Um diese Behauptung zu belegen sind ein paar mathematische Betrachtungen nötig:
Zwischen Berlin und Hamburg fahren je Richtung 16 Fernverkehrszüge am Tag. Da die Entfernung etwa 290 km beträgt ergeben sich daraus pro Jahr 2*16Züge*290km*356Tage= 3,4 Mio Zug km. Das sind 2,5% der 138,1 Mio Zug km, die DB-Fernverkehr laut ihrem Geschäftbericht im Jahr 2004 gefahren hat.
Geht man davon aus, dass die Züge zwischen Berlin- und Hamburg genauso viele Plätze bieten und die gleiche Auslastung haben, wie der Durchschnitt aller Fernverkehrszüge, bedeutet eine Fahrgaststeigerung um 60% zwischen Hamburg und Berlin (siehe Zitat1 unten) eine Steigerung der gesamten Verkehrsleistung von DB-Fernverkehr um 1,5% (60% von 2,5%).
1,5% bedeuten knapp 40% des Gesamtwachstums im Fernverkehr, das 2005 3,9% betrug (siehe Zitat2 unten)! Nicht eingerechnet sind hier Verkehrszuwächse auf den Zubringerstrecken von Westerland/Kiel-Hamburg bzw. von Leipzig/Dresden-Berlin, die ebenfalls von der höheren Geschwindigkeit zwischen Berlin und Hamburg profitieren, wenn die Fahrt hier beginnt oder fortgesetzt wird.
Der übrige Verkehrszuwachs dürfte größtenteils auf die hohen Spritpreise zurückzuführen sein:
>>Einer im Auftrag der DB erstellten infas-Umfrage zufolge wollen 42 Prozent der Autofahrer bei anhaltend hohen Benzinpreisen häufiger Bahn fahren.<< http:// http:// [
www.bahnnews.de] 14.09.05
>>32 Prozent der Autofahrer können es sich dem Bericht zufolge wegen der hohen Spritpreise vorstellen, in Zukunft häufiger mit Bus und Bahn zu fahren. Bei den Großstädtern seien es sogar 42 Prozent. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Autofahrer mit einem Nettoeinkommen weniger als 1000 Euro pro Monat fährt heute schon wegen der hohen Spritpreise häufiger mit Bus und Bahn.<< [
www.bahnnews.de] vom 12.12.05
Und die vielen Rabattaktionen der DB? Na ja, das war ja ganz amüsant, und es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass der eine oder andere Fahrgast dadurch den Weg zur Bahn gefunden hat. Die Hauptursache für den Fahrgastanstieg liegt aber in der (völlig zur Recht!) mit Mitteln der Steuerzahler ausgebauten Bahnstrecke Hamburg-Berlin und den hohen Spritpreisen.
Was bedeutet das für die Zukunft? In diesem Jahr wird zwischen München und Nürnberg eine weitere Hochgeschwindigkeitsstrecke in Betrieb genommen sowie der Berliner Nord-Süd Tunnel. Es würde mich überraschen, wenn diese Milliardeninvestitionen nicht auch ihren Beitrag zum Wachstum im Schienenfernverkehr leisten würden. Und weil die Krisen in wichtigen Ölförderländern (Iran, Nigeria) genausowenig gelöst werden wird, wie die Hurrikane-Saison im Golf von Mexiko ausfällt, wird uns auch der hohe Benzinpreis sicher erhalten bleiben.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist es nicht erforderlich, mit einem einfachen Tarifsystem, das weniger auf Rabatten, sondern auf vernünftigen und einfach zugänglichen Preisen basiert, neue Kundengruppen zu erschließen.
Anhang (verwendete Zitate):
Zitat1:
>>Gut ein Jahr nach dem Start der ICE-Ausbaustrecke zwischen Berlin und Hamburg fällt die Bilanz sehr positiv aus. Wie Bahnsprecher Achim Stauß der Zeitung "Die Welt" sagte, hätten seit dem Start im Dezember 2004 60 Prozent mehr Fahrgäste die Bahn-Verbindung zwischen den beiden Metropolen genutzt, auf der ICE-Züge nur noch gut 90 Minuten benötigen.<< [
www.bahnnews.de] vom 14.01.06
Zitat2
>>116 Millionen mal benutzten Fahrgäste den Fernverkehr der Eisenbahnen, das waren 0,5% mehr Fahrten als im Jahr 2004. Die Beförderungsleistung wuchs hier um 3,9% auf 33,7 Milliarden Personenkilometer, da die durchschnittliche Reiseweite von 280 Kilometer auf 290 Kilometer gestiegen ist.<< [
www.destatis.de]