Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Bauarbeiten in früherer Zeit
geschrieben von Nemo 
Nur mal eine Frage: wie hat man eigentlich in früheren Zeiten die Bauarbeiten bei der Straßenbahnerledigt? Gab es da auch soviel Ersatz- und Pendelverkehr wie heute? Oder war das Netz dicht genug für Umleitungen über benachbarte Strecken?

Gruß Nemo
Hallo Nemo,

ich kann ziemlich eindeutig sagen, dass es "früher" kaum Streckensperrungen wegen Bauarbeiten gab.
Seit 1972 beobachte ich aktiv das Verkehrswesen in West und Ost.
Bis Mitte der 80er Jahre kannte ich langfristige Streckensperrungen fast nur aus der DDR.
In früheren Zeiten wurden eben ständig Gleisunterhaltungen durchgeführt.
Das heißt es wurden einzelne Gleisstücke oder Schwellen ausgewechselt, Schotter nachgestopft oder einfach nur Schrauben nachgezogen. Das waren zumeist Arbeiten, die unter laufenden Betrieb erledigt werden oder durch kurze eingleisige Abschnitte ermöglicht wurden. Dazu wurden in größerem Maße Kletterweichen verwendet.
Berücksichtigt werden muss allerdings auch, dass in früheren Zeiten andere Arbeitsschutzvorschriften bestanden, die mehr Arbeiten unter laufenden Betrieb erlaubten.
Zudem kommt eine andere Unternehmensphilosophie. So äußerte letztlich BVG-Vorstandsmitglied Neckar, auf den Vorwurf dass man die Strecke nach Schmöckwitz auf Verschleiß gefahren habe, dass dieses "ganz Normal" wäre. So entstehen natürlich auch aufwändige Baustellen.

Bernd Freimann
Anonymer Benutzer
...
07.07.2006 21:30
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.2011 20:47 von 54E.
54E schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich selbst habe ein dreiviertel Jahr vor
> Einstellung der 96 Ersatzverkehr für die
> Straßenbahn zwischen Kleine Kreuzbergstr. und
> Mehringplatz gefahren...
>
> Für die Experten:
> Rechnet mal aus, wieviele Runden wir da gefahren
> sind...
>
> Gruß
> 54E - Durchlaufwagen

Nach meiner Erinnerung ging dieser SEV, der damals noch nicht so hieß, bis zur Jerusalemer Str./Lindenstr. Außerdem war der durch die Bauarbeiten zur U7 begründet, das hatte ja nichts mit der normalen Unterhaltung oder Erneuerung zu tun.

Beste Grüße
Harald Tschirner
Anonymer Benutzer
...
08.07.2006 08:55
...



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.2011 21:18 von 54E.
54E schrieb:
-------------------------------------------------------
> @Harald: Tja, einfach nur falsch...

Was ist daran falsch? Siehe Kopie aus BVG-Fahrplan 2.5. - Oktober 1965:



Beste Grüße
Harald Tschirner



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.07.2006 20:55 von Harald Tschirner.
Bernd Freimann schrieb:
-------------------------------------------------------
> ich kann ziemlich eindeutig sagen, dass es
> "früher" kaum Streckensperrungen wegen Bauarbeiten
> gab.

Hallo,

dem kann eigentlich ich nur zustimmen: Z. B. wurden Mitte der fünfziger Jahre die Gleise der Linie 96 im Zuge der Verbreiterung eines Teils der Lankwitzer- und Kaiser-Wilhelm-Straße (ca. 1,5km) vom Randstreifen dieser Straße in die Mitte verlegt. Soweit ich mich erinnere wurde mit Hilfe von Behelfsweichen (der Ausdruck eines Laien) der Verkehr während der ca. 24 Monate weitgehend aufrechterhalten. Wenn da aber zwei oder mehr Linien gefahren wären…….


Viele Grüße
Buckow2003
Anonymer Benutzer
...
08.07.2006 21:47
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.2011 20:47 von 54E.
54E schrieb:
-------------------------------------------------------
> Schöne Kopie, aber ich habe sämtliche Fahrpläne
> meienr Dienstzeit zu Hause, da brauche ich das
> nicht...
>
> Es gab früher schon falsche Informationen...
>
> Gruß
> 54E - Durchlaufwagen

Trotz deiner gegenteiligen Meinung noch einmal zu den Tatsachen, dann ist diese fruchtlose Diskussion für mich erledigt:

die Linie 96 fuhr so wie es auf Seite 55 des damals noch sorgfältig erstellten Fahrplans angegeben ist. Sie tat dies seit 2.5.1961, wobei sie in der Lindenstr. die SL 99 ablöste. Am 1.7.62 wurde der Straßenbahnbetrieb auf dem Streckenabschnitt Lindenstr./Jerusalemer Str. - Mehringdamm/Yorckstr. wegen der Bauarbeiten zur U-Bahnlinie H (später 7/U7) stillgelegt und es wurde ein Autobusverkehr eingerichtet. Ich glaube nicht nur dem damaligen Fahrplanheft sondern auch dem Buch "Linienchronik der Berliner Straßenbahn 1945 - 1993", denn ich bin da selbst mitgefahren.


Beste Grüße
Harald Tschirner
Anonymer Benutzer
...
09.07.2006 17:44
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.01.2011 20:47 von 54E.
Bernd Freimann schrieb:
-------------------------------------------------------
> In früheren Zeiten wurden eben ständig Gleisunterhaltungen durchgeführt.

... wenn es der Personal- und Materialmangel zuließ.

> Dazu wurden in größerem Maße Kletterweichen verwendet.

Die BVB mußte ohne Kletterweichen auskommen, im "sozialistischen Wirtschaftsgebiet" gab es keinen Hersteller.
Dafür wurde in den späten 70ern eine andere Bauweise entwickelt:
Auf eine Autofahrspur wurde eingleisig ein Behelfsgleis aufgebaut und in Wochenendsperrung die Oberleitung verschwenkt und die Bauweichen und Bögen zur bestehenden Strecke errichtet. Die andere Fahrspur diente den Baufahrzeugen. Auto- und Schienenersatzverkehr wurde umgeleitet.
Die heutige Autolobby würde sowas nicht mehr dulden, deshalb gibt es Vollsperrung für den Schienenverkehr und durchgehenden MIV und SEV.

> Berücksichtigt werden muss allerdings auch, dass in früheren Zeiten andere
> Arbeitsschutzvorschriften bestanden, die mehr Arbeiten unter laufenden Betrieb erlaubten.

So sehr anders waren die Vorschriften in der DDR auch nicht, viel früher bis in die 30er Jahre herrschten aber ganz andere Verhältnisse auf Baustellen.

> Zudem kommt eine andere Unternehmensphilosophie. So äußerte letztlich BVG-Vorstandsmitglied Neckar,
> auf den Vorwurf dass man die Strecke nach Schmöckwitz auf Verschleiß gefahren habe, dass
> dieses "ganz Normal" wäre.

Eine gewisse Wartung ist nach BOStrab vorgeschrieben und wird auch ausgeführt. Reparaturen von Verschleißteilen wie Gleisbögen und Weichen lohnen aber vor in Aussicht genommenen Grundinstandsetzungen nicht mehr, daher unterbleiben sie, solange die Grenzwerte noch nicht erreicht wurden und die Zuwendungsanträge in Arbeit sind. Vor zehn Jahren reichte es völlig aus, den Erneuerungsbedarf zu beschreiben, jetzt werden vom Senat Wirtschaftlichkeitsberechnungen verlangt ...


so long

Mario
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen