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Auswahl der Fernbahnhaltepunkte der DB
geschrieben von Holger2 
Hallo,

kann mir einer erklären, nach welchen Kriterien die DB ihre Fernbahnhaltepunkte festlegt? Manches erscheint mir da recht unverständlich.Hier ein paar Beispiele:

einige IC/ICE - Haltepunkte mind. im 2h - Takt

Bad Hersfeld 31000 Ew
Weissenfels 30000 Ew
Saalfeld 28000 Ew
Lichtenfels 22000 Ew
Traunstein 18200 Ew
Bebra 15000 Ew
Wabern 7700 Ew

dagegen Bahnhöfe, an denen kein IC/ICE hält, oder nur unregelmäßig:

Offenbach 110000 Ew
Worms 85000 Ew
Straubing 44000 Ew
Neumarkt 41000 Ew
Merseburg 38000 Ew
Bingen 26000 Ew
Gelnhausen 22000 Ew

Alle diese Bahnhöfe liegen an Strecken, die sowieso von ICE bedient werden.
Holger

Wirtschaftlichkeit?

Bei Offenbach kann ich mir vorstellen, dass Frankfurt dran "Schuld" ist. Aber genau weiss ich es ja auch nich... *g*

Anonymer Benutzer
Re: Auswahl der Fernbahnhaltepunkte der DB
23.05.2004 23:00
Hallo,

zum einen ist die Wirtschaftlichkeit, zum anderen aber auch der politische Einfluss bzw. die Geschichte.

> einige IC/ICE - Haltepunkte mind. im 2h - Takt
>
> Bad Hersfeld 31000 Ew

ehem. IR-Halt -> jetzt IC

> Weissenfels 30000 Ew

ehem. IR-Halt -> jetzt IC

> Saalfeld 28000 Ew

keine Ahnung

> Lichtenfels 22000 Ew

erster Bahnhof nach der alten DDR-Grenze.

> Traunstein 18200 Ew

keine Ahnung!

> Bebra 15000 Ew

erster Halt nach DDR-Grenze, ehem. IR-Halt -> jetzt IC

> Wabern 7700 Ew

ehem. IR-Halt -> jetzt IC

> Offenbach 110000 Ew
> Worms 85000 Ew
> Straubing 44000 Ew
> Neumarkt 41000 Ew
> Merseburg 38000 Ew
> Bingen 26000 Ew
> Gelnhausen 22000 Ew

Dazu kann ich nichts sagen. Demnächst entfällt der ICE-Halt in Flughafen Berlin Schönefeld, weil es sich nciht rechnet. Steigen zu wenig Leute aus und ein.

Viele Grüße

Koko
Hallo,

dass die Bahn nicht in Offenbach hält, kann ich ja verstehen, schließlich hatte die Bahn ihre Zentrale lange Zeit in Frankfurt...

aber weitere Beispiele wären Leverkusen, Aalen, Apolda,...

Holger
Das Offenbach kein ICE Station ist liegt an der Lage von OF, genau zwischen Frankfurt und Hanau, die wohl allseits bekannt, ICE Stationen sind.
Durch OF würde ich auch mit v (max.) durchfahren...oder noch besser: über die nordmainische Trasse. Eigentlich ist OF ja auch nur ein Stadtteil von Frankfurt, aber bei den anderen Beispielen finde ich die Auswahl der IC - Haltepunkte recht seltsam.

