Richard Raupe schrieb:
Da bin ich mit dem
> "Monopolverkehrsmittel" Strablinie 1 in Berührung
> gekommen, manchmal auch fluchend, wenn die Bahn
> nicht kommt oder man lange warten muss.
Ein "Monopolverkehrsmittel" hast Du fast immer in einem öffentlichen Verkehrsnetz, es sei denn ,Du wohnst an einem Knotenpunkt oder an einer Hauptstraße, wo sich mehrere Linien kreuzen bzw. bündeln.
Da
> denke/dachte ich: "eine Buslinie hätte hier einen
> dichteren Takt" oder "eine Buslinie würde sicher
> zum Alex fahren und nicht in sicherer Entfernung
> daran vorbei" . . .
Taj, hier nusste man die Fehler der Straßenbahnstilllegung am Alexanderplatz 1967 ausbaden, als man auch im Ostteil der Stadt meinte, aus ideologischen Gründen die Straßenbahn zumindest in der Innenstadt reduzieren zu müssen. Nicht ganz grundlos war das in dem gleichen Jahr, als im Westteil die Straßenbahn ganz verschwunden war...
Glücklicherweise wird zumindest an dieser Stelle dieser Fehler jetzt korrigiert.
> Nun wohne ich in sichtbarer Entfernung zur
> Haltestelle "Oderbruchstr" und könnte in einigen
> Fällen wieder die Strab verfluchen. Auf'm
> Hinterhof habe ich sie nicht gehört, aber jetzt:
> Je älter eine GT6 erste Ausführung wird, desto
> rumpliger und lauter wird die Bahn.
Jetzt sind wir bei einem spezifischen Berliner Problem. Die älteren GT6 sind tatsächlich oft sehr lärmend - und man hat das immer noch nicht richtig in Griff bekommen. Die neueren Bahnen sind da glücklicherweise wesentlich ruhiger. (Bei der M10 gab es schon Beschwerden, dass einigen die Bahnen in der Danziger zu leise seien - man hört sie nicht mehr, wenn man über die Straße gehen will...)
Im Falle der Oderbruchstraße kommt noch hinzu, dass es sich hier stellenwesie noch (wen ich jetzt nicht völlig falsch liege) um unsanierte Gleise handelt. Eine Sanierung der Strecke mit lärmmindernden Gleisen - eventuell auch mit Verlegung auf einen eigenen Gleiskörper mit Rasen - würde hier spürbar Abhilfe leisten.
Nachts kommen
> an der Haltestelle alle 30 Minuten gleich 4
> Bahnen, wovon die Hälfte der Bahnen kreischt
> rumpelt, klappert, und die Weichen überfahren
> werden. Das nervt manchmal schon. Auch ist die
> Oderbruchstr. eine "Ausflugschneise" des
> Busbetriebshofes Indira-Gandhi Str. Die Busse hört
> man kaum, schließlich klappern kreischen, rumpeln
> die nicht in der Oderbruchstr.
Meine persönliche Erfahrung ist anders. Wenn bei mir (Gründerzeitstraße) Schienenersatzverkehr ist, dann sind die Busse wesentlich lauter als die Straßenbahn. Vor allem, beim An- und Abfahren an Haltestellen (was bei den Aussetzern in der Oderbruchstraße kaum der Fall sein dürfte). Hinzu kommt, dass ich selbst auf einige dutzend Meter Entfernung die Abgase der Busse "schnuppern" darf.
Selbst wenn man in
> der Straße "Am Friedrichshain" wohnt ist der 200er
> Bus recht erträglich versus wenn man einer Strab
> Strecke in Berlin wohnt. Selbst im 15. Stock eines
> Punkthochhauses in der Marzahner Promenade nervt
> die Strab mit ihren eigentümlichen Geklapper und
> Gekreische eher als die ganzen Buslinien, die da
> fahren.
Wie gesagt, ein Problem was man lösen kann - wenn man will.
Wobei der Vergleich auch etwas hinkt. Busse sind in Marzahn tief in der Nacht kaum unterwegs und fahren auch über andere Strecken. Busse auf der selben Trasse und mit selber Geschwindigkeit wie die Straßenbahn würdest Du mit ziemlicher Sicherheit nachts ebenso hören - mindestens beim An- und Abfahren an jeder Haltestelle, beim Abbremsen und beschleuinigen etc.
Aber zum Thema Lärmreduzierung gibt es sowogl bei Bus und Straßenbahn noch viel zu tun...
>
> Der "Parallelverkehr" in der Schönhauser: Da kam
> ja ein Ansatz von Dir: Warum den Verkehr nicht
> ganz geradeaus durch die Pappelallee - Wicherstr.
> und dann weiter wie gehabt führen und das mit
> Strab und in der Schönhauser nur U Bahn? Das wäre
> für die Feinerschließung in der Gegend sicher gut,
> aber es gibt ja keinen Willen und Geld dafür.
