Wenn ich mir diese beiden Aktuell-Artikel so durchlese, scheint es mir als sei die Stummel-U55 noch lange nicht der letzte Schildbürgerstreich Berlins gewesen. Nun verbaut man sich offensichtlich auch noch langfristig die S21 zumindest auf südlichem Abschnitt. Vor allem frage ich, warum hiermit eventuelle Regressansprüche billigend in Kauf genommen werden, wo man doch eigentlich ohnehin schon kein Geld mehr hat?
Artikel 1:
"Keine Flächenrückhaltung für die Stammbahn
In Bezug auf die Planungen, ein zusammenhängendes Grünareal vom Spreebogen bis zum Südpark erstellen zu wollen, wird die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Verkehr keine Flächen für die geplante Stammbahn zurückstellen. Die Senatorin Ingeborg Junge-Reyer antwortete auf eine Anfrage wörtlich, dass sie nicht einmal wisse, wo der Tunnelstutzen zur Ausfädelung der Stammbahn überhaupt installiert sei. Für sie hätten zunächst die Planung von Nah- und Erholungsgebieten und Ausgleichflächen von durch Infrastrukturen benachteiligten Bürgern Vorrang.
Das rund 200 Millionen Euro teure Vorhaben gilt mehr und mehr als unwahrscheinlich, so dass auch in diesem Falle, ähnlich der Cheruskerkurve, mit einer Rückzahlung der Bundesmittel für den Bau der Vorleistungen am neuen Nord-Süd-Tunnel zu rechnen ist. Die Planung der Wiederinbetriebnahme der Stammbahn vom Gleisdreieck entlang der heutigen S1 in Richtung Düppel entstand in den Neunzigern, steht aber heute konträr im Kontext zu den gekürzten Regionalisierungsmitteln, so dass die Länder Berlin und Brandenburg tendenziell keine Notwendigkeit in der Realisierung mehr sehen. Unlängst hatte die CDU in diesem Zusammenhang den Vorschlag eingebracht, statt der teuren Regionalbahn, nun die S-Bahn ab Zehlendorf zum Europaparc zu verlängern. Die Planungen laufen dahingehend derzeit weiter, um möglicherweise dadurch der Regressforderung des Bundes zu entkommen."
Artikel 2:
"Die S21 endgültig nur noch im Norden – Cheruskerkurve kommt nicht
Wie die Senatorin für Stadtentwicklung und Verkehr, Ingeborg Junge-Reyer, gestern zusammen mit dem verkehrspolitischen Sprecher der SPD, Christian Gaebler, bekannt gab, wird die S 21 zwischen Westhafen/Wedding und Hauptbahnhof nunmehr gebaut. Gespräche und verbindliche Vereinbarungen hätten diesbezüglich mit der Deutschen Bahn bereits stattgefunden, so dass mit einer Inbetriebnahme bereits vor dem Beginn des nächsten Jahrzehntes gerechnet werde.
Nicht Bestandteil der Maßnahme wird die Errichtung des zusätzlichen Haltepunktes an der Perleberger Brücke sein. Weder der Bedarf noch die Kosten rechtfertigten den Bau eines Bahnhofes in diesem Einzugsbereich, hatte es bereits in der Planfeststellung geheißen. Auch fraglich bleibt, ob und wann die S 21 vom Hauptbahnhof in Richtung Potsdamer Platz vorangetrieben wird. So sagte Christian Gaebler im Einklang mit der Stadtentwicklungssenatorin, dass es schon oft für die zusätzliche Nord-Süd-Verbindung, die am Gleisdreieck einen Umstieg zur U-Bahn bekommen soll, zeitliche Fixierungen gegeben habe, und verwies desgleichen auf die immensen Kosten.
„Alle Voraussetzungen am Hauptbahnhof in die Tiefe gehen zu können, sind berücksichtigt. Jetzt bauen wir erst einmal die Verbindung Nord, dann schauen wir weiter“, so die Senatorin Junge-Reyer. Christian Gaebler fügte hinzu, dass seine Partei es gewesen sei, welche die Notwendigkeit der S 21 überhaupt erst wieder erkannt hätte, nachdem ein Politiker aus den eigenen Reihen – Peter Strieder - den Bau gänzlich gestoppt hatte. Dennoch werde es noch diverse Umplanungen geben, weil zu bezweifeln sei, ob es für die sog. „Cheruskerkurve“ wirklich stichhaltige Fakten von positiven Effekten gäbe. Er selbst sei ein Bewohner der „Schöneberger Insel“, die beim Wiederaufbau der alten Trassenverbindung zum Ring stark beeinträchtigt würde. Für das Wohnumfeld verhalte sich ein entsprechendes Szenario contraproduktiv. Möglicherweise sei es völlig ausreichend, die Bahn am Potsdamer Platz in das bestehende Netz zu integrieren, so Gaebler. Doch all das liege in weiter Ferne; an eine Realisierung sei in den nächsten Jahrzehnten nicht zu denken.
Trotz dieser in naher Zukunft nicht möglichen Realisierung, erteilte die Senatorin Junge-Reyer einer immer wieder in der Diskussion befindlichen Wechselstrom-S-Bahn eine klare Abfuhr: „Von einer Idee, eine Mini-S-Bahn auf den Gleisen der Regionalbahn zwischen Gesundbrunnen und Südkreuz fahren zu lassen, halte ich überhaupt nichts.“
Trotz einiger durch den Bund finanzierter Vorleistungen für den Ausbau der S 21, wie der Fläche im Parkhaus am Gleisdreieck, gilt es als wahrscheinlich, dass Berlin eventuellen Regressforderungen nachkommen und damit die Projektierung der „Cheruskerkurve“ umgehen wird."