Holger
In Saalfeld hält der ICE weil dies der Offizielle Umsteige Bahnhof für Erfurt (ca 250.000 EW) und Gera (ca 120.000 EW) in Richtung Nürnberg/München ist. Ausserdem liegt Saalfeld im Städtedreieck Saalfeld, Rudolstadt, Bad Blankenburg mit ca 61.000 EW im Umkreis von 15 km. Das sind in der Summe also 431.000 EW potentielle Bahnfahrer im Einzugsbereich. Ich denk mal dies sind genug um einen Halt des ICE-T zu rechtfertigen. Mit Fertigstellung der NBS Erfurt - Nürnberg wird sich dies jedoch bestimmt ändern.
Neumarkt

Hier wurde 2 IC-Paare durch ICEs ersetzt. Diese können in Neumarkt auf Grund der Bahnsteighöhe nicht mehr halten.
Anonymer Benutzer
Re: Auswahl der Fernbahnhaltepunkte der DB
16.06.2004 00:46
Sehr interessantes Thema!
Bei aller (berechtigten) Forderung nach mehr Halten bei Fernverkehrszügen darf man zwei entscheidende Kriterien nicht ausser Acht lassen:

1.) Fahrgastaufkommen und ggf. Nähe zum nächsten Fernverkehrshalt
2.) Die Reisezeiten. Denn je mehr Halte bedient werden, desto länger wird die Gesamtreisezeit und: Nahverkehr wandert teilweise in den Fernverkehrszug (Wenn Verbundfahrscheine gelten).

Hallo,

hier noch ein paar Beispiele:

Der IC/ICE hält regelmäßig in

Lutherstadt Wittenberg 47000 Ew
Wittenberge 21000 Ew
Ludwigsfelde 24000 Ew
Bitterfeld 16000 Ew
Altenbeken 9800 Ew (mit Buke und Schwaney)

aber nicht in

Fürstenwalde 34000 Ew
Wolfen 26000 Ew
Salzgitter 109000 Ew
Ahlen 58000 Ew

Kann die Bahn nicht den Halt des IC/ICE davon abhängig machen, was die Stadt an Infrastruktur bietet? Gerade mittlere Städte wünschen sich doch oft einen Fernbahnanschluss. Beispielsweise könnte die Bahn eine Touristeninformation im Bahnhof, einen besetzten Taxistandplatz, Busanschluss in die Stadt und in die Region bei jedem IC/ICE - Halt, oder die Gültigkeit der Fahrkarte als City - Ticket fordern.

Holger
Anonymer Benutzer
Re: Auswahl der Fernbahnhaltepunkte der DB
25.06.2004 19:27
Lieber Holger!

Man darf nicht vergessen, dass Altenbeken als Umsteigeknoten ebenso wie Wittenberge eine große Bedeutung hat.
Fürstenwalde hat eine fast optimal zu nennende Anbindung an den Regionalverkehr und Salzgitter liegt weitab von Fernverkehrsstrecken und ist Flächenmäßig unheimlich weit verteilt.
Die von Dir angesprochene Infrastrukturellen Voraussetzungen sind zwar ein erwähnenswertes Argument, aber sie werden vermutlich nicht unbedingt ausreichen, einen Fernzughalt wirtschaftlich zu rechtfertigen.
Und wenn ich bedenke, dass diejenigen Städte mit (unvertaktetem) Fernverkehr auch nicht unbedingt zu den für die Bahn wirtschaftlich attraktivsten zählen, muss man aufpassen, bei der Bahn nicht "schlafende Hunde" zu wecken, denn sonst könnte es passieren, dass bald Konstanz und Oberstdorf ausserhalb der Saison gar nicht mehr bedient werden.

Die Chancen stünden ohne Wochenendticket etwas besser, wieder einen Fernverkehrsanschluss zu bekommen.
Denn das Wochenendticket hat durch seine große Beliebtheit (leider) einigen IR-Linien an den Wochenenden ihre Existenzgrundlage entzogen.
Da die DB die Wirtschaftlichkeit über ALLE Wochentage berechnet und Fernzuglinien möglichst täglich gefahren werden sollen.

Bin mal gespannt, wie es weitergeht, wenn sich diejenigen Landesverkehrsminister durchsetzen, die das Wochenendticket zugunsten eines täglich gültigen Ländertickets abschaffen wollen.
Hallo BundesbahnerHH,

das sind zwei interessante Themen, die Du da ansprichst:

- Die Zahl der Fernzüge ist deutlich gesunken, weil die Verkehrsverbünde fernverkehrsähnliche Regionalexpresszüge in direkte Konkurrenz zum IC gestellt haben. Klassisches Beispiel ist der RE1 in Brandenburg. Die IC (Hannover - )Magdeburg - Berlin sind nur deswegen gestrichen worden, weil der wenige Minuten vorher fahrende RE1 zu viele Kunden abgezogen hat. Den gleichen Effekt sieht man auf der Strecke Münster - Duisburg. Natürlich hat der Zweckverband auch alle Anschlüsse auf sein Produkt ausgerichtet, um einen möglichst hohen Erfolg vorweisen zu können. Gegen diese subventionierte Konkurrenz kann die Fernverkehrs - Bahn keinen Erfolg haben. Ähnliches gilt sicher mittelfristig auch für die IC Koblenz - Trier, Kassel - Frankfurt und die restlichen IC Offenburg - Konstanz.

Ländertickets zum Dumpingpreis, Subventionierung konkurrierender Fernverkehrsangebote (Connex zwischen Cottbus und Berlin), REX - Konzepte usw. halte ich marktwirtschaftlich gesehen nicht für überzeugend, so werden nur die IC endgültig ins Aus befördert.

Ich finde schon, dass die Bahn von den Ländern fordern kann, dass ähnliche Rahmenbedingungen für ihre Fernzüge von den Ländern geschaffen werden, wie für die Nahverkehrszüge. Wer einen Fernzuganschluss haben will, muss dass eben auch mit Taten deutlich machen. Das Wehklagen der Länderminister, wenn wieder ein IC stillgelegt wird, halte ich doch für sehr heuchlerisch.

- Die Struktur der DB AG mit Aufteilung in Nah- und Fernverkehr kann man meiner Meinung nach ungefähr mit der Bahn in Schweden vergleichen. Die SJ fährt auf den Hauptstrecken im 1 - 2 Std. - Taktverkehr. Aber auch kleinere Strecken werden gelegentlich bedient, z.B. nach Östersund oder Sundsvall. Mit solchen Einzelstrecken wird sicher nicht das große Geld verdient, aber die Bahn zeigt Präsenz auch in der Region. Es wäre doch möglich, einzelne IC/ICE im Spätverkehr nach Flensburg, Rostock oder Landshut zu verlängern, wenn die Züge ohnehin nur auf dem Abstellgleis stehen würden. Bloß - wenn der ganze Stadtverkehr auf den Nahverkehr im Takt ausgerichtet ist, werden die Vorteile durch den schnelleren Fernverkehr durch zusätzliche Wartezeiten und Wege wieder aufgefressen.

Zum Schluss noch ein Beispiel:

Stendal - IC Halt alle 2h - 38000 Ew (Tendenz fallend)

Holger
Moin,

Der Interconnex wird nicht subventioniert. Nur auf dem Nahverkehrsstück der Lausitzbahn, da der Zug hier als RB fährt. Der Rest ist eigenwirtschaftlich.
Das man den Nahverkehr attraktiver machen will durch das REX-Konzept finde ich eigentlich gut. Natürlich muss auf eine Verzahnung der Nah- und Fernverkehrslinien geachtet werden.

Christopher

PS: Das REX-Konzept ist nachzulesen unter: [www.bag-spnv.de] .
Hallo alle - Bahner, Ahner, Mahner ...!

Paar Sachen:
Die "Reichweite" der Regionalexpresszüge scheint mir manchmal absurd. Z.B. der RE1 in Brandenburg fährt von Cottbus über Berlin nach Wismar! Das sind 5 Stunden, mit nicht weniger als 35 Halten! Hat das noch was mit Region zu tun? Und eine Alternative gibt es nicht - wer soll sich denn sowas antun?

Der Wegfall des Haltes in Schönefeld ist eine Unverschämtheit. Wenn man von Leipzig zu dem "anderen" Flughafen will, ist man jetzt über zwei Stunden unterwegs und muss mindestens einmal umsteigen, was die Attraktivität des Flughafens nicht gerade erhöht. Damit gräbt sich Brandenburg nur selbst das Wasser ab, und Schönefeld wird noch mehr Verkehr an Leipzig verlieren. Was mir ja egal sein könnte, aber sind diese Rentabilitätsüberlegungen nicht etwas kurzsichtig?

Überhaupt finde ich, dass sich der Bahnverkehr mit dieser ganzen Zersplitterung in die falsche Richtung bewegt. Es ist doch ein Unding, dass man bei der DB keine Fahrkarten für den Connex kaufen kann und bis vor kurzem noch nicht mal Informationen bekam (ich weiß nicht, ob sich das geändert hat). Das sind doch Zustände wie im Mittelalter! Ich finde, besonders im Zusammenhang mit Umweltschutz und Reduzierung des Autoverkehrs darf der öffentliche Nah- und Fernverkehr nicht einer kurzsichtigen "Wirtschaftlichkeit" zum Fraß vorgeworfen werden. Mobilität ist nun mal eine Notwendigkeit in unserer Zeit und muss auch für Menschen und in Gegenden gewährleistet sein, die es sich eigentlich nicht leisten können. Natürlich ist das ein Zuschussbetrieb und wird es immer sein. Die neoliberale Anbetung der Konkurrenz produziert doch nur zufällig benutzerfreundliche Lösungen. Wer und was sich nicht (kurzfristig) rechnet, fällt hinten runter - eine absolut unverantwortliche und unmoralische Herangehensweise. Meiner Meinung nach haben öffentliche Verkehrsbetriebe eine Versorgungspflicht, und die muss von der Gesellschaft als Ganzes getragen werden.

Stefan (jwd)

Anonymer Benutzer
Re: Auswahl der Fernbahnhaltepunkte der DB
04.07.2004 00:45
Lieber Stefan!

Ich gebe Dir im Grundsatz völlig Recht!
Aber: Das Deutsche Volk hat gejubelt, als die damalige Regierung die Bahn auseinandergerissen hat!
(Endlich ist der Defizitbriger weg!).
Und die Zersplitterung ist ein Resultat der vollständigen Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie (die aber nur noch von den Schweden so konsequent verwirklicht wurde)!
Es ist traurige Realität, dass die verbliebenen Fernzüge auf einigen Strecken durch Nahverkehrs-Sonderangebote bis zur Einstellung ausbluten (z.B. Dresden-Görlitz)!
Und machen wir uns nichts vor: Auch das "beliebte" und hoch subenzionierte Wochenendticket hat seinen Teil dazu beigetragen, die Fernzüge zu leeren.
Denn die Kosten/Nutzenrechnung für Fernzüge folgt dem 365er-Prinzip und wenn dann 104 Tage (Wochenenden) etwa 80% Fahrgäste abziehen, wird es eng.
Anonymer Benutzer
Re: Auswahl der Fernbahnhaltepunkte der DB
04.07.2004 00:54
Das REx-Netz halte ich für unausgegoren und es wird darüberhinaus zum weiteren Niedergang des SPFV führen!
Ausserdem hat man einige Städte mit etwa 40.000 und mehr Einwohnern schlichtweg vergessen!
Ich denke da zum Beispiel an Landau(Pfalz) mit etwa 45.000 Einwohnern.

Da der Fernverkehr per Gesetz eigenwirtschaftlich zu laufen hat, sehe ich eine kostenneutrale Verzahnung mit dem SPNV derzeit nicht gegeben und auch künftig wird dies durch die Zweckverbände eher behindert als gefördert, da nur wenige von denen über den Tellerrand "ihres" Bereiches denken!
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