Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Transitstrecken U6 und U8
geschrieben von Thorsten Bartel 
Liebe Forumsmitglieder!

Ich wende mich an die älteren unter Euch oder auch an alle, die etwas zu diesem Thema sagen können. Auch wenn mir vieles über die Mauer und die damit verbundenen Verkehrseinschränkungen bekannt ist, konnte ich doch bisher trotz intensiver Suche nichts zu folgendem Punkt herausbekommen:

1. Wurden die U-Bahnhöfe der U6 und U8 in der Nacht zum 13. August 1961 noch angefahren oder war um Mitternacht Schluß? Wenn ja, wurden die Bahnhöfe nur geschlossen oder auch schon mit Kampftruppen besetzt?

2. War der Zugverkehr unterbrochen und wenn ja wie lange?

3. Gab es Fluchtversuche durch die Transittunnel (mir ist eine geglückte Flucht bekannt) die schiefgingen?

4. Wurden die am Alexanderplatz zur U8 hinabführenden Abgänge bewacht ,obwohl sie vermauert waren?

5. Stimmt es, daß die DDR die Tunnel der U6 unter der Friedrichstraße mit der U2 verbinden wollte?

Ich danke Euch für Eure Mithilfe!

LG
Thorsten
Thorsten Bartel schrieb:
-------------------------------------------------------
> 5. Stimmt es, daß die DDR die Tunnel der U6 unter
> der Friedrichstraße mit der U2 verbinden wollte?

Ja, es stimmt. Des Weiteren war dies nicht nur ein Plan sondern es wurde auch mit den Arbeiten begonnen. Bei den damaligen Hausbauarbeiten (ca. 1989) an der südwestlichen Ecke Friedrichstraße/Mohrenstraße wurde der Tunnel gebaut, allerdings nie zu Ende gestellt und nie mit den vorhandenen Tunnelanlagen verbunden. Die Wende kam dazwischen. Mit dem Neubauten Mitte der 90er(?) verschwand er wieder.

Das Verbindungsgleis wäre vom Richtungsgleis Pankow der U2 kurz vor dem Bahnhof Stadtmitte nach rechts abgezweigt und vor dem U6-Bahnhof auf das Richtungsgleis Alt-Mariendorf gestoßen. ("vor" bezieht sich auf die Fahrtrichtung Potsdamer Platz -> Kochstraße.)

Jens
Hallo allseits,

in Sachen Transit schaue ich das meiste hier [www.berliner-untergrundbahn.de] nach, ich denke aber das dir diese Quelle schon bekannt ist. Lesenswert ist es allemal.

Gruß D. Vielberth
[www.gleistreff.de]
Alles ist wie immer, nur schlimmer... (Bernd das Brot)
Thorsten Bartel schrieb:
-------------------------------------------------------
> 1. Wurden die U-Bahnhöfe der U6 und U8 in der Nacht zum 13. August 1961 noch angefahren oder war um Mitternacht Schluß?

Soweit mir bekannt ist, bis Betriebsschluss lt. Fahrplan. Die Linien hießen damals C und D.

> Wenn ja, wurden die Bahnhöfe nur geschlossen oder auch schon mit Kampftruppen besetzt?

Die Zwischenbahnhöfe übernahm die Trapo, die Grenzbahnhöfe die Grepo von den dort diensttuenden Zugabfertigern. Die genauen Umstände sind mir nicht bekannt.

> 2. War der Zugverkehr unterbrochen und wenn ja wie lange?

Der durchgehende Zugbetrieb soll nicht unterbrochen worden sein. Die geschlossenen Bahnhöfe wurden ab Betriebsbeginn einfach durchfahren. Sowas kommt auch heutzutage gelegentlich vor.
Dennoch hatte die BVG vorgesorgt und Weichenverbindungen angelegt bzw. vorbereitet. Die zwischen Reinickendorfer Str. und Schwartzkopffstr. sowie die zwischen Bernauer und Voltastraße existieren heute noch. Die am Bhf. Kochstr. ist inzwischen ausgebaut, die am Bhf. Moritzplatz wurde nie eingebaut.

> 3. Gab es Fluchtversuche durch die Transittunnel (mir ist eine geglückte Flucht bekannt) die schiefgingen?

Anzunehmen. Bei solchen Sachen herrschte absolute Nachrichtensperre. Vielleicht im Mauermuseum erkundigen?

> 4. Wurden die am Alexanderplatz zur U8 hinabführenden Abgänge bewacht, obwohl sie vermauert waren?

