnisreich werden :-))


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
Zitat
Rycon
Zitat
Mike
Zitat
Rycon
Würden wir jetzt einen Vergleich zwischen Hamburg und den (welt)-Hauptstädten wie New York, Moskau, Paris oder Berlin gestalten, dann ist das Ergebnis doch schon ohne große Gedanken sofort zu beantworten: Hamburg landet automatisch auf den letzten Platz.

Nicht unbedingt. Es kommt dem täglichen Benutzer ja nicht auf die Systemlänge an, sondern darauf, wie schnell und bequem man zwischen relevanten Punkten der Stadt unterwegs ist. Wie ist die Haltestellendichte? Wie ist der Takt? Wie gut sind die Umsteigeverbindungen?
Das ist aber doch infrastruktur, die die Verkehrsunternehmen nur sehr begrenzt beeinflusse können - sie liegt im feld der politik.

In den anderen Punkten stimme ich dir zu, aber nicht in diesem. Es geht ja nicht darum, wer was beeinflussen kann, sondern um einen Vergleich der Ist-Zustände verschiedener Städte. Dazu zählt selbstverständlich in hohem Maße direkt oder indirekt auch die Infrastruktur. Ist halt Pech, wenn die alt ist. Man kann ja notfalls mit einem schlechten Vergleichsergebnis leben oder versuchen sie zu verjüngen. Das betrifft andere Städte genauso, wo z.B. alte U-Bahnhöfe vergrößert werden müssen oder mit Aufzügen nachrüsten sind.

Einen Barmherzigkeitsbonus? Hätten Verantwortliche vielleicht gern, um besser schlafen zu können und weniger tun zu müssen. Der Kunde oder Nutzer hätte jedenfalls nichts davon, für ihn sind Hintergründe erstmal irrelevant. Mir ist nicht bekannt, dass der Guide Michelin großzügigerweise einen Stern mehr vergibt, nur weil die Räumlichkeiten, die Küche oder Kochutensilien (also die Infrastruktur) alt und vergammelt oder zu klein sind.

Vielleicht reicht es ja für den Stolz, wenn eine Stadt mit heute veralteter Infrastruktur immerhin schon früher viele Jahrzehnte lang in Rankings vor anderen Städten lag. Hamburg hat schließlich das ca. zehnte Metrosystem der Welt -- nicht schlecht bei heute über 170 Systemen. Aber man sollte aber schon so ehrlich sein, mit einem heute mageren Vergleichsergebnis ggf. leben zu können, und es als sportlichen Anreiz für weitere Verbesserungen nehmen.

______

metrobits.org



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.03.2013 20:22 von Mike.
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