Dieser Tage erstaunte mich, dass in einem ICE1 die Fahrradmitnahme von der DB ermöglicht wurde. Erstmal eine schöne Idee!
(Ist das eigentlich ein Thema für das Deutschlandforum oder für das RadfahrInfo-Forum?)
Die Mitnahme von Fahrrädern in der Bahn ist seit Abschaffung der Gepäckwagen und insbesondere seit Einrichtung eines Hochgeschwindigkeitsnetzes in Deutschland auf längeren Strecken ja schwer bis unmöglich, da kaum/keine Kapazitäten. Das ändert sich in den letzten Jahren. Für eine kleine Stadterkundung oder ein paar kleine Tagesausflüge kann gerne auf ein Mietfahrrad vor Ort (wie häufig vorgeschlagen) zurückgegriffen werden. Für längere Touren ist das eigene Fahrrad (Sattel, Einstellung, Rahmengröße, Verarbeitungsqualität, benötigte Ersatzteile, ...) unbedingt notwendig. Mieten ist hier keine Option.
Für die Fahrradmitnahme wurden im 2.-Klasse-Wagen (einiger?) ICE1 am Zuganfang/-ende die vier Abteile gesperrt, entsprechende Zettel recht provisorisch angebracht, die Tische hochgegurtet (soweit möglich; eigentlich nur für die Bodenreinigung). Damit können jeweils maximal zwei Fahrräder je Abteil untergebracht. Für die Beförderung von maximal 8 Fahrrädern (2x 4 Abteile) wurden 24 Sitzplätze aufgegeben. Viele Fahrgäste besonders bei vollen Zügen reagieren mit Unverständnis, wenn die leeren Abteilwagen verschlossen bleiben (oder dort nur ein, zwei Fahrräder stehen), während die Menschen in den Gängen sitzen/stehen.
Die Abteile werden während der Zugfahrt verriegelt (zumindest zeitweise, siehe unten). 1. Klasse-Fahrgäste mit Rad dürfen sich dann einmal durch den ganzen Zug mit Sack und Pack machen, sofern sie nicht einen Teil des Gepäcks mehr oder minder sicher zurücklassen. Ich würde sagen: für Zugfahrten mit Rad im ICE1 unter 2,5 Stunden lohnt sich eine Mitfahrt in der 1. Klasse überhaupt nicht (selbst mit 1. Klasse-Fahrkarte).
Zusätzliche Befestigungsmöglichkeiten für die Räder im Abteil gibt es keine. Es gibt auch kaum zufällig vorhandene Anschlagspunkte für selbst mitgebrachte Spanngurte oder Schlösser. Dafür sind die Abteile ja auch nicht konstruiert.
Da die Räder vorwärts in die Abteile hineingeschoben werden, berühren die Ketten der rechtsstehenden Räder ungeschützt die Polster der Sitze, sofern kein Kettenschutz räderseitig verbaut ist. Insbesondere bei regnerischem Wetter dürfte sich das Problem der Berührung verschmutzter/verschmierter Radteile (Ketten, Reifen, Rahmen) verschärfen.
Das Hinein- und Herausrangieren Abteil <-> Gang gestaltet sich schwierig. Dazu kommt bei Passagieren, die als Radtouristen längere Strecken mit dem Fahrrad fahren, dass sie zwei, drei, vier und mehr Gepäcktaschen, Zelte etc. dabei haben, die separat aus und in den Zug gebracht werden müssen. Einerseits ist dies vorgeschrieben, andererseits wäre ein Rangieren mit Radtaschen im Zug de facto unmöglich.
Der erste/letzte Wagen wird von Ein-/Aussteigern besonders frequentiert, um Umsteigewege zu verkürzen oder umgekehrt, um grad noch den Zug zu erreichen. Beides erhöht die Passagierzahl rund um die Halte ohnehin besonders in diesem Wagen. Radrangierereien sind da allseits hoch willkommen.
Natürlich nutzen den selben Gang, die selbe Ausstiegstür auch die Fahrgäste ohne Räder, die im selben Wagen im Großraumabteil (oder im Gang) mitfahren. Sie stehen ohnehin häufig lange vor Halt des Zuges bekanntlich und (teils) verständlicherweise bereits im Gang, so dass das Herausrangieren des Rades oder Vortragen von Gepäck vor die Ausstiegstüren vor Halt des Zuges erschwert, i.d.R. unmöglich wird. Das gleiche gilt, wenn mehrere Fahrräder am selben Bahnhof heraus sollen.
Regelmäßig muss das Konvolut Gepäck/Rad von Radtouristen in mehreren Touren aus dem Zug gebracht werden. Besonders bei kurzen Aufenthalten besteht die Gefahr, dass ein Teil sich bereits draußen befindet, während ein anderer noch aus dem Abteil geholt werden muss. Da dies erst möglich ist, nachdem alle anderen Passagiere aus- und eingestiegen sind, erhöht sich das Risiko der Abfahrt des Zuges, während ein Teil noch im Zug, der andere bereits auf dem Bahnsteig steht. Während dieser Räumaktionen steht besonders bei Alleinreisenden mit Tourengepäck ein Teil immer unbeaufsichtigt und naturgemäß ungesichert im Zug und/oder auf dem Bahnsteig. Es ist ohnehin dort am Zuganfang-/ende alles wuselig. Ein Paradies für schnäppchenfreudige, spontane Langfinger.
Gleiches gilt für das Gepäck jener Fahrgäste, die einen Teil des Fahrradgepäcks im Abteil zurücklassen wollen oder auf Anweisung des DB-Personals im Abteil zurücklassen sollen. Die Abteile werden einige Zeit vor Halt ohne Anwesenheit der dazugehörigen Reisenden entriegelt, so dass jede und jeder Zugang erhält. Das Entriegeln kann fünf oder ~30 Minuten vorher geschehen. Alles erlebt.
Bahnpersonal ist an diesem neuralgischen Punkt bei den Halten nur teilweise zu sehen, um wenigstens eine Abfahrt vor Ende des Räumens zu verhindern, ggf. auch Gepäck kurzzeitig zu beaufsichtigen oder den Zu-/Ausstieg etwas zu koordinieren.
Habt ihr Erfahrungen mit alldem, sachliche Ergänzungen usw.?