Nein. Der Durchgang vom Eingang im Berolinahaus zur E-Linie über die Bahnsteigplatte war für Mitarbeiter der BVB möglich. Dort befanden sich Räume der Bahnmeisterei. Die durch Mauern abgetrennten Bahnsteigkanten waren durch Trapo und technische Einrichtungen streng bewacht.

> 5. Stimmt es, daß die DDR die Tunnel der U6 unter der Friedrichstraße mit der U2 verbinden wollte?

Ja, der Rohbau inmitten der Fundamente für die Neubebauung der Friedrichstraße war fertiggestellt, die Anbindung an die Linien A und C sowie die Übergabe an die BVB sind nie erfolgt. Das Tunnelstück verschwand mit dem Abriss der begonnenen DDR-Bauten nach Rückübertragung der Grundstücke wieder.


so long

Mario
Anonymer Benutzer
...
28.11.2006 18:52
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.01.2011 15:17 von 54E.
54E schrieb:
-------------------------------------------------------
> Die Bahnhöfe wurden nicht durchfahren.
> Auf allen Stationen wurde ganz normal angehalten
> und ohne Fahrgastwechsel weitergefahren -

Dies stimmt so nicht: ab September 1961 bin ich regelmäßig auf der Linie C gefahren und es wurde nicht gehalten, sondern immer nur langsam durchgefahren.


Beste Grüße
Harald Tschirner
./.
28.11.2006 23:21
./.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.05.2009 01:55 von André Loop.
Erst einmal vielen Dank für Eure Beiträge!

zu Mario: Danke für den Tip mit dem Mauermuseum aber da habe ich leider auch nichts herausbekommen. Jetzt wo Du es sagst, kann ich mich auch dunkel wieder daran erinnern, daß man vom Bahnsteig Alexanderpl., wenn man per U8 durchfuhr, so "eigenartige" Mauern sehen konnte. Und natürlich die Trapos.

Ich kann mich noch gut erinnern, daß die Züge mit verminderter Geschwindigkeit fuhren. Ich hatte als kind immer Schiss, jetzt hält der Zug und die holen uns raus hier. Verrückt.

Gab es eigentlich pläne, wie man mit der U6 / C verfährt, wenn die DDR den Streckentunnel auf ihrem Gebiet für sich beansprucht hätte? Ersatztunnel durch den Tiergarten etc?

LG Thorsten
Thorsten Bartel schrieb:
-------------------------------------------------------

>
> Gab es eigentlich pläne, wie man mit der U6 / C
> verfährt, wenn die DDR den Streckentunnel auf
> ihrem Gebiet für sich beansprucht hätte?
> Ersatztunnel durch den Tiergarten etc?

Ende der 80er Jahre hat die DDR Berlin-West davon in Kenntnis gesetzt, dass sie den U6-Tunnel wieder haben wollen. Daraufhin hat dann die Verkehrsplanung erst begonnen, Alternativpläne wie z.B. eine Umgehung, einen zweiten Tunnel unter dem alten und ein Konzept mit gemeinsamer Nutzung der Strecke mit Bahnsteigtüren auszuarbeiten. Durch die deutsche Einheit haben sich diese Pläne allerdings erledigt. Das hat mir so ein ehemaliger Kollege (Verkehrsplaner) erzählt, ich bin zu jung, um das aus eigener Anschauung zu wissen.

Gruß Nemo


./.
29.11.2006 10:16
./.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.05.2009 01:54 von André Loop.
André Loop schrieb:
-------------------------------------------------------

> zu Verbinden, einen interessanten Artikel dazu
> stand mal in den BVB.

Ich glaube eher [www.verkehrsgeschichtliche-blaetter.de] , genauer im Heft 6/2002 Seiten 162 bis 166. Aber Hinweise auf die Literatur werden ja hier im Forum von den usern nur sehr ungerne angenommen. Auch würde die Ursprungsfrage nicht alle 6 Monate erneut gestellt werden wenn mal die Suchfunktion betätigt würde.
Nemo schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ende der 80er Jahre hat die DDR Berlin-West davon in Kenntnis gesetzt, dass sie den U6-Tunnel wieder haben wollen.

