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Pleite einer Privatbahn, was dann?
geschrieben von LevHAM 
Mal eine Frage an die Experten die mir gerade in den Sinn kommt wo ich im metronom von Cuxhaven nach Hamburg sitze:

Wie sieht das aus wenn eine vollkommen private Bahngesellschaft pleite geht? (metronom betrifft das glaube ich garnicht da die ja teils den Ländern gehören).

Was passt mit bediener/bedienten Strecke (n)? Stehen die Städte/Gemeinden entlang der Strecke (n) blöd da bis zur nächsten Ausschreibung der Strecke? Oder übernimmt die Bundesbahn die Strecke sofort und es wird direkt eine neue Ausschreibung gemacht, oder Möglichkeit 3: die Bundesbahn übernimmt und betreibt die Strecke so lange bis die nächste Ausschreibung für diese Strecke ist, was mitunter Jahre sein können?

Ist ein solcher Fall vielleicht schonmal eingetreten irgendwo?
Zitat
LevHAM
Ist ein solcher Fall vielleicht schonmal eingetreten irgendwo?

Ja, mindestens 2 Fälle fallen mir ein:
- der Flex in Schleswig-Holstein,
- der Rasende Roland in Mecklenburg-Vorpommern.

Es wurde jeweils relativ schnell befristet an einen neuen Betreiber vergeben. Veolia hatte damals ziemlich spontan den InterConnex 3 eingestellt und die Züge für den Flex eingesetzt. Danach wurde neu ausgeschrieben und die DB kam zum Zug.
Das heißt - wie ich das versteh - herrscht dann auf der Strecke erstmal Betriebsruhe ... das ist ja mehr als unschön!
Wenn ich mich beim Flex richtig erinnere, ging der Wechsel des Betreibers ziemlich flott über die Bühne.

Freundliche Grüße

Alexander Lührs
Wrexham, Shropshire & Marylebone Railway, Tochtergesellschaft von DB Regio UK, hat am 26.2. dieses Jahres angekündigt, das Handtuch zu schmeißen. Zwei Tage später fuhr der letzte Zug. Website: www.wrexhamandshropshire.co.uk.

Vorausgegangen war ein Kampf mit Arriva Trains Wales, die auf der Verbindung fuhr, indem eine Zugfahrt nach London verlängert wurde, die Bestandteil einer Ausschreibung war. Jetzt fährt auf der Strecke hauptsächlich Chiltern Railways, ebenfalls Tochter von DB Regio UK.



MTB

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Bitte beachten Sie beim AS den HU zwischen Z und BSK!
Zitat
blaueeisenbahn
Wenn ich mich beim Flex richtig erinnere, ging der Wechsel des Betreibers ziemlich flott über die Bühne.

Ja, eine "Pleite" heißt heutzutage ja auch nicht mehr unbedingt die sofortige Einstellung der Geschäftsaktivitäten. Die Flex AG selbst beantragte im August 2003, fuhr dann aber noch bis Ende Oktober. Ohne Pause ging dann der Betrieb zum 1.11. auf die NOB über.

Wenn es denn doch mal Probleme bei einem Betreiberwechsel mit Insolvenz gab, waren eher Streitereien um Details oder technische Gründe von Bedeutung. Beim Rasenden Roland gab es Unklarheiten zu Eigentum und Nutzung der Fahrzeuge, die einige Zeit für Ausfälle sorgten, beim Wechsel von ABG zu DVG in Dessau waren beide Fahrzeuge defekt und schon in der ABG-Endphase gab es Ersatzverkehr. Beides fiel aber auch in die Zeit außerhalb der Hochsaison und hatte deshalb keinen großen Handlungsdruck.

Es muss also keine Betriebsunterbrechung geben, aber es kann durchaus passieren.
@LevHAM: Sorry, aber die "Bundesbahn" gibt es seit 31.12.1993 nicht mehr, daher wird sie die Strecke auch nicht übernehmen und betreiben können.

Gruß,
Z.

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What is a Zephyr? [en.wikipedia.org]
Naja, im Fall von Pleiten wird in meisten Fällen die Deutsche Bahn geben entsprechendes Geld von den Ländern die Leistungen übernehmen - Wagenmaterial hat ja die DB massig.

Wenn z.B. die ODEG nicht rechtzeitig ihre Fahrzeuge für OX2 und OX4 bekommt, wird auch die DB einspringen und fahren. ;)

Die Berliner Linienchronik (+Stationierungen S-Bahn/BVG) 1858-2024
Zitat
485er-Liebhaber
Wenn z.B. die ODEG nicht rechtzeitig ihre Fahrzeuge für OX2 und OX4 bekommt, wird auch die DB einspringen und fahren. ;)

Das ist aber keine Pleite sondern einfach nur der Ankauf von "Fremdleistungen" durch den neuen Betreiber.
Hat es in jüngster Vergangenheit ja desöfteren gegeben:

- Berchtesgadener Landbahn
- Eurobahn
- Rhenus Veniro (Hunsrückbahn)
- S-Bahn Berlin (hier zwar keine Betriebsübernahme, aber immerhin das schöne Chaos was wir auch momentan noch verspüren)

Gruß
PEG 650.08
Kommt drauf an was du mit "Pleite" meinst. Bei Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfaehigkeit oder wegen Ueberschuldung geht es unter der Aufsicht eines Insolvenzverwalters weiter. Bei Insolvenz wegen Zahlungsunfaehigkeit stehen die Raeder natuerlich sofort still. Diese sollte aber sehr selten sein - denn ersten muss ja bereits bei drohender Zahlungsunfaehigkeit Insolvenz angemeldet werden (und Insolvenzverschleppung ist auch eine Straftat). Zweitens ist es so das bei Auftragsverkehren (egal ob Bahn oder Bus) der Auftraggeber eigentlich immer eine Sicherheit verlangt (d.h. Geld auf der Bank oder eine Kreditgarantie) wo sich der Auftraggeber im Falle einer Insolvenz bedienen kann um den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Bei der Wrexham, Shropshire & Marylebone war es uebrigens ganz anders. Dort gab es keine Insolvenz, sondern nur einen Beschluss des Besitzers den Betrieb einzustellen (wegen starken verlusten, aber zu einer Insolvenz konnte es nicht kommen da ja die DB als Besitzer fuer alle Schulden zu haften hat). Da die WS&M als freier Betreiber fuhr durfte sie auch einfach den Betrieb einstellen, bei den Auftragverkehren ist dies selbstverstaendlich nicht moeglich.

Es gab in England uebrigens schon zweimal finanzielle Probleme mit Franchise-Betreibern, beide Male mit dem Betreiber der Ostkuesten-Hauptstrecke. Im Oktober 2006 wurde Sea Container, die Mutterfirma des Betreibers Great North Eastern Railway, insolvent. GNER was davon nicht betroffen, trotzdem kassierte das britische Verkehrsministerium die Franchise (dies war laut Vertrag bei Insolvenz der Mutterfirma erlaubt). Die Regierung entschied sich danach aber GNER zu beauftragen die Strecke gegen eine neu festgelegte Gebuehr weiter zu betreiben. (Auch diese war im urspruenglichen Vertrag als Recht der Regierung im Falle einer Insolvenz der Mutterfirma festgelegt werden.)

Im April 2009 gab dann der Nachfolgebetreiber National Express East Coast (eine Tochterfirma von National Express) bekannt das sie Geld aus den Sicherheiten benoetigte um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Dieses gab natuerlich der Regierung das Recht den Verkehrsvertrag zu kuendigen, was sie auch tat. NEEC betrieb die Strecke noch 14 November 2009, dem Tag an dem die Sicherheit aufgebruacht war, am naechsten Tag uebernahm das von der Regierung in den vorhergehenden Monaten gegruendete Staatsunternehmem Directly Operated Railway den Betrieb (mit denselben Zuegen, Personal, Fahrplan, etc, Personal muss in GB bei derartigen Uebernahmen immer uebernommen werden, die Zuege gehoeren sowieso alle anderen Leasingunternehmen).
Zitat
christian schmidt
Bei der Wrexham, Shropshire & Marylebone war es uebrigens ganz anders. Dort gab es keine Insolvenz, sondern nur einen Beschluss des Besitzers den Betrieb einzustellen (wegen starken verlusten, aber zu einer Insolvenz konnte es nicht kommen da ja die DB als Besitzer fuer alle Schulden zu haften hat). Da die WS&M als freier Betreiber fuhr durfte sie auch einfach den Betrieb einstellen, bei den Auftragverkehren ist dies selbstverstaendlich nicht moeglich.

Richtig, deshalb schrieb ich "das Handtuch werfen".



Zitat
Railway Herald Issue 254
In a press statement, the company Chairman, Adrian Shooter CBE said: "Regrettably, we have concluded that the potential for further changes to the company's operations, including any synergy with Arriva Trains Wales, will not improve the financial position sufficiently. The shareholders have invested in excess of £13 million in launching the business and funding its losses, and have now concluded that there is no reasonable prospect that Wrexham & Shropshire can become profitable, or offer a return on this investment".

Quelle

Dadurch trat die Insolvenz zwar nie ein, aber trotzdem fuhren die Züge nicht mehr und werden es in Zukunft auch nicht mehr.

MTB

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