der weiße bim schrieb:
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> > Nun gibt die BVG ja mehr oder weniger zu, daß
> sie einige Strecken stillegen will, ich zähle sie
> jetzt im Einzelnen nicht auf.
>
> Von Willen zur Stillegung kann keine Rede sein.
> Wenn der Eigentümer der Infrastruktur, die ja von
> der BVG vertraglich in einem betriebsbereiten
> Zustand gehalten wird, die notwendigen Mittel für
> die Grundinstandsetzung nicht aufbringen kann oder
> will, muss der Betreiber nach anderen Wegen für
> den Betrieb der Strecken suchen, beispielsweise
> die Umstellung auf Busbetrieb.
Es ist doch etwas zu einfach hier jegliche Verantwortung vom Hause BVG zu weisen und nur auf den Aufgabenträger (Senat) zu verweisen.
Eine Diskussion zum Thema "Wieviel Straßenbahn will/kann sich Berlin leisten?" ist in der Tat lange Zeit verschleppt worden.
Doch gegenwärtig dreht sich die Diskussion nur noch darum "Wieviel Straßenbahn soll denn stillgelegt werden?". Vorangetrieben wird dies auch noch durch Äußerungen, die daruf schließen lassen, dass es sich durchaus auch um eine ideolgisch geprägte Abneigung zu diesem Verkehrsmittel handeln kann (ich erinnere an das Zitat von Th. Necker, dass es ja in Westberlin auch mit Bussen gut funktuioniere).
Warum äußert die BVG denn nicht den Wunsch, auf starken Achsen neue Straßenbahnstrecken zu bauen - obwohl sie genau weiß, dass dann sowohl geringere Betriebskosten als auch Mehreinnahmen durch zusätzliche Fahrgäste zu erwarten sind?
Auch sind bei genauerer Betrachtung die Argumente der Umstellung der Schmöckwitzer Uferbahn nicht wirklich stichhaltig und aus wirtschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar. Die Busvarianbten werden im Betrieb teurer als die Straßenbahn und die Erschließungsqulität nimmt massiv ab. Das bedeutet Mehreinsatz an Bussen und wesentlich weniger Fahrgäste. Hinzu kommen noch nicht unwesentliche Kosten für den Rückbau der Gleisanlagen. Auch wenn sich Herr Necker so etwas wünscht - einfach liegenlassen geht nicht. Das ist Abwälzung der Folgekosten auf das klamme Land Berlin
Also ist aus meiner Sicht die Bahuptung, die BVG ist "nur" logischer Vollstrecker der Senatspolitik nicht voll zutreffend.
>
> Man muss die Politik beeinflussen. Sie muss auch
> dann in bestehende Nahverkehrslinien investieren,
> wenn kein kurzfristiger wirtschaftlicher Nutzen
> erkennbar ist. Das ist gegenwärtig sehr schwer
> vermittelbar,
Das ist ein wesentliches Problem. Die BVG will wohl durch den Verzicht auf langfristige Investitionen ihre Bilanzen schnell schönen. Das hat allerdings mit nachhaltiger Verkehrspolitik - gerade auch in Zeiten klammer Kassen - nicht viel zu tun!
> > Wenn der BVG die Strassenbahn die Meinung
> vertritt, Strassenbahnen seien zu teuer oder was
> weiß ich,
> > dann sollte die Strassenbahn besser von einem
> anderen Unternehmen betrieben werden.
>
> Diese Meinung vertritt die Geschäftsleitung der
> BVG nicht, erst recht nicht deren Mitarbeiter.
> Ohne Investmittel kann jedoch kein Betreiber auf
> Dauer SNV-Strecken erhalten.
Die BVG bekommt gegenwärtig eine ganze Menge Investitionsmittel für den Streckenerhalt jedes Jahr. Auch nach dem gegenwärtigen Entwurf des neuen Unzternehmensvertrages ist dieser Posten (noch) nicht reduziert worden.
>
>
> Wer soll diese bauen? Das kann das Land Berlin
> oder die BVG, die dann aber die nötigen
> finanziellen Mittel erhalten muss. Ein privater
> Investor wird sich dafür mangels Rendite nie
> finden. Immerhin sind fast alle
> Straßenbahnstrecken, später auch viele
> U-Bahnlinien in Berlin ursprünglich privat gebaut
> und betrieben worden. Bei den wirtschaftlichen
> Randbedingungen des 21. Jahrhunderts ist das
> jedoch nicht mehr möglich.
U-Bahnen wurden nur recht wenige privat gebaut, da war sehr schnell öffentliches Geld im Spiel.