Der sog. Parallelverkehr in der Schönhauser ist sehr sinnvoll und funktioniert auch gut. Die Straßenbahnen sind dort sehr gut ausgelastet - besser als so manche "allein" fahrende Metrotramlinie in dieser Stadt. Die Straßenbahn in der Schöhauser entspricht nun einmal einen Hauptverkehrsstrom der Fahrgäste im Bereich Mitte/Prenzlauer Berg/Pankow. Die Schönhauser Allee ist nun einmal Einkausfszentrum, beitet eine Umsteigemöglichkeit zur Ringbahn, verfügt über Freizeiteinrichtungen etc. Es ist wenig zielführend anzunehmen, das man mit einer wie auch immer gearteten Umwegführung neue Fahrgäste gewinnen würde oder dann alle Fahrgäste für 1-2 Stataionen in die U2 umsteigen würden, um an ihr Ziel zu kommen. Die Leute wollen nun einmal in die Schönhauser und Kastanienallee - möglichst direkt, umsteigefrei und bequem. Und die Fahrgastzahlen der M1 geben dieser Linienführung recht.
An anderer Stell hast Du moniert, dass die Straßenbahn (ehemalige Linie 1) knapp vor dem Alexanderplatz abgebogen ist - warum soll man das jetz aber für die Schönhauser fordern? Nur weil eine U-Bahn mit völlig anderen Vrkehrsaufgaben ein kurzes Stück parallel fährt?
> Ich hatte auch mal Denkansätze, dass mit der
> Feinerschließung nur durch Bus der Weg zur
> Haltestelle nicht mehr so weit ist, als bspw. mit
> Feinerschließung durch Strab.
Dieses Prinzip hat man in vielen Städten schon versucht und es hat sich in dichter bewohnten, innenstadtnahen Stadttelen als Irreweg erweisen, der in der Summe viele Fahrgäste kostet und einen sehr teuren ÖPNV-Betrieb verursacht.
Ersetzt man eine bisher durchgehende Relation (auch noch eine, die mit Schienenverkerhsmitteln angeboten wurde) durch eine gebrochene Verbindung mit Zubringerbus - U-Bahn, ist dies bis zu einer Entfernung von ca. 10km mit einer Fahrzeitverlängerung (Umsteigewege und -zeiten miteinberechnet) und einem Komfortverlust (Umsteigezwang mit Treppensteigen etc, mehr Fahrplankenntnis etc.) verbnden. Statt zu zusätzlichen Fahrgästen führt dies zu einer Abwanderung - aufs Auto, z.T. aufs Fahhrad etc. Folglich werden auf den Zubringerbuslinien nur wenige Fahrgäste befördert und deren werden Takte weiter ausgedünnt (was wieder Fahrgäste kostet). Irendwann hat man in der Fläche nur ein unattraktives Minimalangebot, wo kaum jemand mitfährt - oder es verschwindet dann komplett...
Als Ergänzung zu einem Schnellbahnsystem muss somit ein sehr teures und wenig ausgelastetes Busergänzungssystem für die einzlenen Stadtteile vorgehalten werden.
Man kann so etwas auch in Berlin gut beobachten: Während z.B. im Prenzlauer Berg alle Straßenbahnstrecken (trotz S-und U-Bahn in der Nähe) gut bis sehr gut ausgelastet sind und man ein fast komplett flächendeckendes Schienennetz mit kurzen Fußwegen zur nächsten Halstestelle hat und so auf Busse fast ganz verzichten werden kann, sind viele Westberliner innenstadtnahe Quartiere lediglich über irgendwelche wenig nutzbare und sehr unwirtschaftliche Zick-Zack-Linien alle 20 Minuten angebunden.
Der Versuch, dieses Modell auszuweiten (mit dem Metronetz 2004, wo mit den Linien 341, 342,343,387 mehrere neue solcher Linien eingeführt wurden) ist wieder einmal kläglich gescheitert.
>
> da gebe ich Dir recht; Rumpelkisten sind
> heutzutage nicht mehr zeitgemäss; aber leise,
> bequeme Kisten sind IN.
So ist es. Für eine sinnvolle Entwicklung und Perspektive des ÖPNV in Berlin ist die Straßenbahn unverzichtbar - und zwar als modernes, dem Stadtraum angepasstes Verkehrsmittel. In Pankow und Köpenick ebenso wie v.a. auch im Westteil der Stadt.
Alle Versuche, den ÖPNV in Berlin ohne Straßenbahn organisieren zu wollen werden zu Fahrgastverlusten und einem teureren Betrieb führen - da können hier einige noch so sehr von irgendwelchen Busoberdecks schwärmen - wobei mir sachliche Beiträge lieber wären, denn da kann man ja noch sinnvoll diskutieren ;-).
Viele Grüße
Ingolf