Ach ja, was war das für eine erholsame Reise. Eine Woche inn Schlesien, Rückfahrt gestern (Fr., 13.10.05) pünktlich 12.22 ab Breslau... Sollte der Abschluss eines erholsamen Urlaubs sein, aber es kam dann ein klein wenig anders... Eine (Lausbuben-)geschichte in mehreren Teilen
I. Dicke Luft Teil 1
Der Zug IC 240 (Krakau - Kattowitz - Oppeln - Breslau - Liegnitz - Cottbus - Berlin - Salzwedel - Uelzen - Hamburg) mit dem Namen "Wawel" fuhr in den Breslauer Hauptbahnhof ein, die reservierten Plätze, die ich hatte, waren nicht als reserviert ausgeschildert, also hatte sich in dem Abteil ein junger Vater aus Oberschlesien mit seinen Kindern dort zum Schlafen gelegt. Er verstand kein Deutsch und kein Englisch, als dann aber eine andere Dame (die auch in dem Abteil einen Platz reserviert hatte) ihn auf Polnisch ansprach, konnte er plötzlich deutsch (und sprach auch später deutsch mit seinen Kindern)
II. Dicke Luft Teil 2
Da die Strecke zwischen Liegnitz und Cottbus nicht elektrifiziert ist, wird an diesen beiden Orten planmäßig die Lok getauscht. Leider hat irgendjemand vergessen, die Klimaanlage anzuschließen. So weit so gut, aber wenn beide Toiletten des Wagens verstopft und verdreckt sind (und auch entsprechend stinken) ist eine defekte Klimaanlage doch ein erheblicher Komfprtmangel!
Ein Herr, der in meinem Abteil saß, hat dann in Forst den deutschen Zugchef darauf angesprochen, woraufhin dieser ihn ohne Antwort stehen ließ. Dies war dann die Initialzündung zu einem kleinen netten Wortgefecht zwischen dem Schaffner, der den Mangel mit der Klimaanlage auf der Fahrkarte vermerkte ("Der polnische Kollege wurde nicht eingeschaltet" - Wie denn, wenn ich kein Polnisch und der polnische Zugchef kein Deutsch oder Englisch kann?).
Im weiteren Verlauf der Fahrt habe ich dann mit dem Zugchef mal "von Mensch zu Mensch" gesprochen und ihm zu verstehen gegeben, dass ich als zahlender Kunde in der 1. Klasse einen erstklassigen Service erwarte und nicht angemault werden will, und dass ich außerdem zu denen gehöre, die seinen Arbeitsplatz sicher machen und der Bahn Geld geben, mit dem er bezahlt wird - ich glaube, er hat's verstanden...
III. Busfahrt ins Ungewisse
10 Minuten zu früh kamen wir dann in Uelzen an (für die ortsunkundigen: ca. 50km vor Hamburg). Dort kam eine Durchsage, dass wegen eines Personenschadens die Stecke gesperrt sei und Busse nach Bienenbüttel führen, wo ein Zug nach Hamburg *warte*. Meine Eltern (beide nicht mehr die jüngsten) und ich sind dann treppauf, treppab mit viel schwerem Gepäck zum Bussteig und nach ca. 10 Minuten fuhren die Busse auch tatsächlich ab in Richtung Bienenbüttel.
Dort angekommen, war KEIN Zug da. Auch kein Bahnpersonal, nur ein paar Jugendliche mit sehr kurzen Haaren und politisch fragwürdigen Parolen auf den Aufnähern ihrer Jacken. Dazu strömten dann ca. 200 - 300 Menschen, die weiter nach Hamburg wollten. Es kam ein ICE in Richtung Hamburg und fuhr mit ca. 100-120 km/h durch den Bahnhof, kurz danach gefolgt von - TADAA - dem IC 240 (Wawel), aus dem wir ausgestiegen waren, und fuhr ebenso schnell durch den Bahnhof durch. Dann kam (gerade als ein Güterzug durchfuhr und nichts zu verstehen war) eine Durchsage. Es fuhren noch ca. fünf Güterzüge mit hoher Geschwindigkeit durch den Bahnhof, direkt an dem Bahnsteig, wo die Menschenmassen sich drängten. Wie ich meine, ging davon eine Gefahr für Leib und Leben für die Wartenden aus. Ein Glück, dass nichts passiert ist!
Dann endlich um 21.15 kam der Metronom (Taktverkehr Hamburg <-> Uelzen) und brachte uns nach Hamburg-Harburg, das wir durch diese schwachsinnige Aktion eine Stunde verspätet erreichten. Eine Schulklasse aus Otterndorf hatte dort den letzten Zug nach Haus verpasst und musste nach langem Warten mit dem Zug und dann mit dem Taxi weiter.
Planmäßig wäre der IC 240 um 20.53 in Hamburg-Harburg gewesen. Er erreichte Harburg mit 26 Minuten verspätung. Demzufolge hat die Bahn - nach meiner Ansicht - wenigstens grob fahrlässig, wenn nicht gar vorsätzlich, eine zusätzliche Verspätung von 34 Minuten verursacht.
Ich kenne mich da nicht aus und weiß auch nicht, was genau los war. Aber ich denke, man kann von der Bahn genügend Voraussicht und Planung erwarten, dass abzusehen ist, wenn es für die Fahrgäste schneller und bequemer ist, zu warten, bis die Strecke wieder frei ist. (Ich hatte 1. Klasse Intercity gebucht, also will ich auch Intercity fahren - und ich hätte sitzen bleiben können bis Harburg).
Sicherlich ist Bienenbüttel ein interessanter Ort, aber nachts mit ein paar hundert Menschen dort dichtgedrängt im kalten Wind zu stehen war sicher nicht so schön wie ein beheiztes Intercity-Abteil...
So, jetzt kommt die große Frage: Kann ich da irgendwas reißen, um eine Wertminderung der Fahrt geltend zu machen? Hat jemand Ideen, wie man das formuliert? Dass jemand auf die Schienen springt, ist nicht Schuld der Bahn, aber dass die Bahn ihre Kunden aussetzt und unnötigerweise in der Kälte stehen lässt und anlügt ("Es wartet ein Zug in Bienenbüttel") ist doch nicht ganz das, was ich von einem Serviceunternehmen erwarte...
---
Gregor Jacobs
root@127.0.0.1 <-- Don't send mail or else!