Zwischen Nürnberg und Dresden gibt es momentan Zugverbindungen mit folgenden Fahrzeiten:
RE/IRE: 4:51 h (2h-Takt, 1 Umstieg, Normalpreis: 43,80 €)
IC: 4:57 h (4x täglich, Normalpreis: 59,00 €)
ICE : 5:12 h (2h-Takt 1x Umstieg in Leipzig, Normalpreis: 64,00 €)
Ein einmal am Tag pro Richtung verkehrender Linienbus benötigt für die Strecke Nürnberg-Dresden 4:35 h mit Zwischenhalten in Bayreuth, Hof und Chemnitz. Geht man davon aus, dass jeder Zwischenhalt einen Zeitverlust von 15 Minuten bedeutet, würde ein Bus ohne Zwischenhalte folgende Fahrzeiten bieten:
Bus: 3:50 h (Normalpreis: 34€, bei Hin- und Rückfahrt 23,50 € pro Fahrt)
Hier ist ein Auszug aus dem Gesetz, das die Genehmigung eines Linienbusverkehrs parallel zu Bahnlinien normalerweise untersagt:
Personenbeförderungsgesetz: (www.juris.de)
PBefG § 13 Voraussetzung der Genehmigung
[..]
(2) Beim Straßenbahn-, Obusverkehr und Linienverkehr mit Kraftfahrzeugen ist die Genehmigung zu versagen, wenn
[..]
a) der Verkehr mit den vorhandenen Verkehrsmitteln befriedigend bedient werden kann [oder]
b) der beantragte Verkehr ohne eine wesentliche Verbesserung der Verkehrsbedienung Verkehrsaufgaben übernehmen soll, die vorhandene Unternehmer oder Eisenbahnen bereits wahrnehmen
Wenn ich als Nicht-Jurist diesen Paragraphen richtig interpretiere, stellt sich für die Genehmigung eines möglichen Buslinienverkehrs die Frage, ob momentan die Verbindung Nürnberg-Dresden „befriedigend bedient“ wird und ob der Bus „eine wesentliche Verbesserung der Verkehrsbedienung“ bringen würde:
- Für einen Zeitvorteil von 1 h wurden schon mehrere Mrd. Euro in Neubaustrecken investiert Hier liegt also eine „wesentliche Verbesserung“ vor.
- Eine Reisezeit der Bahn ergibt umgerechnet auf die 310 Autobahn-Kilometer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 65 km/h, die kaum als „befriedigend“ angesehen werden kann.
- Gegenüber der Nahverkehrsverbindung und der ICE-Verbindung über Leipzig hat der Bus den Vorteil eine umsteigefreie Verbindung zu bieten. Die DB hat einige Mio. € in Flügelzüge investiert, um umstiegsfreie Bahn-Verbindungen herzustellen. Auch das dürfte als Verbesserung gelten.
- Wenn man die Ausstattung von Nahverkehrszügen als nicht fernverkehrsgerecht ansieht (Fahrzeit knapp 5 h!), wird Nürnberg-Dresden mit 4 IC pro Tag bestimmt nicht „befriedigend bedient“.
- Einen weiteren „Zeitvorteil“ gegenüber der Bahn könnte der Bus erzielen, wenn er nicht die Hauptbahnhöfe von Nürnberg und Dresden, sondern S-oder U-Bahn Stationen nahe einer Autobahnauffahrt ansteuern würde.
Wie schon gesagt, bin ich kein Jurist, aber das momentane Angebot der DB zwischen Nürnberg und Dresden könnte einen Grenzfall darstellen, den Busunternehmen für einen Versuch nutzen könnten, eine Fernbuslinie einzurichten. Aufgrund des preislichen Vorteils gegenüber den (Normal-)Preisen der Bahn und der kürzeren Fahrzeit sowie der relativ geringen Anzahl von Reisenden, die benötigt werden, um einen Bus zu füllen, bestehen auch gute Möglichkeiten für einen profitablen Busbetrieb.