Es stimmt, Investitionen in Verkehrsinfrastruktur sind privat nicht finanzierbar. Aber muss das bedeuten, dass man dann auf lange Sicht in vielen Korridoren ein unbeliebtes und wirtschaftlich unvernünftiges Verkehrsmittel betreiben muss (Busse)? So lange Geld für neue Straßen vorhanden ist, so lange kann man auch mit gutem Recht die Zuverfügungstellung der angemessenen ÖPNV-Infrastruktur verlangen. Und in Berlin bedeutet das vor allem die Umstellung starker Busachsen auf Straßenbahnbetrieb.
Dass dies auch heute möglich ist, zeigen viele Städte weltweit - auch die ähnlich pleite wie Berlin sind.
>
> Die Erneuerung der Gleisanlagen stellt nur ein
> Teil der notwendigen Kosten dar.
> Für den gesetzlich vorgegebenen
> behindertengerechten Ausbau müssen vor allem die
> Haltestellen der Strecke erneuert werden,
> Fahrgastinfosystem, Funkausbau, Weichen- und
> LSA-Steuerung und vieles andere.
Aber auch das gibt es verschiedene Standards, die in Berlin noch lange nicht ausgeschöpft worden sind. Nicht jede Haltestelle muss eine Seluxsäule haben, am Richtershorn benötigt man sicherlich keine voll ausgeleuchtete Haltestelle mit komplett neuem Pflaster etc.
>
> > Ähnlich sieht es mit der Rosenthaler Strecke
> aus, warum wird sie
> > nicht endlich ins Märkische Viertel bis zum
> Bf. Wittenau verlängert?
>
> Das setzt eine entsprechende Planung im
> Stadtentwicklungsplan Verkehr und im
> Nahverkehrsplan des Senats voraus.
Diese Strecke ist im STEP Verkehr enthalten.
Ob die
> Verlängerung effektiv wäre, ist zumindest sehr
> umstritten.
Das wäre ein Novum aller gängiger Verkehrsplanung, dass es sich nicht lohnen würde, eine Großsiedlung mit ca. 40.000 Einwohnern mit Straßenbahnen zu versorgen. Vor allem, wenn man sich überlegt, dass zwischen S Wittenau und Märkischem Zentrum allein 24 Busse je Stunde und Richtung unterwegs sind. Nimmt man noch den 122er dazu, kommen ind er HVZ nocheinmal 12 Fahrten dazu.
Und das soll nicht tramwürdig sein? Wenn dem so wäre, dann dürfte man nie mehr irgendwo in Berlin Straßenbahnen bauen!
Gleichzeitig würde der Wiederaufbau
> der Heidekrautbahn auf alter Strecke sehr
> erschwert (wer bezahlt eine Brücke?).
Die Straßenbahn nach Wittenau hat m.E mehr Potential als der Wiederaufbau der Heidekrautbahn in diesem Bereich. Und falls die Heidekrautbahn irgendwann mal dort wiederkommen wird, wird man wohl kaum sich mit einem schrankegesicherten Bahnübergang zufrieden geben. Die Brücke würde so oder so kommen - ob mit oder ohne Tram.
> Für mich nicht. Die finanziellen Mittel reichen
> aber nicht mal für den dauerhaften Erhalt des
> bestehenden Netzes, geschweige den weiteren
> Ausbau. Die Probleme bestehen ähnlich bei der
> U-Bahn, so dass man nicht einfach Mittel
> umschichten kann. Die Instandhaltung der
> "West"-Strecken der U-Bahn wird auf Jahrzehnte
> bedeutende Mittel binden.
Bisher haben die Mittel gereicht - eine Schrumpfung der Investitionsmittel kann ich momentan von politischer Seite (noch) nicht erkennen. Ich hege schon fast die Vermutung, Necker und Sturmowski wollen sich hier als "Schrumpfungskomissare" des Berliner ÖPNV profilieren. Über die Gründe kann man spekulieren...
>
> Man muss hier die Lebenszykluskosten vergleichen,
> die Anschaffung ist ja nur ein (mehr oder weniger)
> kleiner Anteil der Gesamtkosten. Ein zeitgemäßer
> DD-Bus kostet aktuell 300.000 EUR, während eine
> zeitgemäße Straßenbahn kaum unter 2 Mio EUR zu
> bekommen ist. Die Instandhaltung über 10 bzw. 20
> Jahre ist deutlich teurer.
Warum muss man für die "Nebenstrecken" das Teuerste vom Teuren beschaffen? Es gibt inzwischen durchaus güstigere Fahrzeuge am Markt, die aber problemlos die zeitgemäßen Standards erfüllen.
Hinzu kommt, dass man mit dem Busbetrieb nicht die Einnahmen erzielen wird, wie mit Straßenbahnen. Auch und gerade in Schmöckwitz nicht.
Viele Grüße
Ingolf