Die Transitstrecken C und D im sowjetischen Sektor befanden sich immer in Rechtsträgerschaft der BVG-Ost / BVB, die für die Benutzung der Strecken durch die BVG-West / Senat von Berlin vertraglich vereinbarte Nutzungsgebühren erhielt. Die Gelder kamen leider kaum dem Kombinat BVB zugute, sondern wurden an den Staatshaushalt abgeführt.
Alle geschlossenen Bahnhöfe beider Strecken wurden an der Oberfläche mittels Omnibus teilweise in dichtem Takt bedient (Linien 16 und 18, später 78). Es gab immer wieder Vorstellungen von Mitarbeitern in Magistrat und im DDR-Verkehrsministerium, die Transitstrecken selbst zu nutzen. Im Widerstreit der gegensätzlichen Interessen (Treibstoffeinsparung, Deviseneinnahmen, Grenzsicherung) wurde jedoch bis zur politischen Wende kein Ergebnis erzielt, so dass sich an der Betriebsweise von August 1961 bis November 1989 nichts änderte.

so long

Mario
André Loop schrieb:
-------------------------------------------------------
> Zum Einsatz sollten Kleinprofilwagen kommen, es wurden extra mehr Giselazüge bestellt,
> als eigentlich für die Strecke Pankow - Otto-Grotewohl-Straße notwendig waren.

Nach Außerbetriebnahme der restlichen A-Fahrzeuge waren gerade soviel G-Wagen vorhanden, wie für den bei Großveranstaltungen zu fahrenden 2-min-Betrieb erforderlich waren. Kannst du leicht selbst nachrechnen: Fahrzeit Pankow (Vinetastr.) - Thälmannplatz / O.-G.-Str. jeweils 19 min + 1 min Fahrt in/aus der Kehre Vineta sind 40 min macht mit Kehrzeiten rund 50 min Umlauf. Bei 2 min Zugfolge benötigt man 25 8-Wagenzüge. Der Einsatzkoeffizient lag bei 80% (nur selten wirklich erreicht), also waren rund 30 Züge (240 Wagen) Bestand notwendig und sind auch vorhanden gewesen. Fahrplanmäßig wurde in der HVZ 2,5-min-Takt gefahren, wofür meist 20 Züge + Reserve Pd und VIN im Einsatz standen.

Für die Bedienung der C-Linie mit 2x7,5 min Fahrzeit und je 5 min Kehrzeit wären bei im 5-min-Takt fünf 6-Wagenzüge, also weitere 15 DTw erforderlich. Die waren nie vorhanden, für 1990/91 waren meines Wissens auch keine weiteren Beschaffungen für Kleinprofil geplant. Man wollte für die A-Linie in eine neue Betriebswerkstatt investieren und begann mit der Streckenverlängerung in Pankow.

so long

Mario
Anonymer Benutzer
...
29.11.2006 20:37
...



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.01.2011 15:18 von 54E.
./.
29.11.2006 22:08
./.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.05.2009 01:52 von André Loop.
Anonymer Benutzer
...
29.11.2006 22:47
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.01.2011 15:18 von 54E.
./.
29.11.2006 22:53
./.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.05.2009 01:51 von André Loop.
André Loop schrieb:
-------------------------------------------------------

> Bestellt und geliefert.
> Und damit ist das Thema für mich auch erledigt.

Benehmt euch bitte.

Thema Nutzung der Transitstrecke für die BVB selbst wird m.E. überbewertet.
Außer dem Tunnelstück, dass wegen der anstehenden Neubebauung der Friedrichstraße mit den Fundamenten der Neubauten 1988 errichtet werden musste, gab es keinerlei sonstige Vorleistungen dafür. Auch für den Anschluss an die bestehenden Strecken A und C nicht.
Es gab BVB-seitig keine Fahrstromversorgung, keine Signalstromversorgung, kein Stellwerk, keinen Tunnelfunk, keine Weichenverbindungen zum Kehren in Mic und Sdw, nicht mal das Kehrgleis in Nf war noch angeschlossen. Die G-Wagen hätten Blumenbretter tragen müssen, mit denen aber keine Werkstatt erreichbar gewesen wäre. Ansonsten hätten alle Bahnsteigplatten neu gebaut werden müssen, da das Anstückeln von 20 cm Bahnsteigkante nicht geht.

so long

Mario
Hallo

der weiße bim schrieb:
-------------------------------------------------------
> Die G-Wagen hätten
> Blumenbretter tragen müssen, mit denen aber keine
> Werkstatt erreichbar gewesen wäre. Ansonsten
> hätten alle Bahnsteigplatten neu gebaut werden
> müssen, da das Anstückeln von 20 cm Bahnsteigkante
> nicht geht.

Hätte man nicht auch das Gleis um 20 cm an den Bahnsteig heranrücken können?

Viele Grüße

Ulrich C.

./.
01.12.2006 12:23
./.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.04.2009 14:41 von André Loop.
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen