Netzspinne schrieb:
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> Ich bin in Wandsbek-Gartenstadt aufgewachsen.
Sehr viele andere Fahrgäste sind zugunsten Deiner doppelten U-Bahn-Anbindung nur durch (Zubringer-) Busse erschlossen aufgewachsen. Und die Doppelanbindung gilt auch für die Bereiche der U1 südlich von Gartenstadt, da dort die S-Bahn parallel verkehrt bzw. Wartenau-Innenstadt sogar U2 und S-Bahn parallel verkehren.
> Frage: Ich will schnell in die Stadt. Die U2
> braucht 19 mins, die U1 nur 14 mins. Welche Linie
> nehme ich? Richtig: Die U1.
Die U2 braucht seit eh und je lediglich 3 Minuten länger zum Hauptbahnhof, nach Jungfernstieg/Rathaus sogar nur eine Minute. Welche Linie nehmen viele: Die U2. Weil oberirdisch. Und es werden sie noch mehr nehmen, wenn sie wieder ihre traditionelle attraktive Innenstadt-Führung zurück erhält (zu Lasten der mal wieder die Arschkarte ziehenden Billstedter).
> Und genau, das war einer der Gründe, damals die
> Wandsbeker U-Bahn zu bauen, die übrigens zwischen
> 1955 und 1963 gebaut wurde. Die Walddörfer sollten
> mit dieser U-Bahnlinie schnell an die Innenstadt
> angebunden werden.
Maximal 3 Minuten Fahrzeitverkürzung fallen kaum ins Gewicht. Ins Gewicht fällt, überhaupt eine Schnellbahnanbindung zu haben. Die hatten die Walddörfler bereits, viele andere Bewohner Hamburgs hingegen nicht.
Sehr negativ ins Gewicht fällt sogar, dass die Walddörfler nicht mehr umsteigefrei (und auch nicht mit gesicherten Anschlüssen) über ihre geliebte OBERIRDISCHE Strecke zum Hauptbahnhof, in die Mönckebergstraße sowie Richtung Landungsbrücken/St. Pauli fahren konnten.
> Abgesehen davon war der Bau der
> U-Bahn absolut sinnvoll, was die Benutzung durch
> Fahrgäste betrifft, die weiter Richtung Jenfeld,
> Hohenhorst und Rahlstedt wollen: Die Züge sind
> nachmittags zwischen HBS und WAM brechend voll.
> Und so soll das auch sein. Eine Straßenbahn würde
> das gar nicht schaffen.
Diese Fahrgastmassen sind zum Teil ja Fahrgäste Richtung Walddörfer, für die in der U2 mit 8/9 Wagen ausreichend Platz gewesen wäre. (Und dies erst recht, wenn eine U2/U1 östlich durch die S4 entlastet worden wäre, sowie westlich durch eine Bramfelder Schienenanbindung und eine Tram in Richtung Uhlenhorst / Winterhude Süd / Jarrestadt.)
Den restlichen Fahrgäste der Wandsbeker Tunnelstrecke hätte eine Tram locker bewältigt. Und ab Wandsbek-Markt in die jeweiligen Stadtteile sogar erheblich besser, weil wenn hier ein Verkehrsmittel etwas nicht schafft, dann sind es die Busse, in die die Fahrgastmassen auf einer Umsteige-Anlage der langen Wege seit Abschaffung der Tram zwangsumsteigen müssen. Nicht einmal zur nahe liegenden S-Bahn Wandsbeker Chaussee fahren die angeblichen "Metro"-Busse, obwohl sie die attraktiveren Ziele böte als die U1 und zudem attraktiv oberirdisch fährt. Eine Busanlage könnte dort direkt über der S-Bahn liegen, also mit sehr kurzen Umsteigewegen.
Außerdem hätte statt der Wandsbeker Tunnel-U-Bahn ja die S4 gebaut werden sollen. Die hätte die Tram erheblich entlastet. Und selbst unter dem damaligen Dogma des Straßenbahn-Rausreißens wäre die S4 eindeutig sinnvoller gewesen. Ja, gerade dann!
Denn ohne Tram musste man ja als absolut am dringendsten die Stadt FLÄCHENDECKEND mit Schnellbahnen erschließen. Dann baut man in einer Stadt mit so großen Schnellbahn-Erschließungslücken doch keine Parallelverkehre! Genau das hat man mit der Wandsbeker Tunnel-U-Bahn jedoch getan, und zwar auf ihrer gesamten Länge!
Die S4 bis Rahlstedt/Meiendorf (für eine Weiterführung Richtung Ahrensburg wäre SH finanziell zuständig gewesen) wäre deutlich billiger in Bau und Betrieb als die Wandsbeker U-Bahn gewesen, weil bis Hasselbrook bereits eine S-Bahn-Strecke existierte, und der neu zu errichtende Streckenabschnitt oberirdisch verlaufen wäre. (Letzteres ist zudem für die Fahrgäste deutlich attraktiver als eine Tunnelstrecke.)
Trotz der geringeren Kosten wäre der Nutzen der S4 erheblich größer gewesen als der der Wandsbeker Tunnel-U-Bahn. Denn:
1.) Die Walddörfler hatten ihre U-Bahn bereits und wollten ihre geliebte oberirdische Streckenführung auch umsteigefrei behalten. Der Kapazitätsengpass dieser Strecke durch Streckenkreuzung nördlich Barmbek stadtauswärts wurde vor ca. 20 Jahren mit relativ geringem Aufwand ohnehin beseitigt. Die Bahnsteige waren da bereits längst bis Berliner Tor verlängert, und bei Verlängerung der kurzen Bahnsteige des heutigen U3-Halbringes (Berliner Tor-Barmbek) für 8/9 Wagen hätten die Walddörfer-Züge sogar weiterhin (zusammen mit den Billstedter Zügen) über diese mit Abstand attraktivste Innenstadtstadt-Strecke geführt werden können. Für die auf beiden Linien eventuell notwendigen HVZ-Verstärker hätte man sich natürlich eine Lösung einfallen lassen müssen, evtl. bei Zeiten eben einen zweiten City-U-Bahn-Tunnel, nur nicht gerade über Hbf-Nord und nicht mit so tief liegenden Haltestellen wie bei der U2-City-Strecke. Und die Meßberg-Strecke überzeugt auch nicht allzu besonders. (Wenn schon eine umwegige Linienführung in City-Randlage, dann sollte dadurch ein zusätzliches Gebiet GUT erschlossen werden. Das wird es jedoch nicht, z.B. nicht der Bereich "Bei den Mühren".)
2.) Die Fahrgäste der Tunnelhaltestellen der Wandsbeker U-Bahn hatten in ihrer Nähe bereits die S-Bahn und zum Teil zusätzlich auch die bestehende U-Bahn. Da hätte sogar ein Bus besser gereicht als an vielen anderen Stellen der Stadt. (Besser wäre natürlich die Beibehaltung der Tram gewesen, aber eben auch ohne Tram brauchte man die Wandsbeker U-Bahn nicht.) Die S4 hätte zudem nah an Wandsbek-Markt einen Haltepunkt erhalten können, und die S1 bei Bedarf einen zusätzlichen Halt höhe Alter Teichweg.
3.) Die einzigen Fahrgäste der Wandsbeker Tunnel-U-Bahn, die noch keine Schnellbahn in ihrer Nähe hatten, waren die Fahrgäste, die auch heute noch keine Schnellbahn in ihrer Nähe haben, nämlich die vielen Umsteiger zum Bus in Wandsbek-Markt und Straßburger Straße. Vor dem Bau der Wandsbeker U-Bahn hatten viele von ihnen einen direkten Tram-Anschluss. Wenn man ihnen den denn schon unbedingt nehmen "musste", dann hätte ihnen als Ersatz die billigere S4 erheblich mehr genutzt als die Wandsbeker-Tunnel-U-Bahn. Mit einigen zusätzlichen S4-Haltepunkten hätten viele der heutigen Busfahrgäste eine Schnellbahnhaltestelle in ihrer Nähe gehabt (heute kommen sogar noch die Bewohner von Neubausiedungen auf ex-Kasernengeländen hinzu). Und für die restlichen Busfahrgäste hätte sich das Gewackele und Gedränge im Bus auf eine erträgliche Zeitdauer reduziert. Dies gilt am deutlichsten für Rahlstedt Ost / Hohenhorst, aber auch für Jenfeld hätte es bei anders geführten Buslinien spürbare Busfahrzeit-Verkürzungen gegeben.
Hinzu kommen die attraktivere oberirdische Streckenführung der S4, die weniger beengten Sitzverhältnisse in der S-Bahn (galt nicht zu Zeiten des DT3 auf der U1) sowie die attraktiveren Fahrtziele der S-Bahn. Letzteres gilt für die Innenstadt erst seit Errichtung der City-S-Bahn. Für darüber hinaus liegende Fahrtziele galt dies jedoch schon immer, weil die U1 eine zu umwegige Linienführung ans andere Ende der Stadt hat, und bei der S-Bahn zudem in Hasselbrook bahnsteiggleicher Übergang Richtung Barmbek/City Nord/Ohlsdorf/Poppenbüttel/(Flughafen) besteht.
> Nicht nachdem in den 60ern
> im Osten der Stadt derart viele Wohngebiete gebaut
> wuren, die an den ÖPNV angeschlossen werden
> sollten.
>
> Sicher war der U-Bahnbau damals auch schon sehr
> teuer, aber dennnoch bin ich der Meinung, dass die
> Wandsbeker U-Bahn alles andere als überflüssig
> ist.
Wie oben bereits ausgeführt: Die Wandsbeker Tunnel-U-Bahn fährt nicht in den Osten der Stadt! Die Tram tat es. Und die billigere S4 hätte es auch getan. Und selbst ohne Tram und S4 hätte man die Busse auch nach Wandsbeker Chaussee anbinden und auf die Wandsbeker Tunnel-U-Bahn verzichten können. Mit den eingesparten Mitteln hätte man dann frühzeitiger die City-S-Bahn bauen können (evtl. mit etwas nördlicherer Linienführung, oder auch eine ganz andere Lösung). Der geringfügig längeren Busfahrzeit bis Wandsbeker Chaussee hätte dann eine deutlich attraktivere Weiterfahrt gegenüber gestanden (oberirdisch, breitere Sitze, attraktivere Ziele, bequemere Umsteigesituation durch Lage der Busanlage direkt über der S-Bahn). Und später, nach dem Bau der S4 (anstelle der ja zuvor bereits errichteten City-S-Bahn) hätten sich die Busfahrzeiten dann ja auch deutlich verkürzt bzw. Busfahrten wären völlig ersetzt worden. Am besten wäre natürlich trotzdem das Beibehalten und der Ausbau der Tram gewesen, neben dem S-Bahn-Ausbau sowie dem Bau der Billstedter U-Bahn.
Mir ist natürlich klar, dass es damals noch keinen Verkehrsverbund gab, jedoch hätte es spätestens mit der Entscheidung zum brutalst möglichen Rausreißen der Straßenbahn klar sein müssen, dass man einen solchen unabdinglich braucht. Sein Fehlen rechtfertigt daher in keinster Weise das teure Bauen von Parallelverkehren oder das Errichten der Wandsbeker Busanlage an der falschen Stelle.
Und nun baut man mit der U4 erneut die unwichtigste Linie. Wie lautete noch einmal das Zitat mit der Geschichte, welche sich als Farce wiederholt ?
5 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.07.2007 02:41 von Lulatsch.