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ÖPNV am Ende?
geschrieben von Bewacher 
ÖPNV am Ende?
21.11.2003 16:00
Gefunden unter:

[www.an-online.de]

"AVV schlägt Alarm: Bis zu 37 Prozent der Einnahmen brechen weg

Subventionsabbau: ÖPNV am Ende?

Als "faktische Aufkündigung der Finanzierungsgrundlage für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland" bezeichnet AVV-Geschäftsführer Joachim Sistenich das Koch/Steinbrück-Papier zum Subventionsabbau. Dem ÖPNV drohe der Kahlschlag.

Die Vorschläge der Ministerpräsidenten Roland Koch (Hessen) und Peer Steinbrück (NRW), die Finanzhilfen des Bundes für den Bus- und Schienennahverkehr bis zum Jahr 2006 um rund zwei Milliarden Euro zu kürzen, seien zu wenig differenziert. "Die komplexen Zusammenhänge zwischen öffentlicher Verkehrsleistung, Wirtschaft, Umwelt, Kultur und Sozialem sind augenscheinlich bei dem unter Zeitdruck erstellten Konzept nicht berücksichtigt", so Sistenich.
Der Geschäftsführer des Aachener Verkehrsverbundes (AVV) fürchtet, "dass durch politische Schnellschüsse erheblicher Schaden angerichtet wird". Denn das Koch-Steinbrück-Papier ist zwar nicht im Bundestag beraten worden, soll aber zusammen mit anderen Reformvorhaben im Vermittlungsausschuss erörtert werden. Und zwar bis zum 10. Dezember. Sistenich: "Dem Nahverkehr droht ein Desaster." (...)"

S. auch unter (in Foren von ProBahn-NRW und der Stadt Essen):

[www.f27.parsimony.net]

[www.radioessen.de]
Re: ÖPNV am Ende?
22.11.2003 10:31
Macht ja nichts, wenn es keinen Regionalverkehr,
keine S- und U-Bahn, keine Tram und keinen Bus mehr gibt.

Fahren wir eben alle auf 10-streifigen Autobahnen, die
übrigens nicht von der öffentlichen Hand subventioniert
werden (?!).

Die autoverliebte Betonlobby hat gesprochen ...
Re: ÖPNV am Ende?
22.11.2003 21:33
Hallo,

grundsätzlich bin ich der Meinung, dass auch für den Nahverkehr Kostentransparenz geschaffen werden sollte. Mit den Subventionen werden schließlich auch Verkehre unterstützt, die keinen Sinn machen.
Mit geringeren Subventionen würden Verkehrsverbünde gezwungen, eigenwirtschaftlich zu handeln. Somit würden Zuschüsse entfallen, die in erster Linie politisch gewollt sind.
Beispielsweise könnten verbilligte Schülerfahrkarten abgeschafft werden und so die vollen Kosten auf die Kommunen umgelegt werden.
Es stellt sich auch die Frage, ob jedes Dorf mit regelmäßigen Busverbindungen versorgt werden muss.
Ich meine, Investitionen sollte der Staat übernehmen, der Betrieb sollte aber eigenwirtschaftlich durchgeführt werden. Mal abwarten, bekanntlich wird nichts so heiß gekocht, wie es gegessen wird (oder umgekehrt?)

Holger
Re: ÖPNV am Ende?
25.11.2003 07:27
"Mit geringeren Subventionen würden Verkehrsverbünde gezwungen, eigenwirtschaftlich zu handeln. Somit würden Zuschüsse entfallen, die in erster Linie politisch gewollt sind."

Dann müssten auch diverse politisch gewollte ZUTEILUNGEN verschwinden - z.B.:

[www.radioessen.de]

oder auch:

[www.f27.parsimony.net]

Die Erfahrung zeigt: Sobald man dieses Thema anspricht, erscheinen sofort diverse Bahnliebhaber (oft von ganz gewissen Bahnliebhaberclubs), die die betriebswirtschaftliche Logik "wegtrollen" möchten - als ob man das ankommende Desaster "wegtrollen" könnte!

Auch jetzt - bei unter 30% Zuschussniveau laut VDV - sollte man nicht vergessen, daß ÖPNV-(Stamm-)Kunden sehr wohl Steuern zahlen - allerdings für die eigene Mobilität (*) und nicht für Kokelores!

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(*) Wenn Autofahrer fordern, ihre Steuern mögen in den Straßenbau wandern, wundert sich keiner - wieso sollten wir Zweckentfremdungen bzw. willkürliche Zuteilungen der Ressourcen dulden?
Ein Nachtrag:
25.11.2003 07:30
Zur betriebswirtschaftlichen Logik noch ein Link:

[www.alba-publikation.de]

Eine Zusammenfassung eines Artikels von der VDV-Zeitschrift "Der Nahverkehr":

"Managementstrategien zur Kundenbindung bei den KVB

Die anstehende Wettbewerbssituation im ÖPNV erfordert ein ganzheitliches Kundenbindungskonzept. Für den Erfolg eines solchen Konzeptes sind alle Instrumente des Marketing-Mix entscheidende Einflussfaktoren. Dem Stammkunden muss ein besonderer Mehrwert über die ÖPNV-Leistungen hinaus geboten werden, um einen Anreiz zu schaffen, als Abonnent dem Unternehmen verbunden zu bleiben. Dieser Mehrwert sollte möglichst in engem Zusammenhang mit den ÖPNV-Leistungen stehen. Maßnahmen zur Kundenbindung dienen der Marktanteils- und Erlössicherung."

Es muß sich natürlich um ZAHLENDE Dauerkunden handeln!
Re: ÖPNV am Ende?
25.11.2003 16:28
> Mit den Subventionen werden schließlich auch Verkehre unterstützt, die keinen Sinn machen.

Nun sind aber ÖPNV-Gelder keine Subventionen, sondern die Kosten der Erbringung einer essenziellen staatlichen Aufgabe, wie der Europäische Gerichtshof in diesem Sommer festgestellt hat (http://curia.eu.int/de/actu/communiques/cp03/aff/cp0364de.htm). Auch das Grundgesetz bezeichnet Schienenverkehr als Allgemeinaufgabe von Bund und Ländern (z.B. in §87e).

Schülerkarten haben auch wenig mit Verkehr zu tun, sondern mit Bildung, und sollten eigentlich aus dem Bildungshaushalt bezahlt werden. (Und den wollen Steinbrück & Koch ja nicht antasten…)

Im übrigen würde Sparen beim öffentlichen Verkehr (bzw. der daraus entstehende Mehrverkehr auf Straßen) garantiert extra Kosten im Gesundheitswesen, beim Umweltschutz, bei der Polizei und bei der Instandsetzung von Straßen bedeuten. Von indirekten Effekten (z.B. wirtschaftliche Probleme in Innenstädten und allen anderen Orten die auf ÖV angewiesen sind) mal ganz zu schweigen.

Christian

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